Ich weiß gar nicht so recht wie ich meinen Bericht am besten anfangen soll, denn auch noch zwei Tage danach muss ich meine Gedanken etwas sortieren. Nach einigen ersten Läufen im letzten Jahr, festigte sich bei mir vor gut einem halben Jahr der Wunsch, einen Marathon zu laufen. Das Ganze sollte entweder schon in diesem oder im nächsten Jahr in Köln, Bonn oder Düsseldorfstattfinden. Die Entscheidung fiel dann aber relativ schnell auf den diesjährigen Marathon in Düsseldorf, da es beruflich und zeitlich genau passte. Vorbereitet habe ich mich mit dem Sub 4 Plan von Herbert Steffny und auch fast alle Trainingseinheiten absolviert. Die Zeiten aus den Vorbereitungs-Wettkämpfen (10K in Köln Rodenkirchen und Halbmarathon in Bonn) deuteten nach den Steffny-Umrechnungsformeln auf eine mögliche Zielzeit von etwa 4:20:00 hin - auf die ich am Sonntag dann auch anlief! Die Wetterprognose war günstig (wolkig 8 -10°C / kein Regen) und die Vorfreude stieg stündlich immer weiter an!
Am Sonntag machte ich mich also gegen 07:40 Uhr mit der S-Bahn auf den Weg in die Landeshauptstadt, am Bahnhof einmal umgestiegen und per U-Bahn Richtung Startbereich an der Tonhalle. Die Anreise ging wirklich flott und dauerte nur eine gute halbe Stunde. Ich habe mir erst den Start des Halbmarathons angesehen und machte mich anschließend in aller Ruhe auf den Weg in Richtung Burgplatz und Kleiderbeutelabgabe. Dort habe ich mich umgezogen und noch mal was getrunken. Die Kleiderbeutelabgabe hätte allerdings insgesamt etwas besser organisiert sein können, denn es gab nur eine Abgabestelle für die „bescheidenen“ Beutel und an der hat es sich doch ziemlich geknubbelt! Den Rückweg zum Start habe ich für ein kurzes Aufwärmen genutzt! Ich stand im vorletzten Startblock, ging in Gedanken noch mal die Strecke durch und fieberte dem Start entgegen!
Der Start erfolgte leicht verzögert um 9:45 und ca. 2.500 machten sich zu den Klängen von Schumanns Sinfonie Nr. 3 - auch „Rheinische“ genannt - auf den Weg. Ich geb zu, an dieser Stelle musste ich zwangsläufig an „Bio“ denken. Nach etwa 2 Minuten passierte ich die Startlinie (Bonn: bitte ein Bespiel daran nehmen) und machte mich auf die Strecke. Die Marschroute war relativ simpel: die ersten 4 - 5 km mit einer Pace von ca. 6:20/km, danach dann weiter mit ca. 6:10/km, an jeder Station etwas Wasser trinken ab KM 15 dann alle 5 KM Iso oder Bananen und bei KM 35 den Cola-Kick abholen! Es ging den Rhein entlang in Richtung Messe und nach ca. 3,5 km bogen wir rechts ab und umrundeten den Nordpark und Aquazoo, bei KM 5 gab es den ersten Verpflegungsstand. Es lief sich gut, das langsamere Tempo (6:17/km auf den ersten 5) bereitete auch beim Trinken keine Probleme und ich unterhielt mich ein wenig mit einem der 4:30’ger Pacer - wäre ich doch nur dabei geblieben… Seufz! Ich nahm aber statt dessen etwas Fahrt auf, um das geplante Zieltempo von 6:10/km zu erreichen! Es ging wieder zurück auf die lange Gerade am Rhein in Richtung Start-Bereich, nach etwa 7,5 km bogen wir links ab Richtung Derendorf und JVA Ulmerhöhe. Nun füllten sich so langsam auch die Straßen und es war eine schöne Stimmung an der Strecke - okay an der JVA gerade nicht. Das etwas schnellere Tempo bereitete mir keine Probleme, ich rollte so vor mich hin und suchte mir jetzt ein zwei Mitläufer, die auch mein Tempo gingen und an denen ich mich orientieren konnte. Bei KM 10 (Pace 6:04/KM) der nächste Verpflegungsstand und es ging weiter zurück Richtung Tonhalle und Oberkasseler Brücke. Beim Anlaufen auf die Brücke etwa KM 13,5 wartete dann die erste Überraschung auf mich: mein Bruder und meine Schwägerin standen mit ihren Rädern an der Strecke und feuerten mich zum ersten Mal an!
Nach der Brücke liefen wir dann bei strahlendem Sonnenschein zum ersten Mal in Oberkassel ein und hier waren die Straßen echt überfüllt. Es herrschte wirklich eine großartige Stimmung. Bei KM 15 dann die nächste Verpflegungsstelle, hier nahm ich dann zum ersten Mal einen Becher Iso + Wasser! Das Tempo fühlte sich eigentlich weiter gut an, aber mein leider Rücken nicht! In den vergangenen Monaten hatte ich immer mal wieder leichte Beschwerden im unteren Rücken, aber niemals länger als ein, zwei Tage! Daher lief ich erst einmal im angedachten Tempo weiter und hielt mich weiter an die Läufer aus „meiner“ Gruppe! Weiter ging es in Richtung Lörrick und Seestern. Das war jetzt zuschauermäßig nicht so der Hit, war aber auch zu erwarten, da es sich um ein größeres Büro-Areal handelt! Kurz vor KM20 liefen wir unter der Brücke lang und ich traf zum zweiten Mal meinen Bruder und seine Frau. Leider wurde mein Rücken nicht besser und das sagte ich auch meiner Schwägerin (Ultra-Läuferin). Sie quittierte es „en passon“ mit: „Kein Problem, du hast ja schon fast die Hälfte.“ Klar, darüber musste ich auch wenig lachen, beruhigt hat es mich aber nicht! Und es ging weiter die Düsseldorfer Str. hinauf wo bei KM20 die nächste Verpflegungsstation wartete. Hier gab es dann zum ersten Mal für mich Bananen als Verpflegung: die hatte ich aber vorher noch nie während des Laufens gegessen und so richtig gut klappte es dann auch wahrlich nicht. Aber die Pace stimmte, die Halbmarathon-Marke passierte ich bei 2:09:58 - soweit also alles noch im Lot! Es ging zurück auf die Luegallee in Richtung Oberkassler Brücke und ich genoss hier die wirklich gute Stimmung im strahlenden Sonnenschein!
Nachdem wir die Brücke zum zweiten Mal passierten ging es Richtung Zentrum und auch zum ersten Mal auf die KÖ. Auch hier war erwartungsgemäß die Strecke gut besucht und es herrschte eine tolle Stimmung. Leider wurde ab diesem Zeitpunkt mein Rücken nicht besser und die Schmerzen fingen an auf meinen linken Oberschenkel auszustrahlen. Daher spielte ich zum ersten Mal mit dem Gedanken, Tempo rauszunehmen. Nach dem nächsten Verpflegungsstand bei KM25 (Wasser+ISO) ging es dann weiter in Richtung Pempelfort und Zooviertel und spätestens auf diesem Abschnitt wurde es immer schwerer, das Tempo zu halten! Ich teilte mir die Strecke jetzt gedanklich auf, die Strategie war jetzt, es laufend von einer Verpflegungsstation zur nächsten zu schaffen, und dort jeweils einige Meter zu gehen und in Ruhe etwas zu Essen und zu Trinken! Bei KM 30 verzichtete ich dann auf die Banane und nahm mir stattdessen ein Gel - die Ultraprodukte hatte ich zum Glück vorher auf Verträglichkeit getestet. Tatsächlich war ich zu diesem Zeitpunkt noch in der Zeit, die 30’er Durchgangszeit lag bei 3:05:41 - Peters Race Prognose war nach wie vor „grün“!
Beim Anlaufen nach der Gel-Pause merkte ich aber: Es wird jetzt nicht mehr einfacher und es ist mit 12 KM noch ein langer Weg bis zum Ziel. Die Brücke am Wehrhahn bei KM 32 war dann schließlich der Punkt, wo ich die erste Gehpause auf der Strecke einlegte! Der Kopf wollte zwar schon weiterlaufen, der Rücken und die Beine konnten in dem Moment leider nicht mehr! Es ging jetzt weiter in Richtung Friedrichstadt, Bilk und Medienhafen und es wurde wirklich immer zäher. Bei KM 34 traf ich dann wieder auf meinen Bruder+Gattin, der natürlich auch nichts Besseres zu tun hatte, als „Geh“-Fotos von mir zu machen. War mir aber in dem Moment egal und ich überlegte einfach nur wie ich den Rest der Strecke mit Anstand über die Bühne bringe, ohne mich dabei total abzuschießen. Hier kürze ich dann ab: die restlichem KM machte ich dann in etwa frei nach Galloway, also jeden Kilometer eine Minute gehen, den Rest dann langsam laufen! Natürlich wurde ich in dieser Phase permanent überholt, etwa 5 KM vor dem Ziel kassierten mich dann die 4:30‘ Pacer! Es war mir aber total egal, nur die schnellen Staffel-Läufer nervten ein wenig. Ich dagegen wollte einfach nur irgendwann und irgendwie ankommen! Bei KM38 dann ein Schild: „Jetzt Umdrehen wäre auch blöd!“ und ich musste an den gleichen Wortlaut in rucas Tagebuch vor einigen Tagen denken. Bei KM 40 ging es nochmal auf die KÖ, hier gönnte ich mir dann zwei Becher Cola, der erhoffte Kick blieb aber aus. Auch hier wieder großes Lob an die Zuschauer, die wirklich toll angefeuert und die Läufer unterstützt haben. Es ging jetzt endlich dem Ziel am Rheinufer entgegen. Kurz nachdem ich die 1.000 Meter Marke passiert habe ging ich einige Schritte, sammelte etwas Kraft und kam dann laufend ins Ziel. Das Publikum war aus dem Häuschen - aber auch nur weil etwa zeitgleich ein Läufer aus der AK M70 mit mir ins Ziel kam und gebührend gefeiert wurde. (Anmerkung: es war nicht wie ursprünglich gedacht der AK M80 Sieger, der ist mit 4:05:18 eingelaufen und war wahrscheinlich schon lange geduscht).
Im Nachzielbereich wurde mir dann die wirklich schöne Finisher-Medaille umgehängt und ich suchte meine Frau, die zusammen mit meinem Bruder und Schwägerin wartend hinter dem Zaun vom Nachzielbereich standen. Meine ersten Worte zu ihr: „Wenn ich in diesem Jahr noch mal die Idee haben sollte, einen Marathon zu laufen, darfst Du mir ohne Vorwarnung eine runterhauen!!!“ Lautes Lachen von allen Seiten. Meine Lieben beglückwünschten mich herzlich zu dem ersten Marathon und auch ich war froh und stolz, angekommen zu sein! Der Düsseldorf Marathon selber hat mir gut gefallen: Die Strecke ist wirklich klasse, die Stimmung war super und das Wetter tat sein Übriges.
Was nehme ich für mich mit:
Die Bäume wachsen leider auch nicht mehr in den Himmel und ich habe wirklich den allergrößten Respekt vor jedem einzelnen der einen Marathon schafft. Irgendwie fuchst es mich dann aber doch immer mehr, wie das letzte Drittel des Marathons gelaufen ist. Von daher, wenn mich jemand am 13.10. mit einem blauen Auge in Köln sehen sollte, dann weiß er was ich vorhabe! Bleibt festzustellen, ein Marathon ist kein Spaziergang – aber manchmal gegen Ende vielleicht dann doch ein bißchen!
