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Mein erster Marathon - 2 Runden beim Metropolmarathon in Fürth

Mein erster Marathon - 2 Runden beim Metropolmarathon in Fürth

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Dieser Laufbericht ist etwas lang geraten, sorry dafür aber es ist schließlich mein erster Marathon.....

Es stand mein erster Marathon an. Zu laufen in 2 Runden mit jeweils 21km beim Metropolmarathon in Fürth, in der Stadt, in der ich seit 3 Jahren lebe.

Meine Vorbereitung begann im Dezember letzten Jahres. Das Laufteam des TV 1860 Fürth bot damals einen Vorbereitungskurs auf den Metropolmarathon über knapp 7 Monate an.
Da ich schon einige Halbmarathons gelaufen war, war der Schritt zum Marathon für mich irgendwie zwangsläufig. Ich meldete mich für diesen Kurs an und trainierte nun sehr regelmäßig auf diesen 13.Juni 2010 hin.

Das Laufwochenende startete allerdings schon am Freitagabend.
Der Veranstalter hatte zum Hobbylauf über 5km geladen und über 100 Leute kamen. Das Wetter war wunderschön und um 19Uhr nicht mehr ganz so heiß. Meine Frau wollte laufen und ich habe sie begleitet. Die Strecke führte durch den Stadtpark an der Pegnitz entlang. Eine wunderschöne Strecke, die in der Abendstimmung so richtig zur Geltung kam.
Pünktlich um 19Uhr wurden wir losgeschickt, ich durfte den Startknopf der offiziellen Anzeigeuhr drücken (Ich wusste noch gar nicht, wie diese Uhren von nahem aussehen). Ein schöner Aufgalopp am Freitagabend, der richtig Spaß machte.

Am Samstag starteten dann die Kinderläufe. Zusammen mit meinen Eltern, die extra für dieses Wochenende die weite Anreise aus dem Norden Brandenburgs in Kauf genommen hatten, fuhren wir zur Fürther Freiheit. Die Kinder hatten die Auswahl zwischen verschiedenen Längen von 350m, 700m, 2000m bis zu 4200m.
Die Organisation war dieses Jahr top, die Kinder hatten ihren Spaß und auch den Zuschauern hat man angesehen, dass sie ihr Freude hatten.
So ganz nebenbei holte ich noch meine Startunterlagen ab und dann ging es auf den Sonntag zu....


Der Wecker klingelte am Sonntagmorgen um 7 Uhr und riss mich aus dem Schlaf. Ich hatte gut geschlafen, dank der etwas geringeren Temperaturen.
Was ich auch als Vorteil empfand, direkt in der Stadt starten zu können, in der ich wohne. Kein Aufstehen kurz nach Mitternacht, keine lange Anreise. Anziehen, frühstücken, zum Start fahren, das alles in 1,5 Stunden.
Das Laufteam hatte sich um 8:45 Uhr zum Fototermin am Start verabredet. Und es kamen viele. So viele, dass wir zum Schluss der Veranstaltung mit dem Pokal des teilnehmerstärksten Vereins ausgezeichnet wurden. Naja, wir hatten ja quasi Heimvorteil.
Beim Fotoshooting kam dann langsam die Aufregung, die ich bisher ganz gut von mir weisen konnte. Was hilft gegen die Aufregung? Richtig: Laufen. Also den original Metropolmarathonrucksack weggebracht (das Anstehen dauerte gefühlte 10 Sekunden) und ein bissl Traben. Vom Durchschuckeln meldete sich vorschriftsmäßig die Blase. Da es an Klos nicht mangelte, war auch das Problem schnell behoben. Auch 10min später noch mal dasselbe Spiel. Und dann ging es zur Startaufstellung.

Ich bin ganz brav von hinten in die Startaufstellung reingegangen und habe mir dann meinen Luftballon gesucht. Luftballons gab es viele, leider stand auf keinem 3:45 drauf. Also habe ich die Mitte zwischen den Luftballons 3:30 und 4:00 geschätzt und bin dort stehen geblieben.
Offenbar hatte ich die gleiche Abschätzung wie unsere Pacemaker, denn plötzlich kletterten zwei Menschen in orangenen Shirts mit lustigen Luftballons über die Absperrung und stellen sich direkt vor mich. Auf den Shirts und Luftballons stand eine in meinen Augen wunderbare Zahlenkombination: 3:45. Hatte ich ein Glück.
Dieses Glückgefühl verging aber kurze Zeit später. Meine Blase meldete sich wieder, es waren noch 3min bis zum Start. Ich kann mich doch jetzt nicht noch mal rausdrängeln. Also ausharren und kurz nach dem Start ab in die Büsche.
Allerdings dauerte der Start noch, die Feuerwehr musste wohl erst einmal eine Absperrkette, die unseren Weg versperrte, zerstören. Gottseidank wurde das noch vorher bemerkt.
Jedenfalls dauerte es noch ein paar Minütchen, die sich allerdings in der Startaufstellung wie Stunden anfühlten. Mit ca. 5min Verspätung ging es dann los, wir zählten brav von 10 an rückwärts und um 9:36:12 begann der Höhepunkt meines bisherigen Läuferlebens.

Erst einmal hieß es aber, wegzukommen von den 3:45er, ich musste ja noch hinter den Busch. Im Stadtpark war das dann auch ziemlich schnell erledigt, die 3:45er sowie die 4:00er Pacemaker waren aber weg. Also hieß es aufholen.
Es ging an der Pegnitz entlang durch den Stadtpark. Hier hatte man sogar Rettungstaucher in Neoprenanzügen platziert. Offensichtlich befürchtete man, dass sich einige Läufer in die Pegnitz stürzen würden. Gottseidank brauchten die Taucher nicht einzugreifen. Wie überhaupt das medizinische Personal relativ wenig zu tun hatte.

Auf der Brücke über die Pegnitz sah ich zum ersten Mal meinen Vater, der mich freudig begrüßte. Er hatte sich mit einem Streckenplan bewaffnet und wollte mich so oft wie möglich sehen. Alles in allem war auch er an diesem Tag 10km unterwegs.

Es war wirklich wunderschön, bei der Aufholjagd viele bekannte Gesichter zu sehen. Menschen, mit denen ich die letzten 7 Monate lang 3-4mal die Woche auf dieses Ereignis hintrainiert habe, Läufer vom Laufteam des TV 1860 Fürth. Ich habe mich richtig wohl gefühlt.
Nachdem wir auf das rechten Ufer der Pegnitz gewechselt waren, taucht dort die erste Verpflegungsstelle auf. Es war wirklich Wahnsinn, wie viele Verpflegungsmöglichkeiten es gab. Insgesamt waren es wohl 16 Stück und das auf einer Runde von 21km.

Kurze Zeit später ging es erst einmal weg vom Fluss, Richtung Greuther Stadion. Die Feuerwehr hatte die Erlanger Straße gesperrt, erstaunlicherweise warteten aber hinter der Absperrung kaum Autos. Wahrscheinlich lagen die Autofahrer alle noch im Bett.
Am Stadion standen zwei Fans, die wohl die gesamte Zeit eine riesige Greuther Fahne schwenkten. Ich dachte ja schon, ich bin verrückt, weil ich einen Marathon laufe. Aber 4 Stunden lang so ein riesiges Stück Textil zu schwenken, grenzt in meinen Augen noch viel mehr an Verrücktheit.
Mittlerweile hatte ich auch die 3:45er Zugläufer wieder und reihte mich ein in die Zahl der Mitläufer. Im Stillen verglich ich mich ein bisschen mit einem Jünger, der seinem Meister, dem Pacemaker folgte.

Nach dem Abstecher zum Stadion ging es wieder runter zum Wiesengrund, über die Pegnitz und dann mit einem kleinen Schlenker zum ersten ernsthaften Anstieg des Tages: zum Grünen Markt. Wir waren im Training bei den langen Läufen die Strecke schon zweimal abgelaufen und jedes Mal haben wir über diesen Anstieg geflucht. Aber irgendjemand muss von diesem Anstieg etwas abgetragen haben. Am Sonntag hatte der kleine Hügel seinen Schrecken verloren und schwuppsdiwupps war ich oben. Dann gleich wieder runter und an der Rednitz entlang Richtung Scherbsgraben-Bad. Hier wurde für uns die Hintertür zur Liegewiese geöffnet, über die wir dann trailmäßig liefen. Sonderlich eben war die nicht, es gibt aber schlimmeres (das Kopfsteinpflaster auf der Gustavstraße war auch kein Zuckerschlecken).
Auf der anderen Seite ging es wieder raus aus dem Freibad und dann der nächste Anstieg hoch zur Cadolzburger Brücke. Auch die musste nach dem letzten Training irgendjemand tiefer gelegt haben, ich war jedenfalls verwundert, wie schnell ich oben war. Oben auf der Brücke gab es die 5. Verpflegungsstelle, an der das Wasser-über-dem-Kopf-ausschütten losging. Es wurde nämlich langsam warm.

Kurz danach war es nicht nur warm, mir wurde auch warm ums Herz. Kurz hinter der Breslauer Straße stand meine Frau mit unserer mittleren Tochter, bereit zum Mitlaufen. Wir nahmen unsere 5jährige Tochter in die Mitte und los ging’s. Ich habe später auf meiner Uhr nicht feststellen können, dass ich in diesem Bereich langsamer gewesen wäre, meine Tochter war also auf diesem Stück zusammen mit uns ca. 5:15/km schnell. Zu dritt ging es an der Stimmungshochburg an der Tilsiter Straße vorbei. Für mich die Nummer 2 nach der Fürther Freiheit. Zur Stimmung aber später noch was.
Kurz danach verabschiedeten sich meine Frau und meine Tochter und ich lief allein weiter.
Mittlerweile hatte ich mich etwas von den Pacemakern abgesetzt, irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie etwas zu langsam waren. Und tatsächlich kamen sie nachher bei 3:49 h ins Ziel. Die Begründung lieferten sie mir dann später im Ziel. Es war wohl so, dass sehr viele dem höheren Tempo nicht hätten folgen können, so dass sie sich dann zwischenzeitlich geeinigt hätten, auf eine Endzeit von 3:50 zu laufen, was ihnen dann offensichtlich gelungen war.
Ich habe mich jedenfalls still und heimlich von dannen gemacht und kam dann durch Unterfürberg und Dambach, wo ich erst unseren Nachbarn sah und dann wiederum super verpflegt wurde: Am Verpflegungspunkt kam Karibik-Feeling auf und zwar an einer Stelle, an der wir sonst im Training 2km TDL laufen. Auch 2km TDL können Spaß machen, aber kurz den Karibik-Mädels zuzusehen und dabei etwas zu essen und zu trinken zu bekommen hatte auch was.

So langsam ging es Richtung "Heimat", auf das Gelände des TV 1860 Fürth. Dort warteten Menschenmassen und bildeten ein dichtes Spalier. Allerdings warteten sie nicht auf uns sondern auf ihre Staffelkollegen. Es gab nämlich eine Marathonstaffel, bestehend aus 4 Läufern, gewechselt wurde jeweils an der Freiheit und am TV. Trotzdem habe ich die Wartenden zu Jubel und Beifall animiert.

Nach dem TV ging es über eine Schleife zum Kanal, auf dem Weg dorthin konnte ich unseren Sportbürgermeister noch anfeuern, der sich mit dem Oberbürgermeister einen Halbmarathon teilte. Respekt.
Am Kanal wurde es trostlos. Keine Verpflegungsstelle, kaum Zuschauer, dafür kam ich ins Gespräch mit einem Halbmarathoni. Ich hab ihm von meiner Vorbereitung erzählt, die ich beim Laufteam des TV 1860 Fürth gemacht habe und hab dabei wohl ziemlich geschwärmt. Aber es war eben schön ;)
Am Ende des Kanals gab’s mal wieder was zu futtern. Mein Gesprächspartner nahm sich ein Gel und ein Wasser und versuchte verzweifelt, die Gelverpackung aufzureißen. Es ging nicht. Also hab ich ihm den Wasserbecher gehalten, so dass er beide Hände frei hatte zum Öffnen der Verpackung. Dabei ging es das steilste Stück des Marathons bergab aber ich hab den Wasserbecher wohlbehalten runter gebracht. Nun konnte der Halbmarathoni seine Endbeschleunigung Richtung Ziel ansetzen. Sagte er zumindest, dummerweise kam er nicht weg, obwohl ich ein gleichmäßiges Tempo lief.

Es ging hoch über die Flößaustraße zur Grünen Halle, in der im Vergleich zum letzten Jahr die Hölle los war. Ich brauchte nur einen Arm zu heben, schon brandete mir der Jubel entgegen. Boah, das war gut fürs Ego.
Dann waren wir relativ schnell an der Bahnunterführung und am Eingang zu Schwabacher Straße. Dort wollte mein Vater stehen, ich sah ihn zuerst, er mich erst, als ich bei ihm war. Er hatte meine rote Mütze gesucht, die ich grad nicht auf hatte. Dumm gelaufen.
Über die Schwabacher ging es dann zum Kohlenmarkt und zum Grünen Markt, wo ein Mitglied des Laufteams Ordner spielte und mich mit dem Megafon "unflätigst" beschimpfte: "Axel, quäl dich, im Training bist du schneller!" So wird man hier motiviert.
In der Gustavstraße saßen die Leute in den Biergärten und ließen es sich gut gehen, trotzdem wurden wir bejubelt.

Und dann ging es schon Richtung Halbzeit, auf zur Fürther Freiheit. Und dort war die Hölle los. Zuschauer, Moderation, Musik und Ordner.
Die Ordner mussten gegen den Krach anbrüllen und die Halbmarathonis von den Marathonis trennen. Warum hat man den Ärmsten kein Megafon gegeben? Für die muss es der pure Stress gewesen. Ich habe die richtige Gasse gefunden und musste/konnte/durfte weiterlaufen, noch mal 21km.
Kurz nach der Freiheit wurde es ruhiger, die Zuschauer wurden weniger und die Marathonläufer unter sich. Zum ersten Mal konnte ich dieses Gefühl genießen und es war nicht schlecht. Mal ein bisschen Ruhe, viel Platz zum Laufen, kaum Zuschauer. Noch nie war ich in einem Wettkampf so weit gelaufen.
Es ging wieder runter in den Stadtpark und wie ein Hund sein Gebiet markiert, zog es mich magisch zum selben Gebüsch wie in der ersten Runde. Naja, wenn man auch jede Verpflegungsstelle mitnehmen muss...
An der Pegnitz entlang empfing mich wieder mein Vater und feuerte mich an, zum Mitlaufen war er aber (noch) nicht zu bewegen.

Die ersten Ordner sanken ermattet in ihren Stühlen zusammen, wer könnte es ihnen verdenken. Die Sonne war rausgekommen und es wurde richtig warm. Mittlerweile landete an jeder Verpflegungsstelle mindestens ein Becher Wasser auf meinem Kopf und sickerte weiter über das Laufshirt. Das war in der zweiten Runde permanent klitschnass und brachte so die nötige Kühlung.
An der Schleife am Greuther Stadion sah ich Marion, eine Trainerin aus unserem Laufteam, mir entgegenkommen. Sie hatte (noch) gehörigen Vorsprung. Sie einzuholen hätte ich zu diesem Zeitpunkt nicht im Traum erwartet.
An der Verpflegungsstelle des Stadion wurde übrigens immer noch die Fahne geschwenkt. Dieser Mann muss am Abend einen Muskelkater gehabt haben.

Im schönsten Sonnenschein liefen wir über die Pegnitz, wieder Richtung Grüner Markt. Vor dieser Steigung hatte ich Respekt. Noch spürte ich keine großen Schmerzen aber ich redete mir wohl erfolgreich ein, dass der Anstieg heftig sei. Aber Pustekuchen: Am Fuße des Anstiegs stand mein Vater, um mich anzufeuern und oben hatte sich Petra, die Chefin unseres Laufteams, als Ordner mit einem Megafon platziert. Eigentlich dazu da, den 10km-Läufern den richtigen Weg zu weisen, feuerte sie mich über das Megafon an, so dass dieser "Berg" nur noch ein lächerlicher Hügel war. Oben gab es eine kleine Konfusion, als der Läufer vor mir nach links abbiegen wollte, ich ihm zubrüllte, dass es nach rechts geht, die Zuschauer ihn und mich aber nach links leiten wollten. Gottseidank war ich die Strecke mittlerweile schon dreimal gelaufen, so dass ich mir mit der Richtung sehr sicher war. Also rechts runter, Richtung Rednitz.

Auch der zweite Anstieg zur Cadolzburger Brücke war nicht so dramatisch wie befürchtet. Oben holte ich Peter, ein Mitglied unseres Lauftreffs, ein, der mir leider nicht folgen konnte. Schade.
Dafür kamen wir danach zum "meinem" Silbermedaillen-Stimmungsnest. An der Tilsiter Straße war die Hölle los. Ein Kleingartenverein feierte dort eine Party mit Open-Air-Mugge. Ein Verpflegungsstand und die Läufer mitten drin. Da war eine Stimmung: Super!!!
In der nächsten Straße, der Zoppoter Straße hatte eine Familie einen privaten "Abkühlungsstand" aufgebaut. Dort liefen die ganze Zeit ein Rasensprenger und ein Ventilator. So eine geile Idee!!! Der Ventilator hat mir zwar nix gebracht aber die Anteilnahme war einfach Klasse. Als ich durch den Rasensprenger lief, erntete ich Jubel.
Zwei Häuser weiter saßen die Leute im Liegestuhl in ihrer Einfahrt und feuerten uns mit Kuhglocken an.
Drei Häuser weiter wieder die typische fränkische Zurückhaltung: Zwei stämmige Franken mit Zigaretten im Mund (die standen in der ersten Runde schon an exakt der gleichen Stelle) musterten die Läufer und verzogen keine Miene.
In Dambach (oder Unterfürberg? Wo fängt das eine an und endet das andere?) war wieder die Karibik los, so langsam schwanden allerdings meine Kräfte, um großartig mitzujubeln. Ich beschränkte mich mittlerweile auf die Daumen-hoch Geste.
Auch hier saßen Leute im Vorgarten und jubelten uns zu. Einige saßen dort seit mehr als zwei Stunden. Als ich ihnen erklärte, dass ich sie vorhin in der ersten Runde schon gesehen hätte, freuten sie sich.

Am TV war wieder Staffelübergabe für die Marathonstaffeln. Immer wieder schossen von hinten Staffelläufer an uns vorbei und jagten mir einen kleinen Schrecken ein (Warum sind die so schnell und ich nicht?) bevor ich dann ihre gelbe Startnummer sah und bemerkte, die dürfen das, die laufen "nur" jeweils 10km.

Und dann passierte es: In dem Moment, in dem ich das Gelände des TV verließ, realisierte ich, dass ich noch nie in meinem Leben so weit an einem Stück gelaufen bin wie gerade jetzt. Der km 33 war angebrochen. Ich hab kurz überlegt, ob ich auf die Knie gehen soll, um den Boden zu küssen. Hab es dann aber doch sein gelassen. Man hätte mich wohl sonst (auch unter Läufern) für verrückt erklärt.

Die Strecke am Kanal war auch bald überstanden und dann tat es zum ersten Mal weh. Es ging steil bergab vom Kanal runter zur Rednitz. Aua, aua, aua, meine Oberschenkel. Nicht kontrahierte Muskeln zu belasten, scheint ja doch ziemlich weh zu tun.
Unten angekommen ging es dann aber wieder, weil ich eine Motivation hatte. Ca. 400m vor mir sah ich Marion, unsere Trainerin.
Ich kämpfte und kam näher und kämpfte. Der winzig kleine Anstieg zur Flößauer Straße war ein riesiger Berg. Der schwache Gegenwind in der Flößauer ein Orkan, die glatte Asphaltstrecke wurde einfach anstrengend. Nach der grünen Halle war ich an ihr dran. Und was bekam ich als Begrüßung zu hören: "Ach, jetzt holst du mich erst?" Jaja, unsere Trainer sind doch sehr motivierend. ;)

Wir liefen eine Weile nebeneinander bis sie meinte, wenn ich weglaufen wollen würde, könnte ich es doch tun. Ich versuchte es, kam aber nicht weg. Denn die Bahnunterführung hoch zum Eingang der Schwabacher Straße wartete. Und wer dort auch wartete, war mein Vater. Jetzt lief er mit mir den (eigentlich lächerlichen) Anstieg hoch und motivierte mich damit. Mir tat mittlerweile alles weh.
Oben übergab er dann an meine Frau, die mich auf der Einkaufsstraße ein Stück begleitete. Unsere Kinder hielten ein Schild hoch ("Papa, du schaffst es"), was mir ebenfalls noch mal kleine Flügel verlieh und dann war die Schwabacher Straße zu Ende.

Der Grüne Markt war in Sicht und damit der magische Kilometerstein 41. Noch einen Kilometer und dann würde ich meinen ersten Marathon geschafft haben. So langsam begann ich zu realisieren, was ich hier gerade zu Ende bringe. Mir zog es die Kehle zu.
Da sich laufen und geschlossene Kehle allerdings nicht vertragen, habe ich diesen Gedanken versucht, weit von mir zu schieben. Dummerweise gelang dies nicht.

Kurz vor dem Ziel passte meine Frau mich ab, um mit mir gemeinsam in diesen Rausch auf der Fürther Freiheit reinzulaufen.
Ich konnte nicht mehr, allerdings nicht vor Schmerzen, sondern weil meine Fassung dahin war. Ich war irgendwo zwischen Weinen, Lachen, Springen, Hüpfen, Laufen, Jubeln. Ich sah noch zwei Mädels aus dem Laufteam am Rand, die ich abklatschte, ich realisierte, dass direkt hinter mir Marion war, (wurschtpiepegal, dass ich sie nicht abgeschüttelt hatte) und dann ging es ins Ziel.

Oh Gott, es ist vollbracht. Ich habe meinen ersten Marathon geschafft. Ich weiß nicht, ob ich geheult habe, ich weiß nicht, ob ich gejubelt habe (es soll wohl Fotos geben), ich weiß nur, dass ich meine Frau umarmt habe.

Es ist der helle Wahnsinn. Runners High? Vielleicht, bestimmt, egal!

Gottseidank konnte ich dieses High mit vielen teilen: meine Familie war da, meine Eltern, viele aus dem Lauteam. So konnte ich dieses Gefühl ganz, ganz lange auskosten.

Was mich dann im Rückblick noch einmal ganz besonders gefreut hat, war die Tatsache, dass ich sehr gleichmäßig durchgelaufen bin. Die zweite Runde war sogar eine Minute schneller als die erste Runde und als Endzeit stand bei mir 3:44:36h zu Buche.

Was will ich mehr? In diesem Jahr kann das wohl nix mehr toppen. Und selbst, wenn ich im nächsten Jahr in meinem 2. Marathon schneller sein sollte, wird dieser Marathon immer Der Erste Marathon sein.
2010 geht es weiter

Stadtwaldlauf Fürth (10km): 43:16 min
Fürthlauf (10km): 42:18 min
Oberelbemarathon (HM): 1:38:09h
Metropolmarathon 2010 (mein erster): 3:44:36h
FinishLine Herbstlauf Nürnberg (10km): 40:49min
Aurachtallauf Herzogenaurach (10km): 44:29min
Einsteinmarathon Ulm (HM): 1:35:54h
Stadtlauf Nürnberg (10km)
Nikolauslauf Forchheim (10km)

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:hallo: Toll gemacht :nick:

Glückwunsch zum 1. Marathon, Axel :daumen:
und
Danke für diesen spannend geschriebenen Bericht!


Mit freundlichen Füßen

Roland B.

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Ein sehr schöner erster Marathonbericht.
Glückwunsch!!!!

Ich war auch dabei, mein 3. Marathon in Fürth.

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Der Erste und dann gleich 'ne 3:44 :geil: ! Gratulation und erhol Dich gut!
Renn-Schnecke

... von 2 auf 100 in 11 Jahren ...

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Hallo Axel, danke dass du mich durch Fürth geführt hast :P

Gratulation zum tollen Debut!

Viele Grüße,
3fach
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Some say there's no magic formula. I say there is. It's just that the magic is different for everyone. Keith Dowling

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Hallo Axel,

super Klasse gemacht, sehr toller Bericht und eine sehr gute Zeit für Dein Debut

gruß

Michael
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