Schon nach dem Linz-Marathon im Frühjahr 2008 konnte ich die Laufschuhe eigentlich nicht mehr sehen, dafür hat mich mein Rennrad wieder mehr angelacht. Mit Schliersee und Karlsfeld passten noch zwei ODs rein in die Saison 2008, bevor der kleine RauschenBär im Dezember das Kommando übernommen hat. Gelaufen wurde nur noch, damit der Kleine einschläft und einmal im Monat ging es ins Schwimmbad, damit Papa im kalten Wasser wieder aufwacht. Schlaf wird ohnehin überschätzt. Training auch.
Da wir in der Nähe von Dresden eine perfekt ausgestattete (Ferien-)Wohnung nutzen können hab ich daheim mal einen schönen Urlaub angeregt. Zufällig wäre da dann auch gerade Moritzburger Schloss-Triathlon, so ein Zufall. Meine Frau war zu müde für ernsthafte Gegenwehr und so fanden wir uns Freitag Nachmittag in Moritzburg zur Startnummernausgabe ein.
Leider war gerade ein Gewitter durchgezogen und die "Entengrütze", äh, der Schlossteich hatte eine Brandung wie die Nordsee. Nur kälter.... 17 komma irgendwas Grad, also kurz vorm Zufrieren eigentlich. Brr...
Samstag, 6 Uhr
Der Kleine weckt mich auf und ich sehe einen fast blauen Himmel hinter dem Rollo. Nach tagelangem Mistwetter ein echter Lichtblick. Leider biegen sich die Bäume im Wind und 9°C sind auch kein Sommer. Ich tröste mich damit, dass ich erst um 11 Uhr ins Wasser muss, die Langdistanz aber schon in einer Stunde.
Wechselzone einrichten klappt inzwischen ganz gut und dank Ebay habe ich sogar einen richtigen Neoprenanzug, in den ich mich um 10:40 Uhr so langsam reinpresse. Die Organisation ist wirklich super. Unter den gut 200 Mitteldistanzlern stehen immerhin 5 in Badehose. Mich friert es schon vom Hinschauen, alle Haare drängeln sich um einen Stehplatz. Dann erfahre ich, dass sogar bei der Langdistanz einer in Basehose gestartet ist, Schwimmzeit knapp 2 Stunden. Was für ein Freak.
Die Schloss-Kulisse beim Start ist schon super, dann stürzen wir uns ins Wasser und sehen..... NIX. Was für ein trüber Tümpel. Ich halte mich aus dem gröbsten Gedrängel raus und komme gut bis zum ersten "Tunnel". Da muss das ganze Feld unter dem Schlossdamm durch, ein 3 Meter breites dunkles Loch. Zum Glück nur ein paar Meter lang, sonst könnte man glatt Platzangst kriegen. Direkt dahinter ist der Abzweig zum Ausstieg, wir müssen leider nochmal komplett rum. Aber nach einem kleinen Durchhänger und zweimal Wasserschlucken krabble ich aus dem Wasser und freue mich über eine 39er Zeit.
Schnell raus aus der Wurstpelle, rein in die Radschuhe, Helm auf und los. Die ersten Kilometer geht es leicht bergan durch den Wald und ich finde schnell mein Tempo. Dann kommen wir aus dem Wald und ich mache erstmal einen Satz nach rechts. Der Wind hat leider nichts and Kraft verloren und meine Cosmic Carbon Laufräder genießen die Böe von der Seite in vollen Zügen. Das kann ja lustig werden...
Auf den Rundkurs biegen wir dann gerade nach Westen, also voll rein in den strammen Nord-West-Wind. Nach 7km ein Knick nach Norden, jetzt bläst es schräg von vorne. Und die Strecke führt über völlig freies Feld. Leider auch Zuschauer-frei. Aber was macht das schon, als wir nach Osten drehen und auf einmal mit gut 40 Sachen dahinfliegen? Im angekündigten "Stimmungsnest" ist bei dem Wind leider auch nicht soooo viel los, aber den Anstieg aus dem Ort raus werden wir von ein paar Dutzend Winddichten angefeuert.
Bei einer der Verpflegungen versuche ich mal wieder ein Gel und kann es mit Mühe unten behalten. Das war Geschmacksrichtung "Glibbrig-Colaaroma-mit-saurer-Note", und jetzt klebt auch noch die Hälfte davon auf meinem Lenker und Oberrohr. Reumütig kehre ich zu den Riegeln mit dem wunderbar künstlichen Erdbeergeschmack zurück. Wie eine Mischung aus MAOAM und Müsliriegel, klebrig und lecker. Neben diesen kulinarischen Genüssen ist zu erwähnen, dass die Helfer uns die Radflaschen wirklich perfekt anreichen. Abbremsen ist völlig überflüssig, da die Verpflegung immer am Ende von kleinere Anstiegen liegt und die Helfer so lange neben einem herrennen, bis man den erschöpften Arm vom klebrigen Lenker gelöst und die Flasche gegriffen hat. Ein dickes Lob dafür!
Auf der dritten Radrunde, im schönsten Gegenwind-Stück unterhalte ich mich mit einem LDler, der sich durch seine letzte Runde kämpft. Der arme Kerl macht das heute schon zum 6. Mal und freut sich über Ablenkung, bis zum Abzweig fahren wir nebeneinander her und quatschen. Auf den letzten Kilometern merke ich dann, dass ich ein wenig überzogen habe und als ich nach 3:02 Stunden die 94km beende und in meine Laufschuhe schlüpfe graut mir ein wenig vor dem abschließenden Halbmarathon.
4 Runde á 5,25km sind zu Laufen. Die erste Verpflegung kommt bei KM1 und der Untergrund ist wunderbar. In der Ausschreibung stand "Der Belag besteht je zu einem Drittel aus Asphalt, Waldwegen und sächsischer Wegedecke". Aufgrund der Regenfälle der letzten Tage ist das Drittel "Waldwege" aber eher ein Crosslauf. Dafür sind auf einmal Zuschauer da, die zentrale Wechselzone und die Schlossinsel sind ein echter Publikumsmagnet, aber auch in den Wald verirren sich einige und feuern uns an.
Nach der zweiten Runde beginnen meine Oberschenkel zu mucken, Zeit für ein massives Cola-Doping. Drei Becher und der Blutzucker schießt wieder nach oben. Leider nur der, meinen Puls bekomme ich einfach nicht mehr hoch. Also zuckle ich statt der angepeilten 4:45 min pro Kilometer mit 5:30 min dahin und bewundere alle LDler, die s acht mal über die Runde müssen.
Kurz vor dem Ziel reicht mir mein Schatzi noch unseren Kleinen und wir traben ins Ziel. Nach 5:35 Stunden ist meine erste Mitteldistanz beendet und ich bin um eine Erkenntnis reicher: Zur LD ist es ein gaaaaaaaaanz weiter Weg. Aber jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt....
Moritzburg 2009 - Eine windige Mitteldistanz
1Viele Grüße,
Matthias
PS: Wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten
Matthias
PS: Wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten