sorry für einen Gedankenanstoß, der ziemlich Off-Topic erscheinen mag. Das nachfolgende bezieht sich ausschließlich auf eine Metaebene und ich beziehe in keiner Weise Stellung zu Einzelmeinungen rund um das Thema Corona:lespeutere hat geschrieben:Schön, wie respektvoll es hier derzeit zugeht.
Das oben zitierte Resultat interpretiere ich für mich eher als ein Beispiel für eine Meinungsblase und deren Wirkung.
Die wirklich konträren Meinungen traten hier selten auf und wenn, dann haben sie sich längst aufgrund der Erfahrung als Mindermeinung verabschiedet.
Dadurch nimmt der Grundkonsens zu und der Umgang wird 'zahmer'.
Persönlich halte ich das langsame abdriften in eine friedvolle Konsensgruppe für wenig anregend, zuweilen langweilig und bin mir die Gefahren der Inselbildung (und sei sie auch eine Mehrheitsinsel) stets vor Augen haltend.
Wie rasch (in der Retrospektive) man dadurch von der Mehrheit in die Minderheit gelangen kann, verdeutlicht mir aktuell die 'große Politik'. In meiner Jugend bildeten die Parteien Schwarz und Rot gut 90% der BRD-Wähler ab. In Folge blieb man in guter Absicht konsensfähig und unter sich und bemerkt nun nach einer Generation, dass Schwarz und Rot ggf. keine 50% mehr zusammenbekommen. Die Mehrheit wurde also in gewisser Form zur Minderheit.
Warum?
Weil zunächst die 'strickenden Turnschuhträger', dann die 'Ex-Stasis' und im letzten Jahrzehnt die 'Nazis' aus dem 'Inner Circle' verschwunden sind. Im Endeffekt wurde und wird man ggf. einsam und - weitaus gravierender - MACHTLOS.
Will sagen: Gesellschaft funktioniert am langen Ende durch die Suche nach Gemeinsamkeiten mit dem Andersdenkenden, weniger durch die Pointierung von Differenzen.
Ich bin kein religiöser Mensch, aber als ich mal nach Bibelzitaten über den Umgang mit Feinden gesucht habe, ist mir der starke Unterschied zwischen den Auffassungen des Alten Testamentes und denen des Neuen Testamentes ins Auge gefallen. Da scheint es damals schon einmal einen Lerneffekt bzgl. Ausgrenzung vs. Vergebung gegeben zu haben.