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Ein Champion(chip) kehrt zurück - Achenseelauf 2017

Ein Champion(chip) kehrt zurück - Achenseelauf 2017

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Der Achenseelauf ist etwas Besonderes für mich, weil das im Jahr 2002 mein erster Wettkampf war, im zarten Alter von 34 Jahren! Heuer, 15 Jahre später, dachte ich mir, ich führe meinen damals erworbenen Champion-Chip wieder einmal zum Ursprung unserer Partnerschaft aus - es ist ja eine von Tirols größten Laufveranstaltungen, durchaus einen Besuch wert. Hier also mein Bericht:

Anmeldung:
Über Internet (anmeldesystem.com) problemlos. Mein Nenngeld betrug 36,-- Euro; bei Frühbuchern sind's €5 weniger. Dank reger internationaler Beteiligung sollten auch Auslandsanmeldungen kein Problem darstellen. Der Starterbeutel war recht spärlich gefüllt (ein Paar Laufsocken stach heraus), dennoch finde ich das Startgeld gerechtfertigt - durch die schwierige Streckenführung stellt die Absicherung im Gelände schon eine Herausforderung dar, Bergwacht und Wasserrettung leisten hier jedes Jahr gute Dienste.
Organisation:
Alles sehr übersichtlich; die Nummern kann man bereits am Samstag abholen (habe ich auch getan und mir dabei gleich die kritischen Streckenteile genauer angeschaut). Neben dem Hauptlauf am Sonntag (23,2km) gibt es auch eine Staffel (wird zeitgleich gestartet, Wechselzone bei km14 was wegen der asymmetrischen Streckenführung recht nahe an der zeitlichen Mitte liegt) sowie bereits am Samstag Kinderläufe und einen 10km-Lauf. Gemessen wird wie erwähnt mit Champion-Chip, hat auch trotz feuchter Witterung (jeder hatte klatschnasse Schuhe im Ziel) gut funktioniert.
Trotz der beengten Verkehrsverhältnisse funktioniert auch die Anreise mit dem PKW; es gibt sogar recht viele Gratisparkplätze für Läufer.
Die Verpflegungspunkte an der Strecke sind zahlreich ohne viele Extras; mehr ist auf dieser kurzen Distanz auch nicht notwendig. Beim ersten Verpflegungsstand waren Wasser und Iso nach Straßenseiten gegtrennt, samt Ausrufer - super Lösung - bei den weiteren war's dann ein Hintereinander. Da ich eher weiter vorne im Feld war, gab es da nie Probleme, hinten evtl. ein wenig Gedrängel.
Die Duschen sind ca. 5 Gehminuten vom Ziel entfernt in der Tennishalle; die sind nicht sehr zahlreich - wer irgendwo in der Nähe wohnt ist sicher besser beraten, zu Hause oder im Hotel zu duschen, außer er kommt so wie ich eher früh ins Ziel und verbringt dann nicht zuviel Zeit im Zielgelände.
Die Strecke:
Das ist natürlich das Alleinstellungsmerkmal - beworben wird der Achenseelauf als "Österreichs schönster Panoramalauf" (siehe Homepage), und während ich das naturgemäß schwer beurteilen kann, darf ich auf jeden Fall bestätigen, dass es ein ausgesprochen schöner Lauf ist! Eingebettet zwischen die Kalkstöcke Karwendel und Rofan, ist der Achensee ohnehin ein Landschaftsjuwel, und der technisch schwierige Steig am Westufer ist zwar stellenweise nur gehend zu bewältigen, aber ebenfalls außergewöhnlich reizvoll. Verglichen mit ähnlichen Um-einen-See-Läufen in der Umgebung (Tegernsee, Simssee, Reschensee, Tannheim ...) ist der Achenseelauf zweifellos der schönste. Einzig die Siedlungen entlang des Sees sind von auserlesener Trostlosigkeit - alpintouristischer Kitsch-Einheitsbrei bis zum Abwinken. Zum Glück streift man die Dörfer nur am Rand!
Start und Ziel liegen in Pertisau am Westufer. Als ich 2002 hier gestartet bin, wurde der See noch im Uhrzeigersinn umlaufen - das hatte den Vorteil, dass die technisch schwierigsten Passagen nach 8km überwunden waren; allerdings kam es zu heftigen Staus auf dem schmalen Steig. Darum wurde die Richtung umgedreht, nun geht es gegen den Uhrzeiger am Wasser entlang. Zu beachten ist, dass man sich nicht auf den 15 flachen Start-Kilometern komplett verausgabt, denn das letzte Streckendrittel hat's faustdick hinter den Ohren! Hier ein paar Fotos vom Samstag. Diesmal war es wegen der starken Regenfälle noch dazu ausgesprochen nass (teilweise knöcheltief) und rutschig - hier sollte man wirklich noch ein bisschen Spritzigkeit in den Beinen haben, sonst wird das sehr schwierig. Es sind nie mehr als 30 Höhenmeter am Stück zu überwinden, doch die sind ausnahmslos steil und steinig, und die Stufen haben Höhen von ca. 30cm. Ein stetes Auf und Ab stellt ganz ordentliche Herausforderungen an die Koordination; ich zumindest war froh dass ich die Strecke bereits besichtigt hatte.

Mein eigener Lauf:
Ich habe den Sommer über die Zügel ein wenig schleifen lassen, der Achenseelauf sollte mir jetzt als Einstig ins Herbstprogramm dienen. Trotz kühler Temperaturen (ca. 7°C) stand ich als einer von ganz wenigen kurz-kurz und ohne Socken am Start, nach dem Motto: Was ich nicht anhabe, kann nicht nasswerden. Als Schuh hatte ich mich für den Mizuno Hitogami2 entschieden, ein Kompromiss zwischen Straßentauglichkleit (mehr als die Hälfte des Kurses) und fester Sohle für den steinigen Steig. Geregnet hat es dann überhaupt nicht (die letzten Schauer haben sich eine Studne vor Start verzogen), aber platschnass sind wir trotzdem alle ins Ziel gekommen, das Wasser spritzte dort überall die Hänge herunter ...
Dieses Jahr waren ca. 960 Starter über die volle Distanz dabei, mit den Staffelläufern also über 1000 Läufer im Startkorridor - dennoch ging es sehr entspannt um punkt 10:00 los. Alle Teilnehmer wissen, dass man hier keine Bestzeiten läuft - es ist tatsächlich vorrangig ein Landschaftslauf, auch wenn man sich natürlich ins Zeug legt. Die Startlinie überquerte ich als 309., also am Ende des vordersten Drittels.
Die ersten Meter führen leicht bergab zum Seeufer und dann den Uferradweg entlang nach Maurach; hier suchte ich wie gewohnt erst einmal nach einem Rhythmus, den ich dann so nach ca. 2km auch fand. Ab jetzt arbeitete ich mich im Feld langsam vorwärts - aber immer ohne Stress, einfach auf Lücken wartend. Wie üblich war ein Großteil der Läufer zu schnell gestartet, und daher waren erst einmal ziemlich viele zu überholen; so ab km5 lichtete sich das Feld aber deutlich und das Laufen machte richtig Spaß. Die kühlen Temperaturen trugen dazu bei, dass man gerne etwas beschleunigte. Bei km10 die erste Zwischenzeitmatte; ich überquerte sie nach etwas mehr als 43 Minuten an mittlerweile 84. Stelle liegend. Von da an wurde der Schotteranteil größer und das Tempo sank etwas, dennoch hatte ich bis zur nächsten Zwischenzeit bei km14 (Staffelübergabe bei Achenkirch) noch 10 weitere Plätze gutgemacht. Ein letzter halbwegs flacher Kilometer noch, und dann begann das Westufer!
Hier wurde aus dem Laufen ein Traben bzw. bei den Stufen ein Gehen. Der Steig ist so schmal, dass man kaum überholen kann (und wenn, dann nicht gefahrlos) - tatsächlich gibt es auch seitens der Veranstalter ein Überholverbot! Zusätzlich standen manche Stellen mehr als Knöcheltief unter Wasser, und feucht war es ohnehin überall - sehr rutschige Verhältnisse. Dennoch kam es zu einigen Überholungen; meist steigen langsamere Läufer für ein paar Sekunden über den Weg, wenn sich hinter ihnen eine kleine Schlange Verfolger angesammelt hat, und lassen diese gefahrlos vorbei - Danke! Ein paar Idioten habe ich leider auch gesehen, die nicht Geduld genug hatten auf so einen Ausweicher zu warten - echt ein sinnloses Risiko, für ein paar Sekunden Laufzeit die man ohnehin mit nichts vergleichen kann!
Mir selbst ging's ganz gut, ich hing hinten an einer Dreiergruppe - es wäre ein wenig schneller gegangen aber ich dachte ich spare mir die Kräfte lieber; das Gelände ist dort wirklich fordernd und mehr Kraft bedeutet mehr Sicherheit. Leider muss ich mir bei einer der Stufenhopsereien leicht einen Oberschenkelmuskel gezerrt haben (vermutlich der Semimembranosus) - ich konnte zwar weiterlaufen, hatte allerdings ab jetzt bergab beim Bremsen ziemliche Schmerzen. Da war ich froh, dass die Läufer vor mir kein so hohes Tempo gingen!
Nach dem steilen Abstieg zur Gaisalm wurde der Weg leichter und ich konnte wieder den einen oder anderen Kollegen "einsammeln". Als letzte Herausforderung musste der Breitlahngraben überwunden werden - sehr tiefer Schotter; der eigentliche Weg war dem Wasser zum Opfer gefallen und so wurden wir unten rum quer durch das Geröllfeld geleitet. Danach noch ein paar recht gemütliche Kilometer und dann endlich wieder Asphalt auf den letzten 500m; Zieleinlauf bei 1:49:26 als 63. im Klassement und 12. meiner M45-Klasse. Im Verpflegungszelt gab's Mohnstrudel, Wasser und Tee - ein Genuß!
Am Weg zu den Duschen habe ich noch Karin Freitag getroffen, die wie üblich 10 Minuten schneller gewesen war als ich (egal welche Distanz) und das Damenrennen überlegen gewonnen hatte - dabei ist sie den Achensee nur als Vorbereitung für den Jungfraumarathon nächstes Wochenende gelaufen! Das Wettkampfpensum dieser Frau ist immer wieder unglaublich ...

Fazit:
Ein wunderschöner Lauf. Auch wenn diesmal das Wetter nicht soo toll war - es war war wunderschön und abwechslungsreich zu laufen! Nun hoffe ich, dass mein Oberschenkel nicht lange zickt, und werde dann hoffentlich noch ein wenig schneller bis zu den Herbstmarathons.
Hier noch ein Foto von mir mit meinem Zielmohnstrudel:
"Only that day dawns to which we are awake." - H.D.Thoreau
Meine Wettkämpfe in der km-Spiel Tabelle
Meine Lauf-Fotoalben (mit vielen Tiroler Laufstrecken)

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Sehr interessanter Bericht, danke!
Ich hab übrigens schmunzeln müssen über die Beschreibung der tourismus-orientierten Ortschaften und das daraus entstandene Landschaftsbild - ich hab nämlich mal in Pertisau gearbeitet und hab das alles sehr ähnlich empfunden. :)
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10 km - 37:36 (T - April 2019)
HM - 1:30:41 (Sorger Halbmarathon/Graz - April 2018)
M - 3:10:26 (Wien Marathon - April 2019)

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Auch von mir besten Dank für den Bericht und Glückwunsch zur Laufleistung bei diesen schweren Bedingungen. Noch eine Frage: Welche Herbstmarathons genau hast du geplant?
PB Marathon: 02:57,20h (Münster, Sept.2019) HM-Splits: 01:28,34 / 01:28,46; AK-Platz 6
50.Hermannslauf April 2022: 02:16,37 (31,1km Trail, ca. 520 HM; 700M. Gefälle); AK-Platz 4 (von über 400 in AK 55)
49.Rennsteig-Supermarathon Mai 2022: 06:47,56h (73,9km, 1835 HM) Gesamtplatz 46; AK-Platz 3
60. Marathon Essen, Okt. 22: 03:08,22h (AK-Platz 3)

PB Halbmarathon: 01:25,10h (Nov. 2019, DJK-Halbmarathon Gütersloh)
PB 10km: 39:00 (März 2020; Trainingslauf); 9,2km: 35:51 (Isselhorster Nacht)
Rothaarsteig-Trail-Marathon (835 Höhenmeter), Okt. 2019: 3:18:00h (AK-Platz 1; Gesamt-Platz 11)



"Wenn du nicht anfängst, besser werden zu wollen, hörst du auf, gut zu sein!" (Martin Luther)
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