Nun folgt auch mit meinem Bericht der dritte und somit sollten dann alle am Steinhuder-Meer-Marathon teilgenommenen OG’ler aus Hannover ihr Pflicht getan haben.
Wie schon Lars und Holger schrieben ist der Steinhuder-Meer-Lauf ein kleines, regionales Laufevent – zu meinen (Rettungs-)Schwimmer-Zeiten hätte man Wald-und-Wiesen-Lauf-Fest gesagt – bei dem man sich einfach einfinden muss. Ich selbst bin in diesem Jahr bereits das dritte Mal in Poggenhagen dabei gewesen und muss sagen, dass ich keinen der drei Läufe missen möchte. Nun aber zum Eigentlichen:
Nach der Abholung von Lars und dem Einfinden vor Ort machten wir uns mit dem Gelände vertraut und waren wirklich sehr erfreut, als auf einmal Holger um die Ecke bog. Wir versuchten zwar noch vor Ort einen internetfähigen PC zu finden, um den Lauf schnell als
26.-OG-Lauf anzukündigen, konzentrierten uns dann aber doch auf das Rennen. Das sollte für mich vorher schon fast im Desaster beginnen, denn ich hatte mich zwar morgens gründlich vorbereitet, aber meinen
Getränkegurt zu Hause vergessen! Scheibenkleister. Was sollte ich nur ohne ihn tun? Ist er doch eines meiner vielfältigen taktischen Mittel für unterwegs (immer wenn ich in einem zähen Zweikampf mit einem anderen Läufer bin und dieser an der Verpflegungsstation Halt macht, düse ich schnell weiter…). Oh je, mir schwante nichts Gutes.
Im Gegensatz zu Lars und Holger ging ich ambitionierter ins Rennen.
Mein Ziel: wie schon beim Hannover-Marathon
die 3:30 zu laufen und zwar als langer Lauf gestaltet. Sieben Kilometer einrollen und dann die 35 dranhängen. In meinem Trainingsplan zum Brocken-Marathon war am Sonntag der 35’er mit drei Kilometern Endbeschleunigung vorgesehen. Und so wollte ich auch laufen. Als ich dann aber unterwegs war, habe ich mich nach zwei Kilometern anders entschieden: Die ersten 15 Kilometer über 5:00 Minuten-Schnitt, das zweite Drittel darunter und den letzten Rest „nach Hause“ laufen. Gedacht – getan!
Die schnelle Taktik-Änderung klappte hervorragend. Mit einem knapp um die fünf Minuten liegenden Schnitt lief ich die ersten 15 Kilometer, um danach – mit sehr guten Beinen – deutlich schneller zu werden. Teilweise lief ich unter 4:30, nahm das Tempo dann ab 35 Kilometer wieder raus (kein Hammermann zu sehen!). Nicht nur, weil ich das schon fast unheimlich schnell fand, sondern weil es auch nur noch sechs Wochen bis zum wesentlich schwierigeren Brocken-Marathon sind. Da musste ich mich ja auch nicht voll verausgaben.
Die letzten Kilometer waren dann aber dennoch anstrengend, aber ich konnte locker ins Ziel laufen: Mit neuer
persönlicher Bestleistung, die nun bei
3:24:01 liegt. Und weil nicht so viele in Poggenhagen liefen, bin ich nicht nur Gesamtfünfter, sondern auch Altersklassenerster geworden. Stolz, Schulter-Klopf (und das in einem – jedenfalls für mich – Trainingsmarathon, der noch gar nicht der Höhepunkt des Jahres ist…)!
Nebenbei bemerkt: Ich habe bei diesem Rennen viele „taktische Gespräche mit anderen Läufern geführt“. Gefragt, mit welcher Zielzeit sie unterwegs seien und dann einige Kilometer den Schnitt ansagend mit ihnen gelaufen. Dann gesagt, dass sie einen viel zu schnellen Schnitt laufen würden, sich viele zu Beginn verausgaben würden, die letzten Kilometer es in sich hätten… Kurzum: irgendwann war da niemand mehr, mit dem ich laufen konnte, denn die mitlaufenden beherzigten meine Ratschläge (hihi).
Und eine weitere taktische Meisterleistung: mein legales
Doping-Cap. Bei idealen Windverhältnissen drehte sich der Propeller auf meiner Mütze vorbildlich, so dass ich bestimmt einige Sekunden herausschinden konnte. Unterwegs hatte ich die Lacher jedenfalls auf meiner Seite: „Hey, guck mal, da kommt ja Karlsson!“ Und ich: „Ach, Quatsch, der hat den Propeller doch auf dem Rücken!“ Ja, ja, man muss das Marathon-Laufen einfach nicht so ernst sehen.
Im Ziel zwei Überraschungen: Meine Frau war überraschend da und bejubelte mich – ich hatte nur mit unserem Sohn gerechnet, aber nicht mit ihr.
Und dann noch Lars, der zerknirscht aus dem Rettungswagen gekrochen kam, weil er sich ins Ziel bringen ließ.
Einige Zeit später traf dann auch Holger im Ziel ein und grämte sich. Aus meiner Sicht zu unrecht, denn er wollte 4:00 Stunden laufen und hat es auch in die Tat umgesetzt. Okay, vielleicht nicht ganz so, wie er es sich dachte nach den Höhenflügen der Wochen vorher. Aber ist doch besser noch einmal einen Marathon nicht ganz so gut zu laufen und so seine eigene Belastungen und die damit einhergehenden Zielsetzungen besser einschätzen zu können, als überambitioniert in das Rennen des Jahres einzusteigen und dann zu scheitern?
Und Hut ab vor Lars: Auf den eigenen Körper zu hören und lieber auszusteigen, dass würden viele nicht machen und sich ins Ziel quälen. Und weil er nun auch weiß, woran die Aufgabe lag, kann er sich seelenruhig auf seine Poggenhagen-Premiere in 2007 freuen.
Mein eigenes Fazit: Ich bin gut im Training, so dass der Brocken-Marathon ruhig kommen kann, auch wenn der mit seinen mehr als 1.000 Höhen-Metern nicht mit Poggenhagen vergleichbar ist. Ein wirklich schönes Rennen mit vielen neuen Eindrücken. Schön vor allem auch deshalb, weil Lars und Holger mit von der Partie waren (auch wenn wir nicht zusammen gelaufen sind) und es von daher noch mehr Spaß machte.
P.S. Lars hat seherische Fähigkeiten: Er kündigte an, dass ich Bestzeit laufen würde. Er hatte Recht!