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16. Vattenfall City-Nacht (04.08.07 in Berlin) - Von der Traufe in den Regen

16. Vattenfall City-Nacht (04.08.07 in Berlin) - Von der Traufe in den Regen

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[Auf meiner Webseite ist der Bericht auch mit Photos zu lesen]

Regen bei der City-Nacht? Iwo, kein Stück: Optimales Wetter, klarer Himmel, Sonne und angenehme Temperaturen um 20 °C! Der Lauf stand bei mir aber unter ungünstigen Vorzeichen: In den letzten Wochen hatte mein Training stark unter verschiedenen Umständen gelitten. Ich war mir gar nicht mehr sicher die 10 km überhaupt in einer einigermaßen vernüftigen Zeit zu schaffen. Am Mittwoch vor dem Lauf habe ich mich dann doch noch aufgerafft und bin unter großer Anstrengung zu meiner Beruhigung doch eine pers. Bestzeit von knapp unter 52 min gelaufen. Aber dann zu allem Übel hatte ich mir am Vorabend vor dem Lauf den Magen beim Grillen übelst verdorben und mit fiesen Bauchschmerzen die halbe Nacht auf dem Klo verbracht.
Am Morgen vor dem Lauf dachte ich schon an Absagen, hatte immer noch Magenschmerzen und mir war schwammig im Kopf. Ich wollte dann aber den Lauf doch nicht ausfallen lassen, habe mich mit Unmengen von Flüssigkeit und Vitaminen aufgepappelt und bin dann gegen 17:00 Uhr in Richtung Zoo aufgebrochen, um mich mit meinem Lauffreund zu treffen. Vor Ort war schon eine Menge los, neben den zahllosen Touristen, die in der Ecke wohl immer unterwegs sind, hatten sich auch schon viele Läufer und Skater eingefunden.

Meine Sorgen wurden nicht geringer, das Grummeln im Bauch war immer noch da, die Furcht unterwegs mit Magenkrämpfen oder Schlimmerem abbrechen zu müssen blieb, zusätzlich machte mir der Asphalt ein wenig Sorge, hatte im Training mal Probleme bei einem längeren Lauf auf dem für mich harten Untergrund und mich daher für meine subjektiv weicheren Schuhe, die Tremor, entschieden, mit denen ich aber noch keinen Wettkampf gelaufen war.

Wie auch immer, Startunterlagen abgeholt, Chip an den Schuh gefummelt, nach den Vorkämpfen der Skater, Bambini, 1 Mile, und weiteren Dixibesuchen waren wir dann endlich in unserem Startblock, irgendwo vorn bei 55 min. Für das 'Aerobic-Aufwärmprogramm' war es zu eng, wir sind ein wenig auf der Stelle gehüpft.

Und dann mit einem Mal bei unserem etwas verspäteten Start im zweiten Block waren die Schmerzen weg! War das der Adrenalinschub durch die Aufregung? Egal, aber gut, es blieb auch keine Zeit mehr darüber nachzusinnen, mit dem Kollegen noch schnell gute Wünsche ausgetauscht und los!

Sehr schnell verteilten sich die Läufer auf der breiten Straße, ich konnte mein Tempo sehr schnell aufnehmen. Geplant hatte ich 52 min zu unterbieten, wußte ja, daß es unter 'normalen' Bedingungen zur Zeit möglich war. Bei Kilometer 1 lag ich mit knapp 5,20 da auch genau im Limit. Bei Kilometer 2, um die 5, sogar darunter. "Hm, bloß nicht zu schnell angehen", dachte ich mir noch und teilte dieses auch meinem Freund mit, der eine Zielzeit im gleichen Bereich geplannt hatte. Er sagte nichts dazu und ließ mich zurück! Ich ließ ihn ziehen und versucht mein Tempo beizubehalten. Viele Läufer zogen an mir vorbei. Etwas später traf ich dann zufällig eine Freundin, deren ebenfalls mitlaufende Freundin mich später noch überholen sollte. Wir tauschten uns kurz aus, dann ließ ich sie zurück.
Auf den nächsten Kilometern vereinzelten sich die Zuschauer, es wurde vergleichsweise richtig ruhig an der Strecke, nur einzelnde Anfeuerungsrufe blieben, ich hörte das einsetzende gefürchtete 'Aufklatschen' meines linken Fußes, das mit einsetzender Verhärtung über dem Schienenbein begeleitet war. "Na toll, auch das noch!", dachte ich, "War ja klar!". Ich ließ mich aber nicht beirren, half ja auch nichts und rannte weiter. Glücklicherweise legte sich das auch schon sehr bald wieder. Dann kam wieder das lange 'Warten' auf die nächsten Kilometerschilder und die zogen sich mal wieder. Sehr zufrieden war ich aber mit ihrer Präsenz, sie waren sehr groß und auffällig hoch angebracht, so daß ich keines übersah und immer gut die Zeiten stoppen konnte, die sich auch auf den folgenden Kilometern um die 5 min einpendelten. Als Folge daraus fing ich natürlich schon wieder an zu rechen: "Moment, Du bist ja wesentlich schneller unterwegs als geplant, worauf kann das hinauslaufen, wenn ich das so durchhalte bis zum Schluß? Eine Bestzeit ist drin und sogar...Nein, daran mochte ich noch gar nicht denken, die Schallmauer von 50 zu durchbrechen! Aber trotzdem, es wäre möglich".

Durch diese Überlegungungen neu beseelt schloß ich unerwartet wieder zu meinem Kollegen und auch anderen Läufern auf und wenig später an ihm vorbei. Irgendein blöder Kerl, den ich gar nicht richtig wahrnahm, machte mich noch von hinten an, weil ich kurz zur Seite laufen mußte, um weitere Läufer zu passieren. Ich ließ mich aber dadurch nicht ablenken und ließ ihn zurück. Mein hohes Tempo machte sich schleichend bemerkbar, "auweiha, das wird hart". Endlich bog die Strecke wieder auf den Kuhdamm zurück, in entgegengesetzter Richtung zum Ziel. Ich wußte, am Ende geht es im U-Turn zurück in Richtung Ziel, allerdings waren es bis dahin noch über 4 Kilometer. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite kamen mir dann immer mehr Läufer entgegen, die die Kurve schon länger genommen hatten. Die gerade Strecke zog sich, Kilometer 6, die Zeit aber immer noch sehr ok, Kilometer 7, alles ok, aber wo bleibt die verdammte Kurve. Meine Rechenspielchen sagten mir, daß ich irgendwann noch zulegen mußte, ansonsten wird das mit den sub50 nichts. Aber war das noch drin? Ich mußte ganz schön kämpfen und dann kamen kurzzeitig Seitenstiche auf den rechten Seite, so ein Mist, ich beugte mich 1, 2 Mal weit hinunter und atmete tief aus. Das half zum Glück!
Endlich bei der Biege merkte ich auch fast nur am Rande, das es langsam richtig dunkel wurde, das Lichter die Strecke beleuchteten und auch wieder vermehrt Zuschauer an der Strecke standen, deren Anfeuerungen sehr motivierend waren.

Ganz weit hinten links war über den Straßenbäumen die Gedächtniskirche zusehen. "Man, ganz schön weit ist das noch, ob ich das schaffe, es wird eng!" Trotzdem legte ich bei etwa 8 Kilometern unter Schmerzen noch etwas zu, "Die 2 Kilometer, das ist nicht mehr weit, das schaffst Du": Die Kirche kam aber nur sehr schleichend näher. Bei Kilometer 9 eine schnelle Zeit, es ist noch möglich! Langsam rückte der Zielbereich in mein Blickfeld, der Blick zur Uhr, "Gib Gas", mit mächtig klopfendem Herz setzte ich vielleicht 200 Meter vor dem Ziel noch zu einem Spurt an, getragen von den Zurufen der tollen Zuschauer, nach rechts schauend, ob ich meine Leute irgendwo in der Menge ausmachen konnte, passierte ich noch andere Läufer und dann schließlich die Ziellinie! Der Blick auf die Uhr, 50.00? Mist sollte ich die 50 doch noch so knapp verpaßt haben? Ach nein, das war die Differenz zwischen Pause und Stop, da liegen noch eine Sekunden dazwischen, das muß gereicht haben! Erstaunen, Freunde und schmerzende Beine, total glücklich!

Alles war gut gegangen, sogar sehr gut, viel besser als erwartet, sogar eine Zeit sub50 bei meinem ersten 10er! Keine Bauchschmerzen, die Beine haben mitgespielt, die Strecke toll zu Laufen, ohne Steigungen mit viel Platz und fußschmeichelndem Asphalt, meine HFmax erneut um 2 Zähler nach oben korrigiert, alles super!
Ich und Kollege, restlos glücklich.

Und es gab sogar ein Duschzeit, das aber so befüllt und tropisch feucht war, das die Klamotten draußen bleiben mußten. Nackt auf dem Kuhdamm, das war für mich auch Premiere. Dachten sich einige ältere Touristinnen wohl auch und hielten sich verschämt die Augen zu. : )
Den Lauf werde ich in guter Erinnerung behalten und die Strecke auch, für Bestzeiten gemacht.


Starter: 6.658
Zeit n / b: 49:51 min / 54:36 min
Platzierung ges. / M35 :1875 / 292
Besucher: ?
Wetter: perfekt!
Ich, Laufen? :haeh: Wie konnte das nur passieren! :zwinker5:
Bild

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Ein sehr schöner Bericht, den ich gut nachvollziehen kann. Gewisse Parallelen kann ich nicht leugnen: Magenprobleme im Vorfeld, mein erster WK-Zehner, Aufregung pur und PB! Auch die "langen" km und das bange Warten auf die Schilder kommen mir bekannt vor, sowie die schier unendlich erscheinende lange Gerade vor der Kehre, als einem die anderen Läufer schon entgegen kamen! Die letzten 2 km wie in Trance und mit zugeschaltetem Turbo, als klar war, dass nix mehr schief gehen kann...

Herzlichen Glückwunsch zu deiner Klassezeit!

Und? Nächstes Jahr wieder? :D

LG Amelle
Omne initium difficile est. Perfer et obdura! :nick:

Plan 2008:
Plänterwaldlauf 15km :daumen:
HM Berlin geschafft in 2:17 :daumen:
Avon Frauenlauf 10km: 57:xx (PB)
Teamstaffel :daumen:
VattenfallCityNacht 10km 57:59 :confused:
Marathonstaffel

2009
Babymarathon :zwinker5:

2010
Langsam wird es wieder...

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amelle hat geschrieben: Herzlichen Glückwunsch zu deiner Klassezeit!
Hi, ich danke Dir!
amelle hat geschrieben: Und? Nächstes Jahr wieder? :D
Wenn ich Zeit habe, auf jeden Fall!
LG
magsen
Ich, Laufen? :haeh: Wie konnte das nur passieren! :zwinker5:
Bild
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