physio-science hat geschrieben:Im Laktat-Test muss man nicht ausbelasten und man misst direkt die Belastungsstufen (Reg, GA1-GA2 und WK). Das ist echt genau und man kann sogar Voraussagen für Zielzeiten geben. Früher hat man da sogar Medallien berechnet
Ds ist natürlich nicht "echt genau". Denn beim klassischen Stufentest wird immer geschätzt oder, um es etwas zu überspitzen: geraten.
Dicker Schleicher hat geschrieben:ein Laktat-Stufentest wie er meistens angeboten wird ist nicht genau
nur durch mehrmaliges messen bei verschiedenen Geschwindigkeiten
nach 20 - 30 Minuten bekommt man die richtigen Werte
Ja, genau ist das nicht. Um das Stundenlauftempo rauszubekommen, muss man eigentlich sogar mal eine Stunde dasselbe Tempo laufen und immer wieder Laktat messen. Beim nächsten Test einen anderen Tempobereich. Zu aufwändig und zu teuer? Klar.
Deswegen machen wir Hobbysportler unsere Test ja in erster Linie im WK. Da laufen wir dann lange am Stück ein Tempo und stellen fest, ob wir das Temp halten können oder nicht.
physio-science hat geschrieben:
Leider wird die Behauptung Laktat sein nur für Leistungssportler immer wieder gebracht und ich kann nur aus eigenen Erfahrungen berichten, dass dies ein ganz grosser Fehler ist. Die meisten Breitensportler insbesondere Anfänger neigen zum Übertraining durch zu intensives Training, da sie noch kein Gefühl für die Belastungsstufen haben.
Das ist auch nur eine Behauptung. Gerne wiederholt und nachgeplappert, um Bücher oder in diesem Fall eine Leistungsdiagnostik zu verkaufen. Das ein Haufen Anfänger sich lange Zeit permanent unterfordert, lässt man dabei unter den Tisch fallen. Dass ein Haufen Anfänger ohne LD sehr gute Resultate erzielt auch. Aber hauptsache, den Menschen Angst vor Übertraining machen und sie dazu bringen, Geld für eine LD zu verschwenden.
Wie of ist denn eine LD für Breitensportler deiner Meinung nach angebracht?
physio-science hat geschrieben:
Ein Leistungssportler kann Dir nur aus dem Gefühl schon sagen wann er bei wieviel Laktat ist. Also ist der Laktat-Test für Breitensportler sogar noch wichtiger.
Auch ein Breitensportler kann ein Leistungsportler sein und dir aus dem Gefühl so einiges sagen. Und selbst wenn er kein Leistungsprotler mehr ist, wird dir so mancher erfahrene ältereLäufer einiges aus dem Gefühl sagen können. Und wie hat er es gerlernt und sein Gefühl geschult? In den meisten Fällen ohne Pulsuhr und Laktattest ...
apr68 hat geschrieben:Hi C.
Deine Zahlen sind interessant. Wo hast Du die her? Ich habe die mal gegeneinander aufgetragen und in halblogarithmischer Darstellung könnte man da bei 4 min max. Laufbelastung eine Schwelle definieren.
Einen Teil der Zahlen habe ich hochgerechnet. Zum Rest:
Running
Die hier zitierten Studien sind aus den 90ern. In vielen Büchern werden leider viel ältere Studienergebnisse verwendet.
Hier wird eine Studie aus 2001 zitiert, die die Sache im wesentlichen bestätigt:
John Berardi - Energy Systems
Die längeren Strecken habe ich hochgerechnet, einfach die alten Zahlen (z. b. 5000m 80% aerob, 10km 90% aerob) etwas aerober gemacht. Müsste aber einigermaßen hinkommen. Muss nochmal ne neuere Studie für die Strecken ab 3000m suchen. ISt aber logisch, dass die 5000 nicht bei 80% aerob liegen können, wenn die 1500 schon über 89% aerob sind.
apr68 hat geschrieben:
Ich stimme Dir zu. Ich denke aber, daß die IAS dadurch definiert ist, ab wann der Laktatwert sprunghaft ansteigt. Bei welchen (Laktat-)Wert die Laktatkurve sprunghaft ansteigt ist wohl individuell verschieden (im Mittel wohl bei 4mmol/l) und bei welcher Belastung der Sprung ist abhängig vom aktuellen Leistungsniveau.
Mal zum nachdenken:
Steve Magness hat geschrieben:
Using a standard step test it is basically impossible to identify the true lactate threshold.
What everyone is really doing is making a GUESS!
aus
The Lactate curve: What is it and how to improve it
Etwas provokativ:
There is NO Lactate Threshold
Die zitierten Artikel decken sich nicht ganz mit meiner Meinung, aber sind sicher für viele interessant und zeigen zu mindest eins: Über manche "gesicherten Erkenntnisse" sollte man ruhig nochmal nachdenken.
Da immer gern behauptet wird, die Profis messen ja auch Laktat: Ja. Aber nicht unbedingt in einem unpassenden Stufentest. Sondern eher in einem Test, der genau auf ihre Leistungsfähigkeit und die Zieldistanz abgestimmt ist. Profis wollen Infos über den erfolg von spezifischem Training, nicht nur Infos über den allgemeinen Fitnesszustand. (Kommt mir nicht mit Fußballern, die einen Standard-Stufentest machen: Bei allem Mumpitz, den Klinsmann und Co veranstalten - das Trainingsniveau in der Bundesliga ist verglichen mit der Laufsport-Elite lächerlich. Und ein klassischer Stufentest bringt nicht die infos, die ich über einen Fußballer wissen willl).
Renato Canova hat geschrieben:
"But what is important to remember, is that every distance needs a specific Aerobic Support, that is not the real AnT. For example, in the case of 3000 SC/5000, we can create a MAX LASS (Maximum Lactate Steady State) of 6/8 min at a level of 11-13 mmol of lactate, and the AnT that we need is the speed at a level of 8 mmol about. So, don`t pay attention at the CONVENTIONAL THRESHOLD of 4 mmol,because is something for physiologists, but really in many case doesn´t mean anything."
Wer wissen will, was für Tests Profis z. B. machen, kann mal hier nachlesen:
why can africans close faster.html
Interessant vielleicht hier: Wer richtig kaputt und müde ist, kriegt das Laktat gar nicht mehr hoch. Der hohe Laktatwert nach dem letzten 800er ist bei James Kwalia keinschlechtes, sondern ein gutes Zeichen.
Melanie Kraus macht ihre Test bei 4km Abschnitten etwa im Marathontempo - das ist ja auch ihre Spezialstrecke. Wieso sollte sie ihre "Anerobe Schwelle " messen, wenn sie doch gleich den Laktatwert beim MRT messen kann, der deutlich interessanter ist?
physio-science hat geschrieben:
Übrigends braucht es da kein medizinisches Labor mehr. Heute sind die Geräte so einfach geworden, dass diese schon in Fitness-Centern durch entsprechendes Personal angeboten wird. Unteranderem bieten viele Sportphysio diese Testung auch in ihren Praxen an.
Die Geräte sind einfach zu bedienen, nur das Wissen zur Interpretation der Ergebnisse fehlt leider vielen, die diese Test anbieten.
Wenn man es "wie die Profis" machen will:
1.Sich erstmal wirklich intensiv mit dem Thema beschäftigen. Nicht nur blind glauben, was einige Leute mit veraltetem Wissen erzählen, schon gar nicht den Leuten glauben, die schlechte weil unpassende Tests auf dem Ergometer anbieten.
Das schon zu anstrengend zu kompliziert? Kein Wunder, denn die Sportwissenschaft ist noch jung, und viele Dinge sind nicht so simpel, wie sie manch ein Leistungsdiagnostiker gern hätte. Dann vielleicht lieber einen Trainer suchen, dem man vertrauen kann.
2. Wenn man das Wissen hat und sich zutraut, aus den eigenen Laktatwerten sinnvolle Schlüss efür das Training zu ziehen: Mobiles Laktatmessgerät kaufen (schon ab unter 300 Euro, ein schnelles Gerät (wichtig bei kurzen Pausen) etwa 400 Euro).
Dann in regelmäßigen abständen in für das Ziel entscheidenden Trainingseinheiten Lakat messen. Kann sich jeder selbst ausrechnen, wie schnell man die Ausgaben für die bezahlten Leistungsdiagnostiken wieder drin hat. So ein Gerät kann man auch teilen, (ABER NATÜRLICH NICHT DIE LANZETTE, WENN DU NICHT ALLE INFEKTIONSKRANKHEITEN DEINES TRAININGSPARTNERS UND TEILHABERS HABEN WILLST!) dann amortisiert es sich schneller.
Für viele ist der einfache Weg besser: Guter Verein mit gutem Trainer. Wer sich selbst trainieren will/muss: Genaue Trainingsaufzeichnungen, Körpergefühl schulen, genügend Wettkämpfe, einige gute Bücher lesen.
Hab jetzt weder mehr geschrieben als ich wollte,. Aus der Diskussion weder ich mich jetzt aber wieder ehr raushalten - leder wollen in dem Bereich viele glauben, nicht wissen. Und wer mit Standardstufentests Geld verdient, wird oft Probleme haben zuzugeben, dass diese Art LD deutlich suboptimal ist.
Gruß
C.