Einige Tage später auf dem Trainingsgelände wurde wieder getuschelt und ich konnte Wortfetzen wie "toller Läufer" , " oder "Läuferin", "schneller als jeder Afrikaner", "ein Philosoph und den Läufern", "aus den Schritten ergeben sich Laufweisheiten" und ähnliches Zeug hören.
Nachts, im Bett, ich konnte nicht einschlafen,dachte ich darüber nach, irgendwas war geschehen. Am nächsten Morgen suchte ich dann im WorldWideWeb und hatte bald die Erkenntnis, es gibt bei uns in Deutschland einen neuen Wunderläufer, es wird auch behauptet Läuferin,
jemand der so schnell, so elegant ist, wie es die Welt noch nicht gesehen hatte,dazu noch mit schier unendlichen Fachwissen und Weisheit versehen.
Potzblitz, da ich mit meinen Training unzufrieden war, machte ich mich auf den Weg, diese Lichtgestalt zu suchen, wie einst Parcival auf der Suche nach dem heiligen Gral.
Ich suchte am Tage, ich suchte in der Nacht. Ich schaute oben,ich schaute unten. Ich fragte in der Bevölkerung, bei den Behörden, beim deutschen Leichtathlikverband, bei der Polizei und bei der Heilsarmee, überall Schulterzucken und ungläubige Gesichter.
Ich fragte Hinz, ich fragte Kunz.
Ich reiste in den Norden, da wars kalt.
Ich reiste in den Süden, da wars warm.
Ich reiste in den Westen, da spielte Schalke.
Aber nirgendwo ein Wunderläufer.
Hm, vielleicht im Osten. Sachsen nix, Sachsen Anhalt,nix.Thüringen, nur Würstchen,Berlin-Brandenburg, nur volle Autobahnen. Doch da, in MV, ganz am Ende der Republik,kurz vor Polen, wußte ein weiser alter Fischer rat. Suche am Wasser, murmelte er, "am Wasser" und verschwand unerklärlicherweise.
Mist, wieder zu Hause entschloß ich mich, einige nachdenkliche Runden
um den heimischen Maschsee zu drehen.
In der 2.ten Runde knackte es plötzlich im Gebüsch, und ein gefährlih aussehendes Männchen baute sich vor mir auf und funkelte mich böse an.
!Was machste denn hier, wie schnell läufste,zeig mir mal dein DLV-Paß", so blaffte es mich an. Eingeschüchtert von der Erscheinung, die zart nach Alkohol roch wandete ich ein, was das denn solle. Blöde Frage, meinte das Männlein,ich bin DLY-Kampfrichter in Münchener Biergärten und kontrolliere Startpäße. Ähh, stöhnte ich, wir sind hier nicht in München. Na und, meinte das Männchen, Hier ist der wilde Osten, und im wilden Osten ist alles möglich. Osten, hä? "Ne", sagte ich, spürbar selbtsicherer, hier ist Niedersachsen. "Waaaas" schrie mich das Männlein an, "frech werden was" und verschwand in einer Staubwolke.
Ein seltsames Erlebnis, so lief ich weiter und kam bald zum nahen Strandbad. Dort sah ich eine ebenfalls seltsame Szene. Ein Mann, recht beleibt,bekleidet mit Hawaihemd und glitzernden Goldschmuck stand am Sandstrand und begleitete eine, in rosafarbenden Schwimmneoprenanzug gekleidete Blondine, die mir irgendwie bekannt vor kam. Als ich der Szenerie ganz nahe war sah ich, die Blonde war Pam Anderson.
"Schwimmtraining", sagt ich zum Dicken. "Nähh", sagte der "Triatlontraining", dabei warf er nervöse Blicke auf mich und auf den Ausscvhnitt von Pam.
Hm, um die Konversation aufrecht zu erhalten fragte ich, macht sie den auch Lauftraining. Ohh, falsche Frage, der Dicke, angeblich Trainer von Pam blaffte mich an, Sie junger Mann, sie können doch noch nichtmal die Schuhe von Jimmy und Eddy unterscheiden, und sie fragen hier nach Lauftraining. So abgeblitzt warf ich einen letzten sehsüchtigen Blick auf den makellosen Körper von Pam, die im flachen Wasser paddelte, und setzte meine Runde fort.
So ein Mist, dachte ich, hättest Pam wenigstens mal nach dem Wunderläufer fragen sollen.
Da plötzlich auf der anderen Seite des Sees blitzte es, und ich sah eine Gestalt in einem Lichtbogen, federndes Schrittes,eine Supergeschwindigkeit. Das wars, der alte Fischer hatte gesagt "Am Wasser". Der Wunderläufer läuft immer nur an Ufern.
Die Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen. Ich rannte los, meine Polar zeigte an : 4:30 min/km, 3:30 min KM, 3 Min/km, 1:30 min KM. Ich lief nicht, ich flog, seltsamerweise kam ich dem Wunderläufer nicht richtig näher. Von weiten sah ich, seine Beine,seine komplette Haut war mit den Weisheiten und Philosophien aller lebenden und verstorbenen Laufgurus überdeckt.
Es macht Peng, meine Polar zeigte an minus 1:30 min KM, soeben hatte ich die Erddrehung überwunden, ich kam immer noch nicht näher, fühlte mich schlecht und die Welt um mich herum bestand nur noch aus bunten Lichtern. Die Synapsen meines Gehirn brachten nur noch unzusammenhängende Informationen hervor:
Training, laufen-aktuell, Pasta-essen, Intervalle, OG-Treffen,Lizzy,
Marathon, Umfragen, grüne Hörner, Adduktorenverletung,einfachMarkus, Biergarten, Pizza ,GA1, Montags Arbeitsbeginn, Zippy the Pinhead, Laufschuhe, Bundeskanzlerin, Muskelkater, Jennifer Aniston, Latschenkiefer, langer Kanten, Brotkanten, Pöt, Berlin, Hot-Ice, Naoko Takahashi, Off-Topic, Urlaub, Finisher, MRT, Magerquark, Rono, Ischias, Fußball, Der letzte Kilometer
und vieles mehr.
In diesem Moment setzte ein nervtötendes Scheppern ein, genau auf mein Hirn gerichtet, als ob jemand seinen Schlagbohrer in meine Schläfe treiben würde.
Ich schaute nach vorne, der Wunderläufer, noch war er da, doch seine Gestalt war plötzlich im Nebel, seine Silhuette wurde diffuser und er schien zu verschwinden. "Nein", rief ich, "bleib hier".
Wieder das Scheppern, ich blickte in die Richtung des Geräusches und bemerkte, es war mein Wecker.
Eine innere Stimme sagte : Sonntag morgen, 7:30 Uhr, heute Marathontraining, und draußen regnet es.....
Scheiße, Scheiße, Scheiße
Diese kleine Geschichte ist recht frei nach ETA Hoffmanm, welchem lieben Mitforie sie gewidmet ist, darf jeder für sich selbst aussuchen.
Ich bedanke mich auf jeden Fall bei Hinz, bei Kunz, vor allen aber bei Pam.