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Altstadtlauf in Heppenheim, 7.8km. Unerwartet gut.

Altstadtlauf in Heppenheim, 7.8km. Unerwartet gut.

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Altstadtlauf und Firmenlauf in Vettelheim, nein, Heppenheim.

"Ein anspruchsvoller Rundkurs durch die Altstadt mit Kopfsteinpflaster, ca. 25 HM und wenigen Treppenstufen je Runde. Attraktiver Kurs entlang aller touristischen Sehenswürdigkeiten der malerischen Altstadtkulisse."

So steht es in der Ausschreibung des 7.8km langen Altstadtlauf. Und es trifft den Nagel auf den Kopf.

Nach dem Desaster und Einbruch bei meiner letzten harten Einheit bin ich heute zusammen mit meiner Frau und mit äußerst gemischten Gefühlen nach Heppenheim aufgebrochen. Was, wenn der Magen wieder Probleme macht? Das war meine Hauptsorge. Im Nachhinein völlig unbegründet, aber hinterher ist man ja immer schlauer.

Nach ca. 20 Minuten Parkplatzsuche kamen wir endlich am Veranstaltungsgelände mitten in der Altstadt an. Das Meldebüro waren drei Tische direkt vor dem Bürgerbüro, aber trotzdem völlig ausreichend. Also kurz Startnummer abgeholt und an die Strecke gestellt um den bei den Schülerläufen zuzuschauen.
Die Stimmung war klasse. Neben Musik und den Anfeuerungen der Eltern, war sogar noch eine Schulklasse vor Ort, die auf Metallfässern trommelte und gut hörbar für richtig Rabatz sorgte.
Da noch etwas mehr als eine Stunde Zeit war, sind wir dann erst noch durch einen kleinen angrenzenden Gedenkpark geschlendert und haben das gute Wetter auf einer Parkbank genossen, bis eine Taube der Meinung war sich direkt auf den Ast über mir zu setzen und mir den Allerwertesten entgegenzustrecken.
Das war für mich das eindeutige Zeichen sich langsam warm zu machen.
Und damit war ich nicht alleine. Rund 300 Teilnehmer tummelten sich vor Ort und warteten darauf, dass der Startschuss fallen sollte.
Neben rund 140 Einzelläufern des Altstadtlaufs, waren noch rund 180 Läufer des Firmenlaufes in Staffeln zu je drei Mann/Frau am Start. Obwohl also 200 Leute sich vor dem Start drängten, blieb das befürchtete Startgedränge vollkommen aus.
Im Startbereich herrschte richtig Trubel, die Stimmung war klasse. Und dann ging es auch schon los.
Ohne Startpistole entließ der Moderator die Läufer auf 6 Runden zu je 1300 Metern.

Im Gegensatz zu anderen Läufern, die bereits beim Warmmachen ihre Runde gedreht hatten, wußte ich nicht was mich erwarten würde. Ich hatte mir die Strecke zwar auf Google Maps mal angeschaut, besonders mit Hinblick auf die Steigung, aber so Google sagt viel bis der Tag lang ist.

Was war eigentlich meine Zielsetzung? Gute Frage. Aufgrund der Steigung und der letzten Trainingseinheit bin ich mit recht wenig Anspruch in den Lauf gegangen. 6:30 pro Runde, also 5:00/km wäre ganz ok. Mit 5:10/km hätte ich mich vermutlich auch noch zufrieden gegeben.

Also ging es nun los. Da ich mich eher hinten platziert hatte, dauerte es 10 Sekunden bis ich endlich über die Startlinie ging.

Direkt nach dem Start bog die Strecke und dem Jubel der Zuschauer 90° nach links und nach wenigen Metern wieder scharf rechts in die Fußgängerzone ein. Ein Wort vorab, die Strecke war super gekennzeichnet, an den wichtigsten Punkten standen Ordner und immer wieder standen oder saßen Zuschauer an der Strecke, in den Cafés oder den Häusern und sorgten dafür, dass immer irgendwie gute Stimmung war.
Nach rund 300m folgte wieder ein Rechtsknick und los ging es mit der Steigung und dem Kopfsteinpflaster. Zu Anfang war die Steigung kaum spürbar, nach 90m ging es über 2(!) Treppenstufen nach oben, an einem Café vorbei in die eigentliche Altstadt. Es folgte eine kurze Passage nach links leicht bergab und dann begann die eigentliche Steigung. Auch hier erst wieder relativ gemütlich, später dann etwas steiler. Obwohl erst rund 600m vergangen waren begann ich bereits die ersten Läufer, die am Start
losgeprescht waren einzusammeln.
Ich fragte mich, wo eigentlich die Treppenstufen waren? Dann bogen wir nach rechts in eine Gasse ein und gab den Blick auf eine große Kirche frei, die majestätisch vor und über uns thronte. Und direkt davor führte eine elendig lange Treppe steil nach oben. "Ach du Sch*****" war mein erster Gedanke. Da soll ich 6x hoch? Doch dem ersten Schock folgte die Erleichterung. Die Läufer vor mir bogen vor der Treppe nach links ab, an eine vergleichweise angenehme Steigung, zumindest im Vergleich zur Treppe. Nach weiteren 70 Metern folgte eine Rechtskurve und prompt wünschte ich mir im ersten Moment, wir wären doch die Treppe hoch.
Eine Steigung über rund 80m mit 12%. Die ersten Läufer gingen bereits, mir jedoch fiel die Steigung erstaunlich leicht.
Oben angekommen wurde es ging es nochmal 100m flach bevor es dann wieder über normalen Asphalt relativ steil über 150m bergab zurück auf die Start-/Zielgerade ging.

Am Prägnantesten in der ersten Runde war jedoch eine junge Frau bzw. deren Tights. Glänzendes Grau mit neonfarbenem Muster bestehend aus Tetris-Blöcken.

Schon in der ersten Runde konnte ich zu meinem Erstaunen feststellen, dass mir die Steigung relativ wenig ausgemacht hatte. Andere Läufer hatten da weitaus mehr daran zu knapsen. Bergab auf die Start/Zielgerade war die Versuchung groß, Tempo zu machen, doch ich hatte mir fest vorgenommen, einen konstanten Lauf durchzuziehen. So war wunderte es mich auch nicht, dass einige derer, die bergauf nach Luft gejapst hatten, nun wie von der Tarantel gestochen nach unten rannten.
Irgendwie beneidete ich die Staffelläufer, denn die hatten bereits die Hälfte hinter sich.
Der Blick auf die Zeitanzeige stimmte mich erst einmal positiv, 6:20 (Netto 6:10) nach 1.300m. Noch spukte im Hinterkopf der Gedanke, dass ich 5 weitere Runden womöglich in diesem Tempo nicht durchhalten würde.
Die zweite Runde verging wie im Fluge. Das einzige, was mich immer wieder irritierte, waren an mir vorbeisprintende Läufer, mit dem schwarzen Stab in der Hand.
Nach Runde zwei standen dann zu meinem Erstaunen nur 12:43 (12:33) auf der Uhr. Die Pace von 4:49/km fühlte sich leicht an, trotz der Steigung. So langsam wuchs die Euphorie wieder und in mir wuchs der Gedanke, 4 solcher Runden wären eine 5km-PB und alles danach ist nur noch Zugabe.
Also wie geplant einfach konstant weiterlaufen.
Runde 3 sollte dann mit einem Aufreger starten als einer der Ordner die Absperrung löste um einen Rettungswagen auf die Strecke zu lassen. Zum Glück war ich gerade vorbei und, viel wichtiger, wie ich in Runde 4 sehen konnte, war "nur" einer der älteren Läufer mit Kreislaufproblemen aus dem Rennen gegangen. Mittlerweile überholte ich doch einige Läufer an der Steigung und wurde selbst nur von den Führenden überrundet und von den Staffelläufern überholt.
Die Stimmung war immer noch top und gerade der Lokalkolorit, Frotzeleien unter Nachbarn brachten mich das eine oder andere Mal zum Schmunzeln.
Die Zeit nach Runde drei, 19:01 (18:51) und nach Runde 4 tatsächlich 25:20 (25:10). Durchgangszeit bei 5km, 24:12. Persönliche Bestzeit. Sehr gut. Und nur noch zwei Runden. Da war es mir auch gerade egal, dass wenige Meter nachdem ich über die Linie in Runde 5 gegangen bin, der Sieger des Laufes die Ziellinie bereits überquerte.

In Runde 5 lief ich dann am Beginn relativ lange alleine, erst Mitte der Steigung konnte ich die nächsten vor mir einsammeln und mittlerweile machte mir die Steigung richtig Spaß. Es tat einfach gut zu sehen, dass das Bergtraining gefruchtet hatte und vor allem, dass ich dieses Mal kein Seitenstechen hatte. Dazu die Konstanz in den Rundenzeiten... eigentlich schade, dass es gleich in die letzte Runde gehen würde.
Beim Einbiegen in Runde 6 habe ich dann nochmal die Stimmung im Zielbereich aufgesogen. Herrlich. Endlich, seit langem mal wieder ein Runners Flow. Es lief einfach wie geschmiert.
Nach Runde 5 zeigte die Anzeige 31:40 (31:30) und die letzte Runde musste ich mich anfangs zurückhalten um nicht gleich mein bisheriges Konzept über den Haufen zu werfen. Trotzdem gab es jetzt kaum noch halten. Auch das jetzt einsetzende Seitenstechen in der Steigung aufgrund der erhöhten Geschwindigkeit war mir egal. Oben angekommen war es sogar schon wieder weg und dann ging es schon zum Schlussspurt.

So ging es bei 37:47 (37:37) über die Ziellinie. Es war einfach nur klasse. Und schon nach relativ kurzer Zeit fühlte ich mich, als wäre ich gar nicht gelaufen. Zum krönenden Abschluss gab es dann noch was Leckeres beim Burger King und jetzt freu ich mich einfach nur noch auf den nächsten 5km-Lauf in zwei Wochen in Weinheim.

Fazit: Eine rundum gelungene Veranstaltung. Schöne, interessante Strecke, 400m flach, 600m Steigung, davon 80m gut spürbar und ca. 300m bergab. Klasse Stimmung und stark besetztes Feld. Trotz PB "nur" Platz 72/117 bei den Männern, 78/146 gesamt.

Ich freue mich schon auf nächstes Jahr.
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