Gar nicht so einfach, einen Bericht zu schreiben. Ich bin immer noch so happy, dass ich gar nicht weiss, wo ich anfangen soll zu erzählen. Doch am besten von Anfang an.
Im Sommer letzten Jahres setzte sich bei mir der Gedanke fest, mal zu erfahren wie das so ist, weiter als Marathon zu laufen. Und der Gedanke liess mich auch nicht mehr los. Und so habe ich mich dann auch ziemlich schnell angemeldet, als die Anmeldung für den Rennsteig eröffnet wurde.
Das Frühjahr lief trainingstechnisch ziemlich durchwachsen, doch die neue Marathon-PB vor drei Wochen in Duisburg machte mir dann doch wieder Mut. Vielleicht konnte es ja was werden... Meine Nervosität wuchs von Tag zu Tag und ich bin vor einem Lauf eigentlich noch nie nervös gewesen.
So stand ich dann also völlig nervös kurz vor 6 Uhr auf dem Marktplatz in Eisenach und überlegt mir bestimmt zum 100. Mal warum ich das überhaupt mache. Lange Zeit darüber nachzudenken hatte ich nicht, denn schon ging es los. Die Sonne schien von einem wolkenlos blauen Himmel, die Stimmung rings um mich herum war super, also eigentlich konnte nichts schiefgehen...
Locker vor mich hintrabend ging es schon bald an die ersten Steigungen. Laufen oder gehen? Ich hatte so ungefähr alle Rennsteiglaufberichte gelesen, die ich im Internet finden konnte. Ein Zeitziel hatte ich nicht, also wäre gehen wohl die bessere Alternative gewesen. Ich bin trotzdem gelaufen (zumindest am Anfang). Langsam krochen die ersten Wolken über den Himmel und die Läuferschlange über zum Teil sehr matschige Wege den Hang hoch. Eigentlich hätte km 5 doch schon längst da sein müssen? Er kam bei 41 Minuten, also so langsam war ich nun auch nicht. Bestimmt stand das Schild falsch, was auch einige Läufer um mich herum bestätigten.
Die nächsten km bis zum Dreiherrenstein bei km 20,6 habe ich so bewusst gar nicht wahrgenommen. Das Läuferfeld war immer noch sehr dicht zusammen und irgendwie schwamm ich so in der Menge mit. An sehr steilen Steigungen wurde auch schon gegangen und bergrunter schön laufen lassen. Das ergab so mit der Zeit einen Rhythmus, der sich durch den ganzen Lauf ziehen sollte.
Dann gab es den Anstieg zum gr.Inselsberg. Mittlerweile hatten sich die Wolken ganz zugezogen und den Wind konnte man schon fast als Sturm bezeichnen. Als wir oben auf den Gipfel kamen hingen wir halb in den Wolken und es war ziemlich kalt. So, das war also der erste grosse Anstieg dieses Laufes gewesen. Ich fühlte mich irgendwie schon ziemlich kaputt und mochte gar nicht darüber nachdenken, was da jetzt noch auf mich zukommen sollte.
Die folgenden km (km 28-37,5) waren mit Abstand die allerschlimmsten im gesamten Lauf. Ich hatte noch nicht einmal die Hälfte der Strecke geschafft und fühlte mich aber schon total kaputt. Die 30km-Markierung und auch die 35km-Markierung wollten und wollten einfach nicht kommen...
An der Ebertswiese bei km 37,5 tankte ich dann verpflegungstechnisch erst einmal ausgiebig auf, bevor ich mich dann an die weitere Strecke machte.
Und siehe da, es ging auf einmal. Die Beine liefen einfach (oder gingen halt, je nach Neigungswinkel der Strecke). Ich war nicht wirklich schnell unterwegs; meistens so um die 35 Minuten/5km aber das ging gut.
Mir immer wieder neue Zwischenziele suchend, war es dann auch gar nicht mehr weit bis zum Grenzadler. Mittlerweile hatte es dann auch noch angefangen zu regnen, der Wind blies teilweise auch schräg von vorne, aber ich empfand das gar nicht mehr so schlimm. Es lief einfach.
Nach dem Grenzadler sollte dann die letzte "grosse" Steigung zum höchsten Punkt der Strecke folgen. Ich war mir jetzt absolut sicher anzukommen und hätte die ganze Zeit einfach nur grinsen können. Auf der anderen Seite sagte ich mir: Freu Dich nicht so früh, selbst wenn Du da oben bist, sinds immer noch 12 km. Du weisst wie lang die sein können. Aber irgendwie war die Freude einfach grösser als alle Vernunft. Oben angekommen, liess ich es dann den Berg herabrollen. Ich war völlig durchnässt, es war saukalt aber es lief. Die beiden letzten km vorm Ziel sogar unter 5 min/km (nagut, ging ja auch bergab ). Den letzten Buckel zum Zieleinlauf hoch, dabei noch eine Frau "eingesammelt", und ins Ziel.
Als mein Freund dann anschliessend auf mich zukam, habe ich erst einmal geheult. Keine Ahnung warum. Vielleicht einfach, weil ich noch nie so zufrieden gewesen bin...
Für die Statistik:
Endzeit: 08:24:05
Platz: 51
Platz WHK: 6
P.S.: Das witzigste war dann hinterher noch, dass ich damit dt. Vize-Hochschulmeisterin im Ultralauf geworden bin. Solange keiner fragt, wieviele denn daran teilgenommen haben (nämlich 2) hört sich das doch toll an, oder nicht?
[Ein paar Bilder folgen morgen]
Rennsteig - Mein erster "Ultra"
1geplant:
15 Feb Joker Trail
04 Apr UT Mont Terrible (Tag 1)
05 Apr UT Mont Terrible (Tag 2)
02 May Trail du Grand Ballon
20 May Rigimarsch
12 Jun Scenic Trail K113
15 Feb Joker Trail
04 Apr UT Mont Terrible (Tag 1)
05 Apr UT Mont Terrible (Tag 2)
02 May Trail du Grand Ballon
20 May Rigimarsch
12 Jun Scenic Trail K113