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42,2km entlang der Moldau: Prag Marathon 2025

42,2km entlang der Moldau: Prag Marathon 2025

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Als zweiten Marathon in diesem Frühjahr ging's etwas (aber nicht viel) weiter weg - nur vier Wochen nach Wien nahm ich diesmal Prag unter die Beine. Wir waren das letzte mal vor ca. 20 Jahren in Tschechien, also höchste Zeit für ein Wiedersehen. (Wir haben drei Nächte in Prag verbracht und davor schon zwei in Karlsbad, war insgesamt ein traumhaft schöner Kurzurlaub)

Anmeldung:
Problemlos übers Internet; für Frühbucher ab ca. €65, aber im Dezember, als ich mich angemeldet habe, war der Preis bereits bei €120,--. Im Gegensatz zu Wien gab's dafür auch ein Goodie; diesmal kein Leibchen sondern ein ziemlich geräumiger und robuster Stadt- und Wanderrucksack - coole Sache! Das Funktionsleibchen hätte zusätzlich ca. € 35,-- gekostet, darauf habe ich verzichtet.

Teilnehmer:
Ich weiß nicht genau wieviele Starter gemeldet hatten, aber es waren jedenfalls mehr als 7.300 Finisher, damit weniger als in Wien aber immer noch sehr viele. (5.848 Männer, 1784 Frauen - also eine eher männerlastige Veranstaltung)

Die Strecke:
https://www.runczech.com/wp-content/upl ... 2025-1.pdf
Start und Ziel am Hauptplatz vor dem Rathaus; anfangs geht's durch die Hauptstraße runter zur Moldau und bereits kurz nach km2 über die bekannte Karlsbrücke, dann eine Schleife nach Osten an den Moldauufern entlang - ca. bei km12 ist man dann wieder in der Altstadt und passiert zum ersten mal den Zieldurchlauf, dann folgt eine lange, mehrastige Schleife in den Süden der Stadt auch größtenteils an den Ufern entlang. Ca. bei km27 ist der südlichste Punkt der Runde, ab da wieder retour nach Norden und ab km 32 ist man auf der selben Ostschleife unterwegs wie in der ersten Hälfte des Rennens bis zum zweiten und finalen Zieleinlauf.
Organisation:
Marathonmesse und Nummernausgabe fanden Freitag und Samstag in zwei Pavilions des Ausstellungsgeländes nahe des Bahnhofs statt. Als wir Freitag mittag dort waren, war wenig Betrieb, wir holten schnell alle Unterlagen, sahen uns ein wenig um und schnappten auch ein wenig bei einem Stand mit Freizeitbekleidung zu.
Die Startaufstellung erstreckt sich mit vielen Blöcken vom Rathaus fast 300m weit nach Osten. Direkt mit Öffis ist das schwer zu erreichen aber zu Fuß von allen Seiten gut zugänglich; über die Gatter hatte man auch eine breite Brücke gebaut damit man die Seiten wechseln konnte (es waren natürlich trotz Marathons auch einfach viele Touristen da). Beim Zieleinlauf ging es durch ebendiese Startgitter hunderte Meter weit bis zu einem kleinen Platz mit Verpflegungsständen und dann noch einmal, ohne Gitter und Wegweiser, ein paar hundert Meter zum "Technical Area" am breiten Wenzelsplatz (Gepäckaufbewahrung, Duschen, Massagen …). Ich hatte mich vorher im Internet informiert; nach dem Zieleinlauf musste ich aber einem italienischen Kollegen helfen der den Weg zum TA wohl nicht allein gefunden hätte. Die Zielverpflegung war übrigens rudimentär (Bananen, Orangen, Wasser bzw ein Orangendrink).
Das TA war dann sehr übersichtlich und die Duschen erfreulich warm und wasserstark; dank Sonnenschein musste ich die Umkleiden nicht benutzen; wir zogen uns alle einfach im Freien um.
Die Zeitnehmung erfolgt wie meist mit Wegwerfchip in der Startnummer; Zwischenzeiten waren alle 5km bzw HM. Die Strecke hat auch zwei 180°-Wenden, dort lagen was ich gesehen habe keine Kontrollmatten.
Erfreulich: Der Prag Marathon ist ebendieses, also ein reiner Marathon, mit einigen (aber nicht sehr vielen) Staffeln als Dreingabe. Das erleichtert die Renneinteilung und finde ich immer positiv.
Es gibt Pacemaker, aber erst ab 3:15.

Mein eigener Lauf:
Nach einigen sehr urlaubsmäßigen Tagen war ich eigentlich nicht so wirklich in der Stimmung für harte Arbeit; das Carboloading hatte in meinem Fall aus zwei Bier und einem Rindsgulasch mit den bekannt pappigen böhmischen Semmelknödeln bestanden!
Aber angemeldet war ich nun einmal, und dann zieht man das auch durch. Zum Glück hatte das Wetter nach einigen sehr warmen Tagen deutlich abgekühlt, für den Renntag war sogar leichter Regen und bedeckter Himmel bei ca. 12°C angesagt. Ich spulte mein Morgenprogramm ab und schlüpfte zum ersten mal überhaupt in diesem Jahr ins Singlet (in Wien war ich ja bei Morgenfrost lang/halblang unterwegs gewesen): Um ca. 08:20 machte ich mich mit einer Wasserflasche in der Hand trabend auf den Weg zum Start (ca. 3,5km von unserer Unterkunft); es war erstaunlich wenig los auf dem Weg dorthin - erst direkt im Bereich der Altstadt traf ich auf ein paar andere Läufer beim Aufwärmen. Vor dem Rathaus angekommen, reihte ich mich in die erfreulich kurze Schlange vor den WC-Kabinen, entleerte noch einmal und betrat dann meinen Block C. Im Block war es sehr eng; ich dehne vor dem Start gern noch ein bisschen oder setzte mich sogar hin aber das war hier definitiv nicht möglich. Jedenfalls war vom Regen keine Spur - es hatte zwar in der Nacht ein wenig geregnet aber der Boden war fast überall schon wieder trocken.
Pünktlich um 09:00 erklang die "Moldau" aus Smetanas Vaterland in erstaunlich guter Qualität, und es setzten sich die Spitzenläufer in Bewegung. Etwas mehr als eine Minute später trappelte dann auch ich im engen Feld über die Startmatte.
km 0 - 5:
Die Hauptstraße runter zur Cech-Brücke hat ein sanftes Gefälle und ist ordentlich breit, man konnte gut in den Rhythmus finden. Angenehmerweise waren auch entlang der ersten 300m noch Lautsprecher aufgebaut sodass wir die "Moldau" noch länger zu hören bekamen. Für all die Nobelläden links und rechts hatten wir kein Auge, der Verkehr war anfangs sehr dicht und man musste immer ein Auge auf den Untergrund haben - das zieht sich in Prag ein wenig durch, es gibt immer wieder Mini-Hindernisse wie Straßenbahnschienen, Bodenwellen, Kopfsteine in verschiedenen Formaten … Nach der Brücke ging's links ab und dann durch eher enge Gassen zum Westende der Karlsbrücke. Hier hieß es einfach im Pulk mitzulaufen; etwa 50m vor mir wackelten die Fahnen der 3:15 Pacemaker dahin. An ein Überholen oder auch nur Seitenwechsel (zwecks Innenbahn in den Kurven) war hier nicht zu denken, einfach nur Formationslauf! Dann ging's auch schon über die lange Karlsbrücke, immer noch im dichten Verkehr, aber immerhin konnte man jetzt ein wenig zur Seite schauen. Dann waren wir auch schon drüber, wieder links ab und gleich zur nächsten, der Mane-Brücke, wieder ans linke Ufer, und ca. bei km4 waren wir wieder bei (bzw. unter) der Cech-Brücke - oben waren noch die langsameren Kollegen auf ihrem ersten Kilometer, unten ging's bereits richtung 5km-Matte und stadtauswärts. Nach der Rampe zurück rauf aufs Straßenniveau waren wir schließlich erstmals auf einer "richtigen" asphaltierten Straße und ich begann das Tempo zu verschärfen. Zeit für km0-5: 22:41, Pace 4:32 - Rang 793. (Die Platzierungen wurden übrigens nach "Gun time" gerechnet, also brutto)
km 5 - 10:
Ungefähr hier begann ich die 3:15-Pacemaker samt dahinterhängernder Menschentraube zu überholen. Es herrschte recht strammer Gegenwind, aber es waren noch genug Läufer sodass ich mich immer ein wenig verstecken konnte. Vorbei an der Moldauinsel Stvanice, unter der Eisenbahn durch, kurz vor km 7 dann der erste "echte" Verpflegungsstand (es war bereits einer bei km4 gewesen aber der war wohl eher für die spätere Passage gedacht; im dichten Verkehr hat da kaum jemand zugegriffen zu dem Zeitpunkt). Auch den km7- Stand ließ ich rechts liegen weil es nämlich kurz dahinter an unserer Unterkunft vorbeiging, wo meine Elisabeth am Straßenrand stand und mir ein Fläschchen zusteckte, die sind mir lieber als die Pappbecher. Dann rauf zur Liben-Brücke und wieder über die Moldau ans rechte Ufer; an der dortigen Brückenrampe ging's recht steil runter und durch eine Großbaustelle (wo auch sonntags betoniert wurde) und ein Gewerbegebiet. Kurz hinter km8 dann der östlichste Punkt der Runde (ich merkte mir die Billig-Tankstelle für die Heimfahrt vor) und jetzt ging's mit dem Wind zurück Richtung Innenstadt. Knapp nach km9 ein großes, auffälliges Stück "Kunst am Bau": Schnurgerade und jetzt recht flott liefen wir weiter bis zur 10km-Matte; ich überholte ständig Leute aber ohne zu überpacen. Zeit für km 5-10: 21:37, Pace 4:20 - Rang jetzt 729, also mehr als 60 Plätze gutgemacht..
km 10 - 15:
Weiter westwärts, wieder an der Insel entlang - bei km 11 dann ein ca. 300m langer Straßentunnel, das war etwas unangenehm - einerseits die Rampen runter und wieder rauf, aber auch der Tunnel selbst - der war nämlich nur in Laufrichtung gesperrt, auf der Gegenfahrbahn war dichter Verkehr und der Wind war offenbar nicht stark genug um die Luft da drin "durchzupusten". Aber an sich kein Problem; weiter ging's - jetzt wieder auf Kopfsteinen, und knapp nach km12 dann wieder die Hauptstraße rauf zum Rathaus, wo wir kannp vor km13 das Zieltor passierten, diesmal in der Gegenrichtung. Die "Moldau" hatte man mittlerweile gegen etwas Schwungvolleres getauscht, und an den Gattern links und rechts drängten sich die Zuschauer (und Touristen, für die nur sehr wenig Platz blieb). Durch die jetzt leere Startaufstellung ostwärts bis zum sehenswerten Jungendstil-Konzerthaus (das man allerdings aus Läuferperspektive nicht wirklich gut zu sehen kriegt weil man direkt davor scharf rechts abbiegen muss). Im Süden der Altstadt rannten wir so wieder zurück ans Ufer, dem wir dann ein Stück südwärts folgten. Die Matte bei km 15 überquerte ich nach 1:05:54; Zeit für km 10-15: 21:35, noch 2 Sekunden schneller als die vorherigen, Pace mit 4:19 praktisch stabil. Vom Rang her war's wiederum fast 60 Plätze besser geworden, als 671. kam ich da durch. Und - oh Wunder - der Wetterbreicht hatte sich geirrt, die Wolken waren immer dünner geworden und nun kam richtig die Sonne raus!
km 15 - 21,1:
Kurz hatte ich das bekannte "Dancing House" (auch "Ginger und Fred" genannt) im Visier, davor ging's aber gleich wieder über eine Brücke ans linke (in dem Fall westliche) Ufer, wo ich mir beim Verpflegungsstand einen Becher schnappte, und dann über die nächste Brücke wieder retour ans rechte Ufer. Weiter südwärts mit wechselndem Wind - es war nie ganz klar woher er wirklich blies; an sich war es wohl eher ein Wind aus Nordost aber zwischen den Gebäuden und Hügeln wurde der anscheinend ordentlich verwirbelt, es war nur ganz selten, dass man lang anhaltende Rücken- oder Gegenwindstücke hatte. Hier kamen uns auf der Gegengeraden die Führenden des Männerrennens entgegen, ich finde solche Momente immer inspirierend! Bei km 17 bogen wir vom Ufer weg ab zu einer kleinen Schleife ins Stadtinnere - das Viertel dort kannte ich bereits; bei unserem letzten Prag-Aufenthalt hatten wir genau dort unter der markanten Nusle-Talbrücke genächtigt. Ebendort kamen wir bei km18 durch (wieder ein Verpflegungsstand), dann eine größere Wende und etwas südlicher ging's retour zum Ufer, wo wir knapp vor km 20 eintrafen und uns wieder südwärts wandten. Ab jetzt wurde die Strecke eher langweilig, das war typisches Vorstadtgebiet. Die Halbmarathon-Matte überquerte ich nach 1:32:18; Pace seit km 15 somit immer noch stabil bei 4:20. Vom Rang her hatte ich mich weiter verbessert, um knapp 40 Plätze auf Rang 633.
km21,1 - 25:
Knapp vor km 22 eine 180°-Wende, dann ging's wieder nach Norden, im Gegenverkehr sah ich all die die ich vorher überholt hatte - irgendwann kam auch die 3:15-Gruppe daher. Wieder ein Verpflegungsstand, und ständig unternahm ich "langsame" Überholmanöver: Es war eher Gegenwind - ich lief daher immer auf einen Kollegen auf, blieb dann vielleicht 50-100m im Windschatten, und beschleunigte dann wieder. Das machte die Sache etwas abwechslungsreicher, denn wie gesagt - die Strecke selbst gibt da nicht viel her. Über dieselbe Brücke, über die wir ans rechte Ufer gekommen waren, ging's wieder ans linke, und gleich wieder südwärts. Beim Verpflegungsstand war wieder ein Becher fällig (jetzt wurde es richtig warm) und dann kam schon die 25km-Matte, die ich nach 1:50:06 passierte - Pace seit der HM-Matte somit abgesackt auf nur mehr 4:33. Auch vom Rang her hatte ich nur mehr 16 Plätze gutgemacht und kam hier als 617. durch (evtl wegen der langsamen Überholvorgänge).
km 25 - 30:
Diese zweite Südschleife führt drei km lang zum südlichsten Punkt des Marathons und, wiederum nach einer 180°-Wende, parallel zurück nordwärts - immer im Vorstadtgebiet, das hat mich am meisten an den Graz-Marathon erinnert dort, einfach ereignisarme Kilometer - am interessantesten war noch der Gegenverkehr, man konnte die Kollegen ein wenig anfeuern. Zuschauer waren dort kaum. Kurz vor wir also wiederum bei der Brücke waren kam ich zur 30km-Matte, die ich nach 2:11:22 überquerte - Zeit seit km 25 21:15, Pace somit angeblich 4:15; vom Rang her war's jedenfalls wieder deutlich besser geworden um 40 Plätze auf nunmehr den 577. Nachdem ich mir nicht ganz erklären kann, weshalb ich bei gefühlt konstantem Lauftempo zuerst auf 4:33 abgesackt war und dann auf 4:15 beschleunigt haben soll, nehme ich eher an, dass die km25-Matte leicht "verschoben" gelegen ist. Wenn ich diese Matte weglasse und einfach die Zeit von 21,1 bis 30 nehme, ergibt das eine Pace von in Summe 4:23, und das entspricht auch meinem Gefühl.
km 30 - 35:
Diesmal ging's nicht wieder über die Brücke sondern unten durch und dann erst über die nächste, die "Brücke der Legionen", zurück ans rechte Ufer. Vorbei an km32 und ab jetzt wiederholten wir exakt die selbe Ostschleife wie nach der Karlsbrücke. Nur natürlich mit wesentlich weniger Verkehr auf der Strecke; dafür war es jetzt auch wesentlich wärmer. Speziell nachdem wir wieder am linken und somit nördlichen Ufer angelangt waren; da knallt die Sonne ohne jedes Hinternis auf den Asphalt! Beim Verpflegungsstand nach km33 nahm ich mir dennoch keinen Becher, weil ich kurz nach km 34 meinen nächsten Treffpunkt mit der Elisabeth ausgemacht hatte; sie stand auch brav dort und ich schnappte mir das zweite Fläschchen. Bei der folgenden Unterführung dann die letzte Kontrollmatte, die ich nach 2:33:27 passierte - Zeit seit km 30 22:05, Pace also auf 4:25 gesunken. Vom Rang her ging's aber dennoch Platz um Platz vorwärts, mittlerweile war ich 539.
km 35 - 42,2:
Ab hier war's dann richtiges Arbeiten - der Verkehr war jetzt dünner, sodass ich nicht mehr ständig Kollegen im Visier hatte, und die Sonne war richtig war. Bei der steilen Rampe runter ins Gewerbegebiet merkte ich, dass die Beine auch nicht mehr so federten wie bei der ersten Passage. Bei den Verpflegungsständen schnappte ich mir jetzt immer Becher und schüttete sie mir ins Gesicht oder über den Kopf. Ich merkte dass ich die Pace dennoch nicht ganz halten konnte und der ein oder andere Kollege, den ich zuvor überholt hatte, überholte mich nun zurück - aber im Prinzip ging's doch ganz gut voran und ich überholte wesentlich mehr als umgekehrt. Die Spritpreise und Gebäude hier waren mir alle schon bekannt, ebenso der stickige Tunnel - dann war auch der geschafft, und bei km41 dann das letzte echte Hindernis - ein paar hundert Meter grobes Pflaster - das war mir bei der ersten Passage gar nicht so unangenehm aufgefallen, aber mit müden Beinen war das echt ungut; die Fußsohlen bzw der linke Mittelfuß schnerzten bei jedem Schritt. Naja, kennt man ja auch z.B. von den italienischen Marathons, da schenkt einem der Untergrund in der Innenstadt auch nichts!
Dann ging's endlich scharf ums Eck auf die 600m lange, leicht ansteigende Zielgerade und unter flotter Musikbeschallung und heftigem Applaus ging es über ca. 100m blauen Teppich durch den Zielbogen - geschafft! Zeit (netto) waren schließlich 3:05:41, also etwa eine halbe Minute schneller als in Wien vor vier Wochen.
Zeit für die letzten 7,2km waren 32:13, das heißt, die Pace war da nur mehr 4:28 gewesen - da hatte ich doch der Sonne und dem Untergrund (und evtl dem tschechischen Bier) Tribut zollen müssen. Vom Rang her war es dennoch um weitere fast 60 Plätze weiter gegangen, ich war als 480. insgesamt im Ziel, 451. von den Männern und 11. in meiner AK55. (Wie gesagt, die Platzierungen gingen nach Bruttozeit, wobei, wenn es nach Nettozeit gegangen wäre, wäre ich in meiner Altersklasse ebenfalls 11. geworden) .
Ich schnappte mir die Medaille (gleichauf mit Nitzza-Cannes nunmehr die größte in meiner Sammlung aber doppelt so schwer) und eine Flasche Wasser und machte mich auf den langen Marsch zu den Verpflegungsständen und danach dem Technical Area, wo mir die Elisabeth meinen Kleiderbeutel überreichte. Beim Duschen kam ich gleich dran, hier war fein dass die Sonne schien. Danach ging's noch erst zu einem Straßenmarkt und dann in ein gemütliches Lokal etwas abseits der Touristenströme für die Nachverpflegung, und dann zu Fuß auf den Heimweg.

Fazit:
Der Prag Marathon ist schon seit vielen Jahren einer der größeren in Europa, dementsprechend gut organisiert ist alles und wurde auch routiniert abgewickelt, da fehlt es an kaum was - mein einziger Kritikpunkt wäre die Abwicklung nach dem Zieleinlauf, da war die Verpflegung eher mager und die Beschilderung zum Wenzelsplatz unsichtbar.
Die Strecke selbst hat ihre Tücken - sie ist zwar im allgemeinen ein flacher Straßenkurs, aber die Straßen sind immer wieder mit kleinen oder größeren Hindernisen gespickt, sodass man immer aufmerksam laufen muss (z.B. heißt es auch beim Überholen aufpassen, weil wegen der Schienen und wechselnden Beläge viele Läufer immer wieder seitlich ausscheren). Dazu die stattliche Zahl von 10 Brücken, die man überquert, und eine ähnliche Anzahl, die man unterquert, plus der zweimal zu laufende Straßentunnel - da kommen auch gar nicht so wenige Höhenmeter zusammen, wobei mir nur die Rampe hinter der Liben-Brücke als etwas steiler in Erinnerung ist.
Aus touristischer Sicht ist Prag eine wunderschöne Stadt; dass die ansonsten komplett überlaufene Karlsbrücke extra für den Marathon gesperrt wird ist natürlich ein Highlight dieses Laufs - da die aber so früh im Rennen kommt hat man da ehrlich gesagt besseres zu tun als sich umzuschauen. Der restliche Kurs hat auch seine Momente, es gibt jedoch wie vielerorts auch gar nicht wenige "Füll-Kilometer" die vom Erlebnis her nicht viel bringen - anonyme Stadtteile, wenige Zuscher. So gesehen ist er rein von der Strecke her vermutlich kein Muss, aber wenn man das ganze wie wir mit einem kurzen oder längeren Urlaub verbindet, dann macht man hier sicher nichts falsch.

Aus persönlicher Sicht: Mein Ziel war es gewesen, schneller als in Wien zu laufen - das ist mir nun so halbwegs gelungen, um ein paar Sekunden. Allerdings war das Tempo hier wesentlich gleichmäßiger, mein Split von 1:32:18 zu 1:33:23 schaut nicht nur besser aus sondern hat sich vor allem auch besser angefühlt. Dennoch, noch einmal werde ich vermutlich nicht das Experiment unternehmen, zwei flotte Marathons mit nur vier Wochen Abstand zu laufen. Da hat die direkte Vorbereitung für Prag dann doch ziemlich gelitten.
Und am Abend habe ich dann bemerkt, dass ich neben dem schönen Rucksack und der schweren Medaille noch ein drittes Andenken an den Marathon bekommen hatte: Einen schönen zweischultrigen Sonnenbrand! Trau nie dem Wetterbericht …
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