Brombachsee-Halbmarathon 16.09.2007
Tsatziki, Gyros und jede Menge Ouzo – so werden Bestzeiten gemacht
Nach meiner guten Zeit beim 26-km-Lauf in der Fränkischen Schweiz beschloss ich, mich erst mal auf meinen Lorbeeren auszuruhen und bin eine Woche nach Griechenland in Urlaub geflogen.
Mein Trainingsplan sah vor, morgens ausgiebig zu frühstücken und anschließend mit meiner Luftmatratze im Meer oder Pool herumzutreiben – schließlich beginnt im November mein Tria-Schwimmkurs und ich wollte schon mal etwas mein Wassergefühl trainieren. Ergänzt wurde dieses harte Training durch Gyros & Co. mit viel leckerem Tsatziki. Und um die Flüssigkeitsverluste auszugleichen wurde ausreichend Ouzo getrunken.
Als ich wieder zu Hause war, war erst mal ein Formtest angesagt – es stand ja ein Wettkampf ins Haus. Also ging am Freitag auf meine 11,5-km Hausrunde die mir irgendwie länger als vor dem Urlaub vorkam. So schleppte ich mich stöhnend und ächtzend mit einem 6:15er Schnitt über die Runde – fühlte sich irgendwie nach Achim Achilles an.
Am Abend vorher war ich dann bei der Mutter meiner Freundin zum Essen – leckere Wildpfanne mit Rahmsoße, Rosenkohl und allem was dazugehört. Ich kann mich bei so was natürlich nicht zurückhalten und hab tüchtig zugelangt.
So vorbereitet oder besser unvorbereitet stand ich dann am Sonntag kurz vor 10 am Damm des Brombachsee und wartete auf den Startschuss.
"Was soll ich hier - wie soll ich laufen? Locker auf sub2 laufen – das Minimalziel – oder doch die 1:50 versuchen? Mit 5:30 oder 5:00/km loslaufen und sehen wie lange das gut geht?"
Ich hatte keinen Plan – aber dann ertönte auch schon der Startschuß und die Herde rannte los – und ich hinterher.
Der erste Kilometer war nach nicht ganz 5 Minuten passiert – viel zu schnell – aber es fühlt sich gut an. Dann ging es den Damm hinab und ich ließ es laufen. Irgendwo bei km 3 – 4 wurde ich von rohar mit einem freundlichen "Servus" überholt – der hats heut aber eilig.
Kilometer 4 wurde nach 19:30 Minuten passiert – das entspricht einem Schnitt von etwa 4:50 – 4:55/km. So fings am Altmühlsee auch an - aber da war ab km 12 Schluss mit lustig. Während ich so hin- und hergrübelte was ich machen soll, lief ich nach ca. 29 Minuten an am 6-km-Schild vorbei. Erstmals flammten Gedanken auf, das dass der Schnitt für eine Endzeit von 1:45 ist – aber ich kann mir nicht vorstellen wie ich dieses Tempo bis zum Ende durchhalten soll – schließlich hatte ich im Urlaub die fehlenden Kilometer mit Ouzo zu kompensieren versucht. Herz-Kreis-Lauf, Atmung und die Laufwerkzeug verrichteten ohne zu murren ihren Dienst und so konnte ich mich nicht dazu entschließen etwas Tempo herauszunehmen - obwohl das dass einzige Vernünftige wäre um die restlichen 14 km gut zu überstehen.
Nach 47:35 Minuten passierte ich die 10-km-Marke (meine 2.schnellste 10er Zeit bisher). Wenn ich jetzt die 11 km in einer guten Stunde laufe bleibe ich unter 1:50 – mit etwas Glück kann ich sogar noch meine Bestzeit (1:47:57) unterbieten. Ein 5:30/km reicht dazu locker aus. Ganz hinten in meinem Kopf erzählte irgendwer etwas von 1:45 – aber das tat ich angesichts meiner Vorbereitung immer noch als unrealistische Träumerei ab. Schließlich war gerade mal die Hälfte absolviert.
Als ich die 12-km-Makre unter eine Stunde absolvierte begann ich schon etwas ernsthafter von der 1:45 zu träumen - schließlich lief ich immer noch ca. 4:55/km. Für 1:45 müsste ich 9 km in 47 Minuten laufen – ratter ratter ratter – das bedeutet ein Schnitt von etwa 5:10 – 5:15/km. Eine neue Bestzeit ist möglich – aber die 1:45?
Zwischen km 15 und 16 wurde ich langsamer oder die anderen schneller. Jedenfalls sind hier gefühlte 100 Läufer regelrecht an mir vorbei geflogen – in Wirklichkeit waren es nur 4 oder 5 – Holger Meier war natürlich auch dabei. Ich hatte plötzlich das Gefühl unendlich langsam und total kraftlos zu sein. Das wars dann also – der irrwitzige Traum von 1:45 – endgültig ausgeträumt. Immerhin konnte ich diesmal das Tempo schon 2 – 3 km länger halten als beim letzten HM – so versuchte ich mich zu trösten. Ohne jegliches Gefühl für Zeit und Geschwindigkeit versuchte ich jetzt nur noch ins Ziel zu kommen - sub 2 wird schon noch drin sein. Die Beine waren jetzt extrem schwer und schmerzten, so als wollten sie mich für jeden fehlenden Kilometer und jeden einzelnen Ouzo bestrafen.
Kilometer 17 – nur noch 4 Kilometer. Wie spät ist es eigentlich? 1:22 – das würde ja bedeuten – 4,1 km in 23 Minuten – Halt! Stop! – kann das stimmen? – ja – das heißt 5:30 für die letzten 4 km. Ich erinnerte mich an einen Laufcampus sub2-HM-Trainingsplan – dort musste ich 4-km-Intervalle in 23:00 laufen und das klappte immer recht gut.
5:30/km für die letzten 4 km ist ja nicht so schnell - ich durfte jetzt nur nicht nachlassen. Auf die müden Beine konnte ich jetzt keine Rücksicht nehmen. Es sind noch 4 km – ob ich jetzt schnell oder langsam laufe. Die Oberschenkel schmerzten egal wie langsam ich lief – also kann ich auch schnell laufen. Den gefürchteten Anstieg bei Ramsberg betrachtete ich nicht als Berg, sondern nur als „geneigte Ebene“ und stapfte trotzig weiter. Ich hatte sogar noch soviel Kraft, der Band die am Berg die Läufer anheizte zu applaudieren.
Endlich – raus aus dem Wald – da ist die Turnhalle – jetzt geht’s bis zum Ziel nur noch Bergab – verdammt – wo bleibt das 20-km-Schild. Ah – da vorne – 1:37 – wir haben Zeit – knappe 8 Minuten – das reicht locker. Da vorne ist schon das Stadttor – dahinter muss irgendwo das Ziel sein.
Durch das Stadttor – ich höre schon den Zielsprecher – und da – da vorne ist es. Aber was ist das – 50 m vor mir da ist ja Holger Meier, einer der Läufer, die mich zwischen km 15 und 16 überholt haben. Jetzt zog ich noch mal an und holte mir im Schlussspurt den 315. Platz zurück.
Die Zeit 1:42:11 – jenseits dessen was ich zu hoffen gewagt hatte. Aber endlich konnte ich das Potenzial der 10er-Zeit auf der HM-Distanz umsetzen. Ich hätte mir niemals – bzw. noch nicht – zugetraut über so eine Distanz unter 5:00/km zu bleiben.
Und fehlende Kilometer kann man scheinbar doch mit Ouzo kompensieren.
Tsatziki, Gyros und jede Menge Ouzo – so werden Bestzeiten gemacht
127.09.2009 10 km von Röthenbach (10 km) - 38:58
05.04.2010 Osterlauf Scheßlitz (HM) - 1:26:09
11.10.2009 München Marathon (M) - 3:21:47
05.04.2010 Osterlauf Scheßlitz (HM) - 1:26:09
11.10.2009 München Marathon (M) - 3:21:47