Stuttgart-Umrundung auf dem Rössleweg
"Einmal rund um Stuttgart laufen auf dem Rössleweg", das fand ich eine klasse Idee, direkt vom ersten Mal als ich davon gelesen habe. Stuttgart liegt in einem Talkessel und außen herum über die Höhenzüge gibt es einen Rundwanderweg, gut 50 km, den Rössleweg. Gelesen habe ich darüber in den Laufberichten vom "Ultra Habicht", hier, der inzwischen bereits 6 mal die Umrundung gelaufen ist, zuletzt vor ein paar Wochen im Dunklen als "Laternenlauf" in der St. Martinszeit. Dabei freut er sich immer über Mitläufer, die ihn begleiten, auch für Teilstrecken, ganz egal, ob erfahrene Marathonis oder Neulinge, die er für das lange Laufen begeistern möchte. Wenn ich in der Nähe von Stuttgart wohnen würde, dann wäre ich sofort dabei.
Viel schneller, als man erwarten konnte, hat sich dann für mich am Wochenende durch einen kurzfristig angesetzten beruflichen Termin in Stuttgart eine Gelegenheit aufgetan, die ich sofort genutzt habe. Rössleweg, ich komme, juhu.
Start ist für mich in Zuffenhausen im Norden und es geht gegen den Uhrzeigersinn um Stuttgart herum. Der Einstieg in den Rössleweg nicht weit vom S-Bahnhof ist schnell gefunden, was ja mitunter auch nicht so ganz einfach ist. Samstag ganz früh morgens schläft Stuttgart noch, ganz Stuttgart, nein, da gibt's einen einsamen Läufer, der im dunklen Wald verschwindet.
Und auf dem ersten Drittel geht es durch viel Wald, danach wird die Strecke offener. Schnell merke ich, es wird ganz schön bergig heute, nicht so ganz richtig steil, aber ständig rauf und runter, ohne viele ebene Anteile. Entschädigt wird man immer wieder durch schöne Blicke auf die Stadt, die jetzt so langsam erwacht. Mir fällt das Laufen von Anfang an irgendwie schwer, keine Ahnung warum, und das soll sich den ganzen Tag nicht ändern. Irgendwas läuft bei mir nicht richtig rund heute. Egal, weiter geht's.
Die Strecke ist super ausgeschildert, aber an ein paar wenigen Stellen wäre ich ohne Karte aufgeschmissen gewesen und trotz Karte habe ich mich ein paarmal verlaufen, besonders ärgerlich wenn dies in einem steilen Hang passiert und der falsch gewählte Weg schräg bergauf geht und der richtige schräg bergab und man das erst merkt wenn man oben ist. Naja, aber das gehört dazu zum Abenteuer.
Inzwischen ist es Vormittag geworden und man trifft häufiger auf andere Jogger und Spaziergänger mit Hunden, denn obwohl es fast nur abseits von bebautem Gebiet durch schönen Wald geht, ist man ja nicht weit von der Stadt entfernt. Im Südwesten der Runde gibt es noch ein paar zusätzliche Extrameter, diesmal aber beabsichtigt, auf den Birkenkopf hinauf, mit 510 Metern der höchste Punkt meiner Runde. Der Birkenkopf, der durch den Weltkriegsschutt nochmal erhöht wurde, liegt neben der eigentlichen Strecke, aber wenn man schon so nah dran ist, dann ist das eigentlich ein Muss, und der Ausblick von oben auf die Stadt ist wirklich grandios.
Zum langen Laufen ist das Wetter heute eigentlich optimal, ca. 5°C, trocken, windstill, aber leider lässt sich die Sonne nicht blicken. Schade, dass war anders angekündigt, aber man kann nicht alles haben. Die Spitze des Fernsehturms bekomme ich den ganzen Tag nicht zu sehen. Eigentlich müsste ich da doch direkt dran vorbei gelaufen sein, komisch. Mittags komme ich in Obertürkheim an und der Neckar wird überquert. In einem Supermarkt fülle ich meinen Getränkevorrat wieder auf, eine willkommene kurze Rast. Bei mir läuft es läuferisch immer noch nicht so richtig rund und im letzten Drittel werden meine Wanderpassagen noch mehr zunehmen. Egal, Hauptsache ankommen.
Ab jetzt ist die Strecke überwiegend durch Weinberge und offeneres Gelände gekennzeichnet. Weinberge sind für mich als Kölner etwas besonderes, die gibt es bei uns nicht. Das fängt erst südlich von Bonn an. Immer wieder schön anzusehen, mit den noch restlichen Blättern in Gelb. Aber Weinberge bedeutet meist auch steile Hanglagen. Unterwegs lerne ich, dass Stuttgart sogar eine Zahnradbahn besitzt, als ich deren Strecke kreuze, laut Wikipedia eine von nur vieren in Deutschland, neben der Zugspitz-, Wendelstein- und der Drachenfelsbahn im Siebengebirge bei Köln, so schließt sich der Kreis wieder.
Das letzte Stück zieht sich für mich sehr schleppend dahin. Richtig schön ist nochmal die zweite Überquerung des Neckars. Man hat von oben einen herrlichen Blick ins Tal hinab und unten geht's ein Stück am Fluss entlang, bevor man über eine Brücke auf die andere Seite wechselt und dann geht es mal wieder hinein in einen Weinberg die andere Seite hinauf. Am Robert Bosch Krankenhaus bietet sich noch einmal ein schöner Blick hinab auf Stuttgart. Gegenüber auf dem Killesberg sieht man den Aussichtsturm. Da stand ich vor ein paar Jahren oben und habe in die Richtung zurück geblickt und mir gedacht: "Klasse, Weinberge mitten in der Stadt, das müsste doch richtig Spaß machen da zu Laufen."
Und jetzt laufe ich hier und werde kurz drauf richtig euphorisch, als ein kurzes Stück weiter um die Ecke herum endlich das Ziel in den Blick kommt. Und es geht fast nur noch bergab, juhu, wie klasse ist das, was für ein schöner Tag, auch wenn der dann viel länger war als geplant. Mit dem Laufen war das nicht so dolle heute, deutlich über 8 Stunden habe ich am Ende gebraucht, aber ansonsten war das alles ein richtig klasse Erlebnis. Danke Dieter für die tolle Idee, danke Stuttgart für die schöne Strecke. Und Rössleweg ich komme wieder ...

LG Manfred