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SAS Halbmarathon Heidelberg - 30.04.2017

SAS Halbmarathon Heidelberg - 30.04.2017

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SAS Halbmarathon der TSG 78 Heidelberg

Gestern war es soweit, das zweite Heimspiel in diesem Jahr.

Ich hatte ursprünglich Bedenken mich für den SAS Halbmarathon in Heidelberg anzumelden. Nicht wegen der Strecke oder den Höhenmetern, sondern wegen der frühen Startzeit um 9.15 Uhr.

Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg und den Halben in meiner Heimat wollte ich zumindest einmal gelaufen haben. Also klingelte gestern Morgen um 03:00 Uhr der Wecker und nach einem leichten Frühstück mit Omelett und Banane und mentaler Vorbereitung fuhr ich guter Dinge um 7:30 Uhr Richtung Innenstadt, parkte auf einem Waldparkplatz oberhalb des Heidelberger Schlosses und war ca. 10 Minuten später im Stadtzentrum.

Leider lief die Vorbereitung nicht immer ganz so rund. Die Knieprobleme vor einigen Wochen und eine Erkältung am letzten Wochenende vor dem Lauf kosteten doch etwas Substanz und zwangen mich letztlich meinen Trainingsplan ein wenig anzupassen.

Schon in den letzten Wochen bin ich die – mir bereits aus diversen Trainingsläufen zu Fuß und auf dem Rad bekannten - markanten Teilstücke der Strecke nochmals gezielt gelaufen um mir eine vernünftige Taktik entwerfen zu können.

Zuallererst musste ich bereits bei der Anmeldung die Frage nach der Zielzeit beantworten. Eine handfeste Zeit hatte ich in diesem Fall nicht und so gab ich 1:58:00 für die mit ca. 350-400 Hm gespickte Strecke an, damit mich der Veranstalter in den passenden Startblock einteilen konnte.
Ca. 14 Minuten über der letztjährigen PB im Flachen hielt ich für defensiv angemessen, da ich den Lauf sowieso erstmal „nur“ als Genusslauf eingeplant hatte.

Planung:

Ich hatte mir lange Gedanken gemacht, wie ich den Lauf angehen sollte, auch weil ich nicht wußte wie sich die Höhenmeter – verteilt auf drei Anstiege – auf mich auswirken würden.
Aufgrund des Streckenprofils hatte ich für mich mehrere Abschnitte definiert.

A1 – Start bis ca. Km7 – flach, wenige Höhenmeter, einige rechtwinklige Kurven, Pace: ca. 5:15/km
A2 – bis ca. Km8 – erster Anstieg mit einigen Kurven, ca. 1km, im Schnitt ca. 7.5% mit einem kurzen, deutlich steileren Stück, Pace: ca. 9:00/km
A3 – bis ca. Km11 – weniger steile Fortsetzung des Anstiegs, im Schnitt ca. 4%, gerade bzw. weitläufige Kurven, Pace: ca. 5:35-5:45/km
A4 – bis ca. Km13 – erst flach, dann leicht bergab, dann steil bergab, Vorbereitung auf den nächsten, kurzen Anstieg, Pace: ca. 4:55/km
A5 – bis ca. Km13.5 – kurzer steiler Anstieg mit ca. 9.5% Steigung, Pace: ca. 9:00/km
A6 – bis ca. Km16.5 – erst bergab, dann flach, mit Wendepunkt der Strecke, Pace: 5:05/km
A7 –bis ca. Km17 – steiler Anstieg mit ca. 10% Steigung, danach Übergang auf letzten Teilabschnitt, Pace: ca. 9:00/km
A8 – bis Ziel – ca. 800m leichter Anstieg, ca. 5%, dann ca. 1,5km flach mit leichtem Anstieg am Ende, <2%, anschließend bergab und ca. 500-1000m flach ins Ziel, Pace: ca. 5:40-5:50/km

Ich hatte mir fest vorgenommen, etwa 20 Sek. über meiner HMRT-Pace zu starten um nicht im ersten Abschnitt gleich den Tank leer zu fahren.
Für die steilen Steigungen bei Km 7.5, 13 und 16.5 hatte ich mir zugestanden im Zweifel zu gehen, da dies in den Vorbereitungseinheiten sich als effektiver und kraftsparender erwiesen hatte.
Ziel sollte sein das gesamte Rennen als angenehm anstrengend hart, aber nicht an der absoluten Grenze zu laufen und erst auf dem letzten Abschnitt falls möglich noch die eine oder andere Minute auf die Zielzeit herauszulaufen.

Location:
Das Eventgelände befindet sich auf dem Platz vor der Neuen Universität. Startnummernausgabe ist am Veranstaltungstag und tags zuvor im Foyer des Gebäudes und davor befinden sich T-Shirt-Verkauf, Zelt für die Pasta-Party und musikalische Untermalung. Den Preis für das T-Shirt finde ich gelinde gesagt unverschämt. 26 Euro für ein weißes Shirt mit relativ schlichtem Aufdruck.
Umkleide und Taschenabgabe sind zwei Blocks nebenan in einem Schulgebäude. Der Start ca. 100m entfernt auf einer Verbindungsstraße zwischen Neckar und Innenstadt.
Alles verläuft reibungslos.


Das Rennen:
Nachdem ich gestern bereits die Startunterlagen abgeholt hatte, finde ich mich also kurz nach 8:00 heute Morgen, gemeinsam mit rund 3500 anderen Läuferinnen und Läufern in der Heidelberger Altstadt ein. Nach dem Umziehen und Kleiderabgabe geht es zum lockeren Warmlaufen.
Dank meiner bei der Anmeldung angegeben Zielzeit hatte ich ca. 10min mehr Zeit, da die Startblöcke im 5-Minuten-Abstand gestartet wurden.
9:25 Uhr geht es dann also los.
Zuerst laufen wir leicht bergab fast einen Kilometer die Straße entlang, biegen danach rechts ab und kurze Zeit später bei Kilometer 1 in die Fußgängerzone der Heidelberger Hauptstraße.
Die Stimmung ist super und sehr viele Zuschauer haben sich in der Hauptstraße bereits eingefunden. Strahlend blauer Himmel und mildes sonniges Wetter haben mit Sicherheit den einen oder anderen mehr aus seinem Haus gelockt.
Weiter geht es etwas mehr als einen Kilometer auf gut zulaufenden Pflastersteinen. Alles fühlt sich richtig an, auch als die Straße minimal ansteigt. Für die Schaufenster habe ich, im Gegensatz zu einem Kollegen, der plötzlich vor mir langsamer wird und tatsächlich die Auslage eines Kleidergeschäfts betrachtet, keine Augen. Nach etwas mehr als 10 Minuten umrunden wir dann eine der imposantesten Kirchen Baden-Württembergs, die Heiliggeistkirche im Zentrum der Altstadt und halten nach rechts leicht abwärts über grobes Kopfsteinpflaster auf die Torbogen der Alten Brücke zu.
Auf dieser – auch ohne Laufveranstaltung – sehenswürdigen und stets gut besuchten Brücke queren wir den Neckar und folgen diesem nun erstmal ein Stückchen.
Ich versuche etwas Tempo rauszunehmen. Nicht weil es sich zu schnell anfühlt, sondern weil es zu schnell ist. Momentan laufe ich noch auf 4:55/km, also PB-Kurs im Flachen, fernab von meiner Planung. Und ich weiß was mir noch bevorsteht.
Nach einer Weile nähern wir uns dem Ortsteil Neuenheim, den wir auf einer Schleife durchqueren werden um uns anschließend ein Stück zurück an den ersten Aufstieg zu machen.
Überall sind Zuschauer und vereinzelte Stimmungsnester. Zusätzlich zu den offiziellen Getränkeständen an denen Wasser und Iso dargereicht werden, gibt es vereinzelte Stellen, wo wohlwollende Mitbürger Bananen, Orangen o.ä. Energielieferanten bereitstellen, auch die SPD-Ortsgruppe hat sich hierzu eingefunden.
Der Rundkurs durch Neuenheim hat einige rechtwinklige Kurven und Höhenmeter, die jedoch nicht wirklich ins Gewicht fallen. Auch auf meine Pace haben sie kaum Auswirkung und vor dem ersten Anstieg steht die Uhr bei 5:03/km.
Zwar bin ich damit ca. 10 Sekunden pro km schneller als geplant doch noch fühlt sich alles richtig an und ich bin guter Dinge.

Der erste Aufstieg schlängelt sich auf den Philosophenweg hinauf. Zwei engen Kurven folgt ein langes gerades Stück bevor es nach einer 180° Linkskehre noch ein bisschen steiler wird.
Ich lasse mir Zeit und versuche die Lockerheit beizubehalten. Infolgedessen werde ich von zig Läufern überholt. Einige sind noch zu Späßen aufgelegt und treffen damit nicht bei allen ihren Kollegen auf Wohlwollen.
Nach weiteren 150m zieht die Steigung kurz aber kräftig an und biegt auf den Philosophenweg ein. Wie geplant gehe ich ein kurzes Stück, lockere dabei die Beine und komme erstmal wieder ins Rollen.

Der Philosophenweg ist ohne Übertreibung eine der schönsten Promenaden Deutschlands. Durch seine erhöhte Position bietet der auf der nördlichen Neckarseite gelegene Weg einen weitläufigen Blick auf die Heidelberger Altstadt, das Schloss und den Königstuhl, den höchsten Berg in der Region.

Wo sonst hauptsächlich Studenten und Touristen flanieren, rollt nun ein Heerwurm an Läufern zwischen etlichen Schaulustigen hindurch und auf etwa der Hälfe des Weges zum höchsten Punkt der Strecke kommt mir der Gedanke, wie schnell doch ein Jahr vergangen ist, als ich selbst noch an jener Stelle stand und den Läufern zugeschaut hatte.

Zwischen Km9 und 10 wechselt der Weg seinen Belag von Asphalt auf harten Waldweg und windet sich nochmal etwas stärker ansteigend durch die Bergflanke. Erstmals merke ich, dass dies kein Trainingslauf ist und spüre, dass sowohl Lunge als auch Muskeln nicht gerade wenig arbeiten.

Bei Km10, kurz vor dem vorläufigen Gipfelpunkt habe ich noch immer eine Durchschittspace von 5:27/km, liege also gut im Kurs. Allerdings fangen mich jetzt an Hustenanfälle zu plagen.
Ich vermute, dass irgendwas in der Luft liegt, auf das ich reagiere. Infolgedessen bekomme ich leichtes Seitenstechen und kann den nun folgenden Abstieg nicht so locker laufen wie geplant.
Geht es zuerst noch nur leicht bergab, folgt kurze Zeit später der deutlich steilere Bergablauf.
Kurz vor dem Wechsel sticht es mir kurz in den rechten Oberschenkel.
Natürlich werde ich hellhörig und schaue was da los ist. Offensichtlich habe ich mich aber nur vertreten. Ein Trugschluss wie sich später noch herausstellen wird.

Da es im Anschluss wieder steil bergauf gehen wird, versuche ich einen Kompromiss aus Geschwindigkeit und Erholung.
Mit 4:55/km für den Teilabschnitt und 5:23/km im Schnitt komme ich unten an.

Der Übergang zum Anstieg ist direkt an einem Gutshof mit Gaststätte des Stift Neuburgs, einem weithin bekannten Kloster, gelegen. Viele Schaulustige haben sich hier entsprechend eingefunden und begleiten die Läufer die ersten Meter nach oben.

Ich nehme zu Anfangs langsam Geschwindigkeit raus, wechsle zum Gehen und marschiere zügig weiter. Ich bin nicht der einzige, der dies tut und wir gehenden sind in manchen Fällen sogar schneller als einige Läufer.

Unvermeidlicherweise werde ich trotzdem weiter erstmal nach hinten durchgereicht.

In der Mitte des Anstiegs habe ich für einen kurzen Moment das Gefühl mich übergeben zu müssen. Zwar ist es nach wenigen Metern verschwunden, doch dafür fängt es jetzt im Kopf an zu arbeiten. Fehlt mir die Kraft?... soll ich was trinken?... wenn ja, was? Wasser? Iso? Ein Stück Banane essen? Was wenn dann mein Magen rebelliert? Normalerweise bin ich es nicht gewohnt und selbst kleine Schlucke können (müssen aber nicht) mein System durcheinander bringen.
Da ich mich ansonsten noch gut fühle verzichte ich auf die Verpflegung am Ende des Anstiegs.

Anschließend bergab lasse ich mich wieder locker treiben. Die Aussicht auf die kurze Bergabpassage und den darauffolgenden flachen Teil bis km16.5 lässt mich guter Dinge sein wieder ein paar Sekunden auf die Zielzeit herauszulaufen.

Soweit so schön, nur wie heißt es, der Geist ist willig doch das Fleisch ist schwach. Mit Ende des Abstiegs trifft mich der Hammer das erste Mal. Von der geplanten Pace kann ich nur träumen.
Die Strecke führt nun durch die kurze Fußgängerzone Ziegelhausens. Auch hier haben sich wieder Zuschauer und inoffizielle Verpflegungsstellen eingefunden. Trotz der guten Stimmung tut jetzt jeder Schritt weh und auf der Brücke, die den Wendepunkt der Strecke darstellt verabschiede ich mich erstmal von der Zielzeit und versuche bis zum letzten Anstieg wieder etwas lockerer zu werden.

Es gelingt mir nicht.

Mittlerweile laufen wir wieder zurück Richtung Innenstadt, vorbei am Schlierbacher Bahnhof, entlang der Landstraße am südlichen Neckarufer und halten auf den letzten Anstieg zu.

Bei Km16 greife ich dann zu Wasser in der Hoffnung, dass es was bringt und beginne wenig später den Anstieg hinauf zu gehen.
Etwa auf der Hälfte des mit zwei Kehren und einem „S“ versehenen Abschnittes holt mich der Führungsläufer des 10min nach uns gestarteten letzten Block ein. Schon da weiß ich was die Stunde geschlagen hat.
Trotz allem habe ich, nachdem der steile Teil absolviert ist, immer noch die Hoffnung sub2 zu bleiben. 5:36/km Durchschnitt bei Km17 machen mich verhalten optimistisch. Ich trabe an und komme erstmal wieder einigermaßen ins Laufen, die weiterhin leichte Steigung lässt die Momentanpace allerdings schon auf über 6:00/km ansteigen und mittlerweile fehlt mir auch die Luft für schneller. Ich kann den zugeführten Sauerstoff nicht mehr richtig verarbeiten. Bei Km18 und einer Durchgangszeit von 1:45:00 versuche ich es ein letztes Mal nochmal anzuziehen.
Mittlerweile werde ich permanent überholt, nicht nur vereinzelt sondern viele. „Leider“ bin ich scheinbar der einzige, der so extreme Probleme hat und als nach wenigen Meter krampft der Oberschenkel wieder.
Ich breche ab und entscheide mich locker ins Ziel traben zu wollen.
Leider soll mir auch das verwehrt bleiben.
Auf dem letzten Abwärtsstück verweigert der Oberschenkel endgültig die Arbeit. Zwei-, dreimal versuche ich nochmal locker ins Traben zu kommen, doch spätestens nach wenigen Schritten kommen wieder die Krämpfe und bevor es eine richtige Verletzung wird, entschließe ich mich die letzten rund 1.5km nur noch zu gehen. Lieber das als ein DNF.

Haben wir bei Km19 das Heidelberger Schloss passiert, schlängelt sich die Straße anschließend hinab und bei Km20 geht es wieder in die Fußgängerzone.

Die Hauptstraße auf dem letzten Kilometer ist rappelvoll, die Stimmung super und die Läufer werden mit permanenten Anfeuerungsrufen ins Ziel geleitet.

Für die letzten 3.1km brauche ich zwar über 21 Minuten, einen Großteil der letzten beiden Km davon gehend, doch nach 2:06:38 (brutto) / 2:06:03 (netto) überquere ich endlich die auch Ziellinie.

Platz Gesamt: 2123/3360, M 1822/2520, AK 214/289

Fazit: Gut organisierte Veranstaltung mit einem Teilnehmerlimit von 3500. Die Startplätze sind daher sehr schnell vergeben. Schöne, abwechslungsreiche und anspruchsvolle Strecke, die man in der Tat einmal in seinem Läuferleben gelaufen sein muss. Ob ich nächstes Jahr wieder starten werde, steht noch in den Sternen. Wenn, dann auf jeden Fall mit einer auf den Lauf abgestimmten Vorbereitung.

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Danke. Es waren definitiv nur Krämpfe in der hinteren Oberschenkelmuskulatur. Ich vermute, dass ich bergab zu hart gelaufen bin.

Heute hab' ich nur noch Muskelkater in den Vorderseiten der Oberschenkel und war auch schon locker laufen.
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