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Vergessen sie den Marathon...

Vergessen sie den Marathon...

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....diesen Satz hörte ich zum ersten Mal im August 2011 von einem Arzt;

5 Monate nach einem Achillessehnenriss mit anschl. OP und suboptimalen Heilungsverlauf.
Ich war geschockt, nicht nur die Tatsache an sich, sondern auch die Art und Weise wie Herr Doktor mir das sagte, ließen mich
in ein tiefes Loch fallen.
Ich will aber, ich will laufen, das sagte ich mir immer wieder und wechselte den Arzt. 2. Meinung ( nach einem MRT), muss wahrscheinlich noch mal operiert werden, laufen können sie vergessen.
Nur mein Physio machte mir Mut und sagte immer wieder, du kannst wieder laufen, das kriegen wir wieder hin.
Arzt Nr. 3 gab grünes Licht und ermutigte mich langsam wieder einzusteigen. Seiner Meinung nach könne die Sehne bei jeder Gelegenheit wieder reißen, also könnte ich auch laufen gehen.

Mein Traum vom Marathon war mittlerweile in ganz weite Ferne gerückt, aber er war größer als je zuvor.
Ende Oktober 2011 fing ich wieder mit dem Laufen an, ganz langsam , ganz vorsichtig und ich habe es mit viel Geduld geschafft wieder längere Strecken laufend zu bewältigen.

März 2012, der erste 10km WK als Test, es ging und die Sehne hielt.
Mein Wunsch einen Marathon zu laufen wurde immer größer und ich war zuversichtlich dies irgendwann zu schaffen.
Ich trainierte fleißig weiter und meldete mich zu einem HM im Nov. an, sollte dies gut gehen, dann wollte ich mich 2013 für den Berlin Marathon anmelden.

August 2012; Den Marathon können sie vergessen...
Zum zweiten Mal hörte ich diesen Satz von einem Arzt, Diagnose BSV L4/L5 und L5/S1.
Erneut fiel ich in ein tiefes Loch..ich will laufen... waren tagelang meine einzigen Gedanken.
Wieder war es ein PT der mich ermutigte einfach weiter zu laufen und zu schauen ob es geht.
Und siehe da, es ging.
Ohne jemandem etwas zu sagen meldete ich mich zum Berlin Marathon 2013 an.

29.9.2013
Ich stehe zitternd vor Kälte und Aufregung im Startblock H des BM und kann es selber kaum fassen. Bis hierher habe ich es geschafft, obwohl ich vor 2,5 Jahren noch dachte, dass ich nie mehr laufen kann.
Als es endlich losging war ich voller Vorfreude auf die 42,195 km. Ich war so gut wie möglich vorbereitet( auch Dank der großen Hilfe eines lieben Foris), hatte meinen TP akribisch " abgelaufen" und blieb von weiteren Verletzungen verschont.
Die ersten km gingen nur sehr langsam voran, da die Strecke sehr voll war und ich Probleme hatte zu überholen. Schon nach ca. 5 km war klar, dass ich meine Zielzeit von sub 4 vergessen kann, aber das war mir plötzlich gar nicht mehr so wichtig. Ich war einfach nur glücklich und zufrieden dabei zu sein. Die nächsten km konnte ich etwas schneller laufen, aber die verlorene Zeit aufholen zu wollen wäre Wahnsinn gewesen. So lief ich einfach weiter, genoß die tolle Stimmung und fühlte mich super.
Nach der HM -Marke lag meine Zeit bei 2:07, ziemlich langsam, aber was solls, es ist mein erster Marathon.
Ich fühlte mich top fit,winkte, klatschte Kinderhände ab und lächelte in die Kameras. Mittlerweile lief ich auch deutlich schneller und es fiel mir überhaupt nicht schwer.
Nach km 30 wartete ich ständig auf einen Einbruch, aber er kam nicht. Die ganze Zeit über wusste ich, dass ich die Distanz auf jeden Fall schaffe, alle Zweifel waren weg.
Als das Brandenburger Tor in Sicht kam habe ich die Arme hochgerissen und bin lachend und jubelnd weiter gelaufen.
Es war so ein tolles Gefühl!!

Nach 4:08:47 lief ich lächelnd und relativ entspannt ins Ziel und konnte so meinen ersten Marathon voll und ganz genießen.

Sollte euch mal jemand sagen vergesst den Marathon, vergesst ...., dann glaubt ihm nicht unbedingt.

Viele Grüße Klummi :winken:

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Wenn man an sich selbst glaubt und trainiert, die Hoffnung nicht aufgibt, dann geschehen solch schöne Momente.

Ich freue mich auf dich beim DUS M. LG :hallo:
Highlights bisher:
16.+17. Juni 2018 - 24 h Burginsellauf = 121,74 km
03.10.2021 SIX STAR Finisher
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Ganz großes Kino - die Vorstellung davon, wie Du einen Pflasterstein nach dem nächsten vor Dir her schiebst und letztlich alle zur Seite kickst, um dann doch ins Ziel zu laufen - nach 42,195 sagenhaften Kilometern!

Willenstärke und Mut haben es gut mit Dir gemeint und Dich für die viel Geduld in den letzten Jahren gebührend entlohnt!

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!

LG,
Finny

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Hallo Klummi,

meinen größten Respekt :daumen: Das ist wirklich super und ein Beispiel für alle die immer gleich alles hinschmeißen.
Ich kann das so ein bisschen nachfühlen. Mir hat mal ein Arzt vor einer OP gesagt:"in 2 Wochen laufen Sie wieder" und daraus wurden mehr als 3 Monate und zig Rückschläge, Physio, Behandlungen. Neue Probleme etc. :frown:
Nach ca 15 Monaten nach der OP lief ich wieder die Zeiten wie vor der OP. Jetzt ungefährt 2 1/4 Jahre nach der OP läuft es bis auf ein paar Probleme wegen zu viel laufen sehr gut.
Also niemals hinschmeißen. Immer am Ball bleiben :daumen:

Sehr schön, ich freu' mich mit dir! Nachmal Glückwunsch. :daumen:

Grüsse,
Frank
:winken:
meine Laufseite ; aktuelle Trainingsdaten Runalyze
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Toller Bericht! Hätte wegen mir auch wesentlich ausführlicher sein können und wär trotzdem nicht weniger lesenswert gewesen! :daumen:

Glückwunsch zum Finish. Ich geh schwer davon aus, dass dies nicht Dein letzter Marathon war. Selbst wenn wieder ein Arzt sagt, den nächsten kannst Du vergessen... :zwinker5:

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xBLUBx hat geschrieben:Hi Klummi - schön, dass es so gut geklappt hatte! :bounce:


*flüster* was steht als nächstes an
Danke für deinen lieben Kommentar :) , schau doch mal beim DUS M Thread, dort findet dann das große BM Treffen statt :zwinker5:
Det_isse hat geschrieben:Wenn man an sich selbst glaubt und trainiert, die Hoffnung nicht aufgibt, dann geschehen solch schöne Momente.

Ich freue mich auf dich beim DUS M. LG :hallo:
Danke dir, ich freu mich auch dich dort hoffentlich kennen zu lernen :nick:
moengel hat geschrieben:Hallo Klummi,

meinen größten Respekt :daumen: Das ist wirklich super und ein Beispiel für alle die immer gleich alles hinschmeißen.
Ich kann das so ein bisschen nachfühlen. Mir hat mal ein Arzt vor einer OP gesagt:"in 2 Wochen laufen Sie wieder" und daraus wurden mehr als 3 Monate und zig Rückschläge, Physio, Behandlungen. Neue Probleme etc. :frown:
Nach ca 15 Monaten nach der OP lief ich wieder die Zeiten wie vor der OP. Jetzt ungefährt 2 1/4 Jahre nach der OP läuft es bis auf ein paar Probleme wegen zu viel laufen sehr gut.
Also niemals hinschmeißen. Immer am Ball bleiben :daumen:

Sehr schön, ich freu' mich mit dir! Nachmal Glückwunsch. :daumen:

Grüsse,
Frank
:winken:
Hallo Frank, Danke :) Da du auch durch eine Verletzung ausgebremst wurdest kannst du sehr gut nachvollziehen wie sch... man sich dann fühlt.
Super, dass du trotzdem wieder mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs bist :zwinker5:

Allen anderen viele, vielen Dank für eure lieben Kommentare :)

Viele Grüße Klummi

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B2R hat geschrieben:Toller Bericht! Hätte wegen mir auch wesentlich ausführlicher sein können und wär trotzdem nicht weniger lesenswert gewesen! :daumen:

Glückwunsch zum Finish. Ich geh schwer davon aus, dass dies nicht Dein letzter Marathon war. Selbst wenn wieder ein Arzt sagt, den nächsten kannst Du vergessen... :zwinker5:
Um ehrlich zu sein habe ich lange überlegt, ob ich den Bericht überhaupt schreiben soll. Dann dachte ich mir, was solls, wenn es keiner liest ist auch nicht schlimm. Wenn ich alles ausführlich geschrieben hätte, dann wäre ich jetzt noch am schreiben :zwinker2:
Wenn alles gut läuft, dann war das garantiert nicht mein letzter Marathon :nick:

Viele Grüße Klummi

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Hallo Klummi,

viele Ärzte betätigen sich als Pessimisten. Das hat sicher berufsbedingte Gründe. Erstens sehen sie viele Menschen, die sich (auch durch übermäßigen Sport) verletzen. Zweitens müssen sie ihre Patienten vor weiterem Schaden bewahren und entwickeln sicher so etwas wie einen Schutzreflex. Der wird wohl auch in dem Moment aktiviert, wenn ein schwerwiegend am Bewegungsapparat Erkrankter seine Laufträume ausspricht ... Mir hat einmal ein Orthopäde gesagt: "Wenn sie ihre Achillessehne nicht operieren lassen und weiter so viel laufen, dann wird sie eines Tages reißen!". Das war 2006, da hatte ich erst 9 Marathonläufe auf dem Kerbholz und trainierte erst gut 3 Jahre leistungsorientiert. Entsprechend gering war meine Erfahrung läuferisch und vor allem was die Reaktion meines Körpers auf dieses Training angeht. Ich war nahe dran mich operieren zu lassen, tat es dann aber doch nicht, weil sich meine Beschwerden dramatisch verbesserten. Seltsamerweise je mehr und härter ich trainierte (wofür es aber Gründe gibt, die ich jetzt nicht ausführen will). Ich wich dem Messer also aus. Danach steigerte ich mein Laufpensum geradezu dramatisch. Lief mehr, schneller, später viiiiiel weiter. Bis zu 219 km am Stück, bis zu 26 Marathons und Ultras pro Jahr, inzwischen weit über 100 insgesamt. Die A-Sehne riss nicht! Natürlich muckert sie bisweilen, weil die Schädigung (nicht vom Laufen) irreparabel ist. Aber sie spielt mit, weil ich weiß, was ich tun muss, damit sie zufrieden bleibt. Jener Orthopäde war ein Fachmann, dem ich niemals übel nachreden würde, weil er viel für mich tat. Aber er unterlag einer Fehleinschätzung. Oder sein antrainierter Schutzreflex riet mir zur OP.

Was für mich auch ein entscheidendes Kriterium bei der Arztwahl darstellt, ist die Einstellung des Doktors zum Sport. Daher stellen für mich grundsätzlich Sportärzte die erste Wahl dar. "Sportarzt" ist "nur" eine Zusatzqualifikation, keine eigenständige Fachrichtung wie Orthopädie oder innere Medizin, usw. Aber das Prädikat sagt etwas aus über das Verhältnis des Arztes zum Sport. Meiner ist Sportarzt und Allgemeinmediziner. Und dazu noch ehemaliger Weltklassemarathoni (Bestzeit 2:12h! in den 1980er-Jahren). Der redet nur von Laufpause, wenn sie wirklich zum Heilungsprozess erforderlich ist. Nach hartnäckiger Verletzung hat er mich wieder hingekriegt und nie in Frage gestellt, dass ich wieder weit würde laufen können ...

Es wir sicher nicht jeder/jede, die massiv gehandicapt ist, Marathon laufen können, auch wenn er/sie es mit aller Inbrunst will. Aber es gibt auch keinen Grund die Macht des eigenen Willens und die Selbstheilungskräfte des Körpers zu unterschätzen. Wenn auch nur der Hauch einer Chance, eine schwache, grundsätzliche Möglichkeit dazu besteht, etwas zu schaffen, dann werden ein starker Wille und ein vorsichtiges/kluges Training es auch erreichen.

Meinen herzlichen Glückwunsch :daumen: zu deiner Leistung und noch viel mehr, dass du den Weg gegangen bist, den dein Traum dir vorgezeichnet hat. :daumen: :daumen: :daumen:

Bleib vorsichtig und lauf weiter. Genieße die Fähigkeit die Welt weit laufend zu erleben.

Toller Mensch! :nick:

Alles Gute :daumen:

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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@Klummi: Glückwunsch zum Erfolg und zu Deinem Durchhaltewillen.

U_d_o hat geschrieben:
Was für mich auch ein entscheidendes Kriterium bei der Arztwahl darstellt, ist die Einstellung des Doktors zum Sport. Daher stellen für mich grundsätzlich Sportärzte die erste Wahl dar. "Sportarzt" ist "nur" eine Zusatzqualifikation, keine eigenständige Fachrichtung wie Orthopädie oder innere Medizin, usw. Aber das Prädikat sagt etwas aus über das Verhältnis des Arztes zum Sport. Meiner ist Sportarzt und Allgemeinmediziner. Und dazu noch ehemaliger Weltklassemarathoni (Bestzeit 2:12h! in den 1980er-Jahren). Der redet nur von Laufpause, wenn sie wirklich zum Heilungsprozess erforderlich ist. Nach hartnäckiger Verletzung hat er mich wieder hingekriegt und nie in Frage gestellt, dass ich wieder weit würde laufen können ...
Hallo Udo,

ich teile Deine Einstellung, ein paar Gedanken dazu noch aus der Arztperspektive dazu:

Die Medizin ist mittlerweile ein kaum noch überschaubares Fach. Sprich, selbst Fachärzte überschauen nur einen sehr kleinen Teil Ihres Gebietes. Das führt in der Konsequenz dazu, dass sich in der Regel ein sportmedizinisch interessierter Läufer, der einiges an Wissen aus Zeitschriften, Büchern und Foren zusammengeklaubt hat, sich in der Regel besser mit Achillessehnenbeschwerden auskennt, als ein Orthopäde oder Unfallchirurg ohne entsprechenden Schwerpunkt.

Wenn ich als Läufer zu einem solchen gehe, heissts dann oft: Achillessehne tut weh, machen sie mal 4 Wochen Pause...und dann fängt man nach 4 Wochen wieder an und hat nach 4 Tagen den gleichen Schmerzlevel...

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, das letztere halt das wichtigste an unserem Beruf ist. Medizin ist keine exakte Wissenschaft, sondern eine relativ interessanter Mix aus Wissen, Handwerk und auch etwas Intuation. Folglich wird ein Arzt, der beispielsweise regelmäßig Vereinssportler beetreut und im besten Fall auch noch in der Sportart, die man selbst ausübt, am ehesten helfen können.

Zur Kommunikation: "Berufspessimismus" kann sicher im Spiel sein, allerdings ist es wie gesagt auch schwierig, exakte Prognosen zu geben. Patienten (und ich kenne beide Perspektiven sehr gut, auch mir hat man schon mal von jeglichem ambitioniertem Sport abgeragten...) hören oft, verständlicherweise, sehr selektiv.

Beispiel:

A: "Bis sie wieder laufen können, dauert es mindestens 3 Monate..."
P: "Sie haben doch anfangs gesagt, in 3 Monaten wird es wieder gehen..."

Gruß
Sascha

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U_d_o hat geschrieben:....ein starker Wille und ein vorsichtiges/kluges Training.....
Für mich der Schlüssel zum Erfolg.
10 km 45:05 (10/15) HM 1:41 (07/2013) M 3:37 (05/2013) 75 km 7:12h (08/2013)

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Antracis hat geschrieben:... allerdings ist es wie gesagt auch schwierig, exakte Prognosen zu geben. Patienten (und ich kenne beide Perspektiven sehr gut, auch mir hat man schon mal von jeglichem ambitioniertem Sport abgeragten...) hören oft, verständlicherweise, sehr selektiv.
Hallo Sascha,

für deine Antwort bin ich zigfach dankbar, denn selten nimmt ein Mediziner in diesem Forum Stellung. Das "Dreieck" (oder gar "Viereck") Patient-Arzt-Verletzung/Erkrankung (-Therapeut) mit der gegenseitigen Beeinflussung (auch Verunsicherung oder Verwirrung) hat natürlich viel mehr Facetten, als wir in diesen kurzen Wortmeldungen anreißen konnten. Es ist auch sicher das falsche Unterforum, wenn man viele Läufer erreichen will (was eigentlich immer mein Anliegen ist, um Erfahrungen weiterzugeben oder zur Diskussion zu stellen). Es bot sich halt an.

Dein Hinweis, wie schwierig es ist richtige Diagnosen zu geben, ist für mich ein ebenso wichtiger Punkt. Als (Sport-)Patient darf ich dem (Sport-) Arzt nicht "verübeln", wenn er irrt. Er wird nach Ermittlung der Vorgeschichte seiner Erfahrung und seinem Wissen entsprechend eine (wahrscheinliche) Diagnose aussprechen. Dabei hat er möglicherweise im Hinterkopf, dass es auch dies oder jenes oder gar nichts davon sein kann. Menschen mit Leidensdruck (= Patienten) wollen aber verständlicherweise eine klare Aussage und einen entschiedenen Therapievorschlag. Mit fast 60 Lenzen und diversen Sportwehwechen und auch kapitaleren Verletzungen (erst in den letzten 10 Jahren vom Laufen) blicke ich auf eine reiche Erfahrung zurück, was das Verhältnis Patient-Arzt angeht. Und deshalb erwarte ich schon lange keine eindeutigen Diagnosen mehr. Ich schätze an meinem Arzt, dass er sich die "Sache" genau ansieht, lange schweigt (dafür denkt) und dann sagt, was "es" sein kann und nicht sein muss. Ich akzeptiere ganz entschieden, wenn er sagt, dass er nicht sicher ist. Dass er diese oder jene Therapie (manchmal auch einfach abwarten und Training umstellen) für angezeigt hält. Und dass ich wiederkommen soll, wenn seine Heilungsprognose sich nicht bewahrheitet.

Was ich vor allem gelernt habe, ist, dass man als Patient mit dem Arzt "zusammenarbeiten" muss. Dazu gehört sich selbst exakt zu beobachten, alle Infos, die mit dem Schmerz in Zusammenhang stehen vor dem Besuch zu überdenken, während der Untersuchung so exakt wie möglich zuzuhören und zu antworten. Dazu gehört auch Vertrauen. Wenn er sagt "tue dies", dann muss ich das auch tun und der Wirksamkeit vertrauen. Wirkt es nicht, dann sollte das zu keinem Vertrauensverlust führen, weil ich als Patient wissen muss, dass Symptome zu verschiedenen Schlussfolgerungen (Diagnosen) führen können. Und selbst wenn von mehreren Diagnosen die richtige getroffen wurde, kann auch die Therapie wirkungslos geblieben sein. Also wieder hin und nachsteuern ...

Ohne oder mit geringer Mitarbeit des Patienten ist der Arzt auf seine Erfahrung und sein Wissen beschränkt. Das kann in die Irre führen. Ich möchte das nicht als Ärzteschelte verstanden wissen, aber dennoch darauf hinweisen, dass mir der eine oder andere Mediziner auch schon den Eindruck vermittelte, dass ich einfach nur die "Klappe" halten und ihm blind folgen soll. Ich kann irren, denn möglicherweise war der Arzt nur zu wenig kommunikativ begabt. Ist mir aber egal. Ein für mich "guter" Arzt redet mit mir, fragt, erklärt, vereinbart Verhalten. Ein "Diktat" in Form einer un- oder wenig erklärten Therapie (ob mit oder ohne "Pille") akzeptiere ich nicht.

Alles Gute allen Patienten und ihren Ärzten :daumen:

Gruß Udo

PS: Sorry Klummi für das medizinische "Lamento". Aber ich halte es für ungemein wichtig, sich als Patient richtig zu verhalten und auch sich nie, nie, nie, nie aufzugeben ...
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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@ Udo,

Kein Problem, ich habe beruflich ständig mit Patienten zu tun und kenne die Problematik daher nur zu gut.

Die Kommunikation zwischen Arzt und Patient ist enorm wichtig, allerdings findet man Ärzte, die sich auch darauf einlassen , immer seltener .

Viele Grüße Klummi

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Klummi hat geschrieben:Die Kommunikation zwischen Arzt und Patient ist enorm wichtig, allerdings findet man Ärzte, die sich auch darauf einlassen , immer seltener .
Hallo Klummi,

das ist sicher so. Zu einem großen (dem größten (?)) Teil liegt das wohl auch am kranken Kassensystem (Wer therapiert das endlich mal erfolgreich? Vom demnächst zuständigen "Doktor" erwarte ich mir allerdings keine nachhaltige Besserung ...). Wer kennt ihn nicht, den Arzt, der von Sprechzimmer 1 nach Sprechzimmer 2, von dort nach 3, 4 ... hetzt, kurz (!) zuhört (?), schnell eine Diagnose stellt, rasch eine Therapie verordnet und dann wieder weg ist ... und in der kurzen Zeitspanne, in der er mir Aufmerksamkeit (?) schenkt, nervös und gehetzt wirkt? Vielleicht muss heute eine Praxis in ähnlicher Weise optimiert sein, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Am Ende will und soll auch der Herr Doktor ein seiner immensen Verantwortung entsprechendes Auskommen haben. Wo allerdings anlässlich eines bitter nötigen Arztbesuches der Eindruck haften bleibt, nicht ausreichend angehört und in Augenschein genommen worden zu sein, da sollte man nach Alternativen suchen.

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h
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