Ich weiß einerseits, was es heißt 10-12 Stunden im Büro zu hocken.
Seit einiger Zeit stehe ich allerdings an der Packmaschine und kommissioniere parallel dazu mit dem Handscanner am Band, sammle Kartonabfälle ein, etc....
Das heißt, zwischen 7,5 und 9,5 Stunden, selten auch Samstags 6 Stunden bin ich eigentlich immer in Bewegung. Da ist es nicht immer ganz einfach, das Training durchzuziehen. Vor allem kann ich es mir nicht leisten, mir meine Achillessehnen, etc. zu ruinieren, da ich auf meine Füße und Beine angewiesen bin.
Vor ca. 2.5 Jahren hatte ich damit ein paar Wochen zu kämpfen. Damals war ich aber auch arbeitslos. Seitdem hatte ich keine Probleme mehr und hoffe, dass es so bleibt. Ich versuche, nichts zu erzwingen, wobei das doch eine Gratwanderung ist und ich schonmal über die Grenze hinausschieße.
Im September letzten Jahres hatte ich bei einem HM bei ca. km 17 einen Totalausfall (Prä-Kollaps). Dafür schaffte ich dann einige Wochen später beim Frankfurter Marathon eine versöhnliche 3:20:xx.
Wenn es auch keine erhofften 3:14 waren, freute ich mich unter den Umständen doch sehr über das Ergebnis.
Aber ich schweife zu sehr ab. Nachdem ich ca. 12:45 heim kam, aß ich etwas, schaute im Videotext noch kurz, ob die Welt untergegangen ist und legte mich für ca. 2 Stunden mit ca. 1,5 Stunden effektivem Schlaf auf die Couch.
Ca. 16:15 machte ich mich auf den Weg zum Wettkampfort in Niedernberg. Den Honischlauf (gilt als einer der schnellsten 10er der Region) wollte ich für dieses Jahr als letzte Chance nutzten, mein letztjähriges Ergebnis von 39:49 in etwa zu wiederholen.
Bestenfalls rechnete ich mit ca. 39:30 +/- ein paar Sekunden.
Da die meisten Läufe in der Region eher etwas hügelig sind, schaffte ich beim letzten Lauf in Michelstadt "nur" eine 40:16.
Zuletzt hatte ich schnelle 5x 1km Intervalle trainiert mit einem Tempo von ca. 3:41 - 3:51 pro Kilometer und ca. 420 - 480m Trabpause dazwischen. Dann u. a. auch einen 16km Tempolauf, den ich moderat begann und immer schneller lief (Durchschnittspace 4:25).
Aber auch viele langsame Einheiten. Einen Trainingsplan hatte ich nicht. Ich machte es einfach so, wie es mir einigermaßen sinnvoll erschien und noch Spaß machte.
Meine Hoffnung war, dass das Wetter hielt, da örtliche Gewitter mit Platzregen und Hagel drohten. Einen Blitz sah ich auf der Hinfahrt zucken. Zum Glück blieb es bei diesem Einen.
Als ich in die Nähe des "Ziel/Start"-Bereichs kam, schallte mir "Paradise City" von Guns n` Roses entgegen. Super dachte ich, meine Lieblingsmusik, da kann der Lauf ja kommen. Schnell die Startnummer geholt, nochmal ans Auto, die Brille abgegeben und die Startnummer "angetackert" und zurück. Ein bisschen den Schülerläufen und dem 5km-Lauf zugeguckt, zwischendurch kurz warm gemacht.
Wolken schoben sich vor die Sonne und ein kleines Lüftchen ging, so dass es nicht mehr so "knallte". Dann stand ich in der Nähe der Startlinie. Und los ging es (18:00 Uhr). Ich kam gut ins Rennen, sah allerdings nach ein paar hundert Metern anhand der Durchschnittspace, dass ich es wieder mal zu gut meine und drosselte erstmal das Tempo. Andere Läufer zogen an mir vorbeit. War mir egal. Ich fand ein Tempo, bei dem ich sicher war, wenn ich es hielt, dass ich meine Sub40 wiederholen konnte.
Allerdings bekam ich doch schnell die Wärme zu spüren. Beim 10er trinke ich normalerweise nichts.
Nach 5km war mein Mund allerdings fast ausgetrocknet so dass ich mir doch einen Becher schnappte, drei Schlucke nahm und mir den Rest über den Kopf schüttete. Das wiederholte ich nochmal bei 7,5km.
Inzwischen sammelte ich einige Läufer wieder ein und konnte einigermaßen das Tempo halten. Mit einem anderen Läufer wechselte ich mich ab. Zwisschendurch überholte ich auch die zweitschnellste Frau. Als ich beim Trinken etwas langsamer lief, zog sie wieder an mir vorbei.
Im letzten Viertel konnte ich überhaupt nicht mehr klar denken. Die Uhr zeigt ja in der Distanz zu wenig an, entsprechend eine höhere Pace. Normalerweise kann ich das interpretieren. Ich schaute zuletzt aber auch kaum noch auf die Uhr. Kurz vorm Zielbereich konnte ich die große Zieluhr ohne Brille nicht so gut ablesen. So sah ich irgendwas auf die 39:50 zurasen. Da dachte ich, scheiße, jetzt wirds ja mit den sub40 doch eng. Ich nahm fast wortwörtlich nochmal die Beine in die Hand und flog noch an der zweitschnellsten Frau vorbei, die die ganze Zeit wieder vor mir war, ebenso überholte ich noch einen Läufer meiner AK um 1 Sekunde. Keine Ahnung woher ich noch die Kraft nahm.
Umso überraschter war ich, dass ich letztendlich eine 38 vor dem Komma hatte. Und zwar eine Punktlandung mit 38:59.
Erstmal war ich am Stöhnen und dachte die ersten 3 Minuten ich krepiere. Auf einmal musste ich ganz dringend pinkeln. Schnell (relativ) aufs Klo, dann fühlte ich mich schon wieder super.
Da erfahrungsgemäß die AK35 bei uns eher schwächer besetzt ist, schaffte ich es wieder mal auf den 2. AK Platz.
Bei den 40ern hätte ich erwartungsgemäß keine Chance gehabt.
25. Gesamtplatz von 226
Bei der Siegerehrung meinte der Veranstalter, dass ich ja noch einen geilen Endspurt hingelegt hätte.
Alles in Allem der perfekte Lauf für mich
Glückwunsch zu dieser Leistung.
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