Anmeldung:
Online problemlos - das Nenngeld mit mindestens €90,-- ist recht gesalzen; im Startpaket ist dafür nicht viel drin außer Werbung. Nicht anders als in Wien oder München, leider offenbar Standard im deutschsprachigen Raum. Besonders überrascht hat mich eine Tube Zahnpasta ... habe ich auch noch nie in einem Startpaket gesehen, Humor haben die Veranstalter offenbar!
Teilnehmer:
Mit über 10.000 Finishern ist sichergestellt, dass man auch im ambitionierten Bereich kein einsames Rennen laufen muss; natürlich ist's am Anfang eher gedrängt dafür.
Organisation:
Die Startnummern konnten bereits Freitag und Samstag abgeholt werden, es gab aber auch am Sonntag noch die Möglichkeit. Marathon-Messe war etwas kleiner als ich mir erwartet hätte. (Natürlich haben wir dennoch 150,-- für zwei Paar Sauconys liegenlassen ...) Für die Zeitnehmung kommt der Champion-Chip zum Einsatz; Zwischenzeiten alle 5km und auch auf Kontrollmatten an den Wendepunkten wurde nicht verzichtet. Pacemaker waren ab Zielzeit 3:00 in 15min-Schritten im Einsatz.
Die Verpflegung erfolgte in 5km-Abständen und war jeweils 200m vorher angekündigt; die Verpflegungszonen waren angenehm lang so dass es keine Probleme gab. Zusätzlich gab es Flüssigkeitenstände. Und dann noch ein paar private Ausschank- oder Verköstigungsstellen, mit Kuchen oder Waffeln etc.
Die Strecke:
Ein sehr flacher Stadtkurs; auf den ersten 15 und den letzten 5km innerstädtisch, dazwischen Gewerbegebiete und ein paar hübsche Vororte mit gar nicht so schlechter Zuschauerbegeisterung. Allgemein hätte ich mir vielleicht noch mehr Zuseher erwartet; das kühle und windige Wetter hat aber wohl viele davon abgehalten an die Strecke zu kommen.
Start-/Ziel
Das Start- und Zielgelände "Messe" ist vom Hauptbahnhof aus gut zu Fuß erreichbar, wie es sich für so eine große Veranstaltung gehört war alles recht gut organisiert und verhältnismäßig übersichtlich. Die Einhaltung bzw. Einteilung der Startblöcke wurde mehr pro forma kontrolliert; anscheinend wurde nicht geprüft ob die Läufer, die sich für meinen 3:00-3:15-Block angemeldet hatten, auch in der Lage sind solche Zeiten zu laufen; viele Läufer sind zusätzlich auch erst kurz vor den Startschuss über die Gitter in den Startkorridor geklettert. Negativ aufgefallen ist nicht nur mir, dass die Dixis neben dem Startgelände versperrt waren - wozu dann hinstellen?
Die Zielverpflegung sollte eigentlich für jeden was geboten haben, speziell um die warme Suppe werden viele froh gewesen sein. Gewundert hat mich, dass man dafür nicht einen Innenraum genützt hat oder zumindest den Zielraum besser abgeschirmt; nach einem Marathon bei windiger Kälte war das eine sehr kalte Angelegenheit. Ein paar Planen oder Zelte und Heizpilze wären hier nicht verkehrt gewesen. Die Duschen waren ok, der Heißwasserdruck zwar bescheiden aber ich finde es ohnehin lobenswert, für so viele Läufer warmes Duschwasser zu improvisieren!
Mein eigener Lauf:
Nach meinem bescheidenen Abschneiden beim Halbmarathon vor drei Wochen (1:28:21) habe ich die Erwartungen gezügelt; eine Zeit um 3:03 hatte ich mir als möglich ausgerechnet. Da mache ich mir aber ohnehin selten Stress; ich laufe ja ohne Uhr, fange wenn möglich gemütlich an und suche dann von unten her einen guten Rhythmus den ich ins Ziel zu bringen versuche. Kleidungsmäßig hatte ich mich für kurz/kurz entschieden, allerdings mit Stirnband und dünnen Handschuhen. Wie sich zeigen sollte eine gute Wahl; die Handschuhe hatte ich das ganze Rennen über an; das Stirnband ca. auf den ersten 15km und dann jedesmal wenn der Wind gerade unangenehm wurde.
km 00-05: In der Startaufstellung war ich neben den 3:15-Pacemakern gestanden; als es dann aber pünktlich um 10:00 losging, waren die Fähnchen plötzlich weit vor mir. Etwa eine Minute (meiner Meinung nach - eine Fehleinschätzung wie sich zeigen sollte) hinter den Führenden ging es dann auch für mich los, im dichten Getümmel. Egal, ich bin eh ein gemütlicher Starter, und so ordnete ich mich im Pulk ein und versuchte, Körnchen zu sparen indem ich nicht hektisch hin- und herwuselte, sondern nur dann überholte, wenn auch gerade Platz war. Die Strecke verläuft am Anfang sehr innerstädtisch, durchaus an einigen Sehenswürdigkeiten vorbei; allerdings muss man so auf die Kollegen aufpassen dass man da keine Zeit für Sightseeing hat! Ehrlich gesagt reißt einen die in treudeutscher Nüchternheit gehaltene "Skyline" auch nicht gerade vom Hocker

km 05-10: Wiederum ging es in die Innenstadt, durch den geringeren Verkehr konnte man sich jetzt auch ein wenig umsehen. Ab hier kam ich auch richtig in den Laufrhythmus und begann, die Kollegen "einzusammeln" - ich wechselte hin und wieder ein paar Worte und war erstaunt, dass da viele dabei waren, die eine Zielzeit um die 3:30 anstrebten. Ca. bei km 9 überholte ich eine Laufmutti, die hier einen Weltrekordversuch mit Babyjogger unternahm; sie wurde von zwei Motorrädern begleitet (ich hoffe nicht das ganze Rennen über, ständig den Abgasen nachrennen kann nicht lustig sein). Die zweiten 5km absolvierte ich in 21:24; pace 4:17.
km 10-15: Wieder zurück in die Innenstadt und dann über die "Alte Brücke" zum südlichen (linken) Mainufer. bei km 14 bogen wir vom Schaumainkai nach links in die Schweizer Straße ein; hier wartete die Elisabeth auf mich mit einem Trinkfläschchen - sehr angenehm, so ersparte ich mir den Verpflegungsstand bei km 15! Wobei das wirklich alles diszipliniert ablief dort, es gab kaum Verhedderungen weil die Stände schön lang aufgestellt waren. Meine Zeit für diesen Abschnitt: 20:24, Pace 4:05. (Man muss dazusagen, dass wir in diesem Abschnitt Rückenwind hatten)
km 15-20: Durch Sachsenhausen und Niederrad ging's westwärts; die Zuschauer hier waren rar aber dank der vielen Kollegen wurde einem eigentlich nie langweilig. Ca. bei km 20 war es glaube ich, dass wir einem Giftgasangriff ausgesetzt waren - neben der Laufstrecke versuchte jemand wohl, seinen Grill mit größeren Mengen Brandbeschleuniger in Gang zu setzen; eine beißende Qualmwolke wehte uns um die kalten Ohren. Zum Glück sorgte das windige Wetter dafür, dass diese Belästigung kleinräumig blieb! Meine Zeit für diesen Abschnitt: 20:33, pace 4:07.
km 20-25: Die Halbmarathonmarke passierte ich nach brutto 1:31:24; nachdem ich vermutete dass ich etwa eine Minute hinter der Spitze gestartet war, wäre das eine Zeit von ca. 1:30:30 gewesen; eher flott auf meinem Kurs Richtung 3:03 - in Wirklichkeit betrug mein Rückstand auf die Spitze am Start jedoch 1:56, und so war meine HM-Zeit netto 1:29:28. Bei km24 die einzige nennenswerte Steigung des Kurses - die Schwanheimer Brücke, über die wir zurück ans Nordufer wechselten. Ab hier wurde auch der Verkehr dünner, immer mehr Lücken zwischen den Läufern taten sich auf, so dass Lauf etwas unrhythmischer wurde - ein Grüppchen einholen, ein bisschen mitlaufen, überholen, nächstes Grüppchen ... meine Zeit für km20-25 war 20:55; pace 4:11.
km 25-30: Die überraschend netten Vororte Nied und Höchst werden durchquert, dort waren auch erstmals wieder zahlreiche Zuseher und an einigen Stellen hatte man kleine Volksfeste am Streckenrand organisiert; es roch überall sehr appetitlich und man musizierte heftig - ein richtig netter Streckenabschnitt! Bei ca. km27 war der westliche Wendepunkt, ab jetzt ging's zurück in die Innenstadt, und zwar jetzt gegen den Wind. Meine Zeit für diesen Abschnitt: 21:15; pace 4:12.
km 30-35: Dieser Abschnitt, der zu 4/5 aus der schnurgeraden Mainzer Landstraße besteht, ist sicher der langweiligste beim Frankfurt Marathon; hier zahlt es sich aus dass so viele Läufer mitmachen - hier allein gegen den Wind zu strampeln wäre mental ganz schön aufwändig; durch die vielen Kollegen kommt dagegen sowas wie Galgenhumor auf und man macht sich gegenseitig Beine. Irgendwo hier überholte mich ein Oberösterreicher, der sich wunderte, dass ich aussehe, als sei ich gerade gestartet - aber das ist eben mein Laufstil, langsam beginnen und dann sauber und ökonomisch; ich fühlte mich wirklich gut und hatte zu diesem Zeitpunkt auch keine Bedenken mehr, dass ich "überziehen" könnte - wie es mir leider in diesem Jahr bei beiden Frühjahrsmarathons passiert ist. Meine Zeit für die Mainzer Landstraße: 21:36, pace 4:20.
km 35-40: Jetzt ging es hinter der Messehalle vorbei; hier waren natürlich viele Familienmitglieder und Freunde der Läufer - recht netter Abschnitt, auch wenn der Wind in diesem Streckenabschnitt wirklich unangenehm hineinfuhr. Bei km 36,5 jubelte mir die Elisabeth noch einmal zu; dann ging es auf die letzte Innenstadtrunde. Obwohl ich noch gut im Rhythmus war merkte man hier doch ein wenig die Müdigkeit; das Kopfsteinpflaster, das beim ersten mal noch problemlos zu laufen gewesen war, schmerzte ziemlich. (Als Schuhe hatte ich, zum sechten Mal über die Volldistanz, die NB RC1400v3 an - ein schneller, aber dünnsohliger Schuh). Meine Zeit hier: 21:55, pace 4:23.
km 40-42: Nach den zwei ziemlich verhauten Marathons im Frühjahr, wo ich jeweils mehr ins Ziel gehumpelt war, war es diesmal ein reiner Genuß, auch wenn einem auf den letzten 500m noch einmal der Wind kräftig ins Gesicht blies! Kurz vor der Festhalle jubelte mir noch einmal meine Elisabeth zu und dann überquerte ich die Ziellinie in der Festhalle nach brutto 3:01:59 - das warfen, wie sich später herausstellte, 3:00:03 netto; Platz 1035 und 44. meiner M50. So toll wie beschrieben empfand ich diesen Zieleinlauf übrigens nicht, es war recht dunkel und man bekam nicht wirklich viel mit bevor man durchgewunken wurde ins Freie, wo wir trotz Windponchos im Verpflegungsareal ziemlich frieren mussten.
Fazit:
Die kühlen Temperaturen haben Frankfut zu einem meiner entspanntesten Marathons gemacht; selten bin ich so "fit" ins Ziel gekommen obwohl der Split positiv war (2. HM in 1:30:36). Nach dem enttäuschenden HM vor drei Wochen bin ich dann doch deutlich schneller ins Ziel gekommen als gedacht! Ein bisschen wurmt mich dass ich die sub-3 um nur 4 Sekunden verpasst habe - ich vertrete ja immer die Meinung, dass einem eine Uhr beim Marathon nicht wirklich hilft; in diesem Fall hätte sie mich dann aber wohl doch zu einer ordentlichen Endbeschleunigung veranlasst. Naja, 2:59er Zeite hatte ich ja schon einige, eine 3:00 dagegen noch nie!
Zur Veranstaltung: Gut organisiert (mein größter Kritikpunkt ist das windausgesetzte Zielgelände), und auch entsprechend teuer - aber für einen schnellen Marathon ist Frankfurt auf jeden Fall eine Reise wert, wie man gesehen hat: Mehr als tausend Teilnehmer sind unter 3h geblieben. Frankfurt ist auch für die windigen Bedingungen bekannt. Es stimmt - der Wind war stellenweise unangenehm; ich denke jedoch nicht dass er an den Zielzeiten viel ändert; was man auf der Mainzer Landstraße gegen den Wind verliert hat man halt davor Richtung Westen mit dem Rückenwind aufgeholt.
Noch ein Foto von mir bei km 36,5: