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1. Grafschafter Nachtmarathon

1. Grafschafter Nachtmarathon

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Der Startschuss zum 1. Grafschafter Nachtmarathon fiel um exakt 21:00 Uhr. Trotz eines heftigen Gewitterregens war es noch warm, die Luft war feucht und drückend. Eigentlich eine ziemlich blödsinnige Idee, in dieser Nacht das erste Mal die Marathondistanz zu laufen. Aber irgendwie hatte ich es in dieser Woche einfach nicht hinbekommen, mehr als einen langsamen Lauf über 20 km zu machen. Und eine Woche unter 60km wollte ich mir im Hinblick auf die 12 Stunden in Brühl nicht leisten.

Der Lauf war miserabel organisiert. Nur ein Teilnehmer, nur ein Verpflegungspunkt (zwei Flaschen, die ich bei mir vor dem Haus deponiert hatte), unbeleuchtete Strecken, zum Teil unbefestigt. Der Lauf sollte zwei Mal über eine 10km-Pendelstrecke gehen und mit einer 2,2km-Runde durch das Dorf enden. Nicht amtlich, aber immerhin auf Satellitenbildern nachgemessen, laut Polar-Laufsensor sogar etwas länger als angenommen.

Auf den ersten Kilometern lief ich in einen wunderschönen Sonnenuntergang hinein. Ich trabte ganz gemächlich über die leicht hügeligen Feldwege, es sollte ein Trainingslauf mit möglichst konstanten 7:00 min/km werden. Ich traf das Tempo recht gut, die ersten 5 km waren nach 35 min geschafft. Es wurde nun sehr schnell dunkel. Die Vögel verstummten, außer meinen Schritten und dem leisen Rauschen der fernen Autobahn war nichts mehr zu hören. Kurz vor dem Wendepunkt ging es in ein kleines Tal hinab und auf der anderen Seite etwas steiler wieder hoch. Aber das machte mir noch keine Probleme, nach 10 km kehrte ich um und lief zurück.

Es begann zu regnen. Anfangs war es noch ein feiner Nieselregen, nach einiger Zeit wurde es ein kräftiger und ergiebiger Schauer. Ich war schnell nass, im Dunkeln konnte ich auch nicht allen Pfützen ausweichen und so wurden auch die Füße bald durchnässt. Dazu gab es auch noch Gegenwind, es wurde so richtig ungemütlich. Eigentlich macht mir solches Wetter wenig aus, aber jetzt wurden meine Beine schwer. Warum spürte ich plötzlich dieses Ziehen im rechten Bein? Woher kam die plötzliche Müdigkeit? Ich hatte nicht damit gerechnet, mich schon nach 15km so schlapp zu fühlen. Diese Strecke hatte ich doch sonst problemlos drauf.

Macht nichts, versuchte ich mich zu trösten, dann wird es eben ein richtiges Ultra-Training. Alles reine Kopfsache. Trotzdem konnte ich mir auf dem Abschnitt von km 15 bis km 20 nicht so richtig vorstellen, die gleiche Strecke noch einmal zu laufen. Mit müden Beinen stand ich nach 2:20 Stunden wieder vor unserem Haus und trank gierig einen halben Liter leicht gesalzene Apfelschorle. Das tat sehr gut, erfrischt konnte ich mich auf die zweite Runde machen. Als hätte das Wetter eingesehen, dass es mich von meinem Vorhaben nicht abhalten konnte, gab es seinen Widerstand auf – es war wieder trocken.

Die nächsten 10km gingen relativ leicht. Es war stockdunkel, der Weg war noch schemenhaft zu erkennen, ansonsten gab es wenig Abwechslung. Viel langweiliger kann es auf dem Laufband auch nicht mehr sein. Oder doch? Ich traf einen Igel, der vor mir über den Weg tippelte. In einem kleinen Waldstückchen knackte es merkwürdig im Unterholz.

Ich erreichte das zweite Mal den Wendepunkt. 30 Kilometer. So langsam wurden die Beine wieder müde, aber jetzt musste ich ja zurücklaufen. Bergab war es schon ziemlich unangenehm, aber noch ging es voran. Nach km 35 konnte ich mich schon mal ein bisschen feiern: so weit war ich noch nie gelaufen! Jetzt betrat ich läuferisches Neuland! Ermüdungsschmerz breitete sich aus, jede kleine Steigung wurde zu einer echtern Herausforderung. Besonders unangenehm war aber das letzte Stück zurück ins Dorf: auf einem abschüssigen, unebenen Feldweg, vom Regen aufgeweicht und rutschig. Ich ging einige Schritte, um mit meinen müden Beinen hier nicht auszurutschen oder umzuknicken. Trotzdem erreichte ich die 40km exakt in der geplanten Zeit. Ich gebe zu: die letzten 2,2 Kilometer fielen mir richtig schwer, aber jetzt aufzuhören, wäre auch ärgerlich gewesen. Jetzt sollte es auch ein richtiger Marathon werden! Und es wurde einer – wenn er auch fast fünf Stunden gedauert hatte. So ein paar applaudierende Zuschauer wären jetzt angemessen gewesen, aber kurz vor zwei Uhr waren außer mir alle im Bett.
Es läuft ...

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Hi Just Running!!

Respekt und Glückwunsch zum Marathon-Debut :respekt: !! Tolle Leistung und Disziplin trotz fehlender Unterstützung. Wenn der Lauf im nächsten Jahr noch einmal stattfindet stell 2 Flaschen für mich mit parat. Und natürlich nochn paar Bier für uns nachher zum Feiern :P !!

Wünsch dir schon mal viel Spass beim nächsten Marathon!!

Chris

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Krass...
*beifallklatsch*

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JustRunning hat geschrieben:Der Startschuss zum 1. Grafschafter Nachtmarathon fiel um exakt 21:00 Uhr. Der Lauf war miserabel organisiert. Nur ein Teilnehmer, nur ein Verpflegungspunkt (zwei Flaschen, die ich bei mir vor dem Haus deponiert hatte), unbeleuchtete Strecken, zum Teil unbefestigt.
...und dann noch nicht einmal amtlich vermessen, nicht bestlistenfähig. Wenigstens war das Startgeld niedrig! :hihi:

Superbericht - wunderschön gaga und Dir absoluten Respekt - mentale Härte brauchst Du nicht mehr zu trainieren. Klasse! :daumen: :daumen: :daumen:
Gruß Thomas
PBs: 5km: 19:03 - 5,6km: 21:25 - 10km: 41:25 - HM: 1:26:39 - M: 3:11:15 - 50km: 4:09:09
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Kult

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:zwinker5: Obacht!!!
Aus so was wird sehr schnell Kult.... siehe Ironman Hawaii.
Nebenbei: wo ist das genau in Deutschland, also Grafschaft oder wie auch immer und isses nächstes Jahr wieder???
:daumen: Danke für deinen Humor! Tut gut hier!
Planung 2010:

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Danke für eure freundlichen Worte - ihr hättet mich ja auch schlicht für verrückt erklären können...

Die Grafschaft ist eine Gemeinde im äußersten Norden von Rheinland Pfalz, schon näher an Bonn als an Koblenz.

Und: Widerholungen sind nicht auszuschließen - werde mir aber mal eine Stirnlampe besorgen.

Gruß, J.R.
Es läuft ...

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Hallo Just Running !

Ja, das ist wirklich krass. :daumen:
Tolle Leistung - schick mir die Ausschreibung fürs nächste Jahr. :nick:

Hau rein.


toto 98 :zwinker4:
Gesperrt

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