Mal ein paar Anmerkungen von mir als Land-bzw. Tierwirt. Als ich vor 15 Jahren den Hof übernahm,hatten wir 150 sauen und 45 ha Ackerbau. Aus zwei Gründen investierten wir in zwei Wachstumsschritten auf heute 900 Sauen-und 5000 Ferkelplätzen mit 145 ha. Einerseits um die Schweinemäster (also meine Ferkelabnehmer) einheitliche,große Ferkelpartien anbieten zu können, die erheblich besser vergütet werden, und anderseits um mal mit ruhigem Gewissen in Urlaub fahren zu können, (oder mal am WE nach Berlin zum Marathon
) da sich meine Mitarbeiter um die Tiere kümmern. Einen klassischen Familienbetrieb wie meine Eltern es hatten,wollte ich nicht, da ich keine Lust hatte 365 Tage im Jahr morgens und abends im Stall präsent sein zu müssen. Wer kann mir sagen ,daß die Tiere es heute in einem neuen und modernen Stall mit qulifizierten Mitarbeitern,Beratern,Tierärzten, Kontolleure ( QS +CrossComplince etc) schlechter haben als früher.
Das Umfeld der Tiere ist entscheidender als die Betriebsgröße.Und das Umfeld ist i.d.R. in einem neuen modernen Stall besser. (besser isoliert, mehr Licht, bessere Lüfttungstechnik,u.s.w.).
Ob wir es wollen oder nicht : Sicher ist, daß die Höfe in Europa immer größer werden.Hört ein Landwirt wegen fehlerder Hofnachfolge oder Liquidität auf, wird das Land i.d.R. vom Nachbarn übernommen und der Hof bleibt für immer geschlossen. In Dänemark wird sich die Anzahl der Landwirte in den nächsten 10 Jahren halbieren. Für Deutschland habe ich leider keine Zahlen/ Prognosen.
Das Problem in der Tierwirtschaft ist derzeit, daß sich diese bigger-better-faster-more-Spirale immer schneller dreht : Wegen der sehr sehr knappen weltweiten Versorgungsbilanzender letzten Jahre (2010/11 : höherer Verbrauch als gerntet wurde) hat sich der Getreidepreis innerhalb von 2 Jahren von 110€/t auf 200€/t fast verdoppelt -d.h. das Futter als höchster Kostenfaktor in der Veredelung so mit auch. Das Fleisch kostet aber heute noch genausoviel wie vor 2 Jahren. Na,und wer zahlt die Zeche ? Die Folge :kleinere Betreibe steigen aus der Produktion aus, da sie ihre "unattraktiven" Tierpartien schlechter verkaufen können, und die größereren Betriebe müssen immer weiter ihre biologischen Leistungsparameter (verkaufte Ferkel/Sau) optimieren, um bei steigenden Futter und Energiekosten den hohen Kapitaldienst zu leisten, der auf dem Hof "lastet".
Zum Thema Gülle : Gülle ist voller Nährstoffe(N,P,K,Mg,S) die Pflanzen bekanntlich zum Wachsen brauchen.Pfanzen/Böden die die keine Wirtschaftdünger bekommen,müssen mineralisch gedüngt werden.Es findet also keine Entsorgung der Scheiße
statt. Sehr viele viehlose Ackerbaubetriebe holen sich Gülle ganz "freiwillig" von viehstarken Betrieben (kostenlos) ab.
Zum Thema Soja: Soja ist eine ÖLfrucht und wird überwiegend für die Lebensmittelgewinnug angebaut. Die ausgepreßte Sojabohne wird dann anteilig als Futterkomponente in der Tierfütterung genutzt, weil es einen sehr hohen Rohproteinanteil hat.
Achso zum Thema Veggiday : Muß jeder selber entscheiden,was er ißt. Nur mit der Brechstange etwas einzuführen hat i.d.R. noch nie funktioniert.
Und mit ChriS werde ich auch weiterhin bei Laufveranstalltungen quatschen - der kleinste gemeinsame Nenner wird aber wohl das Laufen bleiben
- bis demnächst.
schöne Grüße vom
Wattläufer