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Achillodynie und vorbereitung auf Sporttest

Achillodynie und vorbereitung auf Sporttest

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Hallo liebe Läufer Gemeinschaft,

ich lese schon lang in diesem Forum mit und finde es wirklich super, jetzt muss ich mich jedoch auch mal an euch wenden da ich ein bisschen ratlos bin.

Zu mir, ich bin 30 Jahr und treibe eigentlich seit ich 7 bin Sport, ich habe lange Zeit "relativ" Hochklassig in der Jugend Fußball gespielt und laufe auch, seit dem ich die Schuhe an den Nagel gehängt hatte, regelmäßig ( 2-3 mal die Woche ca 5 -8 km)

Letztes Jahr kam unser kleiner auf die Welt und Schwupps es war keinerlei Zeit mehr da naja bzw. wollte ich die Zeit einfach mehr mit meinen kleinen verbringen, ziemlich schnell hatte ich jetzt auch knapp 5 kg mehr auf den Rippen und ich bin etwas träge geworden.

Vor ca. 6 Monaten fing ich dann regelmäßig und wahrscheinlich auch übertrieben mit vielen Sprints und Bergläufen wieder an um mich auf den Sporttest der Feuerwehr vorzubereiten, nach ca. 2 Monaten war es dann soweit und ich konnte kaum mehr auftreten meine Wade schmerzte und irgendwie war die Achilliessehne dick... so ein misst also ab zum Arzt

Diagnose Achillodynie, die Sehne selbst sieht gut aus jedoch ist das Sehnengleitgewebe und ein Schleimbeutel ganz schön angeschwollen.
Vom Arzt bekam ich eine Woche lauf Pause Ibu 800 und Einlagen verschrieben mit dem Zusatz naja nach 4 Wochen wird es auf jedenfall schon wieder gehen.

Jetzt sind knapp vier Monate rum, zwischenzeitlich hatte ich es natürlich immer wieder probiert, ein lockerer Lauf geht, zwei lockerer Läufe gehen und beim dritten spüre ich diese miesen schmerzen in der Wade wieder also wieder eins zwei Wochen Pause und das gleiche Spiel wieder und wieder

Da ich jetzt leider nur noch 2 Monate bis zum Sporttest habe, bin ich langsam am verzweifeln wie ich meine Form herstellen soll bzw. diese doofe Entzündung weg bekomme.

Was meint ihr wie könnte ich evtl noch Trainieren (Crosstrainer, Fahrrad, Schwimmen) um meine Kondition weiter zu verbessern und eventuell die Beine zumindest etwas an die Belastung beim Sporttest vorzubereiten nicht das ich dann bei dem 3000 Meter lauf (Vorgabe 3000 Meter in 14:00 min) total schlapp machen bzw. den irgendwie hin bekomme.

Ich danke euch jetzt schon mal für eure Antworten

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andi_w hat geschrieben:Ich danke euch jetzt schon mal für eure Antworten
Meine Antwort wird dir nicht gefallen :D
andi_w hat geschrieben:Jetzt sind knapp vier Monate rum, zwischenzeitlich hatte ich es natürlich immer wieder probiert, ein lockerer Lauf geht, zwei lockerer Läufe gehen und beim dritten spüre ich diese miesen schmerzen in der Wade wieder also wieder eins zwei Wochen Pause und das gleiche Spiel wieder und wieder
Bei einer heilenden AS-Entzündung sind gezielte sanfte Laufbelastungen der Heilung förderlich. Wurde mir dringend geraten als ich das hatte und hat auch genau geholfen. Sanfte Laufbelastung: KEIN Tempo und geringe Umfänge.

Weiterhin die hier beschrieben Übungen: Achillessehne - Eccentric training nach Prof. Dr. Karsten Knobloch, FACS Und diese zwei mal täglich, je Bein 3 x 15 Wiederholungen. Selbst bei Schmerzen.

Weiterhin solltest du dich dringend um deine Wadenmuskeln kümmern: Dehnen dehnen dehnen und häufig massieren. Wie und womit ist egal, aber tun solltest du es.

Und jetzt die schlechte Nachricht: wenn du weiterhin dein Ziel verfolgst, ohne deine AS nachhaltig genesen zu lassen, wirst du auf lange Sicht noch viel "Spaß" mit ihr haben :D
andi_w hat geschrieben:Vom Arzt bekam ich eine Woche lauf Pause Ibu 800 und Einlagen verschrieben mit dem Zusatz naja nach 4 Wochen wird es auf jedenfall schon wieder gehen.
Vergiss die Einlagen!

Gruss Tommi

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Hey Tommi,

spitze danke für deine Tipps okay dann versuch ich mal ganz gemütlich immer wieder mal zu laufen...

die Übungen mach ich auch schon Ewigkeiten, meine Wade fühlt sich eigentlich auch ganz gut an...nur dieser dumme Schleimbeutel der dazu noch entzündet ist, will einfach nicht kleiner werden... oh man ich könnte echt verzweifeln

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Auch meine Antwort wird Dir nicht wirklich gefallen: Ich hatte fast ein ganzes Jahr damit zu tun, bis die AS wieder komplett schmerzfrei war. Alles Gute. Gruß Georg

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Vorsicht bei den Treppenübungen.
Wenn wir sie immer so ausführen, wie der gute Doktor es beschreibt, sogar mit steigenden Belastung und bei 3x15 verursachen wir überwiegend Muskelhypertrophie, also Vergrößerung des Muskelquerschnitts was gleichzeitig ein Verkürzung der Muskellänge. So was kann die Probleme sogar verschlimmern. Da die Muskulatur sehr schlecht bis gar nicht dehnbar ist (Dehnungsübungen können praktisch nur die Länger der Sehne beeinflussen, was auch helfen könnte) muss man sie mit exzentrischen Kraftübungen zum länglichen Wachstum anregen.

Vorschlag: exzentrische Treppenübungen
3x15 täglich (TÄGLICH!!) auf einem Bein 3s runter und zweitbeinig 1s wieder hoch. Nach eine Woche Angewöhnung weiter mit Hantel in der Hand (oder einem Rucksack). Angefangen mit 5kg und jede Woche 2,5kg mehr.

Dauert leider mehr als 6 Wochen.

Gruß
Rolli

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Rolli hat geschrieben:Da die Muskulatur sehr schlecht bis gar nicht dehnbar ist (Dehnungsübungen können praktisch nur die Länger der Sehne beeinflussen, was auch helfen könnte) muss man sie mit exzentrischen Kraftübungen zum länglichen Wachstum anregen.
Wo hast du das denn her? Das kenne ich genau anders herum :gruebel:

Ich hab die Übungen ganz genau so ausgeführt, wie es der Doktor empfiehlt (also mir hat das damals meine Ärztin empfohlen, da kannte ich den Doktor noch nicht) und hab damit meine Achillessehne schmerzfrei und wieder 100% belastbar bekommen. Sonst würde ich das auch nicht weiter empfehlen :wink:

Gruss Tommi

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Rolli hat geschrieben:Was meinst Du unter "andersrum"?
Anders herum, dass man die Muskeln dehnt (den Tonus verringert) und nicht die Sehnen, da diese recht starre, also undehnbare "Gebilde" sind. Ich finde das auch sehr gut, dass sie starr sind :D Ob sich auf lange Zeit durch Zellneubildung eine Sehne verlängert, nun auch das hab ich bisher noch nirgends gehört oder gelesen.

Gruss Tommi

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Vielen Dank Tommi, für diese super Übung. Ich suche mich hier gerade durchs Forum was bei einer Tendinits tibialias anterior hilft. Das ist nämlich die Diagnose, nach meinem Besuch bei der Orthopädin heute. Deine Erfahrungen machen mir Hoffnung, das alles wieder gut wird. Habe sofort die erste Wiederholung gestartet und mache heute noch eine.
Anschließend bin ich gleich mit den Waden auf die Rolle gewechselt. Mal sehen.

Moderates Training sagte mir die Ärztin, könne weitergehen, keine Übertreibungen aber. Gut, damit kann ich auch leben. Um wieviel Prozent hast du reduziert? Muss ich, nach deiner Erfahrung, den langen Lauf am WE dann komplett einkürzen, was ist deine Erfahrung oder Empfehlung?

Mittwoch beginnen die Physiotherapien. Ich habe einen Termin in der Rhinstraße bei Sport-Reha bekommen, in der Hoffnung dass die sich dort bisschen auskennen mit meinem Läuferleid.....

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Zitat:
Man geht davon aus, dass exzentrisches Krafttraining aufgrund des höheren Widerstands im Vergleich zu konzentrischen Kontraktionen größeres Muskelwachstum (Hypertrophie) auslöst. Desweiteren gilt als erwiesen, dass während exzentrischen Kontraktionen bei gleicher Last eine geringere Rekrutierung als bei konzentrischen auftritt. Dies deutet auf eine ökonomischere Arbeitsweise des Muskels hin, die durch die Interaktion mit der Sehne und Muskelfaszie hervorgerufen wird. Der durch den äußeren Widerstand auf den Muskel wirkende Dehnungsreiz löst bei vielen Athleten Muskelkater aus. In der Folge von regelmäßig durchgeführtem exzentrischen Krafttraining kommt es zu einer seriellen Sarkomergenese, d.h. es werden mehr Sarkomere in Serie (hintereinander) geschaltet. Dadurch verschiebt sich der optimale Gelenkwinkel, bei dem die isometrische Maximalkraft erzeugt wird, hin zu größeren Muskellängen. Die damit einhergehende geringere Verletzungsgefahr und die höhere maximale Kontraktionsgeschwindigkeit sind in fast allen leichtathletischen Disziplinen gewünschte Trainingseffekte. Desweiteren verbessert exzentrisches Krafttraining die viskoelastischen Eigenschaften der Sehne, indem ihre Eigenschaft elastische Energie zu speichern wiederholt beansprucht wird. Gerade bei Sehnenbeschwerden ist submaximales exzentrisches Krafttraining sowie regelmäßige Dehnung sehr geeignet, da dadurch das Sehnengewebe gestärkt wird.
Quelle:
Leichtathletik - DJK Rasensport Aachen-Brand e.V. 1904

Man kann die Dehnfähigkeit der Muskulatur trainineren und nicht die Länge mit Dehrenn beeinflussen:
Studie:
http://www.biowiss-sport.de/wp-content/ ... n-wald.pdf

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Zitat:
Man geht davon aus, dass exzentrisches Krafttraining aufgrund des höheren Widerstands im Vergleich zu konzentrischen Kontraktionen größeres Muskelwachstum (Hypertrophie) auslöst. Desweiteren gilt als erwiesen, dass während exzentrischen Kontraktionen bei gleicher Last eine geringere Rekrutierung als bei konzentrischen auftritt. Dies deutet auf eine ökonomischere Arbeitsweise des Muskels hin, die durch die Interaktion mit der Sehne und Muskelfaszie hervorgerufen wird. Der durch den äußeren Widerstand auf den Muskel wirkende Dehnungsreiz löst bei vielen Athleten Muskelkater aus. In der Folge von regelmäßig durchgeführtem exzentrischen Krafttraining kommt es zu einer seriellen Sarkomergenese, d.h. es werden mehr Sarkomere in Serie (hintereinander) geschaltet. Dadurch verschiebt sich der optimale Gelenkwinkel, bei dem die isometrische Maximalkraft erzeugt wird, hin zu größeren Muskellängen. Die damit einhergehende geringere Verletzungsgefahr und die höhere maximale Kontraktionsgeschwindigkeit sind in fast allen leichtathletischen Disziplinen gewünschte Trainingseffekte. Desweiteren verbessert exzentrisches Krafttraining die viskoelastischen Eigenschaften der Sehne, indem ihre Eigenschaft elastische Energie zu speichern wiederholt beansprucht wird. Gerade bei Sehnenbeschwerden ist submaximales exzentrisches Krafttraining sowie regelmäßige Dehnung sehr geeignet, da dadurch das Sehnengewebe gestärkt wird.
Quelle:
Leichtathletik - DJK Rasensport Aachen-Brand e.V. 1904

Man kann die Dehnfähigkeit der Muskulatur trainineren und nicht die Länge mit Dehnen beeinflussen:
Studie:
http://www.biowiss-sport.de/wp-content/ ... n-wald.pdf

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Rolli hat geschrieben:Zitat:

Quelle:
Leichtathletik - DJK Rasensport Aachen-Brand e.V. 1904

Man kann die Dehnfähigkeit der Muskulatur trainineren und nicht die Länge mit Dehnen beeinflussen:
Studie:
http://www.biowiss-sport.de/wp-content/ ... n-wald.pdf
Jo das gefällt mir und so kenne ich das auch. :daumen: Ich dachte nur nicht, dass wir uns noch einmal über Begrifflichkeiten einig werden müssen: Dass man einen Muskel nicht über seine biologischen Grenzen hinaus dehnen kann, davon bin ausgegangen, dass das bekannt ist. Und dass eine Sehne nicht 100% undehnbar ist auch. :wink:

Gruss Tommi

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Ich hatte in diesem Jahr auch eine „Achillodynie“, also eine Achillessehnenentzündung.

Eines kann ich gleich sagen. Voltaren Gel, oder Flector EP Pflaster helfen eigentlich gar nicht. Eventuell durch die Massage vom Gel, aber mehr auch nicht.

Die Einlagedinger weg werfen! Mein Arzt hat mir davon sogar abgeraten! Ich laufe aktuell viel Barfuß (in der Freizeit) und Laufschuhe habe ich nun mit weniger Sprengung.

Bezüglich der Treppenübungen. Viele Übungen haben mir mehr geholfen, als wenige mit Gewicht im Rucksack (oder Hanteln).
Seit März mache ich (fast) jeden Tag Treppenübungen und zwar zwischen 4x20 und 6x20 pro Tag (wie ich mich gerade fühle).

Nun ist ein halbes Jahr schon vergangen und die A-Sehne spüre ich manchmal immer noch. Im Juni nach einem Berglauf war die Sehne ganz heißt und wenn ich auf die Treppenübungen vergesse und laufen gehe.

Ich würde meine Vorgangsweise nicht direkt empfehlen, aber eines kann ich dir sagen. Du musst Geduld haben! VIEL Geduld!

Achja. Und.. nur durch Bewegung förderst du die Heilung. Langsame kurze Läufe, Treppenübungen und jeden Tag dehnen.
Schöne Grüße aus der grünen Mark Österreichs

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Biggeron hat geschrieben:I. Langsame kurze Läufe, Treppenübungen und jeden Tag dehnen.
Wie kurz sind denn die kurzen Läufe? Ich versuche irgendwie heraus zu bekommen, welchen Umfang ich laufen sollte :-)) :hallo: (bisher ca 60 Wochenkm)

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Kirsten:-) hat geschrieben:Wie kurz sind denn die kurzen Läufe? Ich versuche irgendwie heraus zu bekommen, welchen Umfang ich laufen sollte :-)) :hallo: (bisher ca 60 Wochenkm)
Dies konnte mir nicht mal mein Arzt sagen. Ich fing mit 4km an und selbst da meinten manche, das wäre zu viel..
Ich bin nie in den Schmerz rein gelaufen.
Schöne Grüße aus der grünen Mark Österreichs

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Biggeron hat geschrieben:Dies konnte mir nicht mal mein Arzt sagen. Ich fing mit 4km an und selbst da meinten manche, das wäre zu viel..
Ich bin nie in den Schmerz rein gelaufen.
Deckt sich mit meinen Informationen, Keiner weiß nichts genaues ...
Beim laufen selbst spüre ich überhaupt keine Schmerzen, das ist natürlich schön, aber auch verführerisch. :confused:

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Man muss es selbst rausfinden.
Ich würde sagen.. das Bauchgefühlt -50%, dann ist man auf der sicheren Seite :D
Schöne Grüße aus der grünen Mark Österreichs

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Biggeron hat geschrieben:Dies konnte mir nicht mal mein Arzt sagen. Ich fing mit 4km an und selbst da meinten manche, das wäre zu viel..
Ich bin nie in den Schmerz rein gelaufen.
Jo, herausfinden, wie weit man kann, bis man noch ein gutes Stück davor ist. Oft schmerzt die Sehne auch am späteren Tag erst und auch dann weiß man, das war dann doch etwas zu viel. Ansonsten geht es mir auch so wie Biggeron. Wenn ich es mal übertreibe (hauptsächlich mit Tempo) und die Pflege vernachlässige, meldet sich die Sehne garantiert zurück. Wird man wohl nie wieder richtig los.

Gruss Tommi

Bursitis ist keine Achillessehnenentzündung...

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Ich weise darauf hin, daß der Threatstarter KEINE Achillessehnenentzündung (mehr) hat, sondern eine Schleimbeutelentzündung an der Achillessehne (Bursitis A.). Somit ist die exzentrische Wadenmuskeldehnung sehr mit Vorsicht zu genießen. Alle Tips in diese Richtung sind für ihn - vorsichtig gesagt - nicht hilfreich, ebensowenig sowas wie (leichtes) Lauftraining.
Bursitis wird mit Ruhe, Kühlung und entzündungshemmenden Medikamenten behandelt.
Im übrigen bin ich kein Arzt, insofern sind meine Hinweise auch mit selbiger Vorsicht zu genießen. Als Betroffener kann ich nur sagen, schöne #*!?#@* !

Trotzdem gute Besserung.

Tom

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Hallo andi_w,

leider bin ich jetzt erst auf deinen Beitrag aufmerksam geworden. Aber besser spät als nie. :schlafen:

Hier schreibt dir jemand, der dauerhaft geschädigte A-Sehnen hat. Geschädigt nicht vom Laufen, sondern mutmaßlich - dergleichen lässt sich selten nachvollziehen - von meinem Vorleben als Fußballer und durch spätere sehr sportliche Bergunternehmungen. Ein MRT hat vor 9 Jahren ergeben, dass ich Narbengewebe in den A-Sehnen habe, das von ausgeheilten Verletzungen herrührt. An diesem Narbengewebe kann sich jederzeit die Entzündung neu bilden, was sie jedoch selten tut. Und wenn sie es mal wieder tut, dann hab ich das bisher immer sehr schnell in den Griff bekommen.

Damals 2006 im Januar waren meine Sehnen massiv entzündet. Deshalb wandte ich mich an versierte Fachärzte im Bundeswehrkrankenhaus Ulm. Die hatten mir bei anderen orthopädischen Problemchen diverse Male geholfen und ihre fachliche Kompetenz bewiesen. In Sachen A-Sehnen lagen sie letztlich jedoch bockfalsch. Am Ende der Diagnose stand der Vorschlag einer OP, um das Narbengewebe zu entfernen. In meiner relativen Mutlosigkeit, was die Achillodynie betraf, war ich entschlossen diesen Weg zu gehen, auch wenn man mir keine Besserung versprechen konnte und feststand, dass ich etwa ein Jahr brauchen würde, bis ich wieder ein Marathontraining würde aufnehmen können - wenn überhaupt. Auch stand die Aussage im Raum, dass langfristig die Sehne reißen könnte, wenn ich nichts unternehme.

Mein Entschluss stand, ich wollte nur noch die beginnende Saison 2006 mitnehmen und mich dann im Herbst 2006 operieren lassen. Dazu kam es aber nicht, bis heute nicht. Ich begann im Winter 2006 meinen bis zu diesem Zeitpunkt brutalsten (für mich brutal) Marathontrainingsplan Zielzeit Sub3h, der in 3 Monaten etwa 1.200 Laufkilometer, auch relativ intensive bei Tempoläufen, Fahrtspielen und Intervallen, forderte. Seltsamerweise wurde es mit Beginn dieses Trainingsplanes besser und besser. Je härter ich trainierte, umso weniger Schmerzen/Beschwerden hatte ich. Da das ein Widerspruch in sich ist, kann nicht das forcierte Training die Besserung herbeigeführt haben ... Schließlich gingen die Beschwerden bis unter Wahrnehmungsgrenze zurück und ich lief mit 3h meinen bisher schnellsten Marathon. Bis heute hat sich daran nichts Wesentliches geändert (also an meiner Marathonzeit schon :wink: ), obwohl ich seitdem in 9 Jahren etwa 140 Marathon- und extrem fordernde Ultraläufe absolviert habe. In diesem Jahr bereits 16 mal Marathon und Ultra. Gelegentlich kochte der Mist wieder hoch, mal an derselben Stelle schmerzend, zweimal auch in Form der Entzündung der Schleimbeutel. Das habe ich jedoch ohne weiteren Arztbesuch selbst behoben und zwar durch drei mehr oder weniger natürliche Mittel.

Zunächst kühle ich die Sehne sofort nach Abbruch der Belastung und Duschen mit einem Eisbeutel oder durch Abreiben mit Eiswürfeln. Und nachts lege ich an der schmerzenden Stelle Quarkpackungen auf. Der Quark enthält Wirkstoffe, die ebenfalls der Entzündung entgegen wirken. Dieses Mittel habe ich von einem - na ja, wie nennt man die Leute - also von einem der orthopädische Schuheinlagen fertigt empfohlen bekommen. Und selbstverständlich dehne ich die Sehne, bzw. die Muskeln an denen sie aufgehängt sind. Die Dehnung sollte, so lange das Problem existiert, so ausgeführt werden: 3 x beidseits jeweils mindestens 1 Minute lang! Der Wert 1 Minute ist eine Empfehlung einer erfahrenen Physiotherapeutin. Wenn die Beschwerden verschwunden sind, die Dehnung also Erfolg hatte, dann kann man auf 3 x 30 Sekunden zurückgehen, um die Flexibilität der Strukturen zu erhalten.

Damals 2006 kamen aber noch andere - völlig zufällige - Umstände dazu, die trotz harten Trainings die spontane und fortschreitende Besserung (nicht: Heilung, das Narbengewebe ist immer noch da) bewirkten. Ein Faktor ergab sich durch das Wetter, das mich schier zur Verzweiflung trieb: Hier lag zeitweise ein halber Meter Schnee, der auf Feld- und Waldwegen bis Anfang April (!) Training völlig unmöglich machte. Ich musste also den kompletten Winter bis Anfang April auf geräumten Straßen und Radwegen laufen. Dadurch hatte ich immer glatte Bodenflächen und z.B. keine Querbelastungen in der Sehne. Ich habe auch schon gelesen, weiß aber nicht, ob das so stimmt, dass harter Boden für die Sehnen besser ist, als weicher, weil beim langsamen Laufen (und als Marathoni macht man sehr viele, sehr lange, langsame Läufe) die Belastung der Sehne geringer ist.

Ein weiterer Punkt, dessen Wirkung ich jedoch überhaupt nicht einschätzen kann, war die Verschreibung medizinischer, orthopädischer (sündhaft teurer) Einlagen, wegen eines Spreizfußes rechts, der mir damals manchmal Beschwerden verursachte. Diese Einlagen trug ich just auch ab der Zeit in der die A-Sehnen-Symptomatik sich verbesserte.

Natürlich weiß ich nicht, ob du das Problem bis zu dem von dir angepeilten Zeitpunkt in den Griff bekommst. Was ich dir aber sagen möchte ist dies: A-Sehnen-Probleme sind nicht das Ende der "Laufkarriere". Das mag im Einzelfall so sein, will ich gar nicht drüber spekulieren. Aber nicht in der überwiegenden Zahl der Fälle. Wenn ich daran denke, wie brutal mir die Sehnen damals weh taten ... Vor drei Wochen nahm ich an einem 24h-Lauf teil und lief 200 km weit. Seitdem habe ich ein massives Problem mit meiner Symphyse (du willst gar nicht wissen was das ist! Nein willst du nicht, glaub's mir!) durch Überlastung, weil ich unbedingt meine Ziele erreichen wollte. Aber nun lese und staune: Meine A-Sehnen habe ich während und nach diesen 200 km kein einziges Mal auch nur gespürt!

Die konsequente Anwendung von Dehnen, Kühlung und Quarkpackungen hat mir geholfen. Auch wenn mir das extrem auf den Wecker ging, mehrere Wochen lang jedes Mal hinterher zu kühlen und jede (!) Nacht so eine dämliche Quarkpackung aufzulegen. Und Dehnen hasse ich ohnehin wie die Pest. Aber diese Maßnahmen sind alternativlos, wenn ich laufen will, was ich laufe ...

Derzeit, also bei Beschwerdefreiheit im Bereich der A-Sehnen, dehne ich noch mindestens zweimal die Woche. Ansonsten unternehme ich nichts, was spezifisch auf die A-Sehnen ausgerichtet wäre.

Vor zwei Jahren hatte ich Probleme mit den Patellasehnen. Da verordnete mein Sportarzt mir Umschläge mit "Retterspitz-Tinktur". Das hat auch geholfen. Wenn ich also wieder mal ein A-Sehnenproblem haben sollte, werde ich nächtens "quarken" und tagsüber "retterspitzen".

Noch ein Hinweis: Die Achillodynie verläuft bei jedem "irgendwie" anders. Und nicht jeder spricht auf jedes Mittel an. Trotzdem solltest du den Mut nicht sinken lassen.

Weiterer Hinweis: Die Anwendung der Kühlung und des Quarks ist auf unserer Laufseite genauer beschrieben. Bei Bedarf findest du die Texte folgendermaßen <Ein Weg zum Marathon><7. Marathon und Gesundheit><6.4 Probleme mit den Achillessehnen>.

Ich wünsche dir baldige Besserung und schöne Läufe :daumen:

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h
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