Die Strecke war so ziemlich die Zusammenfassung meiner Hausstrecke, nur dass ich bisher immer nur die "linke" oder die "rechte" Hälfte gelaufen war. Bergig ist es dort auch, in Summe erwartete ich so 300 hm. Und dass sollte nun meine Halbmarathon-Premiere werden.
Die Laufveranstaltung im Nachbardorf war recht familiär, beim Lauf selbst fiel mir auf, dass ich sogar jeden Streckenposten mit Vornamen ansprechen konnte.
Kurz nach zehn fiel der sartschuß, ca. 100 Läufer und Läuferinnen machten sich auf den Weg, die gemeinsam gestarteten 5km, 10 km oder 21,1 km in Angriff zu nehmen.
Dann ging es erstmal drei km bergauf, eigentlich garnicht schlecht, um nicht zu überpacen, und auf der letzten Rille wollte ich ja eh nicht laufen. Nach einem Gefällestück, so bei km 5 trennten sich dann auch die 10 km - Läufer von uns und ich befand mich in einer Vierer Gruppe, drei Männer und eine Frau. So ganz ohne Wettkampfambitionen laufen wollte ich dann doch nicht, am Fuße der nächsten Steigung, die, wie ich wußte, ca. 150 hm auf zwei km beinhaltete, entschloß ich mich, mal anzutesten, wie unser Grüppchen den wohl auf eine Tempoverschärfung reagieren würde
Und, sieh da, zwei Männer vielen zurück
.Es ging stetig bergauf, die Dame ließ sich nicht abschütteln. Das Tempo war nach wie vor moderat, auf die anvisierte pace hatt ich vielleicht eine Minute verloren, aber das lag wohl an den Höhenmetern. Bei km acht war dann der höchste Punkt der Strecke erreicht. Bis km 16 ging es jetzt malerisch am Waldrand entlang, abwechselnd in der Vormittagssonne und im kühlen Waldschatten. Leicht welliges Profil, aber immer bergab.
Ab und an blitzte vor uns ein blaues Ttrikot auf, Abstand so ca. 500 m, von hinten näherte sich niemand. Bei recht konstanten Kilometerzeiten zwischen 4:30 und 4:45 lief ich mit meiner Begleiterin nun schon eine halbe Stunde schweigend durch den Wald. An jedem Anstieg war ich fünf bis zehn Meter vorne, berab holte sie wieder auf. Kilometer um Kilometer. Die Gleichmäßigkeit Ihres Laufes war faszinierend.
So bei km 16 ging es dann wieder scharf bergauf, aber zu Tempospielchen hatte ich mittlerweile keine Einstellung mehr. Bei km 17 ließen wir dann das blaue Trikot stehen, dass am Anstieg mal ein Gehpäuschen einlegen musste
. Ab km 18 betrat ich dann quasi läuferisches Neuland, länger war ich bisher nur zweimal gelaufen, aber wesentlich langsamer. Trotz der Höhenmeter lag war ich jetzt eine Minute schneller als vorgesehen, aber auch rechtschaffen müde.Bei ca. km 18,5 war der letzte Anstieg geschafft, ich wußte, dass es bis auf eine kleine Erhebung jetzt nur noch bergab ging.
So, wie bringen wir das Rennen jetzt zu Ende ? Mein Zeitziel hatte ich längst in der Tasche, warum um die Platzierung kämpfen? Oder die Mitläuferin fragen, ob man einfach so ins Ziel laufen will
? Oder doch noch angreifen ?Okay, letzter Versuch an der kleiner Erhebung bei km 20. Und tatsächlich laufe ich hier die fünf Sekunden raus, die ich bis ins Ziel rette.
Im Ziel dann ein wirklich herzliches Shake-hands mit der Dame, mit der ich eine Stunde meines Lebens verbracht habe, ohne mit Ihr auch nur ein Wort zu wechseln.
Meine Zeit: 1:42:32 bei Hf = 149, Pace 4:51 min/km
Und das bei 380 hm und ohne auch nur ansatzweise alles gegeben zu haben. Es war eine tolle Erfahrung, ein Rennen zu laufen, ohne ernsthafte Ansprüche zu haben und ich freu mich auf den nächsten Halbmarathon.
