Vorweg möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich die anderen Foris nicht getroffen hab, aber es wird sich sicher noch die eine oder andere Gelegenheit ergeben.
Wie schon gestern kurz angedeutet, plante ich den Tag diesmal wesentlich akribischer und verbrachte die Zeit bis zum Abend nicht anders als ein deutscher Olympia-Teilnehmer. Nach dem Frühstuck, ging es erstmal zum Einkaufen. Natürlich mit rein sportlichem Hintergrund. ;)
Ich bin jetzt stolzer Besitzer einer „Anti-Wolf“-Unterhose
Ich glaube im Volksmund heißen die Retropants. Wollte die mal antesten, da ich mir beim ... ähmm ... nach dem WAZ-Lauf einen Wolf gelaufen hab. Zuviel Bratwurst- und Getränkeholen ist eben ungesund. ;)Nachdem ich mich wieder mal nicht ausreichend gestärkt habe, sind wir dann gegen 19.00 Uhr Richtung Regatta-Bahn gefahren und waren pünktlich zum Start des Firmenlaufs da. Im Vergleich zum WAZ-Lauf waren die anwesenden Menschenmassen noch eine beträchtliche Steigerung.
Leider sind Menschenmassen allerdings nicht so mein Fall, weil ich mich oft fürchterlich darüber aufrege, dass alle ohne nachzudenken kreuz und quer durch die Gegend gehen, plötzlich stehen bleiben, usw. Das erinnert mich meist an die älteren Herrschaften auf den Rolltreppen von Einkaufszentren, die direkt am Ende der Rolltreppe abrupt stoppen, um sich zu orientieren. Diese reagieren dann zumeist mit Unverständnis, falls man gegen sie „fährt“ oder auf ihr idiotisches Verhalten anspricht. Aber ich will nicht vom Thema abkommen.
Weil meine akribische Vorbereitung dazu geführt hat, dass ich weder Wechsel-T-Shirt noch ein Handtuch dabei hatte, wurde erstmal ein Lauf-T-Shirt aus Baumwolle erstanden. In neuen, noch imprägnierten T-Shirts läuft es sich besser.
Es ist immer schön warm, weil die Luft nicht rauskommt und der Schweiß läuft nach unten ab. Das ist Saunen und Laufen in einem. Happy Hour. Nachdem der Sprecher die Spannung durch seine Durchsagen merklich steigern konnte – er erinnerte mich an Gewinn-Sendungen auf Neun Live – sollte der Hauptlauf bald beginnen. Da ich ja schüchtern bin und bisher noch nicht unter 50 Minuten gelaufen war, wählte ich den zweiten Startblock aus, was sich als Fehler erweisen sollte.
Die Sekunden verrannen und der Startschuss kam näher. In solchen Momenten geht mir immer einiges durch den Kopf und noch schlimmer in die Blase – und das muss raus. Also bin ich schnell zum hinteren Ende des zweiten Blocks gelaufen und dahinter ins Gebüsch, um Blumen zu gießen. Dummerweise fiel der Startschuss des ersten Blocks genau in diesem Moment. Also war Eile angesagt. Ich habe mich dann zügig in den mittleren Teil des Starterfeldes eingereiht und prompt ging es los. Man kann sagen, dass ich somit direkt aus der Boxengasse gestartet bin.
Mit einer Verzögerung setze sich das Feld auch schon in Bewegung und schon nach wenigen Metern „hasste“ ich viele Teilnehmer
An Überholen – ohne ernsthafte Verletzungen in Kauf zu nehmen – war überhaupt nicht zu denken. Ich war scheinbar in der 10km Variante des Fun-Laufs gelandet. Sechser oder Siebener-Gruppen, die im gleichen Trott nebeneinander die gesamte Breite der Straße und anschließend des Weges einnahmen und sich dabei angeregt unterhielten. Ich wartete die ganze Zeit darauf, dass diese plötzlich abrupt stoppten, um das Picknick-Deckchen aus der Tasche zu ziehen.„Ruhig Brauner“ dachte ich mir. Jeder soll so schnell laufen, wie er mag, aber zumindest dabei nicht alle hinter ihm laufenden Teilnehmer blockieren. So nach und nach überholte man dann viele Teilnehmer, was natürlich förderlich für die Motivation war.
Anmerkung am Rande: Mich erstaunte jedoch, wie viele Teilnehmer man überholte. Da waren sicher auch viele dabei, die sich mal aus purer Überschätzung in den 50er Block gestellt hatten. Daher betrachte ich es inzwischen als Fehler, nicht im ersten Block gelaufen zu sein.
Die Geschwindigkeit, die ich angeschlagen hatte, lag wieder auf WAZ-Lauf-Niveau (5.15/5.30 min/km). Das dachte ich zumindest. Die ersten Meter hatten wir hinter uns gebracht und endlich lernte ich auch mal das Corpus Delicti kennen. Die grünen Lampen, die die Regatta-Bahn auch in den Abendstunden für Läufer erhellten. Sah wirklich schön aus. Leider haben die Elektriker eine kleine – ca. 10-15 Meter lange – Stelle nicht ausgeleuchtet, was fast für die nächsten Tumulte gesorgt hätte.
Man sah schon von weitem, dass der Weg auf diesem kurzen Stück nicht beleuchte war, weil aber manche Teilnehmer dem Braten nicht trauten, bremsten sie Zentimeter vor dieser Dunkelheit abrupt ab und schlichen durch diese. Vermutlich am Vortag einen Grusel-Film geschaut oder Angst gehabt, dass ein Scherzkeks ein großes Loch gegraben hat, wo alle Läufer reinfallen. Da ich zu klein für Bockspringen bin, hab ich dann mal versucht, die Läufer an der Seite zu überholen, was auch relativ gut gelang.
Dies dürfte so zwischen Kilometer eins und zwei gewesen sein. Auf Zwischenzeiten hab ich diesmal verzichtet, weil mir dieses ganze Uhrdücken und nach Km-Schildern schauen schon beim letzten Mal aus dem Ruder gelaufen ist. Ich bin wie gesagt ein Mann und kann mich nur auf eine Sache konzentrieren. Glücklicherweise war das momentan noch kein gutaussehender Körper vor mir (bin wohl ein wenig sexistisch), so dass ich mich auf den Lauf konzentrieren konnte.
Diesen forcierte ich nun ein wenig. Auch auf den Kilometern drei und vier begegneten mir noch viele Läufer, die gemütlich nebeneinander das Wettkampf-Ambiente genossen. Das wurde mir nach einiger Zeit zu dumm, so dass ich am äußersten Rand der Strecke – meist schon im Gras – unterwegs war. Und dort ereilte mich das Lance-Armstrong-Phänomen.
Als ich mal wieder jemanden links außen überholen wollte, stolperte ich über einen dicken Stein, der scheinbar aus dem Boden guckte. In diesem Moment geht einem vieles durch Kopf und man sieht sich schon blutend im Staub liegen. Die nächsten drei-vier Meter verbrachte ich ohne Bodenberührung in der Luft und kam glücklicherweise dann doch mit dem Fuß wieder auf. Und fing mich. Glück gehabt, Adrenalin frei, das gibt Kraft.
Ein Picknicker hinter mir merkte an, dass ich doch langsam machen sollte. Jau, genau aus diesem Grund war ich dort. Ich hatte 44 Ocken bezahlt, um es mal richtig schön langsam angehen zu lassen. Und schwitzen wollte ich dabei auch nicht. Abgehakt, jeder soll nach seiner Fasson selig werden.
Nebenbei sei angemerkt, dass ich zwischenzeitlich auch Tempo machte. Damit meine ich nicht Geschwindigkeit, sondern eine Verwechslung mit einem Schnupftuch. Vor mir liefen zwei Anfang Vierziger, die schon sehr schnaubten. Ich lief von hinten kommend, leicht seitlich versetzt auf sie auf. Dies nahm einer der Läufer zum Anlass ohne Schulterblick eine der ekelhaftesten Tätigkeiten beim Sport durchzuführen. Den EinFingerhältdasNasenlochzu-Rotzer. Nachdem er das erste Nasenloch frei hatte – ich wurde glücklicherweise knapp verfehlt – rief ich ihm in freudiger Erregung ein fröhliches Danke zu, was ihn dazu veranlasste, auch noch sein zweites Nasenloch in meine Richtung zu leeren. Glücklicherweise allerdings wieder ohne einen Treffer zu landen.
Jetzt gab es für mich nur noch zwei Möglichkeiten. Entweder eine Anzeige wegen Körperverletzung/Beleidigung oder Überholen. Auf Ersteres wollte ich mich jedoch nicht einlassen, weil es schlecht für die Zielzeit ist, und da ich mir gar nicht vorstellen wollte und Angst davor hatte, was dieser Mensch während des Laufens noch alles entleerte, überholte ich ihn lieber.
Dann folgte der erste Durchlauf der Gladiatoren. War schon eine super Stimmung beim Durchlauf. Aus der „Dunkelheit“ direkt auf die extrem beleuchtete Start-Ziel-Strecke. Die hellen Strahler blendeten ein wenig, so dass man nur noch auf den Mann wartet, der vor einem Platz nahm und Fragen stellte, wie „Wo waren sie am 18.09?“ und „Geben sie endlich die Namen ihrer Mitläufer preis.“
Die helle Beleuchtung hatte man schnell hinter sich gebracht und fertig war der Orientierungslauf. Meine Augen stellten sich nur langsam wieder auf das grünliche Dämmerlicht ein, aber glücklicherweise kam wieder die kurze Stelle der Dunkelheit, wo sich das Stehenbleib-Spiel kurz wiederholte. Aber inzwischen war das Feld soweit auseinander gezogen, dass man meist problemlos überholen konnte auch wenn sporadisch noch Laufgruppen in Wildgänseformation (Nebeneinander oder in V-Form) auftauchten. Da merkt man richtig, dass es Herbst wird und alles unterwegs in den Süden ist.
Da ich diesmal vergeblich auf einen Wasserstand wartete, ich aber trotzdem irgendwas Professionelles machen wollte, wechselte ich kurz die Sportarten. In der Botanik in der ich die ganze Zeit lief, wuchsen auch Brombeer-Sträucher oder ähnliches. Hab sie relativ spät gesehen und da ich nicht mehr ausweichen konnte, musste ich was tun. Seitlich hätte es einen Unfall gegeben, geradeaus hätte ich mir die Beine aufgeratscht. So kramte ich schnell und tief in meinen Erbanlagen und entdeckte die Gene des Keniaschen Hindernisläufers, der unter meinen Vorfahren gewesen sein muss. Ein beherzter Sprung rettete mich vor dem Fall in den Brombeer-Busch. Sah sicher absolut professionell und durchdacht aus.
Anschließend passierte erstmal nicht mehr viel. Da ich jedoch nicht langsamer als beim WAZ-Lauf sein wollte, habe ich nochmals versucht Gas zu geben. Laut meiner Uhr hatte ich bei Km 9 irgendwas um die 45 Minuten, was dafür sprach, dass ich für meine Verhältnisse sehr flott unterwegs war. Mit Maximalpuls bin ich dann auf´s Ziel zugehastet und als ich durch das gelbe Ziel gelaufen bin, bremste ich erstmal abrupt ab. Dann stellte ich allerdings fest, dass die Matten erst 10 Meter hinter dem Ziel lagen. Also noch mal Gas. Sah sicher aus, wie eine stolpernde Antilope. ;)
Wieder einmal hab ich die Uhr zu spät gedrückt, so dass nicht genau wusste wie schnell oder langsam ich war. Später stellte sich dann heraus, dass ich 50:05 gelaufen bin. Neue PB. Hab mich auf der einen Seite gefreut, auf der anderen Seite hab ich mich aber auch ein wenig darüber geärgert, dass sechs Sekunden gefehlt haben. Die pack ich dann halt das nächste Mal. „Anti-Wolf“-Unterhose hat ihren Test auch bestanden. Während des Laufs einmal gerade gezupft und gut war.
Kurz noch leckere, kostenlose Getränke und Medaille geschnorrt und dann sind wird nach Urkundenausgabe nach Hause.
So, da ich mich ja heute kurz fassen wollte ;) – mach ich hier mal Schluss. Bitte achtet nicht so sehr auf die Fehler. Ich werde sie nach und nach korrigieren. Aber direkt nach dem Schreiben sehe ich sie meist nicht.
Grüße aus Duisburg
Olli
P.S.
Fader Beigeschmack wie schon mehrmals berichtet, war der Zusammenbruch kurz vor dem Ziel. Hoffentlich waren die Ärzte erfolgreich. Hab schon im Netz geschaut, aber bisher nichts zu diesem Zwischenfall gefunden.
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Bin der mit dem schwarzen T-Shirt
"Fisch schwimmt - Vogel fliegt - Mensch läuft." - Emil Zatopek
WAZ-Ruhrgebietslauf 52:41
[ Dieser Beitrag wurde von OlliH am 19.09.2004 editiert. ]
