nun werde ich, angeregt an anderer Stelle (
Walter) auch mal einen Laufbericht abliefern. Nichts Besonderes eigentlich, es geht auch nur um einen Halbmarathon, aber für mich insofern besonders, als dass ich mich aufgrund diverser Verletzungen vom Gedanken HM verabschiedet hatte. Vorgeschichte:
Mein Laufanfang ist der übliche: Rauchentwöhnung, langsam gehen/laufen, dies wurde ausgebaut. Irgendwann kamen sie, die Verletzungen: Patellaspitzensyndrom, erst rechts, dann links, dann wieder rechts. Der Gang zu diversen Orthopäden und genauso viele Heilungsansätze brachte nicht wirklich viel. Also: Schuhwechsel, Voltaren (bis sich eine Unverträglichkeit herausstellte), Quarkwickel...Irgendwann machte ich dann eine Bewegungsanalyse und bekam Einlagen, die meine Fehlstellung (meine ganze Achsaufhängung ist eigentlich schief) korrigierte. Damit konnte ich dann auch langsam steigern, aber richtig gut wurde es nicht, da ich mein Verletzungspech mit einem ITBS fortsetzte, Also weiter mit einem natural running Seminar, Muskelaufbau, Dehnungsübungen usw.
Aber ehrlich: Frustriert war ich schon! Eigentlich wollte ich zum 40. Geburtstag endlich den HM laufen. Warum in aller Welt klappt das nicht??Wie oft wollte ich einfach alles hinwerfen und meine Laufsachen verkaufen, aber zum einen gefällt mir das Laufen und zum anderen beiße ich mich gerne durch.
So, nun habe ich den letzten Wochen wieder einmal langsam meine Läufe ausgeweitet (könnt ihr euch vorstellen, die Läufe nur um maximal 1 km zu steigern, mit dem Wissen: zu schnelle Steigerung bringt das sichere Aus??)
Vor 2 Wochen war es dann auch wieder so weit – 15 km gelaufen und es zog von der Hüfte in das Bein und ins Gesäß. Das durfte doch echt nicht wahr sein!
Trotzdem hab ich mich bei der „Generalprobe“ hier in Köln angemeldet. Einfach darum, weil man dort 2 Runden (14km), 3 Runden (21km) oder 4 Runden (28km) laufen kann. Ich ging davon aus, dass ich die 14km auf jeden Fall schaffen kann und mit viel viel viel Glück auch die 21 km. In den letzten zwei Wochen habe ich wieder einmal ausgiebig und gewissenhaft gedehnt und diverse Übungen gemacht.
Heute morgen um 8.00 wecken (gar nicht meine Zeit!), außerdem ist es drückend in Köln bei gefühlten 30 Grad. Meine unmittelbare Vorbereitung war auch suboptimal, da ich Freitag noch feiern war und ein bisschen tief ins Glas geschaut habe
(zumindest ging es mir Samstag nicht wirklich toll!)Essen mag ich nichts, da ich morgens eh nicht esse und zusätzlich auch nervös bin. Warum eigentlich? Werden doch nur 14 km, da bin ich in 1,5 h wieder zu Hause und kann den Sonntag genießen!
Um 10.00 Uhr Start!
Ich stelle mich ganz hinten auf und quatsche erst einmal mit einem Mitläufer, der ein Gladbachtrikot trägt. Und das im Schatten des Kölner Stadions!
Start – los geht’s!
Das Wetter lässt ein zu schnelles Lossprinten nicht zu und das ist auch gut so!
Die erste Runde ist klasse: im Stadtwald ist eine Sambagruppe und ich unterhalte mich mit einigen Mitläufern. So macht das Spaß! Trotz alledem ist es mächtig heiß aber der Stadtwald bietet doch oft Schatten. Nach 7 km kommen wir wieder ins Stadion und ich gewinne einen Eindruck, wie es sich anfühlen könnte, hier sein eigenes gesetztes Ziel zu erreichten.
Die zweite Runde geht schon etwas schwerfälliger, beim Getränkestand kippe ich auch mal Wasser ins Gesicht, die Sonne brennt und die Mitläufer werden auch einsilbiger.
Bei km 12 horche ich in mich herein: wie fühlt sich das alles an? Trotz mehrmaligen Dehnen an den Getränkestationen muckt meine Hüfte, aber noch nicht extrem schmerzhaft! Was soll ich nun machen? Noch eine Runde dranhängen und meinem Ziel näherkommen? Das könnte eine sehr schmerzhafte Entscheidung werden und ich möchte den HM laufen und nicht gehen müssen!
Ich erreiche das Stadion und denke nur: „verdammt nochmal – zieh das Ding durch und beiß dich durch die letzte Runde“. Mit diesen Gedanken wähle ich den linken Gang („Runde“) und nicht den rechten Gang („Ziel“).
Die dritte Runde: was soll ich dazu sagen? Es war hart, die Beine schmerzten, ich hatte das Gefühl die Füße kaum vom Boden zu heben. Ich befand mich mit jedem Kilometer mehr in einem für mich läuferischen Neuland. Mental kam mir zugute, dass ich den Stadtwald wie meine Westentasche kenne und immer nur dachte: „den Schlenker noch, dann bist du an der Dürenerstr.“ und nach dem Schlenker bist du schon an den Jahnwiesen“
Ja, und dann kam der letzte Verpflegungsstand. „Wenn ich jetzt anhalte, dann lauf ich nicht mehr weiter“ Also: weiter gelaufen!
Die letzten 500 Meter verstand ich nun auch, dass ich mein Ziel erreichen würde. Ich bog ins Stadion ein und lief die halbe Runde zum Ziel. Ich konnte nur noch grinsen und war glücklich, fertig, stolz, kaputt und alles im Wechsel.
Ziel – Piep – GESCHAFFT!
Ich gebe es zu: Tränen liefen und mein erster Blick traf den Mitläufer vom Start (der mit dem Gladbachtrikot) der mich beglückwünschte!
So sieht ein perfekter Zieleinlauf aus.
So, nun sitzte ich zuhause, fühle mich seitdem Ende des HM schlecht (also wirklich: mir ist übel, ich kann nichts essen. Ich denke die Hitze zollt ihren Tribut – es war halt anstrengend) bin aber stolz.
Jetzt weiss ich was der Spruch bedeutet: „Der Schmerz vergeht, der Stolz bleibt“
Danke fürs Lesen, auch wenn es doch länger geworden ist als beabsichtigt
Übrigens: die Zeit ist grottig, aber das interessiert mich zur Zeit nicht wirklich
LG
Domborusse
Der Grüngürtel ist ja Heimat vieler Läufer (und war es auch in meinen Anfängen). Die Gesichter derer, die nicht am Lauf teilnahmen aber trotzdem den Adenauerweiher umrunden wollten, waren schon lustig angesichts der Menschenmassen, die ihnen entgegen rollten.
)
) meinten direkt einige: "Für mich auch eins"!!
, aber das hatten wir ja erwartet 
