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Schlau gelaufen

Schlau gelaufen

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Schlau gelaufen


Joggen entspannt und macht manchmal sogar glücklich. Doch macht Laufen auch schlau? Anhaltspunkte dafür gibt es, fand eine 2005 durchgeführte Pilotstudie am Uniklinikum Ulm heraus. Dieses Jahr untersucht die Akademie gemeinsam mit Sport- und Neurowissenschaftlern in einer Folgestudie, welche kognitiven Prozesse sich im Gehirn von Läufern abspielen - und bringt damit 100 Probanden ganz schön ins Schwitzen.

Jogging im kleinen Kreis: die Pilotstudie


Am Anfang habe lediglich die Gewissheit gestanden: "Sport tut gut", so der Molekularbiologe Ralf Reinhardt, der als Dozent an der Akademie für Medizinische Berufe am Ulmer Universitätsklinikum arbeitet. Aus dem Tierreich und von Untersuchungen an alten Menschen habe es Anhaltspunkte gegeben, die den positiven Effekt von Bewegung belegen. "Wie sich Ausdauertraining allerdings auf die Konzentrations- und auf die Merkfähigkeit junger, gesunder Menschen auswirkt, wussten wir nicht", erzählt Reinhardt. Der Wissenschaftler wandte sich an Prof. Manfred Spitzer vom Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL), das auch am Ulmer Uniklinikum angesiedelt ist, und schlug eine Studie zum Thema vor. Spitzer stimmte zu. Der Vorteil an der Kooperation: Das ZNL brachte durch seine Untersuchungen auf dem Gebiet der Kognitionswissenschaften mit Schwerpunkt Lernforschung ein breites Grundlagenwissen mit, Reinhardt konnte durch seine Tätigkeit an der Akademie 30 Schüler im Alter von 17 bis 19 dazu motivieren, an einer Pilotstudie mitzumachen.
Jeweils nach Unterrichtsschluss lief die Hälfte der Probanden sechs Wochen lang los, die anderen 15 nahmen ausschließlich an den begleitenden psychologischen und leistungsphysiologischen Tests teil. Dazu zählten ergometrische Tests am Anfang und am Ende der Studie, Reinhardt untersuchte das Blutbild, um Rückschlüsse auf eine eventuell verbesserte Sauerstoffversorgung des Gehirns zu ziehen, und das ZNL prüfte, wie die Schüler unter Zeitdruck arbeiten und wie viel sie sich merken können. "Wir fanden zwar heraus, dass unsere Läufer weniger Fehler machten", resümiert Reinhardt. Was im Gehirn passiert und ob nach mehreren Wochen eine Sättigung der Konzentrations- und Merkfähigkeit eintritt, fand das Forscherteam anhand der Untersuchungen jedoch nicht heraus. Eine zweite Studie schien notwendig - eine, an der noch mehr Probanden teilnehmen und die umfangreicher sein sollte als die erste.
17-wöchiges Training: die Folgestudie


Beides ist gelungen. An der zurzeit laufenden Folgestudie sind 150 Probanden - allesamt Schüler der Akademie - beteiligt, 100 von ihnen nehmen am 17-wöchigen Lauftraining teil, die anderen ausschließlich an den Untersuchungen. Diese führen dieses Mal nicht nur Studienleiter Reinhardt und das ZNL durch. Es sitzt zudem das Institut für Sport und Sportwissenschaften der Universität Karlsruhe (IFSS) um Prof. Klaus Bös mit im Boot. Das IFSS übernimmt den motorischen Teil der Studie - es beurteilt die Ausdauerfähigkeit durch Laktatmessungen und bestimmt den Trainingsplan - die klinisch-chemischen und die psychologischen Tests führen wie bei der Pilotstudie das ZNL und Studienleiter Reinhardt durch. Zusätzlich zum ersten Mal versucht das ZNL in der Folgestudie, durch Untersuchungen der DNA Rückschlüsse auf den Neurotransmitter-Stoffwechsel der Probanden zu erhalten. Von diesem Stoffwechsel hängt unter anderem ab, wie effizient ein Gehirn arbeitet. Zudem werden in der Folgestudie zusätzliche psychologische Tests angewendet, die noch genauere Aussagen zum Arbeitsgedächtnis der Probanden ermöglichen. "Diese Kombination von Sport- und Neurowissenschaften kommt in der Wissenschaft sehr selten vor", betont Bös im Gespräch mit DocCheck. Und sie könnte, so hofft zumindest Sanna Stroth, Diplom-Psychologin am ZNL und dort für die Studie zuständig, "von Vorteil" für weitere Erkenntnisse sein.
Nicht nur sportlicher werden: die Erwartungen


Ob das interdisziplinär zusammengesetzte Team zu einem kleinen Meilenstein in der Wissenschaft beitragen kann, stellt sich erst in einigen Monaten heraus. Der praktische Teil der Studie endet im September, es folgen Abschlusstests mit den Schülern und die Auswertung. "Erwartungen im Sinne von Wunschergebnissen haben wir zwar nicht", sagt Sanna Stroth. Die Hypothesen des Transferzentrums seien jedoch ganz klar: nicht nur das Wohlbefinden der Probanden verbessere sich, sondern auch deren geistige Leistungsfähigkeit. Langfristig denkbar wäre Stroth zufolge daher auch, dem Schul- oder auch Unisport eine gewichtigere Rolle einzuräumen und ihn in seiner jetzigen Form zu überdenken. Bettina Gößele würde das sicherlich befürworten. Denn selbst wenn die Probandin sich bislang nicht wesentlich schlauer fühlt - "fitter fühle ich mich bereits jetzt".

http://newsletter.doccheck.com/generator/448/2108/xhtml?user=c998018186c918539d9db54de585e0c3

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Ich habe von der Pilotstudie in der Laufzeit vom Januar06 gelesen und finde es sehr interessant, dass es eine Folgestudie gibt, das wusste ich nicht. Ich hatte damals irgendwie gedacht, schade, da die Stp. doch recht klein war(kenn mich nicht sooo supergut aus, fand das aber nicht repräsentativ...29 warens auch, glaub ich, nur, jedenfalls laut Laufzeit). Ich finde es wirklich interessant, dass jetzt auch biochemische Korrelate untersucht wurden. Aber das sind doch auch alles nur Korrelate. Wird man denn genau rausfinden was im Gehirn passiert? Mit solchen Begriffen wie Arbeitsgedächtnis wär ich da vorsichtig, das ist doch alles sowieso nicht so klar, geschweige denn lokalisiert, also ich meine letzendlich ein Konstrukt. Und wie genau kann man eine Sättigung der Konzentrationsfähigkeit herausfinden? :prof: :blah:

Naja, egal, an Studien kann man ja immer was aussetzen. Und man kann sie auch immer so zurechtschneidern, dass die Ergebnisse letzendlich hypothesenkonform sind :wink: . Was Handfestes fehlt mir da oft, aber das kann man wohl auch nie verlangen. Wie war das? Sind ja nur Korrelationen-keine Kausalität... :klugsch:
Aber meine persönliche Erfahrung ist, dass ich mich nach nem Lauf länger an nem langweiligen Text aufhalten kann-und wenn´s nur Einbildung ist. Von daher ist bestimmt was dran. Das zeigen ja auch die kleinen Mäuschen, deren Mutter fleissig Laufrad lief(deren Hirnzellen durfte man ja zählen nachdem man sie abgeschlachtet hatte :sauer: ...Salk Institute for Biological Studies in Kalifornien), obwohl Mäuse ja keine Menschen sind. Schade eigentlich...

Also nochmal meine Meinung(kam vielleicht bis jetzt nicht so rüber), ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass vielleicht Bewegung irgendweinen Einfluss auf das Zellwachstum oder sonstwie hat, na jedenfalls, dass die kognitive Leistungsfähigkeit wirklich in irgendeiner Art und Weise verstärkt wird :confused: . Aber wenn man das weiss, was tut man mit dem Wissen? Denkst Du man sollte irgendwelche Interventionen durchsetzen, public-health-Campagnen oder so? Oder sollte das jeder mit sich selbst ausmachen? Interessant ist es auf jeden Fall... :winken:
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