Am vergangenen Sonntag hatte ich endlich die Gelegenheit, einen schon lange mal geplanten Lauf durchzuziehen.
Einige werden sich erinnern, dass es vor einigen Jahren (noch zu "laufen-aktuell"-Zeiten) hier eine Diskussion über einen ähnlichen Lauf gab. Eine Ultraläuferin hat sich von einem Fernsehteam bei einem "Weltrekordversuch"-Lauf über die drei höchsten Schwarzwaldgipfel begleiten lassen. Für Häme sorgte u.a., dass weder ihr noch dem Fernsehteam (vom Landessender!) aufgefallen war, dass der Schauinsland gar nicht zu den drei höchsten Schwarzwaldgipfeln gehört. Stattdessen ist das natürlich neben Feldberg und Belchen das Herzogenhorn.
Schon damals habe ich mir vorgenommen, das irgendwann mal richtig zu machen.
Am Wochenende waren die Bedingungen günstig. Ich war zum Kurzurlaub in der Jugendherberge in Todtnauberg (liegt auf ca. 1150m) und wegen der Vorbereitung auf einen 100 Meilen Trail war sowieso ein langer Lauf notwendig. Ich wollte das Ganze als Rundkurs laufen - ein Punkt-zu-Punkt-Lauf z.B. vom Belchen zum Herzogenhorn (über den Feldberg) wäre keine allzu große Sache.
Die Strecke hatte ich nur grob geplant und mit 50-60 km abgeschätzt. Hauptproblem war die Tatsache, dass zwischen Belchen (1414 m) und Herzogenhorn (1415 m) das Wiesental (ca. 550 m) zu durchqueren ist.
Morgens kurz nach 10 Uhr bin ich bei strahlendem Sonnenschein losgelaufen. Ich hatte einen Rucksack (Salomon Packvest) mit 2l-Trinkblase (gefüllt mit Wasser) dabei, darin noch eine Halbliterflasche Fruchtsaftgetränk, einige Aldi-Fruchtriegel, ein T-Shirt zum Wechseln und noch einige Kleinigkeiten. Und einen Fotoapparat.
Zuerst bin ich auf direktem Weg (also erst mal steil runter, dann wieder hoch) zur Passhöhe "Notschrei" (1119 m) gelaufen. Dort (bzw. kurz vorher) traf ich auf die westliche Route des Westwegs (ein Fernwanderweg von Pforzheim nach Basel), dem ich nun bis zum Belchen folgen konnte.
Nächstes Zwischenziel war das "Wiedener Eck" (1030 m). Danach ging es noch eine Weile wellig weiter, bis der finale Anstieg zum Belchen erfolgte. Das war ein sehr schöner, schmaler Trail, stellenweise zu steil zum Laufen. Nach knapp zwei Stunden Laufzeit für 18,3 km stand ich auf dem 1414 m hohen Belchengipfel.
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Da es oben auf dem Gipfel zwar sonnig, aber auch ziemlich zugig war, lief ich erst mal hinunter zum "Belchenhaus", wo ich einen Riegel aß und mir Gedanken über den Abstieg macht. Das erste Stück war klar, den Wanderweg unter der Seilbahn extrem steil runter zur Talstation der relativ neuen Belchenbahn (1100 m).
Von da wollte ich ein Stück die Straße runter laufen und dann auf einen Wanderweg links der Straße wechseln. Das hat aber nicht so richtig geklappt. Der Weg führte bald steil nach oben, ich wollte aber nach unten. Also bin ich zurück zur Straße gelaufen und einfach die wenig befahrene Straße bis ganz ins Tal nach Aitern runter gelaufen. Das war zwar nicht sonderlich spannend, dafür aber gut zu laufen ohne viel bremsen zu müssen.
Durch Aitern bin ich weiter an der Straße entlang gelaufen. Kurz vor der Bundesstraße bin ich links abgebogen Richtung Utzenfeld, das war der tiefste Punkt meiner Runde (ca. 550 m). Hier unten im Wiesental war es mörderheiß, mindestens 30°C. Durch Utzenfeld bin ich weiter bis Geschwend gelaufen, dort weiter Richtung Berggasthof "Gisiboden".
Noch im Ort zweigte ein schmaler Pfad von der Straße ab, mit einem Wegschild "Gisiboden 5 km". Geradeaus auf der Straße wären es 6,5 km gewesen und Straße hatte ich eigentlich schon genug. Deshalb wählte ich diesen Weg, der extrem steil nach oben führte. Laufen war hier undenkbar, also ging ich so zügig wie möglich den schmalen Trail hoch. Nach vielen, vielen Kehren kam ein kurzes Abwärtsstück (ich dachte schon ich sei falsch) und eine Abzweigung zum "Rabenfelsen". Ich gönnte mir die ca. 100 m Umweg und genoss die Aussicht fast 400 m direkt über Geschwend.
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Zurück auf meinem Weg wurde dieser flach und mündete nach wenigen hundert Metern in eine "Forstautobahn". Weiter ging es steil aufwärts zur "Schlechtnauer Höhe". Ab da konnte ich wieder ein Stück laufen, der Weg führte leicht abwärts zur Fahrstraße auf den Gisiboden. Nun musste ich doch der kaum befahrernen Straße folgen und kam teils gehend, teils laufend endlich zum Gisiboden (1160 m).
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Inzwischen hatte ich ziemlich Hunger und mein Getränkevorrat war auch schon fast erschöpft. Ich wechselte das T-Shirt, füllte meine Trinkblase und die Flasche neu und gönnte mir eine Rast mit Heidelbeerkuchen und einem großen Cola.
Beim Loslaufen nach der Pause spürte ich einen stechenden Schmerz in der rechten Hüfte, vor allem beim Abwärtslaufen. Ich zweifelte schon, ob ich den Lauf beenden kann. Nach einer längeren Gehphase im Aufstieg zum Herzogenhorn ging es dann aber wieder. Am "Bernauer Kreuz" vorbei gelangte ich auf der Hochfläche unterhalb des Herzogenhorns wieder auf den Westweg - diesmal die Ostroute. Dummerweise muss man hier einen Kilometer zurück laufen, um zum Gipfel des Herzogenhorns (1415 m) zu gelangen.
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Wieder zurück an der o.g. Stelle führte der Weg am Leistungszentrum vorbei durch einen kleinen Gegenanstieg und dann hinunter zum Feldbergpass (1231 m). Dort nutzte ich einen Schleichweg hinter der Jugendherberge Hebelhof als Abkürzung. Der Weg war durch die starken Regenfälle zu Wochenbeginn ziemlich durchweicht - seither sind meine Laufschuhe (Asics DS Trainer) nicht mehr weiß, sondern braun. Die Abkürzung mündete direkt an der Abzweigung zum "Grüblesattel" auf den normalen Wanderweg.
Weiter ging es erst steil dann flacher hoch zum Grüblesattel, der Senke zwischen dem eigentlichen Feldberggipfel und dem Nebengipfel "Seebuck" (der manchmal auch als zweithöchster Schwarzwaldgipfel gewertet wird). Auf den Seebuck hatte ich keine Lust mehr, weswegen ich mich links Richtung Gipfel hielt. Nach zwei, drei weiteren kurzen Anstiegen stand ich endlich auf dem Feldberg (1493 m).
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Vom Gipfel führte der Weg steil hinab zur Wilhelmer Hütte, dann flacher und mit einigen nun schmerzhaften Gegenanstiegen zum Stübenwasen (1396 m). Hier zweigte mein Weg nach links ab und über die sogenannte "Waldabfahrt" erreichte ich wieder die Jugendherberge.
Meine Laufzeit betrug netto 6:13 für 54,8 km mit ca. 2.200 Höhenmetern. Brutto war ich ca. 7,5 Stunden unterwegs.
Gruß Matthias
PS: Zwei Tage später waren die Beine schon wieder einigermaßen frisch.
Mein Lauf über die drei höchsten Schwarzwaldgipfel
1Pain is temporary, pride is forever (Dave Scott)