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Montagu Mountain Mania

Montagu Mountain Mania

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Hallole,

Ich finde es richtig schade, daß ihr alle so weit weg seid und keiner sagen können wird, er kennt die Strecke, aber ich berichte trotzdem... weil ich noch kein südafrikanisches Forum entdeckt habe, das ähnlich informativ und konstruktiv ist wie dieses hier.

Nachdem ich meinen ersten Hauptstraßenlauf für dieses Jahr im April hatte und mein Ziel von 1:50 auf den Halbmarathon fast erreicht hatte, dachte ich, ich schaue mich mal wieder um, was es sonst noch gibt und entdeckte einen Crosslauf in Montagu. Die Gegend ist irreschön und so scheuten wir uns nicht, die 2 Stunden Anfahrt auf uns zu nehmen. Leider war das Wetter in den letzten Tagen sehr regnerisch und so sprangen 2 Leute noch kurz vorher ab. Zu zweit machten wir uns auf den Weg...

Montagu erreicht man nur über einen kleinen Pass und genauso war dann auch die Laufstrecke. Ich hatte mich für die 17 km entschieden. Zunächst ging es durch eine enge Schlucht, wunderschön. Man läuft direkt am Flußlauf, auch mal direkt durchs Schilf, über drei Flüsse (auf Holzbalken balancierend) und rechts und links ragen direkt massive Felswände steil nach oben. Hier waren auch Klettermeisterschaften und die Wänder verengen sich nach oben sogar leicht. Kein Regen, aber alles war sehr aufgeweicht und nass. Die Stimmung war dennoch super. Jemand hinter mir hatte den Forerunner, den ich mir in einem Monat kaufe und sagte die Strecken an. Ich war recht geschockt, wie "langsam" man über unebenes Gelände ist. Nach 3 Kilometern Schlucht und Ebene ging es schließlich daran, 600 Höhenmeter zu bezwingen. Die gesamte Bergstrecke bestand aus einem schmalen Wanderweg. Es war nass und ich hatte nur normal-profilige Turnschuhe, aber der rauhe Granitfels ließ einen nur wenig rutschen. (Die Entscheidung, dort zu laufen war recht spontan und ich hatte mich gegen das Laufen in neuen Trail-Schuhen, lieber für eingelaufene, alte Schuhe entschieden). Den Berg hoch gaben alle sofort das Laufen auf und es begann ein "speed-climbing". Nach knapp einer Stunde hatten wir dann also 5,5 km (gesamt) hinter uns gebracht. Uffz. 2,5 km in 40 Minuten! Das konnte ja heiter werden. Oben auf dem Gipfel gab es Orangenschnitze, das munterte mich auf. Bergab dann laufen, springen, konzentrieren, ich bin auch zweimal gefallen, nur Kratzer, Glück gehabt. Erinnerte mich ein bißchen an Wedeln beim Skifahren und intuitiv fing ich den Schwung oft seitlich ab. Es machte Spaß... irgendwann wurde ich von 2 Frauen blockiert, die mit wenig Sinn für Wettkamp mich für 10 Minuten nicht durchließen obwohl ich ihnen an den Fersen hing und bat, mich vorbeizulassen. Irgendwann durfte ich dann passieren... Damit lag ich an 5. Position unter den Frauen (von insgesamt 10 oder 11).
Nach dem bergab eine kurze Strecke über breite matschige Feldwege, dann ein zweiter Abschnitt über einen kleineren Hügel, ähnlich felsig wie der voherige Berg. Bis hierher waren alle Flüsse seitlich gerade noch passierbar gewesen, doch dann stieß ich auf ein Rätsel. Ich sah die Wegmarkierung der anderen Seite, aber keinen Weg. Also 20 Meter durch den Fluss waten (links steile Felsen, rechts Schilf). Knietief! Puuh. Was ein Gefühl mit komplett durchtränkten Schuhen weiterzulaufen. 10 Grad Außentemperatur, aber das merkte man irgendwie gar nicht. Erst ein Stück weiter als mir bei einem eigentlich flacheren bergauf-Abschnitt die Kraft ausging und ich nicht lief, sondern ging, wurde mir kalt. Es kam ein zweiter Fluß, den wir durchqueren mußten und da der Untergrund glitschig war, fiel ich halb hinein und war triefnass. Ich fragte mich kurz, ob der Spaß jetzt aufhört, aber irgendwie fing er an. Ich mußte laut über mich lachen und erhaschte Sicht auf ein blaues T-Shirt. Das gab mir Auftrieb... jemand, den ich vielleicht noch überholen konnte.
Es ging weiter bergauf, bergab, über schmale Wanderwege, ein Schild, noch 5,5 km. Als es noch 4 km waren, tauchte eine der unfreundlichen Damen hinter mir auf, die Gleiche, die mich nicht durchgelassen hatte. Das war der nächste Energie-Boost, die sollte mich nicht kriegen. Wir waren bald beim letzten Abschnitt, der 3 km Schlucht vom Anfang, ich genoß die Landschaft. Mittlerweile waren viele Pfützen auf dem Weg so voll (während wir auf dem Berg waren hatte es im Tal geregnet, ich hatte nur 5 Tropfen Regen während meines gesamten Laufs), daß man mittendurch mußte, aber ich war ja schon nass! Der Abstand zur unfreundlichen Dame wurde wieder größer und ich holte gegen Ende noch fast 3 Männer ein...
Wurde dann 43. von 66. Meine Zeit 2:26:35, die beste Frau 1:55 und der beste Mann 1:17!!!!!! Ich war zufrieden!

Ich hatte mir vorgenommen, einen schönen anstrengenden Trainingslauf zu haben und mal in Crossläufe hineinzuschnuppern und es hätte nicht schöner sein können! Montagu hat heiße Quellen, in die wir nach dem Lauf sofort eintauchten... Super Organisation, tolle Strecke, großzügige Sponsoren... Ich fürchte, es war unschlagbar und die Memmen, die wegen des Wetters zu Hause geblieben waren, würden es nach unseren Beschreibungen sicher bereuen. Meine Freundin wurde sogar 3. Frau über die 10 km Strecke. Da sie dort zu wenige Teilnehmer hatten, sahnte sie sogar noch ein T-Shirt für "first 25 entries" ab.

Fazit: Crosscountry ist echt mal was für die benachbarten Muskelgruppen. Angeblich ist es ja förderlich, solche auch ab und zu zu trainieren. Spüre heute die hinteren Beinmuskeln, meinen Hintern, die Waden und die Schulterblätter. Letzteres wundert mich, aber könnte an Ausgleichsbewegungen liegen... Verletzungsgefährlich ist crosslauf glaube ich auch, wenn man so wie ich nicht richtig vorbereitet ist. Konnte "alte Schwachstellen" spüren, die 10 Jahre geschwiegen haben, wie Kniee, meine Außenbänder am linken Fuß und ein Muskelfaserriss am linken hinteren Oberschenkel. Aber vorsichtig genossen, ab und zu, gerne wieder!

Laufe übrigens voraussichtlich am 25. Juni 10 km in Altheim und am 2. Juli in Wilhemsfeld. Beides bei Heidelberg. Kommt noch jemand?

Grüße, Maline :wink:

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...ach ja, ich glaub da hab ich schon mal übernachtet - das ist doch die erste Stadt nach Ronnies Sex-Shop :D wenn man von Outshoorn kommt. An die heissen Quellen und die Schlucht kann ich mich noch erinnern.

Gruss nach ZA
Siegfried

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Das liest sich nach einem tollen Lauf!
Leider ist das nicht gerade um die Ecke. :frown:
Und leider ist dein Bericht unter den anderen etwas untergegangen...
"If I had no sense of humor, I would long ago have committed suicide." (Gandhi)

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Hallo,
toller Bericht und toller Lauf. Das macht wirklich Lust auf's Mitlaufen - wenn's bloß nicht so weit weg wäre... Welche Temperaturen hattet Ihr bei dem Lauf?

Das mit den beiden Läufen im Juni/Juli überleg ich mir mal - die Gegend würde jedenfalls passen ;-)

Viele Grüße

Michael


P.S. Nette Kneipen gibt's in Stellenbosch; da hab ich mal vor Jahren CCR live erlebt... Gibt's den Backpacker Hakuna Matata noch?

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Es war ziemlich kalt für hiesige Verhältnisse. Es hatte zwischen 8 und 10 Grad bei dem Lauf... Allerdings kaum Wind und nur ein kurzer Regen.

Hakuna matata gibts glaube ich nicht mehr.

Ich bin noch anderthalb Jahre hier, dann steige ich in Deutschland ein, deswegen lese ich immer alle Laufberichte und sortiere schon mal vor, was ich mal laufen will.

Den Comrades (89 km) hier in Südafrika schaffe ich zeitlich nicht mehr, aber eventuell den Two Oceans (56). Die Berichte vom Rennsteig fand ich klasse.... aber das sind Träume von morgen... im Moment erstmal das Training ausbauen und für den Marathon im November vorbereiten. Kommt Zeit, kommt Ultra. Wow. Nochmal allen Hut ab!
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