nach dem über 3 Monate verspäteten Troisdorf-Bericht gibt's nun auch den zweiten nicht mehr ganz so aktuellen Erguss über mein 3. Mal in Bad Füssing am 04.02.2007.
Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, den Winter über in Form zu bleiben und schon in Bad Füssing einen furiosen Saisonstart mit einer guten Zeit hinzulegen. Irgendwie konnte ich mich aber den ganzen Dezember und Januar über nicht wirklich zum Laufen aufraffen. Im Dezember habe ich in vier Wochen insgesamt gerade mal 110 km zusammengebracht, und bis zum Wochenende vor Bad Füssing bin ich im Januar nur ein einziges Mal 5 km gelaufen. Unvernünftig wie ich bin habe ich dann versucht, das fehlende Training noch in der folgenden Woche zu kompensieren und bin noch 4 Mal relativ schnell (4:30er bis 5er Schnitt) 10 bis 15 km gelaufen, am Tag vor dem Lauf sogar nochmal 13 km.
Egal, wat mutt dat mutt. Gegen 8 Uhr früh bin ich dann mit meiner Freundin Katja von meinen Eltern aus in Richtung niederbayerische Pampa aufgebrochen, meine Eltern kamen dann später nach (mein Vater wollte dort mit seinen fast 59 Jahren ursprünglich seinen ersten HM laufen, hat aber wegen fehlendem Training davon auch wieder Abstand genommen). In Füssing angekommen, habe ich schnell meine Startunterlagen abgeholt und nach den anderen Foris Ausschau gehalten. GastRoland traf ich mit seinen Vereinskollegen im Restaurant, Udo und seine Frau Ines sowie Rennschnecke_Walking und Laufender Baer trudelten auch bald ein. Udo ist inzwischen neben kid-a der Fori, den ich am häufigsten bei irgendwelchen Volksläufen treffe.
Nach ein paar Gruppenfotos stehe ich dann aber auch schon mit Udo am Start. Da wird mir bewusst, dass ich für heute überhaupt keinen Plan habe, wie ich den Marathon laufen will
. Ursprünglich war ja geplant gewesen, die erste Runde zusammen mit Papa zu laufen und dann zu schauen, was noch geht. Und nu? Zwei Monate kaum trainiert, der letzte Lange war der 6-Stunden-Lauf in Troisdorf Mitte November. Tolle Idee, Stefan, so einen Marathon laufen zu wollen. Blödmann. Und da macht's auch schon Peng. Ich lasse Udo ziehen und laufe recht gemütlich los. Meine Polar zeigt mir einen 5:30er Schnitt an - wenn ich das bis zum Schluss durchhalte, würde ich noch gut unter 4 Stunden bleiben. Mal sehen.
Da kommt auch schon das erste Kilometerschild und ich drücke auf's Knöpfchen. 4:50 min?
Ach Du scheiße. Das hat sich gar nicht so schnell angefühlt. Und warum liegt die Polar so krass daneben? Gestern hat sie doch noch einwandfrei funktioniert? Jedenfalls nehme ich ordentlich den Fuß vom Gaspedal, um mich nicht auf den ersten paar Kilometern schon total abzuschießen. Das zweite Schild übersehe ich irgendwie im Eifer des Gefechts, bis km 3 werden es dann 10:11 min - 5:05er Schnitt, noch immer viel zu schnell für meinen aktuellen Zustand. Also nochmal etwas bremsen. Als dann km 4 in 4:44 min an mir vorüberzieht und sich das ganze noch immer locker anfühlt, fange ich langsam an, an mir zu zweifeln. 20 m vor mir sehe ich auch noch den schnellen Udo und denke mir, dass das nicht gutgehen kann, wenn ich heute in der Liga mitspiele.
Die nächsten zwei Kilometer laufe ich etwas langsamer in 5:07 bzw. 5:00, danach geht's aber schon wieder mit 4:57, 4:55 4:57 und 4:56 weiter. Ich will zwar langsamer laufen, aber es GEHT EINFACH NICHT
. Vielleicht hätte ich die vier Einheiten in der Woche vor dem Lauf doch nicht ALLE im so schnell laufen sollen. Irgendwo stehen dann auch schon meine Eltern am Straßenrand, und gleich ein paar km weiter nocheinmal (in Bad Füssing frage ich mich jedes Jahr wieder, ob es von Mama und Papa wirklich nur jeweils ein Exemplar gibt oder ob sie für diese Gelegenheit ein paar Klone im Schrank haben und mit mir Hase und Igel spielen
). Später hole ich GastRoland ein, der seine Marathons ja meistens in um die 3:30 h läuft. Uah. 3:30 wollte ich heute eigentlich nicht laufen - bisher war ich nur zweimal schneller als 3:30, und da war ich beide Male ziemlich gut vorbereitet. Aber was soll's. Wenn ich untergehe, gehe ich halt unter
. Plaudernd laufen wir also im 5er-Tempo weiter. Als Roland mal kurz austreten muss, lache ich mir ganz schnell einen anderen Läufer zum Unterhalten an, mit dem ich dann auch weiterlaufe. Roland schließt ein paar Kilometer später wieder zu uns auf, und in dieser Formation bleiben wir dann auch noch eine Zeit lang zusammen.
Kurzweilig wie es oft ist, wenn man nicht alleine läuft, achte ich kaum mehr auf die Kilometer. Ehe ich mich's versehe, habe ich die erste Runde dann auch schon in 1:45:23 hinter mich gebracht. Und ich fühle mich noch immer richtig gut dabei!
Nach den ersten paar km auf der zweiten Hälfte merke ich dann allerdings doch schon das fehldende Training, und es wird immer anstrengender. Ein junger Kerl schließt zu uns auf und fragt uns, ob wir denn erfahrene Marathonläufer seien und welche Zielzeit denn realistisch ist, wenn wir so weiterlaufen. Knapp über 3:30, antworten wir dem Mann, der ohne spezifisches Lauf-, sondern nur mit Fußballtraining seinen ersten Marathon bestreitet. Hut ab, der sieht noch richtig gut aus, wo ich vergleichbar alter Hase mich schon ein wenig im Aufdemzahnfleischdaherkriechen übe.
Recht bald merke ich dann auch schon, dass ich stetig langsamer werde und lasse die drei Gefährten ziehen. Von km 25 bis 31 laufe ich im Schnitt den km aber noch in 5:05 min, also noch nicht wirklich ein Grund zur Sorge. Irgendwo an einer Ecke steht auch Katja (kurze Knutschpause
), die mir erzählt, dass Udo auch gerade erst hier durchgekommen ist. Bei km 31 sehe ich auch nochmal meine Eltern - danach geht's dann aber langsam richtig bergab mit mir. Bei km 35 überhole ich den Fußballspieler von vorher, den der Hammermann anscheinend nun doch noch voll erwischt hat. Ein paar Minuten später schießt auch mir der erste Krampf in den rechten Oberschenkel. Ich dehne mich kurz und laufe dann weiter - allerdings kommt nun immer wieder Krämpfe, und ich verliere fast jeden Kilometer Minute um Minute beim Krampfrausdehnen.
Kurz vor dem Ziel überholt mich auf einmal der vom Hammermann erwischt geglaubte junge Mann und dreht mir eine lange Nase. Fast zum gleichen Zeitpunkt sehe ich meinen Vater am Rand stehen, der sich auf einmal einbildet, in Winterjacke und Sonntagshose nochmal 100m für mich Zugläufer zu spielen.
Mit meinem alten Herrn kann ich zwar auf die kurze Strecke nicht mithalten
, aber immerhin hat er mich wieder an dem Fußballspieler "vorbeigezogen". So, dann geht's nur noch einmal links um die Kurve, ein letzter Schlusssprint und rein ins Ziel. 3:42:47 - hammermäßig ist die Zeit für meine Verhältnisse nicht, aber bei der aktuellen Form absolut in Ordnung. War ja auch irgendwie klar, dass ich für meinen läuferischen Winterschlaf auf den letzten 7 km ordentlich büßen muss
. Sollte vor dem Lauf noch ein letztes bisschen Respekt vor den 42,195 km in mir geschlummert haben, habe ich es in Bad Füssing definitiv verloren
. Meine Eltern verabschiedeten sich dann auch schon recht bald, ich versorgte mich im Zielbereich mit alkfreiem Weißbier und Obst, ging noch schnell duschen und machte mich dann auch mit Katja auf den Weg. Udo und Ines sowie Roland haben wir auch noch kurz gesehen. Mir ist dann auch klar geworden, warum meine Polar die ganze Zeit so gesponnen hat - ich hatte den Laufsensor am Morgen das erste Mal nicht am linken, sondern am rechten Fuß befestigt...
Danach habe ich mit Katja bei herrlichem Wetter noch einen wunderschönen Nachmittag in Passau verbracht, wo ich studiert habe und seit 3 Jahren nicht mehr gewesen bin. Am Abend haben wir dort dann die größte Pizza verdrückt, die ich jemals gesehen habe (etwa ein halber Meter Durchmesser
).
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