Wasser, Schweiß, Trennung, Blut und am Ende große Freude – Hamburg Marathon am 27.04.2008
- Vorgeschichte -
47km/Woche in den letzten 6 Monaten. Das ist meine Basis für den diesjährigen Hamburg Marathon. Für „den Marathon durchstehen“ sollte es reichen. Doch das offizielle Ziel hieß: sub3:30 bzw. eigentlich zusammen mit Leonie Richtung 3:20 schielen.
Mein inoffizielles und niemandem erwähnten Ziel heiß aber: solange es geht Tempo für Leonie machen und am Ende möglichst noch ein kleine Bestzeit zu erlaufen. Mit einer sub3:30 habe ich bei meinem geringen Trainingsaufwand kaum geliebäugelt. Das durfte ich halt nur Leonie nicht sagen, die war so schon aufgeregt genug ;-).
- Das Wetter -
Die meisten die mich kennen wissen, dass ich es gerne kühl bzw. kalt beim Laufen habe. Leider tat der Wettergott in dieser Hinsicht nichts gutes denn, (soviel kann ich schon mal erwähnen) es waren bis zu 24°C im Schatten im Hamburg, was im Frühling wohl 30°C im Herbst ähnelt. Das war für mich von vornherein schon mal so ein kleiner Genickbruch, aber ich durfte ja kaum jammern (Leonie... ;-) )
- Die Tage davor -
Aus beruflichen Gründen war ich schon ab Montag in Hamburg. Leonie kam am Donnerstag nach und wir machten dann etwas Sightseeing und trafen uns am Vorabend mit netten Lauffreunden im Vapiano zum Carboloading. Ich gönnte mir Nudeln, Pizza, Bruschetta (und Eis *grins*)
Danach ging es ins Hotel, direkt an der Reeperbahn nur ca. 200m von Start/Ziel entfernt. Wir taten allerdings gut, diese Nacht mit Oropax zu schlafen.
- Marathontag -
5.30 Uhr – DIE Wecker (wir hörten ja schlecht) waren gnadenlos und wir mussten aufstehen. Ging aber eigentlich recht gut und ich konnte ohne Mühe ganze 5 Toasts mit Honig essen. Dann fertig gemacht. Alles dabei? Schuhe, Socken (natürlich die langen ;-) ), Hose, Singlet, Glücksbringer, Kappe, Sonnenbrille und 4 Squeezies damit ich nicht verhungere. Alles dabei!
Dann mussten wir aber noch eine Weile im Zimmer bleiben, denn wir hatten ja nur knapp 10 Minuten Fußweg zu Kleiderbeutelabgabe.
Die Sonne „brannte“ für diese Uhrzeit schon ganz schön runter. Bei den 10 Minuten einlaufen kam ich schon ganz schön ins Schwitzen und machte mir schon so meine Gedanken zum Rennverlauf. „Zumindest bis km25 musst du an Leonie bleiben, den Rest schafft sie alleine“.
Rein in unseren Startblock E und dann das Startbimmeln abwarten (in Hamburg gibt es keinen Startschuss sondern eine Startglocke, da es wohl mal beschwerden gab, dass der Startschuss in den hinteren Blöcken nicht zu hören war).
- 9 Uhr WASSER und SCHWEISS -
Mein 19. Marathon startete. Das erste Stück verlief an der Reeperbahn. Es waren viele Zuschauer an der Strecke. An selbiger war es allerdings furchtbar eng. Wir überholten andauernd und fanden kaum unser Tempo. Exakt 5 Minuten vergingen für die ersten 1.000 Meter. Leonie lief vor mir, ich warnte Sie aber durch das ganze Überholen zu viele Körner zu verschießen. Da sie aber einfach den besseren Trainingsstand von uns beiden hatte lief ich ihr einfach mal nach. Ab km 2 in etwa ging es dann eine weile leicht bergauf. Durch den fehlenden Wind und die vielen Läufer war es mir hier bereits extrem warm. Kurz nach km4 ging es dann endlich leicht nach unten. Dies nutze ich erstmal um kurz ins Gebüsch zu springen. Hier konnte ich ja noch ohne Probleme wieder zu Leonie aufschließen. Auf eine 5:07 folgte ein flotter 4:08km und ich war wieder bei ihr. Nach 5km waren wir bei 24 Minuten, also in dem Tempo, das bei normalen Temperaturen angemessen gewesen wäre. Doch wie soll man bremsen, wenn es einem gut geht (und ich habe ja schon gebremst...)
Die erste Wasserstelle kam und da beunruhigte mich ein weiterer Punkt: Leonie trank nicht nur (was so früh auch nicht normal ist), nein sie schüttete sich sogar einen Becher über ihr Genick. Spätestens hier war mir klar, dass ich hier eigentlich nix zu suchen hab ;-).
Aber außer der Wärme machte es bisher natürlich schon noch Spaß, die Beine waren leicht und meine Atmung auch wirklich entspannt. Es ging weiterhin mal leicht rauf und leicht runter.
Ein weiteres Problem tauchte auf. Schon ab km3 spürte ich am Rechten Fuß unterhalb des Knöchels so ein kratzen, als ob dort ein kleines Steinchen im Schuh war. Ich blieb nochmal kurz stehen und schaute nach, doch da war nix. Beim weiterlaufen war das Gefühl wieder da. Nochmal stehen geblieben und wieder nix gefunden.
„Da muss ich jetzt wohl durch“. Ich lief dann einfach weiter, es tat nicht weh, es war halt nur ein nerviges Gefühlt (kleiner Verweis an die Überschrift, da stand ja was mit Blut... mehr später).
Etwa bei km10 (Durchgangszeit 47:45 Minuten) kamen wir zum Hafen. Davor ging es etwas steiler bergab. Ein wirklich super schöner Blick wurde uns auf den Hafen gewährt und es erwartete uns eine hammer geile Zuschauerkulisse. Links und rechts ist die Straße mit Zuschauern voll und auch auf den Brücken standen Massen.
Was sehr schön war, die Läufermassen hatten nun mehr Platz und es kam ein leichter Wind auf, der die Wärme ein wenig erträglicher machte.
Alle 2,5km gab es Wasser. Ich nutzte jede Gelegenheit um dort meine Kappe und meinen Schwamm in die Wasserwannen einzutauchen. Danach ein Schluck aus dem Wasserbecher und der zweite Becher wurde ins Genick geschüttet. Wie auch immer habe ich es bis zum Ende geschafft mit dieser Taktik keine nassen Füße zu bekommen.
Bei Kilometer 14 kamen wir durch einen ca. 500m langen Tunnel. Da drin war der Wind erstmal weg und mir rann der Schweiß nur so runter.
Ein paar Kilometer weiter erwartete uns eine Umrundung der Binnen-Alster. Hier war es wirklich wunderschön. Für einen Stadtbummel ist so ein Wetter ja auch toll. Ah Stopp, aber wir liefen ja Marathon...
Naja, ich machte das beste daraus. Mittlerweile war ich mir aber ganz sicher, dass ich mir schon mal überlegen musste, wie ich Leonie dazu bringe, dass sie mich alleine lässt. Immerhin sind wir die letzten 7 oder 8 Marathons alle gemeinsam gelaufen.
Das Tempo war immer noch super. Von bestenfalls 4:42 bis schlimmstenfalls 4:52 pendelten wir.
Die Halbmarathonmarke erreichten wir nach 1:40:47 Stunden.
Wie ich Leonie einschätzte sollte es für sie auf jeden Fall reichen um mindestens unter 3:30 Stunden zu bleiben. Ich war jetzt schon nahe daran ihr zu sagen dass ich langsamer machte, doch ich versuchte noch ein paar Kilometer mitzuziehen.
Die Kilometerzeiten gingen jetzt allerdings eher Richtung 4:50-4:55. Leonie meinte zu mir, dass ihre Beine schon sehr schwer sind und sie den Schnitt für eine sichere 3:30 wissen wollte. Jetzt war mir klar, ich muss sie laufen lassen. Wenn ich jetzt noch zu jammern anfangen würde, dann würde ich sie vom Tempo her sicher runterziehen.
„Ich mach jetzt langsamer und versuche möglichst nahe an die 3:30 zu kommen, mir ist es einfach zu warm und dir geht es deutlich besser als mir“ – „LOS LAUF!!“.
- Ca. 11.06 Uhr – TRENNUNG -
Leonie sah ein, dass es für mich selber wohl auch besser ist, wenn ich den Lauf alleine zu Ende laufe. So trennten wir uns zum ersten mal bei einem Marathon, was mir persönlich so gar nicht schwer fiel. Im Gegenteil, meine Freude über Leonies Leistung überwiegte zu diesem Zeitpunkt alles.
Auf den nächsten zwei Kilometern blieb ich noch knapp 20 Meter an ihr dran, meine letzten beiden Kilometer knapp unter 5 Minuten. KM29 war der erste Kilometer, für den ich die 5 Minutenmarke überschreiten musste.
Noch hielt ich sogar an dem Glaube, dass ich die 3:30 schaffen könnte, doch so langsam verließ mich die Motivation dafür. Es soll jetzt nicht überheblich klingen, aber letztendlich war es mir egal ob die die 3:30 schaffe oder nicht, denn wenn ich mich mal wirklich für einen Marathon vorbereite, kann ich sicher eine Zeit um oder sogar unter 3 Stunden schaffen.
Aber eines war mir dann schon wichtig: Schneller als die 3:37 letztes Jahr am Gardasee.
Die zweite Hälfte war von der Streckenschönheit zwar nicht so schön wie die erste, dafür fand ich aber dass deutlich mehr Zuschauer am Straßenrand standen die uns Läufer anfeuerten.
Bei km31 musste ich nochmal kurz ins Gebüsch, ab dann verloren sich die Kilometerzeiten erstmal im Bereich 5:30-5:50min/km. Ich wusste, dass mir ein 6er Schnitt für die Bestzeit reichen sollte, was mich beruhigte. Auch wenn die Tempohärte weg war, die langen Trainingsläufe brachten mir wenigstens, dass ich bis zum Ende durchlaufen konnte.
Lediglich die Wasserstellen alle 2,5km nutzte ich für eine kurze Pause. Von 4-5 Bechern bin ich mittlerweile auf 6-8 Becher je Station gekommen. Bei km35 gab es das vierte und letzte Squeezie. Ich hatte richtig Hunger und hoffte dass es bis zum Ende reicht.
KM35 hatte ich nach 2:53 Stunden passiert. An einen 5:10er Schnitt war leider nicht mehr zu denken um die 3:30 zu packen. Um so mehr versuchte ich das Wetter nun zu „genießen“ und den Applaus der Zuschauer aufzusaugen.
Auf den letzten Kilometern ging es dann auch nochmal eine Weile leicht bergauf, bevor es fast die ganzen letzten 2km nach unten ging. Das ging sehr auf die Oberschenkel, aber ich schaffte es sogar noch zweimal unter 5:20min/km zu kommen.
Ich spielte mit dem Gedanken, dann wenigstens eine schöne Zeit zu laufen. 3:33:33 – das wäre doch was.
Also habe ich versucht das Tempo zu halten. Es folgte eine Rechtskurve und der letzte „Anstieg“ stand bevor. Zum Glück wusste ich von der Streckenbesichtigung per Bus am Vortag, dass danach nicht mehr viel kommt. Ganz genau nämlich nur noch eine Linkskurve und dann war in ca. 500m Entfernung der Zielbogen zu sehen.
Ich war super happy und mir ging es bis auf die schweren Beine wieder richtig gut. Ich habe keinen Gedanken an einen Schlussspurt vergeudet, denn die Zuschauer am Rande waren soooo toll, das habe ich richtig genossen.
Das Zieltor wurde größer und größer und ich bin dann (ohne an die schöne Zeit zu denken) in völlig zufriedenen 3:33:14 Stunden ins Ziel gekommen!
- Nach dem Lauf -
Nur 10 Meter später sah ich, wie Leonie nach mir Ausschau hielt. Sie tat sich auch noch richtig schwer, erkämpfte sich aber eine super Zeit von 3:25 Stunden!!! Das hat mich dann wirklich super glücklich gemacht (da lacht das Trainerherz).
Wir humpelten (na ja ich humpelte, Leonie ging es ja schon wieder ganz gut wie nach jedem Marathon ;-) ) zur Kleiderbeutelausgabe und ruhten uns noch ein wenig aus bevor es dann zum Hotel zurück ging.
- BLUT -
Ach ja, da war ja noch ein Teil in der Überschrift...
Das Kratzen an der Socke muss wohl eine kleine Falte in der Socke gewesen sein. Es sah aus wie ein kleiner Haibiss ;-) (Fotos folgen). War aber alles halb so schlimm, fehlt nur ein wenig Haut.
Fazit:
Alles in allem (außer den Temperaturen und den BERGEN *grins*) war Hamburg eine wirklich schöne Veranstaltung, welche ich auf jeden Fall weiterempfehlen kann! Die Medaille ist auch sehr schön. Gold und Blau und das Innere lässt sich so schön drehen! Vielleicht laufe ich da nochmal!
Zahlen zum Lauf:
Zeit Netto: 3:33:14
Platz Gesamt: 2783 v. 15631
Platz Männer: 2632 v. 12607
Platz AK: 263 v. 1139
Wasser, Schweiß, Trennung, Blut und am Ende große Freude - Hamburg Marathon 2008
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