Ich bin noch ziemlich neu im Forum, hoffe aber, dass ihr mich trotzdem freundlich aufnehmt.
Vielleicht erzähle ich zuerst kurz was über mich: Ich bin 34 Jahre alt, und von diesen 34 Jahren habe ich die meiste Zeit wenig bis keinen Sport gemacht. Ich habe zwar öfter mal was angefangen (meistens Ballsportarten), aber irgendwie war das alles nix. Ich war immer schnell aus der Puste, hatte keine Motivation, mochte die Luft in den Hallen nicht, hatte ständig gesundheitliche Aussetzer, die es mir nicht erlaubten, den betreffenden Sport weiter auszuführen und was es da noch alles im Katalog der fadenscheinigen Ausreden so gibt.
Das Hauptproblem dabei war aber, wenn ich mal ehrlich zu mir selber bin, dass ich (wie zu erwarten) bei den meisten Sachen entweder ohnehin nicht das Megatalent war oder einfach zu schnell aufgegeben habe. Und dafür war die Hauptursache, dass ich, wenn ich etwas nicht von Anfang an konnte, einfach keinen Bock hatte, da noch irgendwas zu investieren und es dann lieber gleich gelassen habe. Pubertäres Gehabe und Ungeduld eben.
Als ich dann 2008 mein Rennrad bekam, änderte sich das schlagartig. Am ersten Tag, als ich drauf saß wusste ich: Das will ich! Von da an kurbelte ich im Rahmen meiner Möglichkeiten Kilometer ab, war nie bei den Schnellen (aber auch nicht bei den Langsamen!) und sah überhaupt nicht die Notwendigkeit, wieder hinzuschmeißen, weil das Rennradfahren mir nicht nur Spaß machte sondern auch irgendwie meditativ für mich war. Ein Jahr später kam noch ein Mountainbike dazu und ich war erstmal glücklich.
2009 fragten mich Freunde, ob ich mir vorstellen könnte, in einer Triathlonstaffel im nächsten Jahr mitzumachen. Konnte ich. 2010 habe ich mit verschiedenen Staffeln bei Triathlonveranstaltungen im Umkreis gestartet. Allerdings bin ich da tatsächlich nicht einmal Rad gefahren sondern nur geschwommen und gelaufen. Einen Einzeltriathlon habe ich auch absolviert, das war zwar nur ein kleiner (Schnupperveranstaltung halt), aber ich wurde zweite Frau und war mächtig stolz. Allerdings bin ich vom Triathlon wieder weg, weil ich so meine Probleme mit der Schwimmerei habe. Ich habe quasi Wassersperre. Im Schwimmbecken geht es, aber im Freiwasser kriege ich regelmäßig Zustände, weil ich den Grund nicht sehen kann. Dafür nahm das Laufen immer mehr und mehr Platz ein.
Auch da war ich nie bei den Schnellen (im Gegenteil), aber es machte einfach Spaß, auch wenn ich das relativ planlos und mit wenig Sinn und Verstand angefangen habe.
2011 kam dann die Quittung. Knieschmerzen. Ich hatte mein Leben lang ein empfindliches rechtes Knie (und Hüfte), schob das immer auf einen angeborenen Beckenschiefstand und schonte, wenn ich wieder was merkte um wieder vollgas loszulegen, wenn das Ziepen weg war. Schön blöd.
Nachdem ich mir dann im allseits bekannten „Laufladen“ nach einer von diesen wahnsinnig aussagekräftigen Laufbandvideoanalysen ein Paar völlig ungeeignete Laufschuhe habe andrehen lassen, kam es ganz dick. Ich schaffte keine drei Kilometer mehr, dann war der Schmerz wieder da. Und zwar schlimmer als je zuvor. Teilweise konnte ich kaum auftreten. „Och, du musst nur die neuen Schuhe etwas einlaufen“ war der (schlechte) Rat eines Triathlonkollegen.
Als das wochenlang nicht besser wurde, ging ich zum Hausarzt, der von sich selbst behauptete, auch Sportmediziner zu sein. Der diagnostizierte mir eine Verstauchung im Knie (mein Einwand, dass ich doch nicht schon jahrelang ein verstauchtes Knie hätte, wurde ignoriert) und riss einige Male kräftig an meinem Bein, um die „Blockade“ zu lösen. Ich fragte dann, ob ich eine Überweisung zum Orthopäden bekommen könnte (wir erinnern uns: Die Praxisgebühr), was mir verweigert wurde. Sei nicht nötig. Ich soll noch eine Woche schonen, dann könnte ich wieder laufen. Konnte ich nicht. Ich suchte mir auf eigene Faust eine Sportarztpraxis mit sehr gutem Ruf, saß wiederum eine Woche später dort und bekam das volle Programm. Diagnose: Dauerblockiertes ISG und laterales Patellahyperpressionssyndrom, zusätzlich noch Knickspreizfüße. Verschrieben bekam ich Physiotherapie für ISG und zur Mobilisierung der Kniescheibe, eine Kniebandage und (vorläufig, so der Arzt) Einlagen. Außerdem sollte ich dringend(!) neue Laufschuhe anschaffen, da meine Dämpfungsmonster trotz Überpronation Gift für meine Hüfte und mein Knie seien.
Gesagt getan, nach drei Monaten Physiotherapie (beim ziemlich besten Physiotherapeuten, den man sich vorstellen kann), wo ich auch Übungen für zuhause lernte und der Anschaffung von geeigneten Laufschuhen (diesmal im wirklichen Fachgeschäft mit physiotherapeutisch geschultem Personal, dafür ohne Laufbandschnullipups) lief ich beschwerdefrei. Und das bis heute.
Zumindest nahezu, aber da ich jetzt weiß, was ich zu tun habe, wenn ich wieder „was merke“ hält sich das in Grenzen. Meine Einlagen brauche ich auch nur noch selten und bin zuversichtlich, dass ich sie irgendwann ganz weglassen kann.
Tja, so viel zu den guten Sachen in den letzten Jahren. 2013 lief ich meinen ersten Halbmarathon. Mit zu wenig und auch noch falscher Vorbereitung. Zwei Tage lang hatte ich Muskelkater und ich bin eine Weile gar nicht gelaufen sondern nur Rad gefahren.
Dann ging es mit meinem Flow bergab, ich war chronisch müde, nahm in ziemlich kurzer Zeit ziemlich viel zu, war generell absolut nicht mehr leistungsfähig und schlief viel zu viel. Also wieder ein Besuch beim Hausarzt und ein „Blutbild“ gemacht. Diagnose: Alles okay. Ich bestand darauf, dass auch die Schilddrüse untersucht werden sollte. Heraus kam ein TSH-Wert von 6,5. Ich bekam L-Thyroxin verschrieben. Leider war mein Hausarzt noch auf dem alten Stand, dass der TSH-Grenzwert bei 4 liegt, fT3 und fT4 wurden gar nicht ausgewertet, ganz zu schweigen von Antikörpern. Dies wurde auch auf meine Nachfrage nicht gemacht, da angeblich überflüssig. Nachdem es mir auch nach einem Jahr nicht besser ging, suchte ich Mitte 2014 eine Endokrinologin auf, die mich innerhalb eines halben Jahres wunderbar einstellte. Der anfängliche Verdacht auf Hashimoto bestätigte sich Gott sei Dank nicht, mein Wohlfühl-TSH liegt bei <1 (zurzeit 0,4) und das zusätzliche Körpergewicht ist (fast) wieder weg. Seit letztem Juli laufe ich wieder regelmäßig zwischen drei- und viermal die Woche.
Und wer es bis hierher geschafft hat, erfährt jetzt auch, warum das TB so heißt, wie es heißt:
Ich laufe dieses Jahr den Nürburgringlauf mit. Die ganze Runde. Das sind 24,4km. Da ich schon einmal einen Halbmarathon gelaufen bin, traue ich mir das zu. Mein Ziel ist ankommen. Bis zum Jahresende habe ich langsam gemacht und Grundlagen aufgebaut. Seit Februar kann ich die zehn Kilometer wieder zuverlässig unter einer Stunde laufen wenn ich will und habe keine Knieprobleme. Meine liebste Trainingsrunde ist 14 Kilometer lang (die laufe ich aber höchstens einmal die Woche). Ich bin nicht schnell und werde es vermutlich auch nicht, aber das ist letztrangig. Mir macht das Laufen Freude und jedes Mal, wenn ich wieder einen Kilometer mehr geschafft habe, ist das Hochgefühl da, was geschafft zu haben. Ich liebe es! Nach spätestens fünf Kilometern bin ich im Flow und könnte einfach nur laufen. Mir ist es fast egal, wie lange ich dort brauchen werde, ich will den Lauf genießen (denn der ist schon was Besonderes). Unter drei Stunden wäre schön, aber wenn es länger dauert: So what?
Im Prinzip soll das auch mein Einstieg in die längeren Distanzen werden. Während meines ersten HM bin ich ins Runner’s High gelaufen, das ist mir seitdem nicht wieder passiert, aber ich will das noch mal erleben. Das Gefühl war unbeschreiblich. Dieses Jahr im Oktober habe ich noch einen HM, und Ende nächsten Jahres möchte ich (so der Laufgott mitspielt) gern den ganzen Marathon in Angriff nehmen. Und wer weiß, vielleicht reicht es irgendwann für einen Ultra, aber das ist Zukunftsmusik.
Zum Schluss noch einmal meine Eckdaten:
- weiblich
- 34 Jahre
- 160cm groß (oder eher klein)
- 52kg
- Handicaps: Knie, ISG, Schilddrüsenunterfunktion
- Momentanes Wohlfühltempo 6:00min/km
Dazu, wie ich mich vorbereiten möchte, wie meine Ernährung aussehen wird usw. schreibe ich dann in den nächsten Postings was, sonst wird das hier noch unübersichtlicher und länger.
Ich würde mich freuen, wenn ein paar von euch sich hier niederlassen und mir eventuell auch ein paar Tipps geben würden, dafür wäre ich wirklich dankbar.
Cheerio!