Nachdem mein August und die erste Hälfte des Septembers relativ lauffaul waren habe ich mich dann Mitte September entschlossen noch einmal ein bisschen Gas gegeben um zumindest meine erste HM Zeit aus Berlin (1:52:56) noch einmal ein bisschen zu verbessern. Zielzeit waren im Prinzip die für den Startblock C beim HM in Berlin notwendigen 1:49 h. Die optimale Gelegenheit dafür war der Braunschweiger Lauftag, am 30.10, der neben einem Marathon (zwei Runden) auch einen Halbmarathon sowie ein 10 und ein 5 km Rennen bietet. Die Strecke führt dabei an vielen meiner normalen Laufstrecken am Nussberg, in Riddagshausen oder am Südsee vorbei. Ein Mix aus Asphalt, aber auch Schotter und Waldwegen, mit teilweise relativ viel Laub. Da ich eigentlich nicht alleine laufen wollte habe ich versucht eine Freundin zu bequatschen mitzulaufen, da ihr ihr erster HM in Lübeck so gut gefallen hat. Das ist mir dann allerdings etwas zu gut gelungen, da sie sich dann relativ spontan für den Marathon angemeldet hat (ihren Ersten).
Da ich erst um 11 Uhr gestartet bin habe ich Sie dann erst bei ihrem Start um 10 Uhr am Kohlmarkt angefeuert und mich dann erstmal nochmal zurück ins Warme begeben.
Um kurz vor 11 ging es dann auch für mich wieder zum Kohlmarkt. Die Spannung stieg langsam und mir fiel siedend heiß ein, dass ich außer einem Kaffee heute morgen und einer Apfelschorle noch nichts getrunken habe. Mist blöder, aber als Ausrede warum es heute mit der 1.49 nicht klappt wollte ich das nicht gelten lassen. Muss ich halt unterwegs mehr trinken. Da mein letzter 10 km Traingingslauf den Sonntag davor locker mit knapp unter 5 min/km wegging habe ich mich entschlossen auch in diesem Tempo anzugehen und zu gucken was hinten raus so geht. Zack... Da kam auch schon der Startschuss. Zunächst hieß es für mich erstmal langsam die Knochen und Muskeln etwas aufzuwärmen (im Gegensatz zu den meisten anderen bin ich kurzbeinig und –ärmelig gestartet. Viele sahen aus, als ob sie gerade zu einer Expedition in die Antarktis aufbrechen). Vielleicht bin ich aber auch einfach nur ein verdammt heißer Typ

An den Bahngleisen entlang ging es dann über Laub und Schotter auf und ab in Richtung Lünischteich und weiter in Richtung Gliesmarode. So langsam wurden die Knochen warm, aber immer noch musste ich zusehen, dass die Pace nicht unter 5 min/km fiel, was mir leider nicht 100%ig gelang. Die ersten 5 km (laut Garmin – laut den KM-Schildern eher 5,3) gingen dann insgesamt in 25:07 min durch. Kurze Zeit später kam dann auch die erste Verpflegungsstation an der ich mich an einem kleinen Becher Wasser verschluckt habe. Egal, so langsam wurde ich eh nass vom Schweiß. Wenn man mich laufen sieht denkt man meistens an meinem Kopf entspringt eine Quelle, so sehr bin ich am tropfen.
Die nächsten KM ging es dann durch die Natur auf und ab in Richtung Riddagshausen. So langsam waren meine Beine dann auch locker, so dass der Schnitt knapp unter 5 min/km blieb. Kurz vor km 10 waren dann auf einmal die Bäume zu Ende und mir fiel das erste Mal auf, dass doch ein relativ kräftiger Wind wehte. Ich hab mir dann den breiten Rücken eines Läufers der vor mir lief gesucht und mich in seinem Windschatten weiter nach vorne gelutscht (Danke dafür!). Hier habe ich dann auch den ersten Läufer gehen gesehen. Ich habe zwar versucht ihn ein bisschen anzufeuern, aber ich fürchte das war wohl vergeblich.
Die Durchgangszeit bei KM 10 (bzw ca. 10,3) lag dann bei 49:49 und damit die 1:45 auch durchaus weiter in Reichweite. Allerdings bin ich Anfang des Jahres in Berlin bei km 17 ziemlich eingebrochen und ich hatte Angst, dass mir das diesmal auch wieder blüht. Auf Straßen und Feldwegen ging es dann weiter an der Lindenbergsiedlung vorbei in Richtung Südsee. Die Beine fühlten sich locker an und abgesehen von dem penetranten Hannoveraner vor mir kann ich mich an keine größere Störung erinnern. Zuschauer gab es nur relativ wenige, aber das hat mich nicht gestört. Die Streckenabsperrung war gut organisiert und die Wege waren perfekt markiert. Hier waren also keine Probleme zu erwarten. Von der Stimmung her war das also überhaupt nicht mit dem Berliner HM zu vergleichen, zumal es auch kaum durch die Stadt sondern eher durch die umliegenden Parks ging. Ab und zu gab es aber trotzdem immer mal wieder kleiner Gruppe, die die Läufer angefeuert haben.
Am Südsee angekommen habe ich mich beim dortigen Verpflegungsstand dann erstmals für Iso entschieden. Der penetrante Hannoveraner war inzwischen nach vorne entschwunden und so habe ich mich entschieden mir das Getränk nicht während des Laufens halb über den Körper zu kippen um dran zu bleiben sondern mir 1-2 langsame Schritte zu gönnen. Man muss ja nicht immer den Hektiker geben.
Km 15 (bzw. km 15,3 oder so) war dann bei 1:14:15 erreicht. Der Schnitt blieb also weiter knapp unter 5 min/km und die Beine fühlten sich locker an, aber wegen meiner Erfahrungen aus Berlin meinte ich zu wissen, dass das eigentlich nicht mehr lange so bleiben kann. Trotzdem habe ich das Tempo ein bisschen angezogen und die km 16 und 17 gingen entlang des Südsees in 4:49 bzw 4:45 weg. Nachdem die Schmerzen beim letzten kurzen Tanktstopp am Ende der Südsee-Runde weiter auf sich warten ließen habe ich mich entschlossen nochmal ein bisschen mehr Gas zu geben.
Für weitere Motivation sorgte dann der Hannoveraner, der kurz vorm Wehr an der Eisenbütteler Straße wieder vor mir auftauchte und zum Glück auch schnell hinter mir verschwand, so dass ich den Anblick nicht lange ertragen musste. An der Oker entlang schnupfte ich dann mit einem Tempo von 4:37 min/km nach und nach immer mehr Läufer ein, denen es teilweise sichtbar nicht mehr so richtig gut ging. Ich fühlte mich immer noch großartig, aber irgendwie hab ich trotzdem noch auf den Mann mit dem Hammer gewartet (Ich vermute der ist irgendwo im Stau stecken geblieben, oder hatte mit den anderen Teilnehmer genug zu tun. Daher ging dann auch der letzte km mit einem Schnitt von 4:19 durch und Luft für einen kräftigen Endspurt war auch noch da.
Über das nasse Kopfsteinpflaster am Kohlmarkt ging es mit knapp über 3 min/km ins Ziel und ich hatte das Gefühl meine Beine drehen durch. So wie bei Asterix und Obelix früher. Schneller ging da gar nicht! Als ich dann die Zeit gesehen habe konnte ich es kaum glauben. 1:41:22 und ich weiß, dass da noch Luft nach oben gewesen wäre. Egal... Das Rennen hat richtig Spaß gemacht, ich hab meine Bestzeit um über zehn Minuten verbessert und nächstes Jahr in Berlin geht’s dann aus Startblock C auf Jag nach der 1:39 (oder vielleicht noch mehr?). Mit systematischerem Training wäre da sicherlich noch einiges möglich, aber dazu war ich bisher zu faul..
Ein besonderer Dank geht hierbei übrigens auch an meine New Balance 1500 Race V2. Die Dinger laufen sich wirklich wunderbar (nein, ich bin nicht gesponsert ;)).
Danach gings schnell unter die Dusche und anschließend wurden die verbrauchen Kalorien auch gleich mit einem echten Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln wieder ersetzt

So langsam setzt sich bei mir übrigens auch der Gedanken an einen Marathon im Hinterkopf fest. Falls jemand also eine Empfehlung für einen guten Marathon zum Einstieg hat würd ich mich freuen. Berlin würde mich ja schon reizen, aber auf das ganz große Gedränge und den Start aus dem letzten Startblock habe ich ehrlich gesagt relativ wenig Lust. Überholen macht zwar Spaß, aber wenn man die ganze Zeit Slalom läuft kostet das doch ganz ordentlich Kraft...