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Ich fühl mich gut ich steh auf Berlin....Mauerweglauf 2022

Ich fühl mich gut ich steh auf Berlin....Mauerweglauf 2022

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Irgendwie bin ich bei Berlin in den 80er stehen geblieben. https://www.youtube.com/watch?v=J6YRKs_hKFQ Westberlin - wild und ungepflegt. Frontstadt mit Inselcharakter, Punkkultur. Eine Enklave im Schatten der Mauer. So ganz anders wie Westdeutschland. Leider war ich nie dort. Vielleicht ist das einer der Gründe warum ich Jahr für Jahr meiner Mauerostalgie frönen will. Zumindest dort unterwegs zu sein, wo 28 Jahre lang eine künstliche Spaltung nicht nur einer Stadt, sondern zweier unterschiedlicher Systeme sichtbar war. Wo Deutschland und Deutschland sich direkt gegenüberstanden im Schatten einer 3,50 m hohen Mauer. Dazwischen das Niemandsland. Nahezu unerreichbar. Nur Grenztruppen und „Republik flüchtige“ bewegten sich im Todesstreifen. Dem heutigen Mauerweg. Seit 2011 findet dort der Mauerweglauf statt, 2022 zum 10. Mal. Über 100 Meilen. In maximal 30 Stunden.

Ich bin seit 09.11.2021 zu meiner 6.Teilnahme gemeldet. Und freue mich seitdem. Alls wie immer. Dann erteilt mich Ende Januar ein Herzinfarkt. Und nichts ist mehr sicher. Werde ich je wieder so lange Strecken laufen können. Und wenn ja. Wie lange sollte ich warten bis so eine Herausforderung wieder möglich sein wird. Ist 2022 nicht zu früh. Ich kämpfe mich Schritt für Schritt zurück, Kilometer um Kilometer zu steigern. Und im Juli schaffe ich beim 24 Stunden Lauf in Dettenhausen in 15 Stunden die 100 km. Fehlen noch gut 60 km für Berlin. In 15 Stunden. Könnte klappen. Ich versuchs.

Es war wieder ein ganz besonderes Ereignis. Das beinahe schon vor dem Start hätte daran scheitern können nicht rechtzeitig an der Startlinie zu stehen. Nein kein typisch Schauläuferisches Versagen war verantwortlich, sondern beinahe der vom Veranstalter eingesetzte Busshuttle vom Hotel zum Start. Der war am Erika-Hess-Eisstadion, das zum 1. Mal, dafür ausgewählt wurde. Start 6:00 Uhr, dafür gab es 2 Abfahrtszeiten 4:30 oder 5:10. Fahrtzeit ca. 20 Minuten. Klar das die Mehrheit wohl den späteren Bus wählt und so auch ich. Ca.10 Minuten früher stehe ich mit einigen anderen Läufern am Eingang und wundere mich noch, dass nur so wenig Leute mitfahren wollen. Und so stehen wir da und warten. Und warten, und warten… Ich mach‘s kurz. Es wird 1/4 nach, es wird 20 nach…Langsam werden die ersten nervös. Sammeltaxis werden gerufen und die ersten steigen ein. Zwischenzeitlich ist es 1/2 6, dass könnte knapp werden. Schließlich sind auch noch am Startort 3 Beutel mit persönlichen Sachen für die Wechselpunkte beim Ruderclub (km 34), Schloss Sacrow (73) und Teltower Sportplatz (104 km) abzugeben. Und war bis viertel vor 6. Ich unterhalte mich mit Jürgen, der der festen Ansicht ist, dass die uns schon holen müssen.

Da bin ich skeptischer und entschließe mich als letzter zu einer 6er Gruppe zuzusteigen. Zum ersten Mal bei diesem Wettkampf habe ich Geld einstecken. Der Grund war allerdings ein anderer. Sollte ich aufgeben müssen, kann ich mit einem Taxi zurück. Seither kamen mir nie solche vorsorglichen Gedanken. Aber dieses Jahr könnte das durchaus schneller wie gedacht auf der persönlichen Agenda stehen. Als ich im Taxi sitze habe ich die erste Challenge gemeistert. Einer der Mitfahrer erwähnt noch, dass er den Race Direktor angerufen hat und der nur gemeint hat, dass jeder nun selbst schauen müsse, wie er noch rechtzeitig zum Start kommt. Er als Veranstalter sei nicht für alles verantwortlich und verpflichtet. Es gäbe ja noch, die Öffis. Allerdings wurde beim launig vorgetragenen Briefing am Vortag darauf hingewiesen, dass auf der Strecke derzeit wegen Gleisbauarbeiten nur Schienenersatzverkehr unterwegs sei.

Der neue Startort, Erika-Hess-Eisstadion ist dröge. Ein freier offener Platz neben der Halle. Im Gegensatz zu einem Stadion kommt bei mir da kein Racefeeling auf. Viel Zeit bleibt nicht mehr und beim Gang zum Startbereich begegne ich Jürgen, der es glücklicherweise doch noch rechtzeitig geschafft hat. Ich erfahre, dass der 5:10 Bus schon um 5 vor 5 da war und als alle Plätze belegt waren losgefahren ist mit dem Versprechen den Rest der Wartenden zu holen. Klar das hieß nach frühestens 40 Minuten. Das wussten dann halt nur die, die vor 5 da waren. Und die Info hat sich leider nicht herumgesprochen.

Kurz vorm Start noch Birgit in der Menge ausgemacht und schnell ein „Bildle“ gemacht im frischen ausgeruhten Zustand und in die WhatsApp Gruppe des RuR (Rund um Rutesheim) geschickt und dann geht es auch schon los auf meine 6. Runde um „Westberlin“. Diesmal wieder gegen den Uhrzeigersinn. Und mit der Ungewissheit, ob ich sie vollenden kann. Und wenn ja mit welcher Renntaktik. Ist es besser von Anfang an regelmäßig kurze Laufpausen zu machen, oder langsam laufen solange es geht und dann den Rest größtenteils gehen. Ein Bild vom Start habe ich auch an Roland verschickt, denn ich habe mich so gefreut, morgens um 4:00 eine Nachricht zu lesen. Er wünscht mir alles Gute und sei in Gedanken bei mir. Das war um 2:09 Uhr. Nachts. Ich kann nur spekulieren, dass er da in Nachtschicht gearbeitet hat, weil, aus dem Freitagnachts „Disse“ gehen ist er bestimmt schon lange raus. Ist er altersmäßig mir sogar noch ein kleines bisschen voraus. Dafür bin ich hier schon öfter rumgelaufen. Hier steht es aktuell 5:3 für mich. Und momentan ist er leider gezwungen kürzere Sachen zu laufen. Nun ja ich sollte ja eigentlich…. Lassen wir das. Kurz denke ich an unser Intermezzo 2017 zurück, als wir gemeinsam, Seite an Seite, über das endlos lange gerade Stück am Teltower Kanal gegenseitig gepusht haben. Ich bin damals unter 20,5 Stunden gelaufen und konnte damit meine Sparta Quali erreichen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Es geht die ersten Kilometer erst mal raus aus dem Stadtgebiet. Eingrooven. Noch im Läuferpulk. An den, wieder mal viel zu vielen roten Ampeln warten und ein bisschen Schmaltalk. Bei vielen löst sich nun langsam die angestaute Nervosität. Dank meiner Routine hier, bringt mich, nach der morgendlichen Startchallenge, nichts mehr aus der Ruhe. Und aller Anfang ist immer leicht. Das gilt auch für einen 100 Meilen Lauf. Denn der heutige Mauerweglauf (lassen wir die morgendliche Busgeschichte jetzt mal ad Acta) ist mit 26 VPs (im Schnitt ca. alle 5-6 km) bestens organisiert.
Bis zum Ruderclub Oberhavel tut sich nichts besonders. Wir haben die Vororte, mit ihren typisch Berlin, diagonal verlegten Gehwegplatten und den Baumalleen vor den Vorgärten, zwischenzeitlich verlassen und laufen abwechselnd durch kleine Waldgebiete und landwirtschaftlich genutzte Freiflächen. Am ersten Wechselpunkt hab ich nur ein paar Gels im blauen Beutel Nr.1 gebunkert, die mir ein aufmerksamer Helfer zureicht, noch ehe ich richtig da ankomme. Dann spüre ich aber zunächst mal ein Grummeln im Bauch und suche das WC auf.

Ich habe heute vor mich größtenteils von Gels zu ernähren, ergänzt durch ein paar Goodies auf die ich unterwegs, an den gut ausgestatteten VPs, noch Lust kriege. Heute habe ich plötzlich Lust auf Datteln, was sonst nicht gerade das ist, wonach mir gelüstet. Das führt allerdings dazu, dass ich heute noch 2-mal aufs „Häuserl“ muss. Ich bin durch meinen ungeplanten zusätzlichen Boxenstopp länger als geplant am Wechselpunkt 1. Aber heute mache ich mir keinen Stress. Ich muss nicht unter 24 h bleiben um damit einen weiteren Buckle zu erlaufen. Ich habe bereits 3 davon und so langsam weiß ich zuhause nicht mehr, wohin ich das ganze Blech stapeln soll. Sollte im Zuge der Russlandkrise die Rohstoffe knapp werden wäre zu überlegen die vielen erlaufenen Medaillen einzuschmelzen. Wobei es schon ganz besonders schöne in meiner Sammlung gibt. Dazu würde die heutige Sondermedaille, die es zum 10-jährigen gibt, passen. Darauf abgebildet, ein Porträt aller bisherig ausgewählten Maueropfer.

Ich bin ohne Trinkrucksack unterwegs. Zur Mitführung der persönlichen Dinge und der empfohlenen mindestens 0,5 Liter Wasser benutze ich zwei Halbliter Softflasks, die ich links und rechts in meinen Lauftighttaschen verstauen kann. Trotz der guten Streckenversorgung ist es bei der schwülheißen Hitze mit fast 30 Grad nötig zu trinken was geht. Und an Salz nicht zu sparen. Ich habe die Zahl der geschluckten Tabletten nicht registriert. Aber deutlich mehr als 10 waren es auf jeden Fall. Bei den Gels war es ähnlich. Ein Glück war der Himmel bedeckt, die gnadenlose Sonne lugte nur selten durch. Die Sonnenbrille hatte ich daher in den ersten Beutel vor der Wiederabgabe zurückgesteckt und die Entscheidung auch später nicht bereut.

Immer wieder muss ich feststellen. Lange Abschnitte der Strecke sind stinklangweilig zu laufen. Die Landschaft unterscheidet sich doch gewaltig von der gewohnten lieblichen Umgebung im wilden Süden. Breite schnurgerade Asphaltbänder flankiert von lichten Nadelwäldern oder weitläufigen Wiesen. Alles keinesfalls hässlich, aber irgendwie doch monoton. So schlurfe ich etwas lustlos dahin und ehe ich es mich versehe, stolpere ich auf babyglattem Asphalt und lege eine akrobatische Flugeinlage hin. Reflexartig rolle ich mich seitlich ab und lande ohne jedwede Blessur. Schwein gehabt. Das hätte böse ändern können. Nach nicht mal einem Sechstel der Strecke. Einzig was zu Bruch geht ist das Saugventil meiner Softflask in der rechten Oberschenkeltasche. Da es nun suppt gebe ich auch diese, zusammen mit der besagten Sonnenbrille, zurück in den ersten Wechselbeutel. Von nun an muss mir ein halber Liter Wasser zwischen 2 VPs reichen. Aber zum Glück habe ich noch den anderen. Und mir geht es gut.

Heute ist der 13. August. Tag des Mauerbaus zwischen Berlin und Berlin, der Beginn ganz großer menschlicher Tragödien. Menschen die aus dem einen Berlin weg wollten. Um das für sie verbotene und offiziell unerreichbare andere Berlin sehen zu wollen. Oder noch mehr von der Welt. Ohne bevormundet zu werden, die eigene Entscheidung was für sie richtig ist. Und was nicht. Und die - auf der anderen Seite der Mauer. Die hatten den Auftrag genau das zu verhindern. Mit allen Mitteln. Und in der letzten Konsequenz kostete das vielen Menschen, Jahre ihres Lebens in Freiheit und ca. 140 Menschen sogar das Leben. Und diesen wird heute gedacht. In Hohen Neuendorf und in Henningsdorf an den ehemaligen Wachtürmen und auch anderswo an den Erinnerungsstelen. Zahlreiche Kränze an den zu ihren Ehren aufgestellten Kränzen zeugen davon. Und auch der Mauerweglauf, der jedes Jahr stellvertretend einen auswählt und auf der Finishermedaille verewigt.

Dieses Jahr, bei der 10. Ausgabe des Mauerweglaufs ist es Ulrich Steinhauer, ein Grenzsoldat, der von seinem Wachkamerad erschossen wurde, weil er in an seiner Flucht hindern wollte. Ein Mauertoter der gar nicht rüber wollte. Also kein Mauertoter im klassischen Sinne. Etwas ungewöhnlich. Aber bei km 49 besteht heute, in ähnlicher Weise wie bei den anderen auf der Flucht erschossen in den Vorjahren, die Gelegenheit, mit einer persönlichen Widmung, seine Gedanken auf einem Kärtchen zu Papier zu bringen an einer Tafel an der Gedenkstätte. Über die RuR WhatsApp-Gruppe erreichen mich immer wieder Nachrichten und Glückwünsche. Das hat zwischenzeitlich etwas nachgelassen. Einzig Roland. auf seinem separaten Kanal, „funkt“ mich bis zum Zieleinlauf immer wieder an. Ich antworte, erst kurz, später gar nicht mehr. Aber allein das unregelmäßig ertönende „Bling“ baut mich immer wieder auf.

Leider habe ich heute schon eine Fehlentscheidung getroffen. Nicht Morgens - beim Warten auf den fehlenden Bus. Sondern beim Anziehen der richtigen Schuhe. Die reiben an den Zehen. Und das schon nach wenigen Kilometern. Das kenne ich so nicht. Und ich bin ja schon ein paar Kilometer gelaufen die letzten Jahre. Und das gewählte Schuhmodell, den Hoka Clifton, hatte ich schon in mehreren Serien an Fuß. Aber den aktuellen habe ich erst seit kurzem. Und beim 24 h Lauf in Dettenhausen, nach ca. der Hälfte der dort gelaufenen Kilometer, gewechselt. Ich hatte es danach auf die Socken geschoben. Aber auch heute mit den CEPs fühlen meine Beine sich unwohl darin. Und so bin ich froh, dass der WP 2, Sacrow, so langsam näher rückt.

Aber zuerst kommt noch der legendäre Versorgungspunkt „Pagel & Friends“. Hier wird jeder über Mikro angesagt, bevor er seitlich in den Garten einbiegt, wo immer allerhand aufgetischt wird. Ich entscheide mit fürs Hinsetzen auf eine Bank, wohlwissend, dass ich anschließend das aufstehen verfluchen werde. Ich gönne mir ein paar „nackte“ Nudeln mit etwas kalter Brühe. Hört sich schlimmer an als es ist. Bei der Wärme passt das schon. Dann aber weiter. In Sacrow gibt es ein richtiges WC. Dorthin zieht es mich erst mal. Dann muss ich mich entscheiden. Soll ich die Socken ausziehen und nachschauen was mit den Stellen ist die Drücken. Kann ich was abkleben. Pflaster habe ich im Beutel, müsste ich aber zuschneiden. Wo hab ich die Schere eingepackt? Und ach, frische Socken habe ich auch nicht. So beschließe ich: Bevor ich die engen verschwitzten Kompressionssocken zuerst mit Gewalt abpellen und dann wieder mühsam hochstreifen muss, lass ich die an und wechsle nur die Schuhe. Da es heute Nacht nicht unter 20° werden wird, gibt es nur ein neues Shirt. Ich mache die Stirnlampe am Laufgürtel fest und ziehe die Leuchtweste über, obwohl es noch einige Stunden dauern wird bis es dunkel wird. Waren es am 1 Wechselpunkt noch gut eine Viertelstunde Aufenthalt. So habe ich hier in Sacrow fast 40 Minuten verbummelt. Jetzt heißt es mit den neuen Schuhen flott und fleißig weiter Kilometer sammeln. Abends um ½7 breche ich also wieder auf und freue mich schon auf den schönsten Abschnitt Richtung Potsdam bis zur Glienicker Brücke.

Und so langsam steigt die Vorfreude auf den VP, auf denn ich mich jedes Jahr aufs neue am meisten freue. Brauhaus Meierei. Dort genehmige ich mir ein Schlückchen vom selbstgebrauten, frisch gezapft vom Fass. Das bringt neue Kräfte. Vollends durch den Park am Ufer des Großen Wannsees bis zur Glienicker Brücke. Heute bei dem herrlichen Sommerwetter mit Blick auf Schloss Babelsberg und beschließe ich die Aussicht zu genießen und wandere gemütlich von Potsdam in Brandenburg zurück nach Berlin.
Die Agenten die hier früher ausgetauscht wurden, werden keinen Blick auf die tolle Szenerie gehabt haben. Der nächste markante VP ist die Gedenkstätte Griebnitzsee. Die letzten Jahre war der Verpflegungspunkt direkt an dem verbliebenen Mauerstück. Wir mussten für den Weiterweg eine Schleife laufen. Dieses Mal liegt die Station oben, direkt am weiterführenden Mauerweg. Ja und dann kommt der von mir in Vorjahren schon häufig verfluchte ca. 6 km lange Königsweg. Dieser schnurgerade Weg durch den Wald. Der lässt mich dieses Mal kalt. Es ist noch hell und ich versuche nur kurze Gehpausen an den kleinen Anstiegen zu machen um in trotzdem schnell hinter mir zu lassen. Denn lange wird es nicht mehr dauern bis es dämmert und schließlich dunkel wird. Und die 100 km Marke erreicht wird. Im Vorfeld habe ich mir immer wieder ausgerechnet. Wie lange könnte ich brauchen. Welches Tempo ist das richtige um meine Restressourcen, aufgrund meines mangelnden Trainingszustand, richtig einzuteilen. 15 Stunden, so mein simpler Plan. Für die ersten 100 km. Das hieße 15 Stunden für den Rest. Die mich aufgrund der Vorermüdung wohl mehrheitlich zum Gehen zwingen würden. Und wenn nichts weiteres außergewöhnliches dazwischenkommt eine reelle Chance die Zeitlimits einzuhalten.

Es waren dann 14:35:xx als die Uhr zum ersten Mal einen 3-stelligen Wert anzeigte. Das zog mich weiter. Zwar immer langsamer, aber immer noch stetig. Bis zum 3. Wechselpunkt nach Teltow. Dort lagen die Wechselbeutel in der Sporthalle. Und war auch die Verpflegung. Da drin war eine Luft zum Schneiden. Ich machte noch mal die Toilette unsicher und dann das ich wieder raus an die frische Luft komme. Dort setze ich mich, so gut es ging, auf die Treppe und versuchte mein zweites Red Bull aufzubekommen. Scheiterte aber am Verschluss. Schiet, dann halt nicht. Mal wieder eine viel zu lange Pause. Gut 35 Minuten. Als ich mich endlich aufrichten und losreißen kann beginnt es zu regnen. Heftig. Allerdings ist die Nacht so warm, man hat das Gefühl das Wasser verdampft auf der Haut. Nach ein paar Kilometern ließ der Regen aber auch schon etwas nach.

Es ging nun durch die stockdunkle Nacht. Der Lichtkegel meiner Stirnlampe reflektierte die aufprallenden Regentropfen. Schon bald kam ich an das lange Singletrailstück durch das Birkenwäldchen. Hier waren die wenigen Markierung und der GPS-Track nicht ganz konform, als sich der Weg in 3 nahezu parallele Abschnitte aufteilte. Ich entschied mich dann für den mittleren Pfad obwohl ich sah wie vor mir ein paar anderen den ganz links führenden nahmen. Der Untergrund erforderte nun auch mehr Aufmerksamkeit.Ich traf immer wieder auf Verbindungswege, der Trail verzweigte sich noch mehrmals. Ich blieb stur auf meinem einmal eingeschlagenen Weg. Es gab mir Sicherheit aus der Vergangenheit zu wissen, dass der Weg schon passen würde. Trotzdem war ich froh als er endlich zuende war und wieder in die Zivilisation zurückführte.

Als es Richtung Rudow ging fiel mir ein, dass wir die letzten Jahre, auf diesen blöden, ca. 80 Meter hohen ehemaligen „Müllhügel“ gelaufen sind. Mit dem schönen Namen Dörferblick. Was immer man da tolles erblicken konnte, zumal jetzt bei Nacht. Aber o Wunder. Die Strecke führte dran vorbei. Und ganz so dunkel war es nun auch schon nicht mehr. Keinerlei Müdigkeit hatte ich die Nacht verspürt. Dafür die Fußballen. Bei jedem Schritt hatte ich zwischenzeitlich Schmerzen. Vor allem im rechten Fuß. Powerwalken war längst in den Vordergrund getreten.

Ich erreichte den Teltow-Kanal. Ca. 6 km stur geradeaus, eingeklemmt zwischen Teltow und Stadtautobahn. Ich musste an 2017 zurück denken. Hier lief ich mit Roland. Er wandernd und flott laufend im Wechsel. Ich kontinuierlich schlurfend im Tippelschritt. Immer wieder. Auflaufen, Überholen, Zurückfallen....Im Ziel mit ner Traumzeit aus heutiger Sicht. Vergangenheit. Heute walke ich alleine durch die langsam endende Nacht. Noch 17 km steht am VP, der ca. in der Hälfte dieses Streckenabschnitts aufgebaut ist.

Auf meinen bisher 2 Mauerweg-Runden (2017, 2019), die ich gegen den Uhrzeigersinn gelaufen bin, war ich deutlich schneller unterwegs. Dadurch kam ich in der Partyhochburg Kreuzberg/Friedrichshain in den frühen Morgenstunden an. Direkt durch das Feiervolk, die mir mehr oder minder den direkten Laufweg blockierten und im Alkoholdunst und mit süßlichen Haschgerüchen diesen Kilometer recht stressig machten. Diesmal war es schon hell. Ich erkannte den Kiez nicht wieder. Was für ein nüchternen Eindruck durch die leergefegten Straßen. Von wegen enge Menschengassen und stinkende Schnapsleichen. Alles easy. Da war ich fast etwas enttäuscht, dem ganz besonderen Flair der nächtlichen Partyszene entgangen zu sein. Und Ruckzuck befand ich mich auf schon auf der Oberbaumbrücke. Wo sind heute die vielen Nachtquartiere und die vielen Scherben am Boden geblieben. Einzig der penetrante strenge Pissgeruch, ließ mich kurz auf Flachatmung umstellen.

Die East-Side-Gallery entlang. Dieses neue blöde Hotel, für das die Mauer auf etlichen Metern geschleift wurde. Musste das sein? Kurze Blick auf die Motive. Schon einige davon habe ich zuhause auf meinen Finishershirts. Nicht alle haben mir auf Anhieb gefallen. Und auch das heutige ist mir viel zu bunt und kitschig. Das liegt wahrscheinlich aber auch daran, dass ich ein Kunstbanause bin. So langsam nerven die roten Ampeln wieder. Wie zu Anfang. Allerdings sind Sonntags früh um 6 die Straßen leer. Wozu also stehenbleiben. Wer guckt um die Zeit von der Orga. Egal, ich bleibe brav. Die nächste Überraschung folgt nach dem letzten VP am Checkpoint Charlie. Berlin-Mitte, Unter den Linden, ich folge ein paar Mitläufern. Und wir halten stur auf das Brandenburger Tor zu. Nanu, wir müssten nun doch langsam nach rechts in die Shadowstrasse abbiegen. So wie die letzten Jahre. Aber nein, die Markierung weist uns direkt zum Brandenburger Tor. Juhu, wir halten weiter drauf zu. Und wie letztmals in 2016, bei meinem 1.Mauerweglauf, geht es direkt durch das Tor. Und danach vorm Reichstag, bogenförmig nach rechts. Genauso wie früher die Mauer stand. Im bin geflashed und vergesse die Müdigkeit. Knapp 5 km, ich kann das Ziel schon riechen. Es kommen dann aber noch ein paar Ecken die sich zäh ziehen. Ich bin auf ein Läuferpärchen aufgelaufen und die helfen mir, als es noch mal eine Streckenabweichung zwischen Track und Markierung gibt.

Der Einlauf ins Stadion ist sehr unspektakulär. Der Sprecher kündigt mich an, aber dann geht alles sehr schnell. Überreichung der ersten Medaille. Das ist die spezielle, die es für den 10. Mauerweglauf gibt. Danach muss ich mich erst mal sammeln. Es gibt nirgends einen Schattenplatz. Die Sonne brennt kurz nach 8 schon wieder vom Himmel und ich merke wie mein Kreislauf mich fordert. Mir wird etwas schwummrig. Mir wird eine Erbsensuppe angeboten, die ich dankend ablehne. Bei über 25°. Geht gar nicht. Sonst gibt es nichts. Selbst das Zielbier ist ausgegangen. Bloß weg von diesem ungastlichen Ort. Gar nicht so einfach. Der Shuttlebus ist gerade weggefahren. Und nun heißt es warten.... Ich finde zum Glück einen Schattenplatz und nach gefühlt einer Ewigkeit werde ich abgeholt mit 3 anderen Finishern. Apropos. 30 % Ausfallquote. Das ist heftig. Als ich wieder das Hotel betrete bin ich der festen Ansicht. 6-Mal gutgegangen, man sollte es nicht überstrapazieren und Aufhören wenn es am schönsten ist. Leider hält sich diese vernünftige Erkenntnis nur bis zum nächsten Tag. Da mache ich mir schon Gedanken über die 7. Umrundung von Westberlin. Same procedure as any year. Ich habe das Gefühl ich bin süchtig geworden. Nach Tag und Nacht in Berlin. Nicht als Serie.In real life. Solange ich von mir sagen kann. Ich fühl mich gut, ich steh auf Berlin...
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin
Dateianhänge

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Hallo Klaus,

du hast unternommen, was ich mir selbst nie zugetraut hätte. Für Uneingeweihte: Ich schreibe das, weil Klaus' und meine Körpergeschichte mit geringer zeitlicher Divergenz "Ähnlichkeit" aufweisen. Zudem sind wir zwei Läufer, die oft dieselbe Strecke unter den Füßen hatten. Offen gestanden war ich dieses Jahr, nach meinen Erfahrungen bei einem 100 km-Lauf (Laufbericht auch hier in diesem Unterforum) mehr als froh, dass die Wirren des Neueinstiegs im letzten November dazu führten, dass ich die Anmeldung für den Mauerweglauf 2022 schlicht verschwitzte. Doch selbst, wenn ich mich ihrer rechtzeitig erinnert hätte, hätte ich vermutlich davon Abstand genommen. Zu jenem Zeitpunkt war ich im vorsichtigen Neuaufbau und in einer Situation totaler Ungewissheit, was meine künftigen Ausdauermöglichkeiten angeht. Hinzu tritt der Anspruch an mich selbst, den ich hier nicht näher erläutern möchte, das ist schließlich Klaus' Lauf und Leistung.

Zu dieser Leistung drücke ich dir meine besondere Hochachtung aus, nicht zuletzt der inneren und äußeren Umstände wegen. Ich weiß um deine "inneren" Einschränkungen, erlebte aber auch hautnah die äußeren. Weil ich nämlich an der Strecke war, kurz vorm VP "Karolinenhöhe" begann ich einen Freund zu betreuen und fuhr damit bis zum Einbruch der Dunkelheit fort, das waren für ihn/uns 2,5 zum Abschluss gemeinsam gelaufene Kilometer hinter dem VP "Teltow" (die Sporthalle). Danach musste ich wieder weg. Mir brach schon stehend der Schweiß aus und ergänzt durch meine Lauferfahrung unter ähnlichen klimatischen Bedingungen wundert mich die hohe Ausfallquote nicht.

Also noch einmal meinen herzlichen Glückwunsch zu deinem Finish. :daumen: :daumen: :daumen:

Ich wusste nicht, dass du dabei bist. Es hätte aber auch nichts genutzt, weil du, wenn ich deinem Bericht folge, vorm VP "Karolinenhöhe" ankamst, als ich längst weiter musste, um meinen Job zu machen.

Meine künftigen läuferischen Möglichkeiten stehen nach wie vor in Frage, auch wenn ich M's und U's in diesem Jahr schon in Serie lief. Als Betreuer dabei zu sein hinterließ allerdings zwiespältige Gefühle. Darin dominiert die Gewissheit, dass wir, die 100 Meilen Berlin und ich, nicht voneinander lassen wollen. Die Strecke ist eine Herzensangelegenheit und ich werde alles daransetzen, sie (mit meinem Anspruch) noch einmal zu laufen, bevor es das Alter nicht mehr zulässt.

Dass du den Mauerweg in diesem Jahr, nur ein halbes Jahr nach deinem körperlichen Super-GAU, bezwingen konntest, wird mich sicher beeinflussen. Sollte ich nächstes Jahr doch dabei sein, dann lautet die Überschrift zum fälligen Laufbericht vielleicht ähnlich wie die zu meinem letzten: "Klaus ist schuld!"

Ich wünsche dir gute Erholung Klaus und: Wir sehen uns! :hallo:

Tolle Nummer das!

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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schauläufer hat geschrieben:Irgendwie bin ich bei Berlin in den 80er stehen geblieben. https://www.youtube.com/watch?v=J6YRKs_hKFQ Westberlin - wild und ungepflegt. Frontstadt mit Inselcharakter, Punkkultur. Eine Enklave im Schatten der Mauer. So ganz anders wie Westdeutschland. Leider war ich nie dort.
Schöner Bericht, danke für deine Ausführungen :daumen:

Das du nie zu Zeiten des kalten Krieges in Berlin warst, merkt man deutlich an deiner Ausdrucksweise :zwinker5:
Die offizielle Bezeichnung in der Bundesrepublik Deutschland und im Westteil der Stadt, war "Berlin (West)"
Wir Berliner bezeichneten unsere Stadthälfte jeweils als "Berlin".
Oft wurde auch die Bezeichnung "Ost-Berlin" und "West-Berlin"benutzt.
Die Bezeichnung "Westberlin" war von der DDR ausgegeben worden, als Abgrenzung zu ihrem Berlin, der Hauptstadt der DDR.
Für die DDR gab es Westberlin und Berlin - Hauptstadt der DDR!

Das mag trivial sein, aber gerade beim Gedenken der Maueropfer sollte doch auf die Einheit der Stadt in ihrer Begrifflichkeit geachtet werden.
Was das ungepflegte an ging, so war es früher in Berlin (West) sauberer und gepflegter als heutzutage.
Es gab natürlich wie in jeder Stadt, an sozialen Brennpunkten, Schmuddelecken - zum Beispiel am Bhf Zoologischer Garten, aber aufgrund des durch die Mauer begrenzten Platzes, wurde das Grün der Stadt, die öffentlichen Straßen und Plätze gehegt und gepflegt.
Als Berliner ist einem dieser Umstand immer aufgefallen, wenn man in der Bundesrepublik zu Gast bei Freunden oder Verwandten war.
Wenn ich mir heute die verdreckte Stadt anschaue, bin ich froh vor 24 Jahren nach Brandenburg gezogen zu sein.

Witzig fand ich als Jugendlicher immer unsere Klassen- oder Gruppenfahrten oder Urlaub in die Bundesrepublik.
Wenn wir in München, Goslar, Nürnberg oder Hamburg ect. und erzählten, wir kommen aus Berlin, wurden wir mit Sicherheit gefragt ob wir Flüchtlinge sind ...
Auf die Antwort, "Wir kommen aus Berlin- West", kam dann oft die erstaunte Frage: "Wie, aus dem West-Teil der Stadt darf man Reisen?"
:hihi:

Eine andere Anekdote aus der Zeit des Kaltenkrieges:
Es war 1988, ich wohnte im Wedding am Humboldhain, ein Park mit Hochbunker aus dem 2.Weltkrieg.
Mein Bruder und ich standen auf dem Bunker und schauten von den Flaktürmen des Bunkers über die Dächer von Berlin.
Einige Meter von uns entfernt stand eine Gruppe Jugendlicher, offenbar eine Abi- Klasse aus dem Westen und diese schauten ganz interessiert sich den mit Nato- Stachdraht geschützten Bauzaun an, der einen nicht öffentlich zugänglichen Bereich des Bunkers absperrte.
Plötzlich kam die Klasse auf meinen Bruder und mich zu, fragten uns ob wir Berliner seien und ob der ca. 30 m lange Zaun die "Berliner Mauer" wäre ... :hihi:

Soviel zur Bildung der 80'er Jahre in Deutschland :peinlich:

Der französischen Besatzungsmacht haben wir übrigens den 1.Stadtlauf in Berlin zu verdanken.

1981 wollten die Franzosen als Zeichen der deutsch- französischen Freundschaft einen 25 km Straßenlauf organisieren,
angelehnt an die 25 km von Paris.
Die deutschen Behörden verweigerten anfangs die Genehmigung für diesen Lauf mit der Begründung, es müssten zuviele Straßen dafür gesperrt werden.
Darauf hin hatten die Franzosen von ihrem Besatzungsrecht Gebrauch gemacht und der deutschen Verwaltung diesen Lauf befohlen.
Start und Ziel waren damals schon das Olympiastadion und für die Zuschauer gab es französische Leckereien rund um das Stadion zu kaufen.
Der Lauf hieß darauf hin der "Franzosenlauf"
Der Lauf findet bis heute, unter einem anderen Organisator statt.
Derzeit unter den Namen "S 25 Berlin", mit der Berliner Sparkasse als Hauptsponsor.
Bild

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Ja vor der Wende gab es wirklich nicht nur 2 deutsche Staaten. Es gab auch noch Berlin. Ost und West. Und ich habe mich damals nicht als Bürger der Bunderepublik Deutschland oder gar der BRD (nach DDR Jargon :confused: ) gefühlt sondern als Westdeutscher (Made in West Germany :zwinker5: ).
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin

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Hallo Klaus
Danke für den Bericht und noch einmal Glückwunsch und Hochachtung zu dieser Leistung. Ich bin ehrlich, auch ich war skeptisch ob du dir mit dieser Teilnahme einen Gefallen tust aber ich lag falsch, du richtig, Respekt.
Liebe Grüße
Cornelius
Bestzeiten: 17.08.2019 Mauerweglauf 100 Meilen 19.36.35 Stunden. 08.09.2018 RUNWINSCHOTEN (Holland) 100 km 9:33.30. 16.06.2018 Karlsruher Nachtlauf 80 km 7:55:45. Marathon 3:22.10. HM 1:34:32. 10 KM 43:37
Laufberichte: www.corneliusrennt.de

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Und man sagte: Ich fahr nach Westdeutschland, wenn man in die westlichen Bundesländer wollte! Das hat mich (als 1975 Zugereiste) immer belustigt.
Und was ich heutzutage lustig finde: wenn Leute, die in der DDR großwurden, von der Zeit vor der Wende sprechen, sagen sie: zu Ostzeiten.

Jaja, Berlin war die einzige Stadt, wo nach allen Richtungen Osten war... :D

Danke auch von mir für deinen schönen Laufbericht!
Bild

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harriersand hat geschrieben:...
Jaja, Berlin war die einzige Stadt, wo nach allen Richtungen Osten war... :D
...
Berlin war also der West-Pol. :D ... vom Nordpol gehen ja auch alle Richtungen nach Süden.

Klaus, herzlichen Glückwunsch, toll gelaufen. Danke fürs Mitnehmen. Du hast offenbar das richtige Tempo getroffen, das aktuell für dich möglich ist und dich über die lange Distanz bringen kann. Da hilft wohl auch die Erfahrung. Und eine Eigenart von Berlin sind wohl die Stürze auf ebener Strecke, erlebt man immer wieder bzw. hört davon. Insgesamt ist der Mauerweg wirklich eine tolle Strecke und du hast jede Menge tolle Erlebnisse eingesammelt. Einfach schön. :)

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Hallo Klaus,

schön jetzt habe ich das ganze "Mauerwegspektakel" nochmals nachlesen können - ja da hast Du wirklich Großes geleistet :respekt2: ... und Du hast Dich gut und richtig eingeschätzt - bist mit dem richtigen Tempo an- und durchgekommen, konntest Deine Kräfte gut einschätzen und einteilen - Good Job :nick: :daumen: Bist eben doch ein
:teufel: - KERL!!!
Schön war es ein wenig (live) dabei sein zu können - auch wenn Du Dich täuscht ... trotz meines "fortgeschrittenen Alters " - ich bin ja fast 60 - bin ich des öftern noch mal um 3-4Uhr in der Disse, auch wenn es zu diesem Termin nicht stimmte - war auch nicht in der Nachtschicht... war einfach noch auf und verfolgte gespannt Deinen (auch nächtlichen) Weg durch Berlin. Wir haben das ganze ja schon mal zusammen gerockt... und damals standen unsere zwei Buckles am Ende des Mauerwegs ... da waren wir auch noch nicht kurz vor sechzig... :klatsch:
Also ich wäre tatsächlich (wenn meine alten Gräten mitmachen) im nächsten Jahr dabei - ein Klaus & Roland-Revival sozusagen - was hält's Du davon. Wann kann man sich anmelden? Wir buchen dann ein Zimmer zusammen - nicht wahr? Der alte Mann will's nochmal wissen...
Du hast Dich doch eh entschieden wieder dabei zu sein - Du kannst es ja nicht lassen ... kaum sind die gröbsten Schmerzen verflogen ...
Also dann in 2023 rocken wir den Mauerweg :party:
runners.high - Nomen est omen :logik:

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runners.high hat geschrieben:
Also ich wäre tatsächlich (wenn meine alten Gräten mitmachen) im nächsten Jahr dabei - ein Klaus & Roland-Revival sozusagen - was hält's Du davon. Wann kann man sich anmelden? Wir buchen dann ein Zimmer zusammen - nicht wahr? Der alte Mann will's nochmal wissen...
Und eure Staffel nennt sich dann Klauland oder Rolaus, das gefallt mir! Haut rein, macht das!
Im SCC- Forum will sich gerade eine "Dicke alte Säcke"- Staffel zusammenfinden...
Bild

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Anmeldung ist am 09.11, 18:57 das tritt nach meiner Erkenntnis sofort, unverzüglich.....
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin

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.... in Kraft - und genau DIE und Ausdauer werden wir reichlich brauchen .... und wenn wir richtig übermütig sind/werden - dann greifen wir nochmal eine Buckle-Zeit an. Als ich das letzte Mal dabei war haben wir uns jeweils Einen geholt. Was meinst Du?
Ist ja noch ne' Weile hin bis zur Anmeldung!
Keep The Fire Burning - da brennt dann schon der Kamin :klatsch:
runners.high - Nomen est omen :logik:

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Hallo Klaus,

Gratulation zu deiner Leistung. Es ist wirklich toll, zu sehen, wie du dich nach deiner schweren Krankheit wieder an den Marathon merangekämpft hast, dann an die längeren Distanzen und jetzt an 162 Kilometer.
Mich würde der Mauerweglauf auch sehr reizen, aber nach Biel musste ich feststellen, dass der Marathon meine bevorzugte Strecke ist.
klnonni hat geschrieben: Das du nie zu Zeiten des kalten Krieges in Berlin warst, merkt man deutlich an deiner Ausdrucksweise :zwinker5:
Die offizielle Bezeichnung in der Bundesrepublik Deutschland und im Westteil der Stadt, war "Berlin (West)"
Wir Berliner bezeichneten unsere Stadthälfte jeweils als "Berlin".
Oft wurde auch die Bezeichnung "Ost-Berlin" und "West-Berlin"benutzt.
Die Bezeichnung "Westberlin" war von der DDR ausgegeben worden, als Abgrenzung zu ihrem Berlin, der Hauptstadt der DDR.
Für die DDR gab es Westberlin und Berlin - Hauptstadt der DDR!
Ich war 1987 mit der Schulklasse in Berlin. Man bekam damals Zuschüsse, wenn man an einer politischen Bildungsveranstaltung teilnahm. 50 DM waren das, glaube ich.
Unser Lehrer hat uns zu einer Fahrt mit der S-Bahn vom Bahnhof Zoo zur Friedrichstraße mitgenommen, da man von oben die Grenzsicherungsanlagen gut sehen konnte. Uns wurde mehrmals gesagt, dass es Westberliner gäbe, die das ganze Jahr keine Mauer sähen.
Ich war so beeindruckt von den Grenzkontrollen, dass ich im Jahr darauf mit meinen Eltern hingefahren bin. Brav mit Tempo 100 und dann oft von Trabis überholt.
Ich glaube, wir in Bayern haben einfach Berlin gesagt und meinten damit West-Berlin (mit oder ohne Bindestrich). Der Ostteil war dann Ostberlin. "Hauptstadt der DDR" sollten wir nicht sagen, erklärte man uns bei der politischen Bildungsveranstaltung.

Mich hat es in den Jahren nach der Wiedervereinigung sehr fasziniert, wie sich die Stadt verändert. Ich fahre immer mal wieder gerne hin.

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tram-love hat geschrieben: Mich würde der Mauerweglauf auch sehr reizen, aber nach Biel musste ich feststellen, dass der Marathon meine bevorzugte Strecke ist.
Da geht es dir wie mir. Ich könnte mir vorstellen auch kurze Ultraläufe zu machen, aber die volle Distanz wäre mir zuviel - allein das Trainingspensum wäre mir zu hoch. Vielleicht als Staffellauf, wenn man genug Mitstreiter zusammen bekommt?
tram-love hat geschrieben: Ich war 1987 mit der Schulklasse in Berlin. Man bekam damals Zuschüsse, wenn man an einer politischen Bildungsveranstaltung teilnahm. 50 DM waren das, glaube ich.
Unser Lehrer hat uns zu einer Fahrt mit der S-Bahn vom Bahnhof Zoo zur Friedrichstraße mitgenommen, da man von oben die Grenzsicherungsanlagen gut sehen konnte. Uns wurde mehrmals gesagt, dass es Westberliner gäbe, die das ganze Jahr keine Mauer sähen.
Euer Lehrer wollte bloß zur Friedrichstraße, weil es dort zollfrei Zigaretten und Alkohol gab :D
Die Friedrichstraße war der große Devisenmarkt der DDR - mit der U- und S- Bahn konnten wir "Wessis" jederzeit uns günstig versorgen.

Wir Berliner hatten uns an die Mauer gewöhnt bzw sind mit ihr aufgewachsen.
Ich kannte Berlin nicht ohne Mauer und von daher war es für mich einfach nur Alltag.
Wenn wir Berliner aufs Land wollten, dann sind wir in die Außenbezirke gefahren, dort gab es Landwirtschaft - sowohl Viehzucht als auch Getreidefelder.
In der Stadt gab's viele Seen, Flüsse und Kanäle, Parks und Wälder. Überallhin warens kurze Wege.
Aus den Mauerzeiten stammen bei vielen ehemaligen "West-Berlinern" auch noch die Denkweise alles außerhalb der ehemaligen Stadtgrenze wäre weit weg.
Als ich 20km außerhalb von Berlin gezogen bin, war ich für viele Bekannte und Verwandte ganz weit ausgewandert und sie haben nur selten Zeit mich zu besuchen. Innerhalb Berlins fahren die selben Leute allerdings 40 km um ein Bier zu trinken - aber 25 km bis zu mir in den Speckgürtel, dass ist in der Woche zu weit :hihi:
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