Mein erster Wettkampf außerhalb der Straße – der Trail Serra de Tramuntana auf Mallorca.
Wie immer lausig vorbereitet

60 km / 58 km / 72 km darin nur 1 Lauf von 35 km im entsprechenden Gelände und ansonsten maximal 20 km und nur 1 x pro Woche im Trail.
(Hierzu bitte keine Kommentare – ich schäme mich auch so schon!

Einige (nicht überraschende) Einsichten vorab:
62 km sind definitiv länger als 42 km (ach komm)
Ein Trail ist definitiv anstrengender als ein Straßenlauf – ich würde schätzen je nach Anforderung so 1,5 bis 4 Mal so krass.
Der Rucksack auf dem Rücken erleichtert die Sache nicht unbedingt.
Inov8 X-Talon 190 sind für einen solchen Trail mit den vielen
„fucking-hellfire-ich-glaub-ich-hab-mir-den-knöchel-gebrochen“-Abschnitten nicht unbedingt geeignet. Ein wenig mehr Dämpfung hätte es sein dürfen.
Bergab ist nicht unbedingt leichter als Bergauf
Schokolade ist lecker und hilfreich – vor allem nach 44 km und „Sch….-ich kann-nicht-mehr“
…
Los ging es in Valdemossa.
Stichprobenartig (alle mit ´ner 9 in der Startnummer oder so) wurde die vorgeschrieben Ausrüstung gecheckt. Bei mir ´türlich ´ne 9 drin.

Krankenversicherung (meine Tarjeta Sanitaria war abgelaufen – zum Glück nicht gemerkt)
Perso ( auch abgelaufen – auch nicht gemerkt)
Wasserdichte Jacke (hätt ich nicht mitschleppen müssen – Wetter war perfekt)
Isodecke
Trinkbecher (Wegen Abfallreduzierung - an den Versorgungsständen gab es keine Plastikbecher – in einem Land in dem wir selbst Autobatterien in den Hausmüll werfen ein erfreulicher Fortschritt)
Mindestens 0,5 Liter Wasser als Reserve (viel zu wenig – zum Glück hatte ich 1,5 im Schlauch)
Dann ging es los. Gute Stimmung am Start. Zwischendurch passierten uns die in der Nacht zuvor gestarteten Ultras (105 km).
Das Wetter versprach gut zu werden (wurde es auch – bis 24 Grad).
Ich habe dann noch Ausschau nach „Trailbunny“ gehalten – konnte sie leider nirgendwo entdecken.
Los ging es – erst mal 450 Meter nach oben und dann wieder 900 Meter nach unten – Richtung des 10km entfernten Deia. Die Profile wechselten sich ab: anspruchsvolle steinige Pfade, Straße, felsiger Untergrund, zugewucherte Trampelpfade, wunderschöne Bergpässe mit einem traumhaften Blick über das Meer.
In Deia dann die erste Versorgung mit Isodrink, Cola, Wasser, Bananen, Schoki, Orangen, Brote…
Habe mir aber nur 3 Minuten Zeit genommen und das habe ich auch an den anderen Stationen (ausser der letzten) so gehalten (ist das normal oder empfiehlt sich eine längere Pause?)

Dann ging es weiter in Richtung Soller wo die nächste Station war.
Als man mich vor dem Wettkampf fragte, wie lange ich denn laufen müsse, habe ich immer geantwortet: „Keine Ahnung – vielleicht 7 oder 8 Stunden – vielleicht auch 9“.
Als es von Soller in Richtung Cuber Stausee ging, bekam ich die erste „Vorahnung“, dass es dann doch wohl eher etwas mit 9 sein könnte.
Endlose Steinstufen später, über 900-Höhenmeter nach oben, war ich überzeugt, dass ich wirklich dankbar dafür sein könnte, wenn da tatsächlich noch eine „9“ davor steht.
Vom Cuber Stausee ging es Richtung Kloster Lluc. Erstmal erneute 400 Meter nach oben und dann auf und ab in scheinbar endlosen Kilometern über unangenehme, harte Abstiege mit felsigem Untergrund zum Kloster. Durch meine Inov8 spürte ich mittlerweile jedes Steinchen.

Und der Spruch „Mallorca ist stein-reich“ stimmt 100-prozentig.
Am Kloster Lluc angekommen (nach etwa 44 km) war ich fix und alle.
Mittlerweile hatte ich so 8 Stunden auf der Uhr und zog in Erwägung, dass da ja auch irgendwas mit „10“ bei der Endzeit akzeptabel sein könnte. Hey, Junge – ist dein erster Ultra-Trail.
Der nun folgende letzte Abschnitt (ca. 18 km) bestand zum größten Teil aus durchaus händelbaren Abstiegen und langen flachen Abschnitten mit dankbarem, einfachen Untergrund. Durchaus auch in 2 Stunden machbar – wäre man denn noch frisch.
Auf diesem Abschnitt habe ich mich aus mir unerklärlichen Gründen noch verlaufen.
Plötzlich kam mir ein Spanier entgegen


Ich habe ihm dann geantwortet, dass ich schon im Ziel war und jetzt zurück nach
Valdemossa laufe

Hat er mir nicht geglaubt und ich hatte dann für die nächsten Minuten einen freundlichen Begleiter
(in die richtige Richtung)
Ich habe für den letzten Teil noch fast 3 Stunden gebraucht und mir damit meine Zeit auf 10:51 Stunden versaut. Aber mehr ging nicht.
Beim nächsten Mal heißt es auf jeden Fall: Besser vorbereiten und geeignete Schuhe.
Im Nachhinein bin ich aber doch zufrieden damit – unter den gegebenen Umständen und im Hinblick darauf wie lädiert ich heute noch bin, bin ich überzeugt: Ich hab mein Bestes gegeben. Und was will man mehr……

Grüsse
Olli