Nach meinem grandiosen Laufjahr 2022 mit PB über 10 km, HM und dem tollen Ergebnis bei meinem ersten Marathon hatte ich mir für 2023 zwei Ziele vorgenommen, über die 25 km endlich Sub2 und für 5 km offiziell unter 22 Minuten (Sub22 - Pace 4:24) zu schaffen.
Mit dem S25 im Mai hatte ich noch eine Rechnung offen, da es wegen Corona im März 2022 dann letztes Jahr "nur" zu einer 2:02 gereicht hatte. Aber same procedure at last year, bekam ich März 2023 wieder Corona. Nachdem der Mist aber schneller als letztes Jahr abgeklungen war, bestand wieder leichte Hoffnung. Pustekuchen, Anfang April dann in selbstzerstörerischer Art und Weise beim Pitbikefahren eine richtig fiese Rippenprellung eingehandelt. Ok, den S25 zwar mitgelaufen, aber ohne Zeitambitionen. Die Sub2 steht jetzt also erneut auf der Agenda für das nächste Jahr.
So, dann also auf zum Ziel Sub22 über die 5km. Das wäre letztes Jahr nach dem Marathontraining quasi ein Selbstläufer gewesen. Bin das fast schon als Zwischenzeit beim 10K-Wettkampf im Oktober 2022 gelaufen. Aber dieses Jahr war irgendwie der Wurm drin. Nach Corona und Rippenprellung und damit verbundener mehrwöchiger Laufpause im März und April bin ich irgendwie nicht wieder richtig in Form gekommen. Habe zwar bis Anfang Juni fleißig trainiert, aber einen großartigen Formanstieg gabs nicht. Viele Läufe fielen mir irgendwie schwer und machten regelmäßig auch nicht viel Spaß. In den 3 Wochen Urlaub im Juni bin ich dann sogar nur 15 km pro Woche gelaufen, irgendwie kam immer was dazwischen, zu viel Motorrad fahren, zu viel Hitze oder oder oder... Plötzlich war Ende Juni und nur noch 11 Wochen bis zum Tierparklauf. Vielleicht sollte ich mal langsam wieder mit dem Training anfangen.
Die letzte Juni- und erste Juli-Woche dann seit langem mal wieder jeweils über 50 Wkm, aber in Runalyze wurde mir ein eff.VO2max von 38 bzw. 39 angezeigt. Das kann ja noch heiter werden.
Bei meiner ersten Mini-QTE am 11.07.2023 habe ich die 10 x 1 Minute mit 3 Minuten nicht mal in 4:30er Pace geschafft (wobei es da 30 Grad hatte). Am 18.07.2023 habe ich dann 8 x 400 m in 4:15er Pace geschafft, allerdings auch nur jeweils mit 100m GP und 300m TP. Aber irgendwie fühlten sich viele Läufe immer noch schwerfällig an und die Tempoeinheiten war teilweise extrem anstrengend. Hab dann aber mal bei [mention]LaufSteff[/mention] in seinem Faden ordentlich rumjammern und von ihm Tipps und aufmunternde Worte bekommen. Und irgendwie liefs dann ab diesem Zeitpunkt irgendwie viel, viel besser. Auch mental war ich dann wieder in der richtigen Spur und hatte wieder deutlich mehr Freude am Training. Zudem hat das für mich neue Sprinttraining, das ich als zusätzliche 5. TE eingeführt hatte, auch immer viel Spaß und Motivation gegeben. In der vorletzten Woche dann 2 ziemlich gute QTE bei super angenehmen 16 Grad, Dienstag 4 x 1.200 m RT mit 400m TP und am Donnerstag 4 km TDL in 4:34. Zu dem Zeitpunkt war ich sehr zuversichtlich, die Sub22 knapp schaffen zu können. In der Wettkampfwoche sank dann meine Motivation aber wieder deutlich und ich bekam richtig schlechte Laune beim Anblick der Wetteraussichten. Für den WK-Tag waren bis 31 Grad vorhergesagt und mein 5km-Lauf war für 12 Uhr mittags terminiert...
Das letzte Intervall-Training am Dienstag bei 26 Grad lief dann natürlich auch schlechter als das vor einer Woche bei 10 Grad weniger. Trotzdem natürlich weiter getapert und versucht, mich trotz der Wetteraussichten in die richtige Stimmung für den Lauf zu bringen. Immerhin sind es nur 5 km und kein HM oder gar Marathon. Also, volle Attacke und dann schauen, ob es sich ausgeht !!!Wettkampftag:
Den Vorteil des späten Starts genutzt und halbwegs gut ausgeschlagen und schön pünktlich los, damit kein Hektik aufkommen kann, Außerdem wollte ich mich noch vorher kurz mit meiner Mom treffen, die mich beim Lauf anfeuern wollte. Im Tierpark war schon richtig was los und viele Leute mit ihrer ganzen Familie unterwegs. Es gab bereits um 09:30 Uhr einen 10km-Lauf und beim 5er einen sogenannten Generationenlauf. Das ganze Event ist schon eher familiär ausgerichtet, aber trotzdem sehr gut organisiert. Aber wie befürchtet, knallte die Sonne bereits um 11 Uhr schon mächtig vom Himmel und es waren da schon 25 Grad. Zum Glück konnte ich mich im Schatten einlaufen und habe auch erstmals vor einem Wettkampf ein verkürztes Lauf-ABC wie bei meinen Sprinttrainings gemacht. Beim Warmlaufen blieb der Puls trotz der warmen Temperaturen überraschend niedrig und ich hatte dann plötzlich auch richtig Bock auf den Lauf und wollte alles versuchen, die Sub22 zu schaffen.
Lauf:
Der Startbereich liegt zum Glück im Schatten. Mit meiner Zielzeit war ich in Block 1 eingeteilt und habe mich auch direkt in die zweite Reihe gestellt, da ich aus vorherigen Teilnahmen wusste, dass gleich am Anfang einige enge Kurven gibt, wo man schnell im Stau stehen kann. Hab dann mal links und rechts nach den Zielzeiten gefragt. Als ich dann als Antworten 18 Minuten und 20 Minuten bekam, bin ich dann freiwillig noch eine Reihe weiter noch hinten. Will ja auch keinem im Weg stehen. Eine Minute noch bis zum Start, meine Aufregung steigt ganz schön an. Noch schnell aus meiner Flasche Wasser einen kleinen Schluck genommen und den Rest über Kopf und Kappe und Rücken gekippt. So - mit kühlen Kopf und heißen Beinen - wollte ich auch laufen.
Der Startschuss ertönt, alles um mich herum rast los und ich mittendrin. Trete aber gleich wieder gefühlt auf die Handbremse, will nicht gleich am Anfang überpacen. Zielpace ist ja 4:24. Nach ca. 50-60 m ein erster Kontrollblick auf die Uhr - der Stryd zeigt eine Pace von 3:48 an. Aaahhhh, fuck, das doch hier nicht dein Sprinttraining. Also noch mehr bremsen. Nächster Blick auf die Uhr - 4:05. Verdammt, immer noch zu schnell. Kurz danach vorne kommt die erste enge Kurve, da werde ich automatisch etwas langsamer. Aber die Startreihe 3 war perfekt, kein Gedränge, ich kann problemlos mein Tempo laufen. Wenn ich es dann mal endlich auch richtig treffe... Beim nächsten Blick auf die Uhr passt die Pace mit 4:22 endlich. Ich hoffe inständig, dass sich der rasante Beginn nicht am Ende rächen wird. So langsam habe ich mein Tempo gefunden, es pendelt sich zwischen 4:18 und 4:24 ein. Das erste km-Schild steht für meine Uhr genau richtig, sie piepst fast direkt nach dem Schild - 1. km 4:17. Zwar etwas flotter als geplant, aber dem Spurtstart geschuldet. Ich höre in mich rein, meine Atmung ist eigentlich noch ganz ok. Bei den Trainings-Intervallen habe ich bei dem Tempo gefühlt deutlich mehr geschnauft.
Die Reihen neben mir haben sich auf dem ersten km doch ganz schön nach vorne und hinten gelichtet, ich muss jetzt schon schauen, dass ich mir einen guten Pacer suche. Für den 2. km finde ich auch jemanden, bleibe schön an ihm dran, er läuft recht gleichmäßig, schnauft aber schon deutlich lauter als ich. Der 2. km geht dann mit 4:22 durch.
Mein Pacer wird jetzt leider zwischendurch immer mal etwas langsamer, Pace rutscht teilweise auf 4:28 ab. Ich gehe vorbei und sehe ein paar Meter weiter eine Frau mit blauen Trikot. Mit ein paar schnelleren Schritten schließe ich zu ihr auf. Leider geht sie bei km 2,5 kurz zur Wasserverpflegung nach links weg. Ich laufe aber weiter, nehme mir kein Wasser. Teile der bisherigen Strecke lagen im Schatten und das wird auch bei zweiten Rennhälfte so sein. Mein Laufshirt und die Kappe sind auch noch nass vom Wasserguß in Startbereich. Und jetzt zu trinken wäre nur unnützes Verschluckrisiko, habe vor dem Start genug getrunken. Also erstmal alleine weiter. Irgendwann schließt die "blaue" Frau aber wieder zu mir auf und eine Zeitlang laufen wir nebeneinander. Der 3. piepst wie der 2. bei 4:22. Läuft bisher ideal.
Leider wird meine Begleitung wieder peu a peu langsamer und ich muss jetzt mein Tempo wieder selber machen. Boah ey, das wird jetzt aber so richtig anstrengend, mein Tempo alleine machen zu müssen. Mein Atmung wird immer lauter und zu diesem Zeitpunkt versuche ich mal kurzeitig mit meinem inneren Schweinehund zu reden, wie [mention]LaufSteff[/mention] dass immer in seinen Laufberichten so herrlich beschreibt. Aber irgendwie hat mein Schweinehund offensichtlich keine Lust auf reden. Pfff, na dann eben nicht.. Habe eh keine Zeit dafür, muss aufpassen, den unbeteiligten Tierparkbesuchern auszuweichen, die sich auf den Gehwegen befinden. Die Tierparkwege sind nur an neuralgischen Stellen für normale Besucher abgesperrt oder für uns Läufer gesichert. Ca. 1,2 km vor dem Ziel gibt es nochmal eine 180 -Grad- Kehre. Das Wiederanlaufen nach dem Anbremsen ist richtig hart für die Beine. Aber nachdem ich dann wieder in Schwung bin, weiß ich, dass ich mein Zeitziel schaffen kann. Jetzt nur noch 1,2 km, das ist nur noch ein Intervall wie in der letzten Woche. Da fühlte ich mich vor dem letzten Intervall auch nicht viel besser und habe es trotzdem durchgezogen. Der 4. km ist mit 4:24 auch wieder absolut im Soll.
Ich nähere mich langsam wieder dem Schloss Friedrichsfelde, wo sich auch das Ziel befindet und habe es auf einer längeren Gerade voll im Blick. Automatisch werde ich wieder etwas schneller, Uhr sagt 4:10... Na hoppala, mal nicht zu früh den Endspurt, sind noch fast 800m. Aber das sind eben nur noch 2 Stadionrunden, das geht sich definitiv aus... Allerdings wird die Gerade zum Schloss hin immer länger und länger und ist komplett ohne Schatten. Es wird jetzt richtig, richtig anstrengend, die Atmung hört sich an wie eine Dampflok. Dann muss ich nochmal eine kleine Rechtskurve vom Schloss weglaufen, aber da ist immerhin wieder Schatten. Da steht auch meine Mom und feuert mich mit einem lauten Bravo an. Ich kann nur noch leicht lächeln, keine Luft übrig für Winken oder so. Dann kommt das Ende der Rechtskurve und der Zielbogen ist zu sehen. Los jetzt, Zielspurt muss sein. Luft kannst du dann wieder holen. GAAAS... Über die Zielmatte drüber - Uhr abdrücken und zumindest noch 2 Schritte nach rechts rüber , um nicht komplett im Weg zu sein und dann nur noch eins - Stehenbleiben und atmen. Atmen, Luft holen, atmen...
Und dann die abgedrückte Zeit realisieren - 21:44 !!! YEAH !!! Ich bin anscheinend eine Wettkampfsau...
Nachdem ich halbwegs wieder zu Atem gekommen bin, kommt eine Frau auf mich zu und hängt mir ein blaues Band mit einem laminierten Zettel dran um Hals. Öööhhhmmm, ich hätte doch lieber ein schicke Finisher-Medaille mit der Giraffe... Da kommt als Antwort, die bekomme ich bei der Siegerehrung auf der Tribüne - ich bin 2. Frau gesamt geworden. Wie cool ist das denn bitte!?!?!?!
Dann nimmt mich auch noch das Maskottchen Berlino für ein Foto hoch - und ich strahle wahrscheinlich wie ein Honigkuchenpferd und bin einfach nur happy. Über meine Zielzeit, über meinen ersten Gesamt-Treppchenplatz und plötzlich auch wieder über das schöne Wetter und überhaupt alles. 
Beim Warmlaufen:
Siegerehrung:
Medaille:
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Aber mache ich definitiv mal mit.
Reicht jedenfalls nicht für die frühzeitige Rente. 
@Traine
