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Schuld war'n die Kurven von BB, Schönbuch Cup 2010

Schuld war'n die Kurven von BB, Schönbuch Cup 2010

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Was kann man(n) alles an einem schönen, sonnigen Sonntagmorgen tun: :idee:
Sich um 7.00 Uhr nochmals umdrehen und weiterratzen oder, nachdem Haus bauen und Baum pflanzen erledigt sind, einen Sohn zeugen und, und, und. Okay, vom letztgenannten hab ich schon 2 Prachtexemplare, aber aller guten Dinge sollen ja bekanntlich 3 sein. Und auch Wiederholungen haben ihren Reiz. :daumen: Sonst dürfte ich ja auch kein 10 km Rennen mehr laufen. Aber genau das hab ich mir kurzentschlossen abgerungen. Das erste liegt jetzt aber auch schon über ein Jahr zurück. Damals hatte ich aber auch einen ganz besonderen Ansporn. Ich wollte einem jüngeren Arbeitskollegen, der nicht mit meiner Teilnahme rechnete, Paroli bieten. Und das hatte mir damals zu einer einmaligen Traumzeit verholfen, wobei man(n) mal außer Acht lassen muss, dass der Stadtkurs von Ludwigsburg sehr Flach und die Distanz etwas kürzer war. Das Ganze artete in eine elende Hatz aus, weit weg vom Wellnessbereich, so dass ich mir hernach vornahm das Motto für die Zukunft sollte lauten: langsamer und länger. Upps, das ließe sich doch auch auf andere Betätigungen übertragen.
:peinlich:
Schluss jetzt mit sündigen Gedanken, es heißt die eigene Herausforderung an einen aktuellen Leistungstest annehmen. Er beginnt als Zirkeltraining. Station 1, Schlafzimmer: Weckersignal wahrnehmen, träge Muskelmasse ohne technische Hilfsmittel aus dem warmen Bett wuchten, Balance halten beim Bodenkontakt, konzentriertes hörbares Aus- und Einatmen (landläufig bekannt auch als Ächzen, Stöhnen und Seufzen) um den Kreislauf in Schwung zu bringen. Station 2, WC: Entledigung überflüssiger Körperflüssigkeiten und Ballaststoffe, schnell, diskret und ohne Spuren zu hinterlassen. Station 3. Küche: Zweckmäßige Nahrungszufuhr einer übersichtlichen Komposition magenfreundlicher Füllstoffe, d.h. Novelle Cuisine in schlichter Grundausstattung . Station 4, Bad: Antlitz kultivieren, empfindliche Körperregionen lückenlos schützen, vollständige Wettkampf-Ausrüstung anlegen, konsequente Befolgung des vorgegebenen Ablaufs. Station 5, Flur: Outfit und Equipment checken, Hilfsmittel für Zugang zur Wohnung und gewähltem Beförderungsmittel auf Vollständigkeit und Einsatzbereitschaft überprüfen und verlustsicher verwahren. Station 6, Treppenhaus: Rücksichtsvolles verschließen der Wohnungstür gewährleisten, Sitz des Sportgerätes am Fuß perfektionieren. Station 7, Tiefgarage: Mentale Abarbeitung aller absolvierten Stationen zur künftigen Perfektionierung und Fehlervermeidung.

Nachdem der Zirkel ohne Vorkommisse komplett durchlaufen war konnte es endlich losgehen. Hinaus in die brutale Wirklichkeit dieses herrlichen Sommersonntagmorgen. Das Ziel meiner heutigen Mission lautete Böblingen, Kongresshalle. Schneller erreicht als gedacht. Rund um die beiden Seen war es daher noch recht ruhig. Dort sitzend in der wärmenden Sonne fragte ich mich mal wieder, woher ich eigentlich die Motivation bekommen sollte in Kürze freiwillig meinen Körper zu stressen. Musste ich im beweisen, dass er mir auch bei blödsinnigen Anweisungen gehorchen soll? Dann fiel mir aber ein, was ich heute für ein Laufshirt angezogen hatte. Ein ganz bescheidenes unauffälliges, Teil. In grün - kein dezentes Grün - auch kein hoffnungs-volles Grün - sondern ein Giftgrün. Blöderweise stand hinten noch eine Losung drauf die zwar von mir stammte - ich mir aber heute beim besten Willen nicht mehr erklären konnte, was mich da wieder geritten hatte. Während ich der Läuferandacht lauschte gedachte ich meinem vollmundigen „Wort zum Sonntag“ das da lautete: „Tschüss Wellness, jetzt geht’s ans Ein-gemachte“. :geil: Oh Gott, oh Gott möchte ich jetzt fast sagen. Ich bitte schon mal um Gnade und Vergebung ob meiner großspurigen Worte.

Kurz vorm Start ist mein gedankliches Tief aber verflogen. Nach dem Start geht’s zuerst über eine Brücke, vorbei am derzeit stattfindenden Schlemmermarkt, biegen wir nach einem scharfen Rechtsschwenk in ein Wohngebiet ein. Schon den ersten Kilometer geht es bergauf. Naja, das man insgesamt ca. 80 Höhemeter gewinnt geht habe ich im Vorfeld in Erfahrung gebracht. Was ich auf der offiziellen Webseite nicht gefunden hatte war ein Streckenprofil. Und das sollte sich noch rächen. :teufel: Als es bis zum nächsten Kilometer etwas gemächlicher nach oben ging hatte ich noch Hoffnung auf eine gute Zeit. Aber Pustekuchen, gleich danach verlor ich wieder an Höhe. Von nun an ging es immer wieder kurze Stücke rauf und runter. Wie heißt‘s im Bierzelt so schön. „Auf und nieder, immer wieder….“.

Den ersten Verpflegungspunkt, noch weit vor der Kilometermarke 3 an der Murkenbachhalle, ließ ich großzügig aus obwohl zwischenzeitlich die 20° Grad Marke in Reichweite war. Aber so früh meinen Rhythmus zu stören war mir heute einfach zu kostbar. Kurz danach kam die Abzweigung für den 5 km Juniorlauf. Ab jetzt ging‘s stetig hoch und als wir endlich den Weg zum Wald erreichten zog die Steigung an, immer wieder unterbrochen von kurzen ebeneren Abschnitten oder Gefällepassagen. Zur Halbzeit, bei Kilometer 5 wagte ich mal einen Blick auf die Uhr: 21 irgendwas. Ja, das könnte noch einen neue persönliche Bestzeit werden. Ja, wenn es ab jetzt endlich mehr runter wie hoch ginge. Und es schien so zu sein. Leider sollte meine Milchmädchenrechnung nicht aufgehen. Die nächste Steigung raubte mir den Atem. Ich musste an dem steilen Stich zum hohen Kapf mächtig Tempo rausnehmen und zusehen wie meine Vordermänner davonzogen. Zum Glück kam von hinten keiner. Das hätte mir vollends die Laune verdorben. :sauer: Und als ich endlich oben ankam ging’s gleich wieder runter auf die gerade gewonnene Höhe und zack lauerte der nächste Anstieg und das wiederholte sich. Es fühlte sich an wie in einer Nussschale auf hoher See und mein Gesicht nahm so langsam die Farbe meines Laufshirts an. Verdammt, was war noch mal mein überhebliches Motto gewesen? :klatsch:

Die nächste Tankstelle kurz vorm Kilometerpunkt 8 musste ich ausgiebig in Anspruch nehmen, aber der kühlende Schwamm konnte mein schwächeln nicht so richtig kompensieren. Die letzten 2 Kilometer müsste man(n) doch ins Ziel rollen können, oder? Typischer Fall von Denkste. :confused: Das gefühlte Geschaukel blieb, bis das Ziel zu sehen war. Dazu gesellte sich zu allem Übel auch noch eine frische Brise von vorn. Ich hatte weder Kraft noch Lust für einen Schlussspurt wie sonst. Kaum im Ziel hörte ich den Stadionsprecher. „Und jetzt kommt auch schon der erste Läufer mit Buggy rein“ Ja nee is klar, da schiebt einer ne Babykarre vor sich her durch diese Berg- und Talbahn und hätt mich beinah noch überholt. Meine handgestoppte Zeit konnte meine Laune auch nicht merklich bessern. 43 und ein paar Zerquetschte. Ein positives Erlebnis blieb mir heute noch. Im Zielbereich wurde ein Getränkegutschein überreicht. Das ist ja klasse bei nur 8 Euro Startgebühr auch noch ein Freigetränk für 3 Euro. Ich musste dann nicht lange überlegen ob ich mir dafür ein bleifreies oder ein richtiges Weizen hole. Am Ufer in der Sonne sitzend sah dann die Welt schon wieder viel fröhlicher aus. :wink:

Als ich zuhause meine Online-Urkunde ausdrucke muss ich feststellen, dass nur Bruttozeiten gemessen wurden, obwohl ein Transpondersystem im Einsatz war. Soll ich jetzt sinnieren wie viel Zeit ich verloren habe bis zur Zeitmatte. Nein macht keinen Sinn, denn ich finde in den unendlichen Weiten des WWW noch Informationen zur nicht amtlich vermessenen Streckenlänge. Waren wohl wieder etwas weniger als 10 km. Was ich auch noch finde ist ein Streckenprofil. Auweia, sieht aus wie die auf den Kopf gestellte Jahresbilanz eines in der Nähe von Böblingen ansässigen namhaften Autoherstellers. Diese Kurven haben mir also den Atem geraubt. Mann o Mann. Hätt ich das vorher gewusst, hätte ich mich des Morgens wahrscheinlich mit anderen Kurven beschäftigt. :peinlich:
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin

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Super gelaufen und super geschrieben !!!
Ich freu' mich schon auf deinen nächsten Wettkampf ... aber nur, wenn du auch wieder einen so amüsant-packenden Bericht schreibst !!!

Viele Grüße
Andrea

4
Schöner Bericht!

Ich hatte BB gar nicht so wellig in Erinnerung. Ich hatte das Gefühl, es geht dreiviertel der Strecke bergauf und danach nur noch bergab :confused: So kann man sich täuschen.

Vielleicht trifft man sich ja am Bodensee...

Gruß,
Gero

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Ich war in Böblingen auch mit am Start und mit meiner neuen PB Zeit von 39:30 eigentlich recht zufrieden. :)

Die Streckenführung in Richtung Ziel wurde gegenüber letztem Jahr etwas geändert, daher war sie, denke ich, diesmal etwas länger.
Mein Forerunner zeigte 10,12 km an, hat bis jetzt eigentlich mit etwas Abweichung immer gepasst.
Daher gehe ich schon von echten 10 km aus.

Ich hoffe das es dich etwas beruhigt. :wink:

Grüße
Andreas

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gero hat geschrieben:
Ich hatte BB gar nicht so wellig in Erinnerung. Ich hatte das Gefühl, es geht dreiviertel der Strecke bergauf und danach nur noch bergab :confused: So kann man sich täuschen.

Vielleicht trifft man sich ja am Bodensee...

Gruß,
Gero
Äh, zwischenzeitlich ist die andere BB wohl auch eher wellig als kurvig, von daher :D . Hoffentlich liest die hier nicht mit sonst krieg ich mächtig :teufel:

Also über ein Bodenseetreffen würde ich mich freuen. Details können wir ja kurz vorher miteinander klären. Ich hoffe zunächst mal, dass meine Kondition meinen Allinclusive-Urlaub ab Mitte August, einigermaßen unbeschadet übersteht. :hihi:

Grüßle
Klaus
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin
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