klnonni hat geschrieben:Doch, zumindest ist mir nicht bekannt, dass in Österreich oder Deutschland auf eine Traige zurück gegriffen werden musste während der bisherigen Pandemie.
Ganz im Gegenteil, es wurden noch COVID-19 Patienten aus den Nachbarländern aufgenommen, weil bei uns Intensivbettenkapazitäten frei waren und sind.
Von daher gibt es zwar viele Probleme, Engstellen und organisatorischen Fehler aber im ganzen kommt Deutschland und so mein Eindruck auch Österreich relativ gut durch die Krise.
[...]
Warum ist man denn so "gut" durchgekommen? U.a. weil man - um das Gesundheitssystem zu schützen - alles dicht gemacht hat.
In der "ersten Welle", als Covid-19 noch mehr oder minder komplett unbekannt war, war dies ein vollkommen nachvollziehbares Mittel.
Danach war aber absehbar, dass es nicht vorbei war und man hätte beginnen können Konzepte zu erarbeiten um die Kapazitäten egal ob bzgl. Material, Personal, Administration aber auch Schutzkonzepte für bekannte Risikogruppen aufzubauen, so dass man jetzt auf so einschneidende Maßnahmen zumindest in diesem Rahmen hätte verzichten können.
Würde man sagen, dass man "dicht" macht, weil man den Menschen nicht zutraut eigenverantwortlich die Kontakte zu reduzieren und Maßnahmen einzuhalten die eine unkontrollierte Verbreitung vermeiden, könnte ich das sogar nachvollziehen. Viele der Maßnahmen sind aber aus aus vorgenannten Gründen nicht nachvollziehbar. Die Lockerung zu Weihnachten finde ich z.B. inkonsequent und torpediert aus meiner Sicht jegliche Argumentation der Form "hey, das Virus ist so gefährlich, wir sollten alles, wirklich alles tun, um Ansteckungen zu vermeiden".
Was manche Medien produzieren ist aber auch eine Frechheit. Schlagzeilen wie "Intensivstationen in Berlin an der Kapazitätsgrenze. Vier Krankenhäuser nehmen keine Patienten mehr auf" und dann im Artikel schreiben, dass in ganz Berlin nur ca. 25% der Intensivbetten belegt seien. Dazu die ganzen Superlative in der Berichterstattung... Jetzt gibt es schon Super-Hotspots und Mega-Hotspots.... selbst die ÖR springen auf diesen Zug auf... es nervt.
Im ÖD wurde sehr viel gespart, dass rächt sich jetzt... zumindest für die Administration und Nachverfolgbarkeit hätte man sich aber auch Konzepte erarbeiten können mit besserer Flexibilität.
Es entsteht der Eindruck, dass in vielen Bereichen entweder nur abgewartet wurde und man jetzt immer noch da steht wie das Kaninchen vor der Schlange oder sich in teilweise unüberlegt anmutenden Aktionismus verrennt. Wobei die Wirtschaft und gerade die Institutionen, die jetzt geschlossen sind, desöfteren bessere Konzepte zu haben scheinen, als die von öffentlicher Hand betriebenen Einrichtungen.
Schade auch, dass die EU nicht in der Lage ist nach ca. einem Jahr eine gemeinsame Vorgehensweise zu koordinieren. Selbst wenn einige Länder jetzt die Welle überstanden haben, besteht immer noch die Gefahr, dass neue Infektionen von aussen hereingetragen werden. Das grenzübergreifende Leben bleibt mMn. viel zu sehr außen vor.