Dass es für meine erste Teilnahme an einen Volkslauf schon gleich ein HM sein musste liegt daran, dass ich schon viele Jahre laufe, wenn auch nicht immer regelmäßig. Jedenfalls bin ich Distanzen von 20 km zwar nicht all zu oft aber doch immer mal wieder im Training gelaufen und wusste daher, dass es für mich möglich ist, den HM zu schaffen.
Eine über's Ankommen und vielleicht nicht gerade Letzter werden hinausgehende Zielsetzung gab es allerdings nicht. Zum Einen hab ich zwar mein Training in den letzten Wochen etwas ernster genommen, allerdings keinen Trainingsplan absolviert. Zum Anderen ist meine Darmstädter Hausstrecke ziemlich hügelig und damit genau das Gegenteil von der Almühlsee-Strecke. Ich hatte keine Ahnung, wo ich bei einem Zeitziel ansetzen sollte. Also hab ich für mich festgelegt:
1) auf jeden Fall ankommen, damit ist mein Ziel erreicht
2) unter 2:15 wäre cool
3) 2:00 wäre eine Sensation
Den Lauf irgendwie einteilen konnte ich mir dadurch natürlich nicht, ich hab mir einfach vorgenommen, bloß nicht zu schnell los zu rennen aber mich doch ein bisschen mitziehen zu lassen, einfach nach Gefühl.
Bescheiden wie ich bin, stand ich beim Start fast ganz hinten. Das war nicht weiter wild, im Nachhinein würde ich mich aber vielleicht ein paar Meter weiter nach vorne stellen, da ich die ersten drei, vier Kilometer doch einige Läufer überholt habe aber kaum überholt wurde. Zum Anderen war ich auf dem ersten Km (6:15) deutlich ausgebremst.
Insgesamt ging's die ersten 9 Kilometer ziemlich locker, ich lief ohne große Anstrengung schnell wie selten im Training (meistens zwischen 5:30 und 5:45) und es hat richtig Spaß gemacht.
Danach kam dann für kurze Zeit etwas Langeweile auf. Den Gedanken, dass man doch schon eine Weile unterwegs ist und noch nicht mal die Hälfte hinter sich hat, hab ich aber nach wenigen Minuten wieder verdrängt. Körperlich ging's mir nach wie vor sehr gut.
Die nächsten 7 km liefen dann wieder wie geschmiert. Ich bin vor mich hin getrabt, hab Musik gehört, mir den Altmühlsee und die Zuschauer angesehen, hab hin und wieder jemanden überholt oder wurde überholt. Dabei bin ich immer um die 5:45 min/km gelaufen.
Etwa bei KM 17 kam dann plötzlich und schnell der Einbruch: die Kraft ging einfach zu Ende. Ich hatte keine Beschwerden im eigentlichen Sinn, keine Blasen, nichts tat weh, ich war einfach K.O. Meine KM-Zeit hab ich mir nicht mehr angesehen, allerdings muss sie irgendwo deutlich über 7 Minuten gelegen haben.
Der Wunsch, "mal kurz" zu gehen wurde recht groß, ich wollte aber unbedingt durchlaufen, was ich auch geschafft habe. Ich kam nach brutto 2:05:35 (netto 2:05:00) ziemlich erschöpft aber mehr als zufrieden ins Ziel.
Zufrieden nicht nur mit meiner Zeit sondern mit allem: die Krafteinteilung war zwar nicht 100% optimal (daher der Einbruch auf den letzten Kilometern), aber 95%ig. Ich habe weder das Gefühl, etwas verschenkt, noch, mich überlastet zu haben. Rückblickend hat der Lauf riesigen Spaß gemacht und auch während des Laufens war ich bis auf wenige Minuten mit mir und der Welt zufrieden
Das Wetter war für meinen Geschmack fast ideal. Was den Veranstalter angeht: ich hab zwar keinen Vergleich, aber es gab meinerseits keine offenen Wünsche. Alle drei KM ein Verpflegungsstand plus 1 KM vorm Ziel noch ein "Außerplanmäßiger". Außer Wasser gab es an jedem zweiten Stand auch Cola oder Iso-Getränke (was ich ab dem 12. KM in Anspruch genommen habe). Im Ziel war man auch gut mit Getränken und Obst versorgt. Alle waren freundlich, das Abholen der Startunterlagen ging flott , ich musste nirgends lange warten.
Alles in Allem war es für mich eine super Premiere! Ich bin mir jetzt sicher, dass ich dieses Jahr mindestens noch einen HM laufen werde, wann und wo werde ich mir noch überlegen. Und auch beim Altmühlseelauf bin ich nächstes Jahr bestimmt wieder dabei.
Grüße
Harry
P.S.: was ich durch den Lauf gelernt habe: mein Respekt vor Marathon-Finishern ist ins Unendliche gewachsen. Nach 21 KM war bei mir auf den Punkt genau der Zustand erreicht, an dem nichts mehr gegangen wäre
(irgendwann schaff' ich das auch 
