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Barfußschuhe auch nach Ermüdungsbruch?

Barfußschuhe auch nach Ermüdungsbruch?

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Hallo,
bin ganz neu hier (wenn auch nicht im Laufen) und wage mich gleich mal mit einer Frage vor: Ich habe mir letztes Jahr links einen Ermüdungsbruch gelaufen. Der Orthopäde stellte dann fest, dass ich wohl Senk-Spreiz-Füße habe und hat mir Einlagen verschrieben. Nach einer gefühltermaßen viel zu langen Zeit konnte ich dann wieder normal laufen, mit den Einlagen erst auch keine Probleme. (nach den neuen Einlagen jetzt übrigens schon: Knieschmerzen... aber ich hab die gestern korrigieren lassen und mal schauen, ob es jetzt besser wird).

Soweit die Vorgeschichte. Kürzlich habe ich mir dann Barfußschuhe gekauft (Five Fingers Speed), weil ich gelesen habe, dass die für die Muskulatur so gut sein und manche Fehlstellungen auch verbessern sollen. Nachdem ich nach dem letzten Lauf damit (habe mit 2 Kilometern sehr easy begonnen, letztes Mal waren es 4,4 km) im Vorderfuß gerade auch links Schmerzen hatte und nicht ganz einschätzen kann, ob es nur die Belastung war (so ne Art Muskelkater) oder mehr, bin ich jetzt doch etwas unruhig geworden, ob ich nach einem Ermüdungsbruch und bei Senk-Spreiz-Füßen überhaupt in solchen Schuhen, also ohne Einlagen, laufen sollte? Hatte natürlich vor, es wirklich langsam mit kurzen Strecken angehen zu lassen und den Rest des Trainings in den normalen Laufschuhen mit Einlagen. Ich weiß, die Frage hätte ich wohl vor dem Kauf der FF machen sollen... :peinlich:
Hat da jemand Tipps, Erfahrungen...? Insgesamt sind mir die Schuhe und das Laufgefühl schon sehr sympatisch und ich würde das gerne weitermachen, habe halt nur ein bisschen Angst...
Bin für jeden Hinweis dankbar!!
Herzliche Grüße,
Feuerfalke

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Hallo Feuerfalke,
Feuerfalke hat geschrieben:nach den neuen Einlagen jetzt übrigens schon: Knieschmerzen... aber ich hab die gestern korrigieren lassen und mal schauen, ob es jetzt besser wird).
Das wundert mich überhaupt nicht. Die allermeisten Orthopädieschuhmacher sehen nur den Fuß als solchen, ohne dabei auch nur einmal nach oben zu blicken. Schmerzt es an der Knieinnenseite? Das passiert nämlich häufig durch die starken Pronationsstützen der Einlagen (obwohl in den allermeisten Laufschuhen ja eh schon welche drin sind).

Ganz wichtig: Hattest Du denn vor Deinem Ermüdungsbruch jemals Probleme mit den Füßen? Wenn nicht, dann würde ich an Deiner Stelle die Einlagen komplett weglassen. Ich kann mir vorstellen dass Du nach Deinem Ermüdungsbruch erst einmal verunsichert bist und vielleicht das Gefühl hast, dass Einlagen eine erneute Verletzung verhindern können. Das ist aber nicht so, weshalb Du die Angst ohne Einlagen zu laufen am besten gleich zur Seite legst.

Ansonsten ist ein ehemaliger Ermüdungsbruch kein Grund auf diese Barfußschuhe zu verzichten. Ganz im Gegenteil: Steigerst Du ganz, ganz langsam und übertreibst es nicht, dann helfen Dir jene sogar möglicherweise die Knochen auf Dauer zu stabilisieren.

Merk' Dir: Angst ist nie ein guter Begleiter :-)

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Hallo MiKo85,
danke für Deine schnelle Antwort, die ich ehrlich gesagt sehr gerne lese, denn sie entspricht voll meinem eigenen Gefühl. Nein, ich hatte vor den Einlagen nie irgendwelche Probleme, weder mit den Knien noch mit den Füßen noch sonst irgendwo. Den Bruch habe ich mir wohl auch zugezogen, weil ich da sehr intensiv trainiert habe. Seit den Einlagen reißen die Probleme nicht ab: Erst Achillesfersen (beide!), dann Probleme im Mittelfuß, dann Knie... Da sind die Schmerzen übrigens eher außen. Die Schuhorthopädin meinte, ich knicke rechts im Knie auch nach außen weg, und hat die Einlagen entsprechend angepasst. Mal sehen, ob das was bringt.
Noch tut der linke Vorderfuß zu sehr weh, um irgend etwas zu machen,, aber ich denke, ich werde dann wirklich so weitermachen: vorsichtig weiter barfuß trainieren und die langen und schnellen Einheiten mit Laufschuhen. Und mal schauen, vielleicht traue ich mich es ja auch ganz ohne. Du hast Recht, ich bin schon ziemlich verunsichert und habe Angst, mir da noch einen Bruch zuzuziehen, das war schon verd... schmerzhaft und langwierig...

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MiKo85 hat geschrieben:Schmerzt es an der Knieinnenseite? Das passiert nämlich häufig durch die starken Pronationsstützen der Einlagen (obwohl in den allermeisten Laufschuhen ja eh schon welche drin sind).
Genau so ist es in fast allen Fällen nicht! Der Schmerz tritt durch zu starke Supinationskeile (bei einigen Orthopäden heißen sie auch Pronationskeile) - gemeint ist in allen Fällen die Innenranderhöhung -, die dem Laufbild und dem Laufschuh nicht richtig angepasst wurden, an der Knieaußenseite auf, weil die komplette Beinachse nach außen geschoben wird und das Knie einen Schlag nach außen in der Bewegung bekommt. Dort tritt in der Regel dann auch der Schmerz auf, so wie es Feuerfalke auch spürt.

Feuerfalke hat geschrieben:dann Knie... Da sind die Schmerzen übrigens eher außen. Die Schuhorthopädin meinte, ich knicke rechts im Knie auch nach außen weg, und hat die Einlagen entsprechend angepasst. Mal sehen, ob das was bringt.
Das passiert ziemlich oft, wenn Einlage und Laufschuh nicht aufeinander abgestimmt wurden. Die Orthopäden und ihre Partner, die die Einlagen bauen, sehen leider das Laufbild in den seltensten Fällen und somit nicht die Bewegung, die beim Laufen in der Beinachse stattfindet. Ist der Schuh schon stabil genug (es gibt auch stabile Neutralschuhe), brauchst du in der Regel keine große Innenranderhöhung. Die Kollegin hat das offensichtlich erkannt und schleift dir hoffentlich was weg. Wenn du mit deinen Senk-Spreiz-Füßen nie Probleme hattest, würde ich auch keine Einlagen tragen, sondern muskulär arbeiten um dich stabil zu bekommen.

FiveFingers sind ein Weg, jedoch würde ich mit deiner Vorgeschichte vorsichtig damit sein und progressiv steigern. Ich persönlich finde 4 km schon zu viel für den Anfang. Andere sehen da keine Probleme. Neben dem Laufen gibt es auch Kräftigungsübungen für die Fußmuskulatur, die du machen solltest. Das erleichtert bzw. beschleunigt dir die Umstellung.
Knieschmerzen an der Außenseite - sollten sie sich auch bei den neuen Einlagen hartnäckig halten - können auch aus einer Schwäche der Hüft- und Oberschenkelmuskulatur resulturen. Hier mal eine Zusammenstellung von Übungen; auch oder vorallem präventiv wirksam :zwinker5:
"Often it does not matter so much what we choose, but that we do choose." (Alan Cohen)

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Ich bin früher auch ab und an in Barfußschuhen gelaufen. Nach dem Ermüdungsbruch hat mir mein Orthopäde davon abgeraten.
Nun laufe ich halt in Neutral oder Leichtgewichtschuhen (je nach den äußeren Umständen) und Barfußschuhe ziehe ich oft im Alltag an und als Hausschuhe.

LG
Marion
http://www.hundephysioharz.de

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martin_h hat geschrieben:Genau so ist es in fast allen Fällen nicht! Der Schmerz tritt (...) an der Knieaußenseite auf
Das wiederum ist mir neu. Sowohl die Erfahrung an anderen Läufern als auch nach jener meines Orthopäden sind Schmerzen an der Knieinnenseite hier die Regel (bei den leicht O-Füß'lern).

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MiKo85 hat geschrieben:Das wiederum ist mir neu. Sowohl die Erfahrung an anderen Läufern als auch nach jener meines Orthopäden sind Schmerzen an der Knieinnenseite hier die Regel (bei den leicht O-Füß'lern).
Bei O-Beinen kann das mit der Zeit passieren, dass sich der Spalt der innere Gelenkfläche im Knie verkleinert, weil die Belastung auf die Knorpelmasse auf der Innenseite höher ist (und es dabei zu einseitiger Abnutzung kommt). Dabei handelt es sich aber um strukturelle O-Beine. Bei funktionellen O-Beinen, wie sie durch muskuläre Dysbalancen oder Verschiebung durch Einlagen/falsche Schuhe entstehen, tritt der Schmerz in fast allen Fällen zu erst außen auf. Bis sich ein strukturelles O-Bein ausbildet, gehen Jahre ins Land. Deshalb entsteht der Schmerz innen auch meist erst nach Jahren/Jahrzehnten mit O-Beinen. Außen tritt er sehr schnell auf und kann (meist) schnell mit entsprechender Versorgung oder Training abgeschaltet werden.

Meine Praxis zeigt mir, dass von allen knieproblemgeplagten Menschen 99% den Schmerz außen oder vorne am Knie haben. Gerade heute hatte ich wieder so einen Kunden. Knieschmerzen innen sind bei Laufschuhproblematiken/Einlagenversorgungsproblematiken (bei falscher Versorgung) äußerst selten. Selbst Menschen mit stark ausgeprägten O-Beinen, deren Knie sich durch falsche Versorgung noch weiter nach außen schiebt, haben die Schmerzen an der Außenseite. Auch bei diesem Klientel hatte ich noch niemanden, der über einen Schmerz innen klagte.

Das Phänomen mit dem Schmerz außen durfte ich vor ein paar Jahren am eigenen Körper erfahren. Nun trage ich eine Einlage, die mein Fersenbein nach innen korrigiert (und Schuhe die sehr weich sind), weil es außen stehen bleibt und damit eben ein solches O-Bein provoziert. Der Schmerz entstand damals in einem Schuh mit Pronationsstütze.
"Often it does not matter so much what we choose, but that we do choose." (Alan Cohen)

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DanielaN hat geschrieben:Wo genau war denn der Ermüdungsbruch ? In einem Fußknochen oder im Wadenbein ? Das macht schon einen Unterschied.
Der war links im Vorderfuß, in einem Fußknochen also.
Nachträglich sage ich übrigens auch, dass die 4 km zu viel waren, ich spüre den linken Vorderfuß immer noch, allerdings ist es ein deutlich anderer Schmerz als letztes Jahr beim Bruch, insofern denke ich mal, das ist einfach Überlastung, pausiere jetzt auch ein paar Tage mit dem Laufen.

@ martin_h: Herzlichen Dank für den Hinweis auf die Übungen! Ich mache seit Jahren Kieser-Training, bin also muskulär glaube ich recht gut instand, aber ich werde sie jetzt zusätzlich mal machen. Hast Du auch Übungen für die Kräftigung der Fußmuskulatur?

An alle: Ganz, ganz herzlichen Dank für Eure Einschätzungen, ist toll, wie einem hier so geholfen wird!!!
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