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Training für den Endspurt

Training für den Endspurt

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Hallo Kollegen,

ich würde gerne wissen, wie man trainiert, um auf den letzen km noch Saft zu haben.
Dazu gehört für mich nur am Rande das körperliche Training, sondern viel mehr die "seelische Bereitschaft" noch mal am Ende der Kräfte was rauszuholen. Das gehört für mich aber auch ins Training.

Ich laufe so, das ich z.B. beim HM ab km 19 wieder runterzähle und eben ab diesem km 19 -20 versuche, mein Tempo leicht zu erhöhen, da sowohl meine Energiereserven, so wie auch die noch zu laufende Strecke überschaubar sind.
Ab wo legt Ihr einen Zahn zu? Macht Ihr das überhaupt?

Welche Gedanken ruft Ihr Euch auf, um auf den letzten 400 Metern nochmal Kohlen nachzulegen bzw. noch jemanden zu überholen?

Ich vermute, dass die Strecke mit "erhöhtem Endtempo" mit steigender Erfahrung immer länger wird, da man "Reserven im Verhältnis zu Reststrecke" immer besser einschätzen kann.

Wie macht Ihr das?

Gruß,

Guido
Am 22. April 2017 in Wuppertal Zuckerspiel (10/21)
Am 6. Mai 2017 zwischen Wupper und Ruhr WHEW100 Ultramarathon (100km + Staffeln, 10km, 5km)

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Nach meiner Meinung hängt viel davon ab, wie man sich das Rennen eingeteilt hat.
Ist es langsam gelaufen, kann man am Ende mehr zulegen.

Ich merke es meistens in den Beinmuskeln, ob ich noch "Körner" zum Endspurt habe.
Schwere Beine, Spannung der Muskeln unter der Haut und beschleunigte Atmung
kündigen bei mir die Laktatschwelle an.

Wenn ich jetzt nicht rausnehme geht`s vieleicht noch 2000m, wenn ich jetzt beschleunige noch maximal 300m.

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Hm... das könnte auch Kopfsache sein.

Beispiel:
Ich habe folgende Trainingsstrecke:
1. die ersten 4km flach, dann 5km mit rund 200 Hm,
----{ Schleife
2. dann etwa 3km die 200 hm wieder runter,
3. dann etwa 4km die 200 hm wieder rauf,
-----} Schleife Ende
4. dann 5km die 200hm wieder runter, dann 4km flach nach Hause.

Bei Teilstück 3 werden mir die Beine immer total schwer. Wenn ich mich dann dem Leiden hingebe, brauche ich für die 4km hoch etwa 20 min. Denke ich jedoch mit Absicht an das Gefühl von Leichtfüßigkeit, bin ich immer schneller oben und die Beine sind plötzlich wieder ok.

Das gleiche müsste ja auch zum Ende eines Laufes erlebbar oder steuerbar sein.
Am 22. April 2017 in Wuppertal Zuckerspiel (10/21)
Am 6. Mai 2017 zwischen Wupper und Ruhr WHEW100 Ultramarathon (100km + Staffeln, 10km, 5km)

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Nichts wissenschaftliches, nur meine persönliche Erfahrung: Wenn es darauf ankommt, kann ich auf den letzten hundert Metern immer nochmal zulegen. Egal wie lang oder hart das Rennen war. Kopf abschalten und Fersengeld geben. Ich kann mich rühmen bisher noch nie eine Platzierung auf der Zielgeraden verloren zu haben und einige Male kurz vor dem Ziel Plätze gutgemacht zu haben. Es mag daran liegen, daß ich in der Schule ein passabler 100-Meter-Läufer war. Ist aber auch schon etliche Jahre her. Jedenfalls war ich früher ein Sprintertyp.

Der Kopf spielt sicherlich eine wichtige Rolle. Zwischen "vermeintlich alles" geben und "wirklich alles" geben (-> Bewußtlosigkeit) liegt zumeist noch ein mehr oder weniger schmaler Raum.

Und was soll man trainieren? Laktattoleranz? Ich weiß nicht. Nehmen wir Kenny Bekele, dem im Schlussspurt niemand das Wasser reichen kann. Anderswo habe ich die Meinung gelesen, daß er nicht im Sprint an und für sich nicht stärker ist als die anderen. Eine fliegende 53er-Runde können die anderen Spitzenläufer auch locker laufen, aber eben nicht nach 4600 oder 9600 m Vorbelastung. Bekele hat die größte aerobe Kapazität und am Schluss einfach noch am meisten "im Tank". Was da dran ist, kann ich nicht sagen.

Außerdem denke ich, daß bei der Endspurtfähigkeit ein gutes Stück genetischer Veranlagung drinsteckt. Ansonsten: schnell laufen trainiert man am besten durch schnell laufen.
"What do you do, you just go out there and gambol about like a bunny?" - Sheldon Cooper

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chuuido hat geschrieben: Ich vermute, dass die Strecke mit "erhöhtem Endtempo" mit steigender Erfahrung immer länger wird, da man "Reserven im Verhältnis zu Reststrecke" immer besser einschätzen kann.
Das widerspricht meiner Erfahrung.
Prinzipiell bin ich jemand, der nach hinten raus recht stark läuft. Dennoch ist es bei einem Rennen, das im Bereich des optimal Möglichen liegt, schon ein großer Erfolg, wenn der Tempoabfall zum Schluss gering gehalten wird. Etwas, was die Bezeichnung "Endspurt" verdient mit spürbarer Tempoverschärfung, gibt es nur kurz vor dem Ziel, vielleicht 200 - 300 m.

Ich bin auch Rennen gelaufen, in denen die letzten 2 - 3 km schneller waren, aber das waren dann kontinuierliche Verbesserungen im unteren Sekundenbereich und keine langgezogenen "Spurts".

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

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Eben. Wenn ich auf den letzten Kilometern spürbar zulegen kann, muß ich mich doch fragen, ob ich nicht vorher Zeit "verschenkt" habe. Unter Endspurt verstehe die letzten ~200 m. Darauf waren übrigens auch meine obigen Aussagen bezogen.
"What do you do, you just go out there and gambol about like a bunny?" - Sheldon Cooper

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Beim letzten HM war ich zum Schluß ziemich platt, aber ca.300m vorm Ziel wollte mich doch unverschämterweise noch jemand überholen. Dachte nur "so nicht" und hab noch mal richtig gas gegeben und siehe da es ging auf einmal wie von selbst. Nach der Ziellinie war ich allerdings total ausgepowert aber glücklich. :D
Es geht also immer noch etwas, besonderst wenn man von so frechen Läufern geärgert wird :teufel:
Grüße
Sven

Das Geheimniss des Könnens ist das Wollen !
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burny hat geschrieben:Ich bin auch Rennen gelaufen, in denen die letzten 2 - 3 km schneller waren, aber das waren dann kontinuierliche Verbesserungen im unteren Sekundenbereich und keine langgezogenen "Spurts".
Wenn ich HM auf Bestzeit laufe (also mit geplantem Tempo-Schnitt) und dann bei 19 merke, dass noch mehr drin ist, dann wäre ich ja blöd, das erst bei km 20,7 auszupacken. Und 2* 10 Sekunden hole ich auf den letzten 400 Metern nicht mehr raus - dafür brauche ich ne längere Strecke. Ich nenne das mal zur Unterscheidung vom Endspurt "Endeile" :)

Also geht es um zwei verschiedene Tempoverschärfungen. Einmal die ab km 20,6 und dann die ab km 19, wobei sich die beiden nicht ausschließen.

@Santa:
Ja stimmt. Aber das weiss man ja vorher nicht immer. Möglicherweise verträgt man das Wetter am Wettkampftag besser als im Training und hat noch mehr drauf. Das weiss ich spätestens bei km 19 auf HM.

@sven:
Genau dieses "so nicht" würde ich gerne immer drauf haben - egal ob da noch jemand ist oder nicht. Es geht also scheinbar um Kampfgeist. Aber wie sorge ich dafür, dass ich zum Ende hin nochmal den Rest ausquetschen kann? Das muss sich ja üben lassen.

Gruß,

Guido
Am 22. April 2017 in Wuppertal Zuckerspiel (10/21)
Am 6. Mai 2017 zwischen Wupper und Ruhr WHEW100 Ultramarathon (100km + Staffeln, 10km, 5km)

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SantaCruz hat geschrieben:Nichts wissenschaftliches, nur meine persönliche Erfahrung: Wenn es darauf ankommt, kann ich auf den letzten hundert Metern immer nochmal zulegen. Egal wie lang oder hart das Rennen war. Kopf abschalten und Fersengeld geben. Ich kann mich rühmen bisher noch nie eine Platzierung auf der Zielgeraden verloren zu haben und einige Male kurz vor dem Ziel Plätze gutgemacht zu haben. Es mag daran liegen, daß ich in der Schule ein passabler 100-Meter-Läufer war. Ist aber auch schon etliche Jahre her. Jedenfalls war ich früher ein Sprintertyp.
Auf der Langstrecke habe ich auch noch nie Plätze auf der Zielgeraden abgeben müssen. Auf der Mittelstrecke schon, da muss ich mich oft vorher schon zu kaputt machen, um an einer Gruppe dranzubleiben.

Für mich ist die Mittelstreckenerfahrung ein großes Plus für den Endspurt auf der Langstrecke. Wenn es noch etwa 1,5k sind denke ich immer: "hey, das ist doch jetzt easy, die 1500 kannst du doch einigermaßen laufen. Und das wissen, dass die letzten 500 oft noch in 90s gehen, hilft auch enorm. So bin ich schon letzte km um 3:10 gelaufen auf 10km Läufen in einem Schnitt um 3'45.
SantaCruz hat geschrieben: Und was soll man trainieren? Laktattoleranz? Ich weiß nicht. Nehmen wir Kenny Bekele, dem im Schlussspurt niemand das Wasser reichen kann. Anderswo habe ich die Meinung gelesen, daß er nicht im Sprint an und für sich nicht stärker ist als die anderen. Eine fliegende 53er-Runde können die anderen Spitzenläufer auch locker laufen, aber eben nicht nach 4600 oder 9600 m Vorbelastung. Bekele hat die größte aerobe Kapazität und am Schluss einfach noch am meisten "im Tank". Was da dran ist, kann ich nicht sagen.
Weiß nicht, ob du den Text schon kennst:
On and off the Track: Part 3: Why can African’s close faster than their Western counterparts?
SantaCruz hat geschrieben: Außerdem denke ich, daß bei der Endspurtfähigkeit ein gutes Stück genetischer Veranlagung drinsteckt. Ansonsten: schnell laufen trainiert man am besten durch schnell laufen.
Sehe ich auch so.
chuuido hat geschrieben: Aber wie sorge ich dafür, dass ich zum Ende hin nochmal den Rest ausquetschen kann? Das muss sich ja üben lassen.
Wir müssen mehrere Dinge unterscheiden:
trainieren wir für ein taktisches, anfangs langsames Spurtrennen, oder für die Bestzeit? Das ist ja ein Unterschied.
Selbst auf Landesmeisterschaften werden schon viele Rennen anfangs verbummelt und durch einen Spurt am ende entschieden, habe ich jetzt erst Sa wieder bei den Hessischen Meisterscaften in Baunatal gesehen. Hier geht es um unrhythmische Rennen, in denen man die am Ende meist deutlich langsamer als PB läuft, aber schon bei der B-Jugend wurden die letzten 400 der 1500m knapp unter 60s gelaufen, nachdem das Rennen sehr langsam begann.

Dann geht es um Bestzeiten, und dabei soll möglichst viel rausgeholt werden. Das ist vielleicht die Sache, die den meisten hier wichtiger ist, ändert sich aber möglicherweise mit dem Alter, wenn man nicht mehr schneller wird und dafür ein paar gute Ak-Platzierungen anstrebt. Für die Bestzeiten geht es also auch um die richtige Taktik, die Typabhängig ist.

Imo muss der "schnelle" Läufertyp stärker aufpassen, dass er nicht zu schnell angeht, und profitiert eher von einem etwas verhaltenen Beginn als der ausdauernde Stehertyp. Denn der Sprintertyp läuft die gleiche Strecke oft mit einem etwas höheren anaeroben Anteil, wenn er etwas überzieht macht er sich zu kaputt und kann am Ende die anaeroben Reserve nicht mehr richtig nutzen. Für den Sprintertp ist möglicherweise ein negativer Split das beste, wenn er sehr kontrolliert angeht und den negativ Split wirklich nur auf den letzten 1-2 km rausläuft.

Der "Steher" setzt dagegen auf ein gleichmäßiges Tempo. Wenn er zu vorsichtig angegangen ist, versucht er das Tempo nicht ruckartige am Ende, sondern Schritt für Schritt zu erhöhen.Wenn er sich überschätzt, versucht er. so langsam wie möglich zu "sterben".

In jedem Fall ist ein gutes Einschätzen des eigenen Leistungsvermögens vorraussetzung, um überhaupt die richtige Taktik wählen u können.

Wie trainieren wir jetzt Körper und Psyche speziell für den Endspurt?

1. (Fast) Immer hintenraus schneller laufen. Im Training heißt die Devise bei den allermeisten Läufen: Seh locker angehen, und dann mal sehen, ob es hintenraus noch locker etwas schneller geht. Das gilt bei mir für lockere Läufe und für Tempotraining, auch wenn oft nur minimal gesteigert wird. Im TDL ist meist der letzte km der schnellste, bei Intervallen die letzte WDH.

Auch spezielle Crescendoläufe in verschiedenen Variationen sind oft sinnvoll, wobei da durchaus deutliche Temposteigerungen gute Effekte erzielen.

2. Genügend WK. Ich sehe hier immer wieder Läufer, die noch wenig Erfahrung haben, aber sich extrem viel Zeit damit lassen, welche zu sammeln. Macht WK! Keine Trainingseinheit kann dir soviel über Taktik beibringen wie der WK. Hier wird die Endspurterfahrung gesammelt.Hier gehst du an die Grenze und findest raus, wie viel auf den letzten Metern wirklich noch drin ist.

3. Steigerungen im Auslaufen auch gerade nach Tempoeinheiten. Ein sanfter Weg um erstens zu einer besseren Erholung zu kommen, denn die Beine werden mit ein paar Strides im Auslaufen lockerer als ohne. Außerdem ist es immer wieder überraschend, wie leicht man doch auch nach einem TDl auf Touren kommt.

4. Sprinttraining ist auch für Langstreckler wichtig, nicht nur für den Kick. Da geht es darum, alle Muskelfasern zu rekrutieren. Gerne Berghoch, denn da wird die Auslastung der Muskelfasern noch schneller erreicht.

5.Spezielle Einheiten für den Kick
Steve Magness wieder mit einem schönen Beitrag:
steve magness hat geschrieben: The lactate differential is the difference between the lactate level before the kick, and the lactate level post race/kick. The larger the difference, the more it seems that the athlete was able to pick up the pace. Why is this?
Partly it’s due to increased muscle fiber recruitment, which we saw in the Amann study. The ability to recruit more fibers at the end means an increase in lactate. Why? Because these fibers are going to be the hard to recruit FT muscles, which will predominately work anaerobically. So, the ability to recruit these fibers under heavy fatigue conditions is one key to improving your kick.

Secondly, the large lactate difference shows that the athlete has not used up all of his “anaerobic reserve.” It’s best to think of this in simple terms. While running a race, the athlete is going to use predominately aerobic mechanisms after the first 30-40sec. However, the aerobic system can not provide all of the energy so, the anaerobic system covers the gap. Think of it as if there is a finite limit of anaerobic energy. A simple model would be if you have 10 units of total anaerobic energy and you are running a 10min race. Athlete A uses 9 units of anaerobic energy to get him to minute 9, so basically 1 unit per minute, well he’s not going to be able to increase the pace much because he’s got 1 anaerobic unit for 1 more minute. On the other hand, if we have an athlete who has only used 8 units at 9 minutes, then he’s got 2 units left for 1 more minute. He’ll be able to kick. Similarly, if the same athlete had used 9 units at 9 minutes, but had a max capacity of 11 units, he’ll be able to increase the speed.
On and off the Track: Kick Development

Es geht um Kraftausdauer (strength endurance), da stime ich mit Magness vollkommen über ein. Dafür sind Wiederholungsläufe gut, Zirkel- und Krafttraining, Sprünge, Hügel usw.

Eine spezielle harte Einheit wie unter "#3-Learn to Recruit fibers under high acidity" in dem Link beschrieben, habe ich erst einmal probiert.

Das waren bei mir 2*500m
1. 350m @ 2'44 150m @ 2'31 Pause 5'
2. 350m @ 2'43 150m @ 2'37
Ziel war, von etwas langsame als 800m Tempo auf etwas schneller als 800m Tempo zu beschleunigen.

War eigentlich nicht so gelungen, die ersten 350 hätten wohl noch langsamer gemusst, zumal ich noch nicht voll erholt war von der Woche davor. So bin ich schon beim 2. Endspurt deutlich langsamer geworden. Aber immerhin gab es mir einen guten Eindruck, wie sich das anfühlt, aus hohem Tempo mit Ermüdung zu beschleunigen, da fühlt sich ein Tempo von 2'40/km nämlich ganz schnell wie Vollgas an - weil auch einfach nicht viel mehr geht.

So habe ichs dann ein paar Tage später probiert und bei 550m im 800m Lauf den 2. Gang eingelegt, leider bin ich dann die letzten 80 richtig gestorben und eingeholt worden, aber dennoch PB. Für den Kopf hat die Einheit sehr viel gebracht, u.a. habe ich mir auf dem langsamen 1500er nach dem 800er den AK-Titel mit einem 150m Spurt sichern können-

In Zukunft werde ich sowas öfter machen, auch vor dem Hintergrund, dass ich auf der Mittelstrecke wahrscheinlich nicht mehr so viel schneller werde, aber möglicherweise noch einige gut AK-Platzierungen drin sein können.

Viele Langstreckler müssen vielleicht nicht unbedingt so spezifische harte Einheiten machen. Möglicherweise bringen ein paar flotte, aber kontrollierte 200er nach einer Tempoeinheit schon viel. (Z. B. 4-5*1000 5k Tempo + 5*200 1,5k Tempo. )

WICHTIG: Grundsätzlich beim Training von sehr hohen Geschwindigkeiten immer auf ausreichende Pausen achten, sonst gibt es recht schnell sehr starken Muskelkater. Gilt besonders für Training bei Maximalgeschwindigkeit, also Sprinttraining.

Gruß
C.

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

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DerC hat geschrieben:Auf der Langstrecke habe ich auch noch nie Plätze auf der Zielgeraden abgeben müssen. Auf der Mittelstrecke schon, da muss ich mich oft vorher schon zu kaputt machen, um an einer Gruppe dranzubleiben.
O.k., ich bin noch nie kürzer als 3000 m in einem WK gelaufen.
DerC hat geschrieben:Weiß nicht, ob du den Text schon kennst:
On and off the Track: Part 3: Why can African’s close faster than their Western counterparts?
Danke für den Tipp, ist interessant.
DerC hat geschrieben: [Der ganze Rest]
Habe ich mit Interesse gelesen. Bei mir ist es nur so, daß ich mir nie Gedanken um meinen Kick machen mußte. Die Läufer, die dagegen halten könnten, erreichen bei einem 10-km-Lauf sowieso zwei, drei Minuten vor mir die Zielgerade. :P Wenn irgendwann dahinkomme, auch auf den Kilometern davor mit denen mithalten zu können, komme ich vielleicht mal auf das Endspurttraining zurück.
"What do you do, you just go out there and gambol about like a bunny?" - Sheldon Cooper

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chuuido hat geschrieben: Ich laufe so, das ich z.B. beim HM ab km 19 wieder runterzähle und eben ab diesem km 19 -20 versuche, mein Tempo leicht zu erhöhen, da sowohl meine Energiereserven, so wie auch die noch zu laufende Strecke überschaubar sind.
Ab wo legt Ihr einen Zahn zu? Macht Ihr das überhaupt?

Welche Gedanken ruft Ihr Euch auf, um auf den letzten 400 Metern nochmal Kohlen nachzulegen bzw. noch jemanden zu überholen?
Am Ende eines Rennens tut einem ja meist schon alles weh. Ich sage mir dann einfach, wenn ich jetzt schneller laufe, dann ist die Quälerei auch schneller vorbei. Das funktioniert bei mir tatsächlich. :D
PBs: 5 km: 19:56min (Darmstadt Juni10) 10km: 41:17min (Wolfskehlen Mai13) HM: 1:31:27h (Griesheim April13) M: 3:27:50h (Kandel März 13) Ironman: 11:36h (FFM Juli 12)

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DerC hat geschrieben: ...2. Genügend WK. Ich sehe hier immer wieder Läufer, die noch wenig Erfahrung haben, aber sich extrem viel Zeit damit lassen, welche zu sammeln. Macht WK! Keine Trainingseinheit kann dir soviel über Taktik beibringen wie der WK. Hier wird die Endspurterfahrung gesammelt.Hier gehst du an die Grenze und findest raus, wie viel auf den letzten Metern wirklich noch drin ist...


Gruß
C.
Der Tipp ist gut.

und...
Ihr beiden seit ja auch im Gegensatz zu mir [ich seh mich mal als "Durchschnitts Läufer"]
spitzenläufer.

also nochmal, der Tipp mit den WK ist nach eigener Erfahrung wirklich wichtig.
Ich glaube (ja, glauben ist nicht wissen) Endspurt kann man nicht wirklich im Training lernen, sondern muss es sich bei Wettkämpfen erlaufen, diese Erfahrung ist unbezahlbar.
zum Überholen: ich persönlich würde schon öfters überholt, überhole auch klar, allerdings sind die letzten 200-300m bei mir immer die schnellsten wenn ich mich durch andere pushen kann, also wenn mich einer zieht.
Geändert von Wolfgang Schäuble. Grund: Das geht Sie nix an!

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SantaCruz hat geschrieben: Habe ich mit Interesse gelesen. Bei mir ist es nur so, daß ich mir nie Gedanken um meinen Kick machen mußte. Die Läufer, die dagegen halten könnten, erreichen bei einem 10-km-Lauf sowieso zwei, drei Minuten vor mir die Zielgerade. :P Wenn irgendwann dahinkomme, auch auf den Kilometern davor mit denen mithalten zu können, komme ich vielleicht mal auf das Endspurttraining zurück.
Ist bei mir auf der Langstrecke genauso. Die guten Leute muss ich eh schon vorher zuweit weg lassen, die anderen sind auf der Zielgerade meist keine ernstzunehmenden Gegner. Aber das ist irgendwie auch billig auf der Zielgerade Leute umzumachen die auf 400 wahrscheinlich 5s langsamer sind.

In FFM beim HM 2008 hat einer voll dagegen gehalten, das habe ich als Zielsprint-Unentschieden gesehen. Der war netto vor mir. Aber er hatte mich längst vorher im Rennen überholt, dann bin ich ganz am Ende wieder rangekommen, Zielsprint ging bei gleicher Bruttozeit in etwa unentschieden aus. Das war aber schon irgendwie ne Niederlage, wenn ich mir das nicht schönrede. :peinlich:
Da hatte ich nicht damit gerechnet, dass er dagegenhält, ich war schon vorbei und habe ihn im Jubel der Zuschauer nicht kommen hören. Und ich drehe mich nicht um, ist für mich ne ganz wichtige Regel, nie umdrehen. :teufel:

Ja über den Kick gedanken machen ... ich träume noch von einem "großen" Erfolg in meiner Ak auf den 1500 oder 5000, obwohl ich noch nicht die Ausdauer dafür habe. Für die 800 bin ich auf lange Sicht wohl zu langsam. Deswegen versuche ich da schon was zu machen ab und an, zumal es nicht so einfach ist, auf schnelles Tempo nochmal einen drauf zu setzen, auf der Mittelstrecke denkt man oft, man spurtet und ist kaum schneller als vorher.

Gruß
C.

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

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chuuido hat geschrieben:"seelische Bereitschaft" noch mal am Ende der Kräfte was rauszuholen.
chuuido hat geschrieben:Es geht also scheinbar um Kampfgeist. Aber wie sorge ich dafür, dass ich zum Ende hin nochmal den Rest ausquetschen kann?

Körperliches Training ist immer auch mentales Training, vor allem wenn es um intensive Einheiten geht. Jedenfalls geht mir das so. Ich will das mal veranschaulichen. Wenn ich z. B. 3 x 3.000m schnell laufe, Tempo so 10 km-Zeit plus max. 5 sek, dann wird’s beim ersten Mal ab Runde 6 anstrengend, beim zweiten Mal ab Runde 4 oder 5 und beim letzten Mal noch kurz vor der Hälfte. Die Reststrecke wird weiter gelaufen, obwohl es schwer fällt. Am Ende fühl ich mich aber toll, weil ich es durchgezogen habe.

Diese Erfahrung, „es ist anstrengend, aber es geht dennoch“, gibt Selbstvertrauen und hilft, im Wettkampf die Komfortzone zu verlassen und sich zu quälen. Ich konnte jetzt über ein Jahr lang keine Intervalle laufen und merke, dass mir im Wettkampf die harten Einheiten nicht nur physisch, sondern vor allem auch mental fehlen. Meine absolute Quälbereitschaftist gesunken.

Natürlich vermitteln Wettkämpfe selbst diese Schulung auch, aber die Kombination „Intervalle + Wettkampf“ potenziert die Wirkung.

chuuido hat geschrieben:Wenn ich HM auf Bestzeit laufe (also mit geplantem Tempo-Schnitt) und dann bei 19 merke, dass noch mehr drin ist, dann wäre ich ja blöd, das erst bei km 20,7 auszupacken. Und 2* 10 Sekunden hole ich auf den letzten 400 Metern nicht mehr raus - dafür brauche ich ne längere Strecke. Ich nenne das mal zur Unterscheidung vom Endspurt "Endeile" :)

Also geht es um zwei verschiedene Tempoverschärfungen. Einmal die ab km 20,6 und dann die ab km 19, wobei sich die beiden nicht ausschließen.


Ich denke, das sind in der Tat zwei unterschiedliche Sachverhalte. Bei längeren Tempoverschärfungen geht es darum, die generelle Ermattung zu überwinden und weiterhin überwiegend aerob mit vielleicht leicht steigendem anaeroben Anteil zu laufen.
Der „richtige“ Schlussspurt verläuft mit hohem anaeroben Anteil. Nicht zufällig ist nach hartem Spurt erstmal nach-Luft-japsen angesagt, um die Sauerstoffschuld wieder auszugleichen.
DerC hat geschrieben:Wie trainieren wir jetzt Körper und Psyche speziell für den Endspurt?

1. (Fast) Immer hintenraus schneller laufen. Im Training heißt die Devise bei den allermeisten Läufen: Seh locker angehen, und dann mal sehen, ob es hintenraus noch locker etwas schneller geht. Das gilt bei mir für lockere Läufe und für Tempotraining, auch wenn oft nur minimal gesteigert wird. Im TDL ist meist der letzte km der schnellste, bei Intervallen die letzte WDH.
Das hilft m. E. nicht nur für den Endspurt, sondern auch für langgezogene Tempoverschärfungen bzw. Bekämpfung des Tempoabfalls, zumindest von der mentalen Seite her. Bei einem Trainingsmarathon wähle ich auch gerne mal die Variante: Temposteigerung alle 10 km um 2 - 3 Minuten, also z. B. 48, 46, 44, 42 min und den Rest alles, was noch geht. Das ist allerdings eher für Marathon oder länger geeignet, beim Zehner bringt sowas weniger, da ist ein ordentlicher Tempolauf sinnvoller.

Bernd
Das Remake
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Mein lieber Herr Gesangsverein - hier kommt ja was zusammen!
Danke erstmal für die vielen, ausführlichen Antworten!

Wenn ich das so alles ein wenig sacken lasse, dann geht es wohl darum, genau das zu üben und sich zur Gewohnheit zu machen: "hintenraus schneller werden". Ob das nun im TDL oder bei Intervallen stattfindet spielt weniger eine Rolle. Das Leid der Tempoverschärfung und des Endspurts kann man am besten verkraften, wenn man bereits größeres oder ähnliches Leid erfahren hat.

Wenn ich meine 90 min im Wald herumgaloppiert bin und wieder auf die Straße nach Hause komme, mache ich das schon. Allerdings geht's da niemals um die Wurst, die Motivation ist also künstlich. Es wäre also für mich als HM und mehr Liebhaber, ein paar 5'er am Wochenende mitzunehmen, um's mal richtig krachen zu lassen. Auf die Bahn gehe ich nicht so gerne - das ist für mich ein bisschen so wie Kacheln im Schwimmbad zu zählen. Aber ich wohne in einer hügeligen Gegend. Da kann ich ja die relativ flachen Teilstücke gemütlich laufen und die Steigungen hochpreschen. Damit ich alles vom Muskel mitnehme, was drin ist. Habe ich das so richtig verstanden? Klingt für mich nachvollziehbar. Die Strecken, die ich laufe sind aber auch nicht ausgeschildert, d.h. ich kann den letzten km gar nicht so genau messen (ob ich den am schnellsten laufe). Aber ich kann drauf achten, das mal so zu versuchen.

Ich könnte auch öfter mit meinem Bruder laufen gehen und auf Teilstücken "Zwischenrennen" veranstalten. Da wäre die Motivation eine echte.

Vielleicht knacke ich dann mal meine 10'er Bestzeit nicht wieder innerhalb eines HM, sondern auf nem 10'er :)

Gruß,

Guido
Am 22. April 2017 in Wuppertal Zuckerspiel (10/21)
Am 6. Mai 2017 zwischen Wupper und Ruhr WHEW100 Ultramarathon (100km + Staffeln, 10km, 5km)

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DerC hat geschrieben:
Das waren bei mir 2*500m
1. 350m @ 2'44 150m @ 2'31 Pause 5'
2. 350m @ 2'43 150m @ 2'37
Ziel war, von etwas langsame als 800m Tempo auf etwas schneller als 800m Tempo zu beschleunigen.

....
Gruß
C.

Hallo C,

fast die gleiche Einheit habe ich auch vor drei Wochen für die Senioren Landesmeisterschaften gemacht, mit dem Wissen, dass es dort ein Bummelrennen mit Endspurt geben wird.
Zwischenzeit für die 800m lag dann auch bei 1:36,x min und die letzten 200m gingen noch in 28,x sek. Was recht locker zum Sieg reichte.

Die 2x500m davor lief ich in 300-200m aufgeteilt
45,5-27,9sek und 45,7-28,3sek mit 8:00min Pause + 2x150m

Das nächste Mal versuche ich wohl auch mal die 350 zu 150m Aufteilung, da die Läufe schon mächtig anstrengend waren. Man glaubt immer gar nicht wie hart eine solche Tempoverschärfung sein kann.
Eigentlich müsste ich viel öfter solche Tempowechselläufe machen. Ich verwende dein Posting mal als neue Anregung....

Gruß Lanang
When I race, my mind is full of doubts - who will finish second, who will finish third. (Noureddine Morceli)

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Ok, genau so ne Endspurtsau will ich werden. Ich arbeite dran - und werde berichten!
Am 22. April 2017 in Wuppertal Zuckerspiel (10/21)
Am 6. Mai 2017 zwischen Wupper und Ruhr WHEW100 Ultramarathon (100km + Staffeln, 10km, 5km)

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chuuido hat geschrieben:Endspurtsau
Was für ein Wort! :daumen:
"What do you do, you just go out there and gambol about like a bunny?" - Sheldon Cooper
Gesperrt

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