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Die Richtung stimmt – oder - der alternative Weg / Dämmermarathon Mannheim 2016

Die Richtung stimmt – oder - der alternative Weg / Dämmermarathon Mannheim 2016

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Gleich geht’s los:

Ich stehe in Mannheim recht weit vorne im A0-Bereich in der Startaufstellung. Etwas komisch komme ich mir dabei vor. Eine Parallele zu meinem ersten Marathon, den ich ebenfalls in Mannheim absolvierte.
Damals vor 6 Jahren dachte ich in der A2, „huch, was hab denn hier verloren, ich und Marathon, häh??!“. Damals scannte ich meine Mitläufer ein bisschen ab und dachte irgendwie, ich sei doch wohl ein bisschen fehl am Platze … … Ich startete hinter dem 4er-PM und rollte das Feld ohne Uhr/GPS bis 3:46:xx von hinten auf. Dabei grinste ich Nonstop (auf diversen Fotos zu sehen), ...


Rückblicke

Sonntag vor dem Marathon:
Einen 10er wollte ich noch mitnehmen. In der nicht ganz so gut besetzten AK40 unserer Region fülle ich ein bisschen eine Lücke aus. Dies möchte ich nach Möglichkeit in der aktuellen Saison für eine Cup-Serie ausnutzen (sollte ich genügend Läufe zusammenbringen). Mit 39er Zeiten (aktuelle PB bei 38:56 auf einer welligen Strecke) komme ich fast immer auf einen 1.-2. AK-Platz, selbst wenn ich mal über 40 liege. Mit solchen Zeiten auf dem Treppchen zu stehen, ist zwar kein wahres Ruhmesblatt. Vor allem da die 45er und 50er deutlich schneller sind und ich es da maximal auf den 4. AK schaffen würde. Deshalb nochmal Riesen Respekt vor den älteren Semestern (das zeigt mir aber auch wieder, dass ich mit 41 noch ein gutes Stück Zeit habe)! Tja, wenn die Konkurrenz fehlt, kann ich ja auch nix dafür und fülle halt entsprechend (natürlich auch gerne) die Lücke aus.
Diesen WK (auch nicht die einfachste Strecke) beendete ich mit über 40 Minuten (2. AK) und verstauchte mir auf den letzten 400m ohne Not noch den Fuß und gefährdete somit den Marathon.
Meinen letzten Arbeitstag (am Band) vorm Urlaub beendete ich Montags 3 Stunden früher (Überstunden hab ich noch genügend). Mittwochs verlief ein Testlauf mit einem leichten Druckgefühl insgesamt sehr gut. Ich spürte, dass die Form wohl stimmt. Das bestätigte sich Freitagabends bei einem kleinen 4,2km Lauf nochmals.

Trainingskontraste:
Im ersten Laufjahr, vor meinem ersten WK (7,9km) lief ich noch in Jeans und leichten Straßenschuhen...
… später bis nach meinem ersten Marathon trainierte ich immer noch komplett ohne Uhr/GPS. Ich „maß“ die Strecken über Google-Earth aus. Mein Start- und Zielpunkt war die Raiffeisenuhr. Das war somit auch meine einzige Zeitkontrolle. Intervalle lief ich damals noch lange nicht. Tempoläufe machte ich aber durchaus, bis an die Kante. Auch lange Läufe 30 – ca. 35km absolvierte ich vor meinem ersten Marathon.

Heute trainiere ich möglichst abwechslungsreich (wenn auch weiter ohne Plan). Mittlerweile laufe ich (zu?) schnelle Intervalle, zuletzt im Durchschnitt um die 3:37 bei 1km (8x). Aber auch 400er (ca. 75-81 Sek.) und mal 200er IV. Die IV mache ich allerdings nicht auf der Bahn, sondern bei uns auf dem Fahrradweg auf einer vermessenen Stelle am Sportplatz/Camping-Bereich. Ebenso baue ich immer mal wieder „Berg“-Sprints ein (auchmal als IV), ausgedehnte Hügelläufe mit Druck oben auf der Ebene und „volle Kanne“ bergab. Natürlich lange Läufe (abwechselnd hügelig und auch möglichst eben), auch als IV z. B. zuletzt darin 4x 4km im MRT, oder mit EB oder möglichst hoher aber noch lockerer Durchschnittsgeschwindigkeit, abwechslungsreich halt. Tempoläufe von ca. 7-14/15km gehören auch dazu. Wobei ich nicht gerne und deshalb nur selten langsam unterwegs bin. Dafür sind meine Umfänge im Gegensatz zu vielen anderen eher bescheiden.
Wobei ich immer mal wieder neue Reize setzte und mal was anderes probiere und einbaue. Beispielsweise bin ich letztes Jahr zum ersten Mal Samstags einen 10er-WK gelaufen und Sonntags dann noch einen Langen, ...

Gerne laufe ich immer mal wieder durch die Nacht, z. B. nach der Spätschicht.
Obwohl ich kurzsichtig bin reicht es in der Regel ohne Brille, da diese mich eher stört. Bei normalen WK und im Training komme ich noch gut zurecht. Auch im Dunkeln, wenn ich die Strecke kenne. Da renne ich teilweise auch ohne Lampe im „Stockdunkeln“ über den Fahrradweg. Seit ca. 1,5 Jahren sehe ich jetzt noch zusätzlich und zunehmend einen Strahleneffekt um Lichtquellen im Dunkeln, teilweise mit Regenbogeneffekt (der Augenarzt konnte nichts gefährliches feststellen, hab aber demnächst mal einen Termin in der Augenklinik).
Diese Problematik sah ich auch im Vorfeld des Dämmermarathon als möglichen limitierenden Faktor und als Gefahr für die sub3. Darauf stellte ich mich mental ein bisschen ein.
Bei meinem ersten Marathon hatte ich dieses Problem zwar nicht. Damals war ich mit der Zeit von 3:46 allerdings im Hauptfeld und seitdem hat sich mein besseres rechtes Auge auch insgesamt leicht verschlechtert.

Taktische Gedanken:
Den Frankfurter Marathon lief ich zuletzt, ohne mich wahnsinnig zu verausgaben, in 3:05. Seitdem habe ich mich weiter verbessert und wollte jetzt zum ersten Mal ernsthaft die Sub3 angehen. An eine Pace von um die 4:12 hatte ich mich mittlerweile gut gewöhnt und darauf eingestellt. Mein „Plan“ (allerdings flexibel) war, ähnlich wie zuvor in Frankfurt es etwas defensiv zu beginnen und vielleicht bis km 25/28 auf 4:11 zu kommen um das dann bis ca. km 30/32 möglichst zu halten und dann die Möglichkeit zu haben noch leicht nachlassen zu können (nicht zu Letzt wegen der o. g. Unsicherheit im Dunkeln). Also in etwa angepasst zu damals 4:24-4:19-4:21-zuletzt 4:29/28.


Los geht’s:

Wir stehen in der Augustanlage und werden irgendwann nach vorne an den Start-/Zielbereich herangeführt. Dort verzögert sich der Start weiter, da die Strecke durch die Polizei noch nicht freigegeben wurde. Langsam müsste ich eigentlich schon wieder pinkeln. Ich kann es grade so ignorieren und irgendwann starten wir dann doch noch.
Ich komme gut ins Rennen und nach wenigen km pendelt sich die Durchschnittspace schon um die 4:09/10 ein. Eigentlich zu schnell, denke ich. Andererseits fühle ich mich sehr gut, kann ruhig atmen. Ich denke mir, naja, einen umso größeren Puffer hast Du dann später und musst im Dunkeln nicht zu großen Druck machen. So fliegen die Kilometer nur so an mir vorbei. An jedem Kilometerschild steht ein lockerer Kommentar, wie z. B. bei km 6: „logga bleibe“, bei km 7: „besser wie km 6“, km 14: „ein drittel hoscht scho“, km 21: „die Hälfte ist geschafft“, … (oder so ähnlich).

Allzu viel kann ich gar nicht beschreiben. Es ging durch die Stadt aber auch sehr lange durch die Felder, etc. Sehr viele Eindrücke sind nicht haften geblieben, da ich irgendwie auch ganz bei mir selbst innen drin war.

Ich laufe lange dem gleichen Grüppchen nach und denke, wenn ich da dran bleiben kann, ist es ideal. Allerdings lässt dann ab ca. km 25 die Kraft doch etwas nach und ich muss schon Druck machen um das Tempo gerade noch zu halten. Die Läufer vor mir ziehen dann doch noch etwas an (bzw. werde ich schon leicht langsamer) und bald kann ich nicht mehr mithalten und lasse sie mehr und mehr ziehen. Es wird jetzt zusehens düsterer. Vor dem Wendepunkt in Ludwigshafen kommt noch mal eine gigantische Zuschaueransammlung, die gefühlt endlos Spalier stehen. Das Tempo kann ich mittlerweile definitiv nicht mehr halten (wahrscheinlich war ich auf der ersten Hälfte doch zu schnell und das gute Gefühl etwas trügerisch).
Dann geht es zurück Richtung Mannheim. Es wird dunkler und dunkler. Erst sieht man eine ganze Zeit die anderen Läufer entgegen kommen, dann ist man fast alleine unterwegs.
Und dann erwischt es mich. Ich bin plötzlich komplett desorientiert und habe das Gefühl, wieder in die andere Richtung zu laufen. Sehr unangenehm und beklemmend... Dann sehe ich aber das km 34-Schild und bin fast sicher richtig zu sein. Ich frage bei nächster Gelegenheit nochmal nach. Die Strecke ist meist gut abgesperrt und es stehen Streckenposten an den wichtigsten Punkten, die ich auch immer mal wieder frage. Wobei sich der Weg mal gabelt. Da steht niemand und ich sehe auch keine Absperrung. Ich kann links und rechts laufen. Zum Glück entscheide ich mich richtigerweise für links. Vielleicht war das rechts auch nur eine Hofeinfahrt, keine Ahnung, ich war schon ziemlich verwirrt.
Der 3-Std. PM überholt mich. Das ist in dem Moment natürlich sehr frustrierend. Vor allem sehe keine Chance mehr, mich nochmal dranzuhängen. Die Kraft ist weg. Ein bisschen Trost spendet der Anblick aber schon. War das am Anfang eine noch recht große Truppe, heftet jetzt nur noch ein einziger Läufer an dem PM und hat anscheinend auch so seine Mühe grade noch mitzuhalten.
Später am finsteren Schlossplatz biege ich dann tatsächlich mal kurzzeitig zu früh links ab. Jemand ruft. Bis ich das aber checke, hab ich sicher schon um die 20-40m zurückgelegt.
Diverse Steigungen an Brücken, etc., kosten zusätzlich Kraft. Den starken Wind (von dem vor allem die Topläufer später sprechen werden) nehme ich bewusst gar nicht so stark wahr, da ich in dieser Zeit wohl zu sehr mit mir selbst beschäftigt bin und andere Probleme habe.

Fazit:
Auch wenn ich das Ziel sub3 noch nicht umsetzen konnte, bin ich mit meiner neuen PB 3:03:10 nach Frankfurt (3:05:xx) und Würzburg (3:12:xx) unter den genannten Umständen letztendlich doch sehr zufrieden.
Wäre ich es am Anfang langsamer angegangen, hätte ich im dritten Drittel wahrscheinlich etwas mehr Kraft gehabt. Da die Dunkelheit mich unabhängig davon gebremst hätte, bin ich mir fast sicher, dass es sich ausgeglichen hätte und ich es so oder so verpasst hätte. Auch die diversen Steigungen, enge Kurven und der Wind sind wahrscheinlich zusätzliche kleine limitierende Faktoren.

Die Platzierung sieht mal gar nicht so schlecht aus:
Finisher Gesamt 666/26, Männer 551/24, AK 75/4

Sollte ich mein Niveau bis Frankfurt halten, bzw. mich noch leicht verbessern können und wenn es gesundheitlich stimmt, dürften die Chancen sehr gut stehen für die sub3. Der Weg geht zumindest in die richtige Richtung...

Ursprünglich wollte ich nur mit einer sub3 einen Bericht schreiben, aber jetzt hatte ich doch noch Lust... :winken:

Eine kleine Impression © Go4it-Fotos vom ersten und vom aktuellen Marathon:
Marathon_Mannheim_klein_1.jpg Marathon_Mannheim_klein_1.jpg 229 mal betrachtet 370.54 KiB
Viele Grüße

Jürgen

"... its aint over till
it's over ..."
"... es ist nicht vorbei,
bevor es vorbei ist ..."

-Zitat: Rocky Balboa- :wink:

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Vielen Dank für den tollen Bericht und nochmal Glückwunsch zur super PB unter diesen widrigen Bedingungen!
Vielleicht schaff' ich es ja bis Frankfurt, meine Umfänge wieder marathontauglich zu erhöhen, dann können wir da zusammen die erste Hälfte laufen, dann läufst du nicht Gefahr zu überziehen und die sub3 fährst du dann im Schlaf ein :D

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Danke Jan :hallo:

ich würd mich freuen :nick: :daumen: , Anti wird ja auch dabei sein und es wär schön, wenn noch ein paar mehr... ... aber bis dahin fließen noch Wassermassen die Bach runter und noch viele, viele Kartons auf dem Band an mir vorbei :wink: :winken:
Viele Grüße

Jürgen

"... its aint over till
it's over ..."
"... es ist nicht vorbei,
bevor es vorbei ist ..."

-Zitat: Rocky Balboa- :wink:
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