Gestern bei optimalem Laufwetter war ich dann eine 3/4 Stunde vor dem Start (9:15) in Lichtenwald. Erste Challenge. Feuchte Wiese auf der ca. 30 cm hoch das Gras hochsteht umpflügen. Mit dem normalen Auto (nix SUV oder ähnlich hochhaxige Karre). Das befahren auf der seit Wochen ungemähten Wiese ist schon mal sportlich und dann werden die Autos ohne nennenswerte Abstände platzsparend zusammengepfercht, Wie soll ich komplett eingeparkt aus diesem Parkplatzchaos entkommen, wenn meine direkten Nachbarn noch lange nach mir sich auf den Nachhauseweg machen wollen. Spannende Frage, die mich Rätsel ratend zurücklässt, auch wenn der Einweiser verspricht, dass bis dahin schon eine fahrbare Ausfahrtsschneise geschaffen sein wird. Nun denn, raus komme ich jetzt eh nicht mehr.
Direkt neben mir steigen die beiden Alexe der 3 Asse aus dem Auto und wir machen uns auf den, gegenüber sonst, weiteren Weg bis zur Sporthalle um die Startunterlagen abzuholen. Schon unterwegs trifft man weitere Bekannte und in der Halle ist dann ein großes Stelldichein mit weiteren Ultraverrückten, die sich an immer wieder an den gleichen Tatorten trifft, Noch bleibt genügend Zeit zum ratschen bevor es heißt die 500 meter bis zum Start zu marschieren. Ich habe mich kurz vor Schluß dazu durchgerungen heute in kurz/kurz zu laufen. Noch ist es etwas windig und mit 12-13° etwas frisch, aber die Sonne wird sich später durchsetzen und für weitere Grad Wärme sorgen. Was für ein Kontrast zu den letzten Läufen. Ich freue mich nun tierisch, dass ich nach einem Jahr unfreiwilliger Zwangspause wieder starten kann. Bisher war ich an allen Ausgaben des LIWA Laufevents Marathon (wird seit 2018 durchgeführt) dabei. Sogar bei der sehr speziellen im Corona Jahr 2021 (2020 ersatzlos ausgefallen), als jeder auf der Originalstrecke individuell starten konnte (nach Voranmeldung mit offizieller Zeitnahme durch eine an der Sporthalle aufgestellte Zeitmeßmatte). Zurück zum heutigen Start. 112 Teilnehmer vom Marathon warten am Startbogen ohne Aufregung auf das Startsignal. Es ist ein kleine lokale Veranstaltung bei der mehrheitlich Teilnehmer starten, die wettkampferfahren das ganze ohne Aufregung und gelassen angehen. Ein paar Meter noch durch das Dörfchen und dann geht es auch schon über Feldwege, an einem künstlerisch gestalteten Art Osterei vorbei, weiter in die Tiefen des Schurwalds. Die ersten 6 km geht es auf eine Schleife und dann stetig bergab.
Die Bedingungen sind heute traumhaft. Am tiefsten Punkt bei fast schon km 15 angekommen macht die Strecke eine 90° Kehre und führt dann stetig, an einem romantischen Bachlauf entlang wieder nach oben. Kurz vor Thomashardt erreicht man wieder die Zivilisation und nach dem mit Wassertropfen bemalten Wasserturm trennen sich kurz vor km 21 die Wege der Halben und der ganzen Marathonis. Das zahlenmäßig deutlich stärker besetzte Feld der Halbmarathonis war im übrigen eine Viertelstunde später gestartet und hatte nach und nach auf den ersten Kilometern das Feld aufgemischt. Warum die Veranstalter das nicht genau umgekehrt machen, hat mir bis heute nicht eingeleuchtet. Ein weiterer Wettbewerb war der Zehner, dessen Start erst am frühen Nachmittag war. Deren Hauptfeld ist mir auf den letzten 2 km unter die Füße gekommen. Für mich auch nicht ganz so streßfrei, aber ich kann natürlich nachvollziehen, dass die Veranstalter für das Zielpublikum möglichst viele Teilnehmer gleichzeitig auf die Strecke bringen wollen. Denn am Ziel waren dank des schön sonnigen Wetters Tische und Bänke aufgebaut, einige Freßstände mit Gegrilltem und frisch Gehopftem. Und natürlich eine Kuchentheke in der Halle.
Nachdem ich an der Weiche für die große Runde abgebogen war, ging es schon bald wieder zurück auf die Forstautobahn in den dichten Wald. Einfach nur herrlich heute. Steil abwärts dann Richtung Reichenbach. Kilometerlang einfach nur rollen lassen. Wieder an einen kleinen Bachlauf entlang, vorbei an einer Mühle bis an den Ortsrand von Reichenbach. Und dann nach einer weitern Verpflegungsstelle, scharf rechts wieder hinauf in den Wald, parallel steil ansteigend zur im Tal verlaufenden Landstraße. 4 km lang stetig bergan, für mich nicht mehr laufbar.
Kurz vor Baltmannsweiler verlassen wir den Wald. Es geht durch den Flecken. In den Wohngebieten werden wir schon von ein paar Anwohnern empfangen. Aufmunternde Worte, Durchhalteparolen. So schlimm geht es bei mir bei km 32 noch gar nicht, aber ich freue mich über die Anteilnahme der Dörfler. Bin ich es doch schon gar nicht mehr gewohnt, denn bei vielen meiner Wettkämpfe ist eben nichts, oder nur wenig organisiert und hat keinen offiziellen Charakter. Das betrifft auch die Straßenabsperrungen der ländlichen Rennstrecken die wir kreuzen. Hier steht die Feuerwehr bereit und lässt die sonntäglichen Ausflügler verzweifeln. Ist mir fast schon unangenehm diese Mobilitätsverzögerungen anderen aufzuzwingen, bin ich doch sonst gewohnt mich an den Straßenverkehr anzupassen und nicht umgekehrt. Bei mir ist es halt auch ziemlich schnurz ob ich durch die Warterei, 1 oder 2 Minuten Zielzeit opfere. Wobei ich feststellen muss, dass ich heute flotter unterwegs bin als es für die "ollen" Gräten gut ist. Aber die Tatsache, dass ich auf der Strecke selten alleine unterwegs bin und die zuletzt selten erlebte Wettkampfstimmung fördern wohl meinen Ehrgeiz. Und die Aussicht darauf so langsam den "Geruch des Stalles" wahrzunehmen.
Über einen Aussiedlerhof geht es durch ein kleines landwirtschaftlich genutztes Wiesengebiet. Rinder und Pferde, ländliche Idylle. An einer Supermarktkette streifen wir nochmal den Ort, dann geht es ein kurzes Stück entlang einer Landstraße nach Hohengehren. Auch hier wieder Passanten die einen aufmuntern, als es einen kleinen Anstieg hoch durch den Ort geht. Bei km 38 nochmal über die abgesicherte Landstraße, am VP Cola, Iso und ein "Schoklädle" aufnehmen und das letzte gerade Stück auf einem Radweg dem Gegenwind trotzen. Ein Abzweig nach rechts bringt mich der Heimat näher. Plötzlich kreuzen die "Zehner" meinen Weg. Nanu bin ich falsch gelaufen. Nein, die Starter machen eine kleine Zusatzstrecke und stoßen kurz vorm besagten Wasserturm der 1.Runde wieder auf meine Strecke. An der Weiche diesmal links auf die Reststrecke des längst beendeten Halbmarathons abzweigen und dann ist es fast geschafft. Der letzte Kilometer führt durch Lichtenwald und applaudierende Zuschauer nebst Moderator Richtung Sportgelände. Da links rein, über die Wiese des Spielfelds durch den Zielbogen vor der Sporthalle. Mit einer vorher nicht erwarteten Zielzeit lasse ich mir die Medaille umhängen und hole mir ein alkoholfreies Bier. Ich treffe dann noch unsere "Rennschnecke", die heute die 10 km gelaufen ist. Dann mache ich mich mit gemischten Gefühlen auf, zurück zu meinem geparkten Auto. Und wer hätte es gedacht. Ich muss kein Tetris mit den Nachbarautobesitzern spielen, sondern kann nach einer Slalomfahrt alle anderen dort noch stehenden Autos umrunden. Ein rundum gelungener Lauf hat seinen perfekten Abschluß bekommen.
In den Tiefen des Schurwalds, LIWA-Laufevent, Lichtenwaldmarathon 23.04.2023
12025
31.05. Albtraum 100, 114 k 3400 hm, 22:11:00
29.06. Vaihingen Marathon 05:48:07
05.07. Heuchelbergtrail 47 k 1400 hm 06:42:48
19.07. 24-h Dettenhausen 102,458 km (in 15 h)
03.08. Nordschwarzwald-Trophy 47 k 1300 hm
16.08. 100 Meilen Berlin
31.05. Albtraum 100, 114 k 3400 hm, 22:11:00
29.06. Vaihingen Marathon 05:48:07
05.07. Heuchelbergtrail 47 k 1400 hm 06:42:48
19.07. 24-h Dettenhausen 102,458 km (in 15 h)
03.08. Nordschwarzwald-Trophy 47 k 1300 hm
16.08. 100 Meilen Berlin