10. Himmelswegelauf von Goseck nach Nebra - Gelungener Auftakt für den Jubiläumslauf
Seit einigen Wochen oder auch Wettkämpfen steht für mich alles unter einem Motto:
Mein Jubiläumslauf am 25.06.2023 beim Challenge (Triathlonstaffel) in Roth.
Wer meine Laufberichte schon etwas verfolgt erinnert sich vielleicht daran - da war doch
letztes Jahr schon was... stimmt da war mein 200.MA/Ultra den ich dort "zelebriere" - ich
erinnere mich noch sehr gerne daran. Nun laufe ich dort heuer meinen 230. - das ist natürlich
kein Grund etwas zu "zelebrieren"... wobei ich ja jeden Lauf schon besonders geniesse, jedoch
nicht unbedingt feiere. Ja das werde ich dort tun. Denn seit ich Ende 1999 meine ersten Lauf-
versuche unternahm... ich wollte abnehmen... deshalb zähle ich auch erst seit Beginn des Jahr
2000 - vorher war es mehr ein Gehen und gelegentliches Laufen. Also ab diesen Zeitpunkt notierte
ich mir meine Lauf-KM fein säuberlich auf einen Block, später übertrug ich es in ein Excel-File und
dort wurde das dann weitergeführt - eine GPS-Laufuhr war damals noch eher selten und ich kaufte
mir erst später Eine. Meinen ersten Marathon, denn ich 2x als Vollstrecke zuvor trainierte, ermittelte
ich die Strecke mittels Fahrradtacho. So machte ich das auch anfangs auf meinen "Hausstrecken",
damit ich wußte wie weit ich denn da laufe. Schließlich war ich irgendwann stolzer Besitzer einer
GPS-Laufuhr (später natürlich einige Andere) und freute mich über die Möglichkeit das alles perfekt
zu protokollieren. Das alles erzähle ich Euch, damit Ihr versteht wie ich zu meinem Jubiläum komme.
Alle meine gelaufenen KM, das meiste beim Training, anfangs wenige 10KM und Halb-MA-Läufe, viele
Marathons und Ultras in unterschiedlichster Länge (Höhepunkt der Spartathlon 2017 mit 246KM) -
zugegeben, einige Zeiträume (am Anfang sind geschätzt), jedoch generell eher zu niedrig - so komme
ich genau auf den Tag am 25.06.2023 wenn ich ins Triathlon-Stadion in Roth einlaufen werde (und das
werde ich) auf genau 100.000 gelaufene Kilometer!
Und das es genauso kommt dazu habe ich genau ausgerechnet was ich diese Woche im Training laufen
werde - und natürlich auch schon die vergangenen Wochen - selbst die Wettkampfpause vergangenes
WE war eingeplant... und natürlich genau dieser Marathon den ich hier laufen werde: den Himmelswegelauf.
Ich bin diesen MA im Jahr 2017 schon mal gelaufen und da sich die Strecke nicht so viel verändert haben
sollte, glaubte ich zu wissen was mich erwartet ... das stimmte nur zum Teil wie sich herausstellen sollte.
Sehr früh morgens (5Uhr) stieg ich ins Auto und fuhr los - man muss um 8Uhr am Bahnhof in Naumburg
sein um den Shuttlebus zum Sonnenobservatorium in Goseck zu erreichen (für den MA). Nach dem Lauf
kommt man mit der Unstrutbahn (diesmal z.T. mit Schienenersatzverkehr) wieder an diesem Bahnhof an.
So stellte ich mein Auto dort ab und machte mich bereit, der Bus fuhr pünktlich und brachte uns zum Start.
Nach der Ankunft hatten wir noch eine halbe Stunde Zeit um unsere Unterlagen (Start-Nr.) abzuholen und
den Kleiderbeutel abzugeben. So blieb noch Zeit um sich auszutauschen - eine 5köpfige "fränkische Fraktion"
tauschte sich am Start eifrig aus, Würzburger, Nürnberger und ich aus der Schwabacher Nähe - so lernte ich
wieder neue Läufer kennen.
Mit etwas Verzögerung ging es los, es musste noch auf einen Zug und deshalb auch späterer Shuttlebus
gewartet werden. Waldemar Cierpinski, der Veranstalter des Laufs und Sportidol aus der ehemaligen DDR
verkündete uns dies per Mikro. Er ist übrigens sogar 2maliger Marathon-Olympiasieger gewesen. 1976 in
Montreal (2:09) und 1980 in Moskau (2:11) - 1984 "plante" Er seinen 3.Olympiasieg - daraus wurde wegen
des Boykotts der Warschauer-Pakt-Staaten (die Spiele fanden in Los Angels) nichts. Anschließend beendete
Er enttäuscht seine Laufkarriere.
Für uns (ca 70 Marathonis) ging es um 9:15 direkt vorm Sonnenobservatorium los - erst mal eine 1KM-Schleife
durch Goseck, anschließend über eine kleine Landstaße lang Richtung Markröhlitz - dann weiter zur nächsten
kleinen Ortschaft Pödelist. Hier gab es die erste Wasserstelle - bei den zu erwartenden Temperaturen griff ich
sofort zu. Wir schlagen einen Haken - geleitet von roten Wegweiserpfeilen auf der Straße und z.T. Streckenposten.
Als wir die nächste Ortschaft Großjena erreichen.... wir befinden uns nahe am Fluss Unstrut... sehen ihn
aber kaum. Spätestens hier frage ich mich immer wieder mal - ist die Strecke verändert worden (etwas weg vom
Fluss), oder trügt mich meine Erinnerung an den Lauf vor 6 Jahren ... ich glaubte der Lauf ging zu 70-80%
direkt am Wasser entlang. Ich werde noch länger rätseln.
Als ich hier am 2.VP nachfrage ob es denn außer Wasser noch etwas Anderes gibt, höre ich am nächsten VP dann.
So nehme ich erstmal einen Schluck von meinem Iso aus dem Trinkgurt (Zaubertrank). War es zum Start noch
etwas kühler so heizt es sich langsam auf und ich bin um jede Wolke, um jeden Schatten froh. Trotz alledem bin
ich noch flott unterwegs (für meine Verhältnisse) - das intensivere "Hitzetraining" im Laufe der Woche macht sich
bezahlt... war ich doch vor 2Wochen in Berlin schon etwas flotter unterwegs - aber da es ein MA mit Überlänge
war hatte ich keine "echte gute MA-Endzeit". Mal sehen wie sich das in der Wärme weiter entwickelt.
Über Freyburg und Balgstädt laufen wir weiter - hier ziemlich nahe an der Unstrut entlang - überqueren sie sogar
2x... zu sehen bekommen wir sie jedoch nur kurz. Ich zweifle an meinem Erinnerungsvermögen. Am VP bei KM20
wiederholt sich das Bekannte - wieder nur Wasser und der Hinweis, am nächsten VP gibt es sicherlich auch was
Anderes. Etwas genervt laufe ich weiter... bin froh das ich meine Ration Iso und Gel im Trinkgurt dabei habe, doch
die erste Flasche ist nun bereits leer. Ich hoffe weiterhin auf den nächsten VP bei Laucha, das ist etwas größer...
vielleicht ja dort der laut Ausschreibung angebotete Iso, Cola, usw...
Auf dem Weg dorthin überqueren wir mal wieder den Fluss, ansonsten ist nicht viel von ihn zu sehen... wie sehr
einen doch eine Erinnerung trügen kann, doch dieser Radweg den wir größtenteils entlang laufen sollte die
gleiche Strecke wie damals sein... aber rechterhand sind z.T. an den Hängen terrassenförmige Weinberge zu
bewundern. Das erfreut mein Läuferherz und bringt etwas Abwechslung - auch der Kontrollblick zur Uhr gibt
Anlass zur Freude. Für die 20Km habe ich nicht mal 2Std gebraucht - das ist sehr erfreulich und war nicht
zu erwarten.
Also versuche ich weiter das Tempo zu halten (gelingt nicht ganz) und erreiche den VP bei KM25... ich entdecke
2-3 Flaschen Cola am Rande des Tisches und zwei eingeschenkte Becher... über die mache ich mich sofort her
und frage die Helferin ob Sie mir in meine leere Trinkgurtflasche Cola einfüllen kann - man weiß ja nicht wie das
weitergeht. Ich bedanke mich hoch erfreut und starte weiter. Leider ist noch die ganze Kohlensäure drin und
deshalb entlädt sich kurz danach einiges davon.
Die Abstände der VP's sind durchaus der Wärme angepasst, da will ich nicht meckern... doch an den nächsten
Stellen gibt es wieder nur Wasser - ich habe nur 3x zum Wasser auch Cola entdeckt (außer im Ziel). Ich habe
dafür kein Verständnis und habe auf Nachfrage mehrmals gehört: "das liegt am Veranstalter - dafür können wir
nichts" - das ist mir schon klar und die Helfer(innen) und Streckenposten habe sicherlich einen guten Job gemacht.
Doch in der Ausschreibung stand ausdrücklich etwas Anderes und ich persönlich bin kein Freund der Meinung:
"Wasser reicht doch" - bei dieser Wärme schwitzt man (ich vor allem) gewaltig ... dabei geht viel mehr als reines
Wasser verloren, man verliert über den Schweiß jede Menge Mineralien/Salze. Trinkt man ständig nur Wasser
schwemmt man das letzte Verbliebene noch aus und davor wird immer wieder gewarnt bei solcher Hitze -
ich habe das am eigenen Leibe schon erfahren und weiß um diese besondere Bedeutung... daher meine eiserne
Ration im Trinkgurt, die ich mitführe ... und gelegentlich wurde ich dafür schon belächelt (damit kann ich gut
leben).
Ich teilte mir meine 3Gels und den Rest an Iso gut ein - was aber bedeutete: ich konnte meinem Körper nicht
soviel geben, wie er wohl benötigte. Das merkte ich nach und nach an meiner Fitness, die schneller als erwartet
abnahm - die Pace ging flöten, nur mir dem Isorest konnte ich mich etwas retten. Klingt jetzt vielleicht dramatischer
als es war - ist halt ärgerlich. Ich konnte ab KM30 so einige Konkurrenten überholen denen wohl auch so langsam
"der Zahn gezogen wurde". Auch zwei aus der "fränkische Fraktion" waren dabei - ich sprach Ihnen aufmunternde
Worte zu.
Wenn es denn mal Cola gab griff ich eifrig zu, etwas Rest hatte ich ja jetzt dabei im Trinkgurt. Als wir irgendwo
auf weiten Feldern und einem kleinen Industriegebiet unterwegs waren hatten wir auch einen größeren Anstieg
zu verzeichnen - doch kurz darauf wurde uns die Höhenmeter auch wieder geschenkt - und so ging es nach Karsdorf
wo eine riesige Eisenbahnbrücke, die das Tal überspannt uns für kurze Zeit etwas Schatten bereit hielt. Diese
Brücke bin ich sicherlich schon xmal mit dem ICE überfahren auf em Weg nach Berlin. Kurz darauf checkte ich
meine Laufzeit - ziemlich genau noch 10KM und trotz aller Widrigkeiten konnte es noch eine für mich "anständige"
Zeit werden... ich sollte nur nicht richtig einbrechen. Das letzte Gel eingeworfen und der verbliebene Schluck Iso
nochmals mit Wasser verdünnt - derart gerüstet versuchte ich nochmals Gas zu geben ... ein paar anfeuernde
Zuschauer bzw Helfer bewirkten Gutes. Da war auch wieder mal die Unstrut zu sehen, das munterte mich auf.
Also Roland - denke an die 100.000KM in Roth und gib Alles... sowas hilft bei mir tatsächlich, ich bin so!
Mit Elan, wenn auch mit schwindenden Kräften ging es auf Nebra zu... über eine Brücke, dann eine kleine
Schleife unten durch - da steht ein Streckenposten und will auf den letzten VP hinweisen, mit dem kleinen
Versprecher: ein Vergnügungspunkt kommt gleich! Ich muss schmunzeln und erkenne darin - ich bin noch
nicht am Ende der Kraft... auf den letzten KM werde ich sogar noch einige Mitläufer einsammeln, das stimuliert.
Durch Nebra hindurch geht's nach Wangen - an dem Museum das für die Himmelsscheibe gebaut wurde ist
unser Ziel. Doch vorher kommt die "größte Schikane", die mir zum Glück wohl bekannt ist. Etwa 500 Meter
geht es steil bergauf ins Ziel ... einfach heftig, die Meisten gehen hoch. Ich laufe, später tripple ich noch.
Einige Begleit-Fahrräder kommen ins Straucheln - Sie schalten zu spät oder beim Schalten kriegen Sie
Probleme. Endlich sehe ich das Ziel vor mir und ich freue mich schon über eine MA-Zielzeit die ich schon
lange nimmer gelaufen bin: 4:23 Std. bedeuten Platz33 bei den Männern.
Ich bin sehr zufrieden und genehmige mir am hier gut sortierten Ziel-VP einige Getränke. Als ich sehe,
da kommt gerade einer der Würzburger nach oben, warte ich noch auf Ihn. Er wirkt extrem geschafft, über die
Ziellinie - Er senkt den Kopf weil Ihm die Medaille umgehängt wird... Er will sofort trinken, ich reiche Ihm einen
Becher ... da prustet Er alles heraus, verdreht die Augen...so gerade eben kriege ich Ihn noch zu fassen und halte
Ihn fest. Zum Glück knicken seine Beine nicht weg, mit vereinten Kräften (ein anderer Läufer hilft) räumen wir
eine Wasserwanne von einer Bank und legen Ihn darauf... sein Kreislauf geht gerade komplett runter und sein
Gesicht wird blutleer, die Beine halten wir hoch und kühlen Stirn, Nacken und Handrücken mit nassen Schwämmen.
Da kommen schon die Sanis geeilt und legen Ihn auf die Rollliege, ich gehe noch etwas mit - ins Sanizelt darf ich
natürlich nicht mit rein. Ich wünsche Ihm das Beste - hole dann meinen Kleiderbeutel und erfahre: es gibt keinen
Duschcontainer wie es in der Ausschreibung stand - aufgrund der Baustelle wäre das nicht möglich, höre ich.
Dabei ist an dem Platz wo bei meinem letzten Start hier der Container stand noch genügend Platz. Nun ich kann
das nicht ändern und muss mich eben trocken abreiben bzw in einem Toilettenwagen etwas Wasser ins Gesicht
kippen. Ich esse und trinke in Ruhe etwas und führe dabei ein paar interessante Gespräche. Dann will ich zur
Unstrutbahn bzw Schienenersatzverkehr aufbrechen (hoffentlich klappt das wenigstens) - als ich mich dabei auf
den Weg Richtung Ziel mache, kommt mir der eben schwer angeschlagene Würzburger freudestrahlend entgegen.
Zum Glück hätten Sie in wieder aus den Sanizelt entlassen - Er fühle sich wieder ganz okay und hat nun Hunger.
Er bedankt sich noch für meine Hilfe und meint Er kommt ja nachher auch zur Bahn. Das wird eine fröhliche,
unterhaltsame Rückfahrt nach Naumburg und von dort reisen wir alle wieder nach Hause.
Auf der Heimfahrt habe ich schon wieder volle Konzentration auf mein großes Jubiläum am kommenden Sonntag,
mit so einer gelungenen Generalprobe (mit kleinen Hindernissen) kann doch nur ein tolles Jubelfest folgen - ich
bin sehr zuversichtlich!
Gruß Roland - Keep The Fire Burning!!!
10. Himmelswegelauf von Goseck nach Nebra - große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus
1runners.high - Nomen est omen 
