Mein Bauchumfang und die unerbittliche Digitalanzeige meiner Waage verraten mir, dass ich mich viel zu häufig am AI-Buffet vergriffen habe

Voller Vorfreude ging es am Samstagmorgen mit Frau, Sohnemann und jeder Menge Gepäck, für den anschließenden Urlaub, ins Hotel nach Düsseldorf. Nach dem Einchecken und der Feststellung, dass wenn alle Stricke bereits bei KM 14 reißen würden, ich bequem sofort in die Badewanne gehen könnte (das Hotel lag ziemlich genau an der Strecke), drängte ich dazu endlich die Startunterlagen holen zu gehen. 20 Minuten warten auf die Straßenbahn, empfanden wir als zu lange und so entschlossen wir uns die knapp 3,5 KM bis zur Expo/ Unterlagenausgabe mit dem Jr. im Jogger zur Fuß zurück zulegen.
Tja, wenn ich mal genau nachgeschaut hätte wo die Startnummernausgabe tatsächlich war, dann wären es auch nur 3,5 KM gewesen. Aber dank dieses faux pas, inspizierten wir erst mal den Zielbereich, um dann Dank eines Anrufes von Frank doch noch zur Startnummernausgabe zu gelangen.
Nach einem kurzem Plausch Frank und Ulli, ging es noch zum Abendessen beim Italiener bei dem Frank auch schon im vergangenen Jahr gute Erfahrung gemacht hatte.
Leider konnte das Lokal diesmal nicht wirklich glänzen.
Am nächsten Morgen lief alles irgendwie mal wieder wie ein Film vor mir ab.
Das Frühstück hab ich nicht wirklich wahrgenommen und erst als ich meinen Beutel abgegeben hatte und in meinem kurzen Höschen da im morgendlich frischen Wind bei knapp 3°C in Richtung RW-Forumstreffpunkt ging, dämmerte es mir, dass wir viel viel zu früh waren und ich beim nächsten Mal noch ne alte lange Hose einpacke.
So musste mein Sohn seine Kuscheldecke an mich abtreten, was durchaus zu amüsierten Blicken anderer Teilnehmer führte. Doch mir jeder Minute stieg auch meine gute Laune und so machte dann auch irgendwann die Kälte nicht mehr viel aus.
Nach dem RW-Forum-Foto am Parkscheinautomat verabschiedete ich mich von meiner Frau und meinem Sohnemann und zog mit Frank los in den blauen Startblock.
Geplant hatten wir die sub 3:10 zusammen zu bewältigen.
Und dann ging es endlich los.
10 Sekunden nach dem Startschuss waren wir über die Startmatte und los ging es. Glücklicherweise gab es kaum Gedränge, sodass ich meine Pace recht flott fand.
Flott, war auch das was Frank wohl im Kopf hatte, denn nach dem ersten KM, war mir dieser schon enteilt. Er hatte aber auch schon im Vorfeld angemerkt, dass er grundsätzlich deutlich schneller angehen würde.
Ich wollte allerdings konstant versuchen meine Pace zu halten, was mir auch soweit recht gut gelang, AUSSER….. dass ich bei KM 5 (21:59 min) im Schnitt knapp 6 Sek unter der veranschlagten Pace von 4:29 min/KM lag.
Noch machte mir dies keine Sorgen, was sind schon 6 Sek. und außerdem werde ich dieses Polster sicher noch brauchen, sagte ich mir, also weiter.
Dann kam die Rampe rauf zur Oberkasseler Brücke, doch irgendwie hatte ich diese wesentlich anstrengender erwartet, denn durch das enge Spalier der Zuschauer flog ich förmlich die Brücke rauf und drückte KM 10 bei 44:08 an der Tonhalle ab.
Nun ging es in Richtung Hotel und es wurde etwas ruhiger an der Strecke. Bei KM 15 stellte ich zum meinem Entsetzen fest, dass der letzte KM in 4:32 absolviert wurde.
„Ok, kein Thema, da gabs ne Verpflegungsstation, ich hab nen Gel genommen und eine Ministeigung war auch noch dabei…..nur die Ruhe Jens, alles im grünen Bereich.“
Der zweite Aufstieg auf die Oberkasseler Brücke machte sich dann jedoch etwas deutlicher bemerkbar….holla 4:36 für KM 20. Aber das Polster war gut. Langsam dämmerte es mir jedoch, dass das nicht mehr allzu lange gut gehen konnte. Halbmarathon Durchgang wurde bei 1:33:25 abgedrückt.
Anscheinend hatte die HM Marke jedoch eine Signalwirkung, denn von nun an beäugte ich kritisch jede KM-Zeit und bekam bei 27 fast einen Schock, als meine Uhr 4:58 min für diesen anzeigte. Was war denn nun passiert. Jetzt schon der Einbruch????
Als ich noch drüber nachdachte, kam auch schon KM 28 und ja war das denn? 4:03 min für den letzten KM.
Da konnte was mit den KM Schildern nicht stimmen.
Nachdem sich diese Aufregung gelegt hatte, bemerkte ich jedoch, dass sich etwas anbahnte, was mir ganz und gar nicht gefiel….meine Waden begannen langsam aber sicher zu zugehen und zu allem Überfluss machte sich meine Blase auch noch bemerkbar….
Nachdem ich also bei KM 30 mit 2:13:57 noch knapp 1 ½ Minuten unter Soll lag, kam mir das ToiToi an der Ahnfeldstrasse äußerst gelegen :-D
Das Anlaufen nach dieser kurzen Pinkelpause war allerdings alles andere als schön und wurde KM 31 mit 5:59 abgedrückt.
Ein bisschen konnte ich mich dann wieder fangen und kämpfte verzweifelt zwischen KM 32 & 33 (4:44 & 4:41) gegen den nun immer offensichtlicheren Einbruch und die immer stärker werdenden Verkrampfungen in meinen Waden. Dabei muss ich KM 34 nicht mitbekommen haben, so dass ich bei KM 35 mit 9:44 Min (durchschn. 4:52 Min/ KM) abdrückte.
Unter der Rheinkniebrücke war es dann soweit. Die linke Wade machte dicht und ich versuchte sie so gut es noch ging wieder aufzudehnen.
Doch es hielt nicht lange an, denn schon bei zwischen KM 37 und 38 musste ich eine weitere Dehnpause einlegen. Die vollkommen idiotische Idee meine Oberschenkelvorderseite auch dehnen zu wollen, bestrafte der Gegenspieler auf der Rückseite mit sofortigem Verkrampfen, was mir die Tränen die Augen schießen ließ und den Sani, vor dessen Auto ich meinen kläglichen Dehnversuch durchführte, veranlasste mir seine Hilfe anzubieten.
Diese lehnte ich jedoch. So schlimm stand es noch nicht um mich!!!!!
Nach gefühlten 5 Minuten hatte ich meinen Waden klar gemacht, dass es nicht mehr weit sei und sie willigten schließlich ein weiter zu machen.
Und so ging es im „Wohlfühltempo“ auf die letzte KM. Die Endzeit war mir inzwischen fast schon egal….ich wollte nur noch ankommen.
Das „Ich liebe Dich“ meiner Frau bei etwa KM 39, Eingangs der Kö, gab nochmal einen letzten Motivationsschub.(KM 40 war bei 3:08:47 erreicht)
Ihrem Zuruf „Es sind nur noch 900m, Schatz“ auf dem Rückweg, hab ich schon nicht mehr wahrgenommen.
Auf der Rampe runter an den Rhein konnte ich jedoch immerhin noch lächelnd zu dem Läufer neben mir sagen: „Gleich haben wir‘s geschafft“
Tja, wär ich mal nicht so Vorlaut gewesen, denn am Fuß der Rampe entschieden sich beide OS-Rückseiten gleichzeitig zu zumachen. Anhalten kam angesichts der Zielgeraden und der Zuschauer nicht in Frage und so „überlief“ ich den Krampf einfach.
Meinem Mitstreiter erging es nicht ganz so gut. Dessen Waden machten 100m vor der Ziellinie so dicht, dass er dehnen musste. Aber der Moderator und die Zuschauer brachten ihn schließlich zusammen doch noch über die Ziellinie.
Am Ende blieb die Uhr für mich bei 3:20:10 stehen.
Ein bisschen geknickt, mein Ziel eine Sub 3:10 zu laufen nicht erreicht zu haben, aber doch glücklich, es endlich mal wieder geschafft zu haben, holte ich meine Plünnen ab.
Auf dem Weg zum alkoholfreien Weizen, traf ich dann wieder auf Moengel.
Erst als die Ergebnisse online wusste ich, dass ich gut daran getan hatte, nicht an ihm drangeblieben zu sein, denn sonst wäre ich noch schlimmer eingegangen.

Cheers
Jens