Das Ziel war unter 2:50 zu laufen in den Bereich vom Vorjahr 2:47:35.
Der Traum war sub 2:45, von dem ich nicht wusste wie hoch die Trauben hingen.
Bevor ich zum Wettkampf komme kurz zur konfusen Vorbereitung.
03.02 HM 1:21:21
04.03 HM 1:19:36 Frankfurt
3 lange Läufe
Heiße Phase:
30.03 M 2:51:38 die letzten 10 km gingen grausam
10.04 10 km mit 240 HM Testlauf 37:48 (Anschlag)
15.04 10 km mit 240 HM Wettkampf 37:09 (offiziell 37:15, stimmt aber nicht )
21.04 10 Meilen 58:31
noch 8 Tage bis Hamburg
Seit wann läuft man in den letzten 4 Wochen vor einem Marathon,
einen Marathon
zwei 10er
und einen 16er Anschlag im Wettkampf bzw. Training.
Dazwischen musste ich noch 2 35er reinquetschen. Das war ein Drahtseilakt mit Regenerieren etwas Tapern und noch auf Hamburg vorbereiten.
In den letzten 7 Tagen bin ich dann nur noch 3 mal 30 Minuten gelaufen, mit 400er Intervallen. Irgendwo hatte ich vor 2 Wochen was gelesen, mit Extrem-Tapern: 6 Meilen in der letzten Woche. Entweder ich hab es hier im Forum gelesen oder in einer aktuellen Laufzeitschrift
Ich dachte mir das probier ich
Freitags Pause und frei nach Steif noch ein paar große Löffel Honig.
Samstags Anreise und die letzten 4 km mit ein paar lockern Steigerungen.
Und der traditionelle gang zu Burger King und im Bett Salzstangen und M&Ms.
Bei Starbucks gab es mittags noch einen Muffin und ein Stück Kuchen. So satt war ich schon lange nicht mehr. Oder war ich überfressen
Sonntag Morgen
6:00: Ich gucke aus dem Fenster und ein großer Baum windet sich im Wind , das kann ja heiter werden dachte ich mir.
7:00: Frühstück im Hotel.
7:40: Aufbruch mit einer Flasche Vitargo, die ich schon halb getrunken hatte.
7:55: Ich sitze in der U-Bahn und frage mich seit wann ich am Marathon Morgen Rührei esse. Das lag mir schwer im Magen und ich hatte das Gefühl, das Rührei fühlt sich auch nicht richtig wohl in meinem Bauch.
8:10: Wir fangen an zu suchen wo wir die Kleiderbeutel abgeben können.
8:30: Kleiderbeutel abgegeben
8:40: Gang zur Toilette erledigt. Dabei hab ich meinen OBI-Anstreicher Schutzanzug (als Wärmebekleidung) kurzfristig mit einem Ärmel beim Ausziehen ins Urinal gehängt........pprrrrrrrrrr sehr lecker....war zum Glück nicht nass geworden
8:45: Gang zur Startaufstellung
9:00: Startschuss, nach 34 Sekunden geht es über die Startlinie. Außer trippeln ist nicht viel drin, die Masse setzt sich nur langsam in Bewegung.
1 km: 4:08, zu langsam, aber ich wollte sowieso nicht zu schnell loslaufen um den Fettstoffwechsel anlaufen zu lassen. Ob er das auch macht weiß ich nicht, aber so hat mich das langsame Anfangstempo nicht gestört.
2 km: 8:00, ich laufe am 3 Stunden Pacemaker vorbei und frage ihn was er denn vorhabe. Ein 4:00er Schnitt ergibt ja auch ne 2:48 und das ist nicht gerade vorsichtig angegangen, für die 3 Stunden Leute. Selbst wenn er ein paar Sekunden vor mir über die Startlinie ist, fand ich das viel zu schnell für die 3 Stunden Leute, oder war ich zu langsam
5 km: 19:52, naja das sieht sehr nach einem 4:00er Schnitt aus, dann geht es heute eben Richtung 2:48 plus 2 Minuten Verlust auf der 2. Hälfte wie immer ergibt ne 2:50.
10 km: 39:12, das ist 4 Sekunden langsamer als letztes Jahr....läuft doch gar nicht schlecht, ich greife das erste mal im Leben zu einer deponierten Eigenverpflegungsflasche.
Bisher wollten fast alle Läufer um mich rum sub 3 laufen. Wo waren denn die Leute für sub 2:50 oder gar die 2:45er. Die waren irgendwie nicht da wo ich bis jetzt war.
12 km: Mir begegnen die ersten Läufer für sub 2:50 und es laufen 2 zu mir auf, von denen sich herausstellt, dass sie 2:47 bzw. 2:45 laufen wollen. Der eine sagt, er wolle auf jeden Fall unter 2:47:32 laufen, denn das sei die Quali für die Para-Olympics Hallo der läuft neben mir her und was will der bei den Para-Olympics. Er erzählt mir, dass sein rechter Arm abgerissen war und jetzt nur noch als toter Ballast mit läuft. Ich bin beeindruckt und geb mir Mühe, dass ich gut im Windschatten des anderen bleibe, der schon über 50 ist!
15 km: Wir gehen bei 58:35 durch, keine Ahnung wie da letztes Jahr die Zwischenzeit war.
20 km: 1:18:07 Wir haben den Gegenwind hinter uns gelassen und liegen nur 7 Sekunden hinter dem 3:54er Schnitt, den wir für eine 2:44:59 brauchen. Aber ohne 1-2 Minuten Puffer hinten raus wird das eh nix.
Trinke meinen 2ten 0,5er Eigenverpflgung (Powerade-Plöre)
21,1 km: 1:22:22 9 Sekunden schneller als letztes Jahr und fast genau das Tempo für eine 2:44:59. Aber wie soll das gehen wenn man hinten immer 2 Minuten verliert.
22,5 km: Bei jedem Wasserstand, schütte ich mir 2-4 Becher Wasser über zum kühlen. Manchmal sehe ich es ist Basica, ein Schluck getrunken, der Rest kühlt auch. Kann ich jetzt nicht ändern wenn es klebt.
28 km: Ich frage mich ob es mir noch gut geht, oder ob ich schon kämpfen muss um an den beiden dran zu bleiben. Ein Finne hat sich zu uns gesellt, von dem sich im Ziel herausstellte, dass wir letztes Jahr schon zusammen gelaufen sind, bis ich sein Hinterrad nicht mehr halten konnte.
30 km: 1:57:06, eine Zwischenzeit, die ich wieder mit dem letzten Jahr vergleichen kann. Wir liegen 25 Sekunden schneller und mir geht es noch gut. Ich weiß, dass die sub 2:45 noch drin sind, nur wie soll ich auf den letzten 12 km den 3:54er Schnitt halten, denn wir haben fast überhaupt keinen Puffer.
Mir geht es noch erstaunlich gut und ich beschließe noch zu warten bis km 32. Letzte Flasche Eigenverpflegung die ich nur noch halb trinken kann, einen Schluck über den Kopf, den Rest donner ich rechts Richtung Bordstein.
31,5 km: Die Spannung stieg und mein ganzer Körper schien zu vibrieren (ich bekomm beim schreiben Gänsehaut) Jetzt kommt das was immer kommt. Die letzten 10 km lauf ich immer im Geiste auf meiner Hausrunde.
32 km: 2:05:15 rechen...rechen..rechen noch 39:45 für die letzten 10,2 km.....ach du scheiße. Ein weiterer Läufer kommt neben mir auf und sagt noch 12 km, ich erwidere 10 km und plötzlich zünden wir die Rakete. Mir ging es noch nie so gut bei 32 und ich sag mir ich kall jetzt einfach noch einen 10er Wettkampf drauf. Wir schießen los und laufen 2 km im 3:40er Schnitt. Ich nehme etwas raus mir wird das unheimlich und bekomme etwas Angst vor dem großen Schlag. Ich laufe ne 3:50, 3:54, 3;53 Garmin zeigt mir die ganze Zeit das Unmögliche an: das Tempo wird nicht langsamer als die benötigten 3:54 im Schnitt. Ich laufe noch ein paar Läufer auf, auch 3 von den schnellen Frauen müssen noch dran glauben.
37 km: Auf meiner Heimstrecke geht es jetzt nur noch bergab, aber ich weiß, dass letztes Jahr der Knackpunkt bei km 38 war. Meine Höhenprofilaufzeichnungen haben mir auch verraten warum, da geht es nochmal hoch und man hat das Gefühl zu stehen.
38 km: Bumm einen km in 4:11 das schockt mich diesmal nicht, aber ich hab das Gefühl ich hab hoch gepockert und alles verschossen und gleich geht gar nichts mehr. Ich zünde bei 2:28:29 die letzte Raktenstufe auf dem Weg ins All. Wenn ich nicht mehr kann, dann leide ich nicht mehr in km, das ist mir zu weit, ich leide in Minuten. Ich sag mir in 16 Minuten ist alles vorbei, oder in 17....Das muss jetzt noch gehen.
Die letzten 4 km waren mir letztes Jahr zu weit. Ab km 40 ging es wieder, da waren es nur noch 2, obwohl die ja nicht ganz einfach sind mit 15 Höhenmeter. Jetzt sagte ich mir noch 2 km, dann bist du bei 40 und dann geht es von selbst. Ganz einfach, so macht man aus 4 km 2x2 und hat sich selbst verarscht.
40km: Bei km 40 bin ich nicht mehr ganz klar im Kopf und begehe den ersten Rechenfehler. Ich lese eine 2:36:10 von der Uhr am Straßenrand ab. Ich kann nicht mehr rechnen.....wie lange ist das noch bis 2:45. Ich komme auf 8:50 und weiß, dass ich letztes Jahr im Spurt nur eine 9:06 gelaufen bin. Auweia.
Ich drücke was geht und hab nicht bedacht, dass ich Netto ja noch 20 Sekunden gut habe, ich Depp.
41 km: 2:39:54 Das lässt sich leicht rechnen, noch 5:05 für 1,2 km. Das erste mal fang ich an daran zu glauben, dass die 2:44 zu schaffen sind. Noch 3 Runden auf der Bahn, die werden doch jetzt noch irgendwie rum gehn. Wann taucht denn endlich das Ziel auf, wenn es nur zu sehen ist, dann ist es geschafft.....dann kann ich den Rest Heim donnern. Ich seh das Ziel, die Uhr zeigt 2:43:27. Kann ich sogar noch ne 2:43 laufen??? Es ist zu weit, aber ich weiß, dass mir auf den letzen 300 Metern keiner mehr die 2:44 nehmen kann.
Meine Uhr drücke ich bei 2:44:38 ab, offizielle Zeit 2:44:33 und mir ist es das erste mal gelungen, hintenraus schneller zu laufen, naja nur 11 Sekunden, aber das erste mal, das ich hinten nicht 2 Minuten verliere.
1. HM 1:22:22
2. HM 1:22:11
M 2:44:33 (mehr Schnapszahlen gehen doch fast nicht).
In Hamburg wurde ein weiterer Traum war. Für nächstes Jahr hätte ich schon einen neuen, aber man muss mal auf dem Teppich bleiben und sich über das freuen was jetzt ist und nicht was morgen kommen könnte, sollte oder müßte.
Glück gibt es nur im "Jetzt" und nicht im "Gestern" und nicht im "Morgen" und bevor es jetzt noch philosophisch wird beende ich meinen Laufbericht und leg mich in mein Bett.
Viele Grüße
Lupert
Hamburg 2007 - PB und 2. Hälfte schneller geht ja doch
1pain is temporary - glory is forever
"Das Fortführen von Belastungen nach zu kurzer Regeneration verlangsamt den Anpassungsprozess.
Der Organismus setzt sich hierbei mehr mit der Überwindung der Ermüdung auseinander als mit der
Verarbeitung der neuen Trainingsreize"
"Das Fortführen von Belastungen nach zu kurzer Regeneration verlangsamt den Anpassungsprozess.
Der Organismus setzt sich hierbei mehr mit der Überwindung der Ermüdung auseinander als mit der
Verarbeitung der neuen Trainingsreize"