kobold hat geschrieben:
So funktioniert nun mal Journalismus.
So funktioniert ein gewisser Teil des Journalismus, leider. Aber das bedeutet nicht, dass es nichts anderes gibt, auch wenn man angesichts des Niveauverfalls in weiten Teilen der Medienlandschaft auf solche Gedanken kommen könnte.
Gerade der Spiegel ist weit von dem entfernt, was er mal war - deshalb ist das Bashing tendenziell auch gerechtfertigt.
kobold hat geschrieben:
Wohlgemerkt: Ich halte den Artikel nicht für wirklich guten Wissenschaftsjournalismus. Aber ich bin durch Erfahrung anspruchslos geworden. Und der Artikel ist mMn immer noch um einiges besser als das Gros dessen, was außerhalb von Fachzeitschriften publiziert wird.
Durch Erfahrung anspruchslos zu werden ist doch eher eine traurige Konsequenz. Wenn alle diese Konsequenz ziehen, ist der Niedergang wohl kaum aufzuhalten.
kobold hat geschrieben:
Was mir halt auffällt: Sobald mal - von wem auch immer - darauf hingewiesen wird, dass der Laufsport auch Risiken birgt (nur eben geringere und andere als die des Couchpotatoe-Daseins), bricht hier ein Sturm der Entrüstung los. Natürlich ist Sporttreiben gesünder als auf der Couch zu liegen, zu fr### und zu saufen. Aber warum muss man jetzt auf dem Niveau stehen bleiben? Bei einigen Beiträgen in diesem Faden hab ich diesen Eindruck, mal genauer hinzuschauen ist unerwünscht. So eine Art der Auseinandersetzung mit Sachthemen interessiert mich nicht ...
Möglicherweise haben einige auch einfach die Nase voll von schlechten Veröffentlichungen, die das hohe Lied der Mittelmäßigkeit singen. Und genauer hinschauen wollen die meisten Schreiberlinge offensichtlich gar nicht, wenn es um die Risiken des Laufsports geht. Vielleicht richtet sich mindestens ein Teil der Entrüstung auch dagegen?
Zumal es eben ständig neue Meldungen gibt, was angeblich am gesündesten oder am besten sei, ob es jetzt um die Trainingsdauer und Methoden oder um Ernährung geht. Wenn schon zigmal versucht wurde, alten Wein in neuen Schläuchen zu verkaufen, wird man da zu recht grundsätzlich skeptisch.
Es ist eben nicht so einfach, und wenn man es sich zu einfach macht, kommt eben wenig bei raus. Van Aaken z. B. hätte wahrscheinlich die Definition von gesundem Ausdauertraining auf einen deutlich größeren Umfang ausgedehnt, (Lydiard ebenso). Dafür sollte es eben ja nicht zu intensiv sein. Die Steffnys stehen in der Van Aakenschen Tradition und würden möglicherweise ähnlich argumentieren. Die Idee, dass Training ab einer gewissen Intensität gefährlich ist, ist leider seit den 50ern nicht totzukriegen - auch Lydiard glaubte an die Schädlichkeit dessen, was er für anaerob hielt.
Auf der anderen Seite gab es die Intervalljünger, denen es genau um diese intensiven Belastungen und ein großes starkes Sportlerherz ging.
Heute sind wir um einiges schlauer. Wir wissen, dass der angebliche rote Bereich weder völlig anaerob noch per se besonders gefährlich ist. Selbst "Gesundheitssportlern" wird mittlerweile von einigen Experten geraten, ihr Herz ruhig (z. b. durch schnelles Bergaufwalken) mal über die 90% zu bringen. Vor einem roten Bereich zu warnen ist in vielen Fällen schon Quatsch - einige Pulsuhrhersteller und Ratgeber verdienen dennoch einen Teil ihres Geldes damit.
Aber das heutige Wissen um die Komplexität des Laufsports macht es eben nicht ganz so einfach, die Risiken und einen sinnvollen Umgang damit in einem kurzen Artikel auf den Punkt zu bringen. Für mich können z. B. pauschale Empfehlungen für den Trainingsumfang kaum sinnvoll sein ... erstens ist die Intensität auch relevant, zweitens gibt es zu viele individuelle Unterschiede. Mich interessiert auch nur begrenzt, was für 90% gut ist, wenn ich zu den anderen 10% gehöre. Wobei ich nicht glaube, dass es eine sinnvolle Umfangsempfehlung geben kann, die für 90% passt.
Und solange es viel mehr Menschen gibt, die unter Bewegungsmangel leiden, als Menschen, die zu viel Sport machen, sollte man die Risiken des Sports kaum reißerisch übertreiben.
Gruß
C