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Fischerfestlauf Gernsheim - 3.9km, Fisch statt Fleisch

Fischerfestlauf Gernsheim - 3.9km, Fisch statt Fleisch

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Es ist ein seltsames Gefühl - irgendwie erhebend und doch frustrierend zugleich - wenn man die Spitze so gut wie den ganzen Lauf in Sichtweite hat und doch weiß, dass die eigene Leistung (noch?) nicht reicht um heranzulaufen.

Heute, direkt am ersten Tag nach der Heimkehr aus dem Urlaub, wollte ich unbedingt an einem Wettkampf teilnehmen. Das ideale Umfeld hierzu bot der Fischerfestlauf im Hessischen Gernsheim. Da ich sowieso gerne Fisch esse und mit meiner Frau etwas unternehmen wollte, war es optimal um Lauf und Volksfest miteinander zu verbinden und einfach Spaß zu haben, ohne taktische Zwänge oder Blick auf irgendwelche Zeiten.

Das Fischerfest ist weitaus größer als ich es mir vorgestellt hatte. Etliche Fressbuden, Schausteller und Fahrgeschäfte, eingebettet in das Rheinufer mit Containerhafen lockten schon früh zahlreiche Besucher an. Einige davon auch für die Läufe. 2km Jugendlauf, 7.5km Nordic Walking, 10km Hauptlauf und der 4km Jedermannlauf, an dem ich teilnehmen würde.
Tatsächlich ist die Stecke allerdings nur 3.9km lang.

Start- und Ziel sind auf dem Sportgelände des Concordia Gernsheim, direkt gegenüber des Fischerfests. Das Gelände ist weitläufig, neben Fußballplatz mit Aschenrundbahn gibt es noch eine riesige Trainingswiese und einen Bikecross-Park. Umkleiden und Toiletten sind entsprechend direkt vor Ort, Parkplätze in ausreichender Zahl vorhanden.

In den 8 Euro für den 4km-Lauf bzw. 12 Euro für den 10km-Lauf sind Getränke, ein Gutschein bei einer Fressbude des Fischerfests und ein T-Shirt für die Voranmelder enthalten, welches mir als Nachmelder leider verwehrt bleiben wird. Bei der Anmeldung war die gute Frau an der Startnummernausgabe leicht verpeilt und wollte von mir nur die Hälfte des Geldes und auch keine Nachmeldegebühr. Ich konnte sie dann aber doch überzeugen, dass ich 10 Euro statt 4 Euro zahlen muss.

Der Start meines Laufes ist für 15 Uhr angesetzt. Bei schwülen 28°C, einer Mischung aus Sonne und Bewölkung und hin und wieder mal einem kühlen Lüftchen, laufe ich mich auf dem großzügigen Areal ein und bereue ein wenig mich für die Saucony Fastwitch entschieden zu haben, denn der Boden ist knüppelhart, teilweise uneben und mit groben Schotter gespickt.

Ab ca. 14.00 Uhr füllt sich das Stadion und für ich bin etwas erstaunt als der Stadionsprecher vermeldet, dass für den 4km-Lauf über 100 Voranmelder gemeldet sind und man insgesamt mit über 600 Läufern rechnet.

Um 14.55 Uhr begeben wir uns in die Startaufstellung. Das Feld ist bunt gemischt. Viele Läuferinnen und Läufer in Vereinssinglets, Lauftreffs und eine Gruppe Feuerwehrleute der örtlichen Feuerwache in voller Montur.

Der Start befindet sich anfangs der Gegengerade auf der Aschenbahn. Anschließend gilt es 700m im Stadion zu laufen und das Gelände über einen kurzen Anstieg auf den Rheindamm zu verlassen. Irgendwie will sich keiner so wirklich vorne einreihen, diejenigen, die es direkt vor mir tun, sind eine Seniorin, die ich beim Start beinahe über den Haufen renne, da sie einfach nicht vom Fleck kommt und eine Läuferin mit Rucksack, die ich zum Glück problemlos passieren kann.

Nach rund 100m hat sich bereits das Feld um mich herum sortiert. vor mir zähle ich ca. 8-9 Läufer und eine Läuferin. Die erste Runde über die Aschenbahn geht wider Erwarten recht schnell vorbei und bereits nach 550m überhole ich den ersten Läufer und die Läuferin vor mir. Im Stadion herrscht eine sehr gute Stimmung und unter dem Applaus der Zuschauer geht es raus aus dem Stadion, der Führungsläufer keine 50m vor mir.

Auf dem Damm angekommen geht es nach rechts auf einen harten, erst erdigen, dann schotterigen Weg. Knüppeldamm ist das richtige Wort. Nach etwa 200 weiteren Metern folgt eine nicht allzu enge 180°-Linkskehre und der Belag wechselt auf etwas härteren, teilweise rissigen Asphalt. Auf der relativ Geraden, die parallel zu einem kleinen Kanal verläuft, sehe die Führungsriege sich ganz langsam entfernen.

Ein Läufer ist bereits zurückgefallen und wird von mir kurze Zeit später überholt. Am Ende des Damms macht die Strecke einen minimalen Anstieg leicht nach rechts, dann geht es wieder geradeaus, über eine Straße, leicht runter und mehrere hundert Meter geradeaus und über ein kleines Wehr um 180° nach rechts über den Kanal an einem Badesee zurück Richtung Stadion.

Kurz vor der Wehr habe ich einen weiteren Läufer überholt und lauf langsam aber sicher auf den nächsten Vordermann auf. Das Ende der Führungsgruppe ist nur rund 300 Meter vor mir.

Permanent warte ich darauf, dass von hinten was kommt, blicke aber bewußt weder zurück, noch auf die Uhr.

Am Ende der Geraden geht es in einem "S" rechts, links über eine Brücke und quer durch Ende des Feldes wieder auf den Damm in entgegengesetzter Richtung zurück zum Stadion. Obwohl die Strecke gut markiert ist, verlässt mein Vordermann über die durchgezogene Linie die Strecke nach rechts. Als er es merkt und verwirrt umherschaut, weise ich ihm per Handzeichen den richtigen Weg und hänge mich erstmal in seinen Windschatten.

Mittlerweile höre ich Schritte von hinten und etwa Mitte des Damms werden wir überholt. Der Läufer, den ich selbst bisher nicht überholt hatte, ist aber nur unwesentlich schneller.

Etwa einen Kilometer vor dem Ziel entscheide ich mich für eine taktische Variation und werde minimal langsamer. Nicht viel, doch genug um etwas Kraft zu sammeln. Am Ende des Damms, in der 180° Kurve, die uns auf die letzten 100 Meter vor dem Stadion führt, beginne ich die 20m Rückstand auf meinen Vordermann wieder aufzuholen und nutze den kurzen Weg hinab auf die Zielgerade um nochmal richtig Tempo zu machen. Vorbei an meinem Vordermann sehe ich den Läufer, der uns vor kurzem überholt hat etwa 30m vor mir.

Es sind noch ca. 70m bis zum Ziel und ich habe diesmal sowohl Kraft als auch Luft für den Schlußspurt. Große Schritt, richtige Flugphase und er kommt Stück für Stück näher.

Noch 50m und der Abstand ist deutlich geringer. Noch 40m, es könnte tatsächlich reichen. Noch 30m, 20m, 10m und beinahe zeitgleich gehen wir über die Linie.

Dann brauche ich erstmal 2 Minuten um wieder zu Atem zu kommen, liege nur im Gras und lasse alles herum vorbeifließen.

Die Zeit ist heute sekundär, 17:07min für 3.9km ist an meinen Ansprüchen gemessen mittelmäßig und ausbaufähig. Aber über Platz 6 freue ich mich dieses Mal wirklich. Am Ende sind es doch ca. 1:15min Rückstand auf Platz 5 und etwa 2:10min auf den Sieger.

Natürlich weiß ich auch die Stärke des Feldes einzuschätzen. Gerade mal 19 Läufer/innen mit einer Pace unter 5:00/km relativieren Platz 6 dann doch schon etwas.

Dennoch war ich etwas verwundert, dass ich einige jüngere Läufer hinter mir lassen konnte.

Fazit: Schöne Veranstaltung mit Anschluss an das Fischerfest. Erst laufen, dann s.... Schollenfilet essen... bietet sich ideal an. Drumherum passt einwandfrei, klasse Stimmung, reibungslose Orga. Für nächstes Jahr vorgemerkt.
Platz 6/107, M 6/65
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