Mein Navi sagt ich brauche ca 1:20Std für die knapp 130Km nach Zeil am Main - entsprechend bald fahre ich noch
in leichter Morgendämmerung und Hochnebel los, denn ich will ca 1Std vorm Start dort eintreffen.
Nach einigen Km lichtet sich der Hochnebel und verspricht einen halbwegs sonnigen Tag, doch schon 20Min später
wird der Nebel dicht und dichter. Beim Fahren überdenke ich meine Laufklamotten, im Wald - genauer gesagt im
Naturpark Haßberge ist wohl noch weniger Sonne, selbst wenn sie noch rauskommen sollte. Als ich fast wie geplant
dort ankomme ist tatsächlich etwas Sonne zu sehen. Ich habe gerade noch eben einen Parkplatz gleich an der Schule
bekommen, dort ist die Ausgabe der Start-Nr. - und wirklich nur der - kein sonstiger "SchnickSchnack" - die Anmeldegebühr
von moderaten 30Euro bedarf auch keiner weiteren "Goodies" - doch halt, wer finisht und seine Start-Nr. dort wieder
vorzeigt bekommt eine Flasche "Marathon-Wein" (ein Franken-Rotling) und für die Gewinner bzw teilnehmerstärksten
Teams gibt es noch fränkische Spezialitäten. Eine Finishermedaille im Ziel gibt es selbstverständlich auch. Wie ich finde
ist das schon ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis das vom Veranstalter Hubert Karl angeboten wird - seines Zeichens
Ultraläufer (u.a. 34maliger Spartathlonfinisher) und Lauftherapeut.
sehe ich jede Menge Mitläufer(innen) die noch kurz laufen - wäre mir heute zu frisch. Ich nehme sogar noch ein kleines
Schlauchtuch für den Hals mit. Zudem habe ich mich heute für diesen Waldmarathon mit ca 850 Hm für Crosslaufschuhe
entschieden. Ein kleiner Test zeigte wie meine Beine ob der ungewöhnlichen Schuhe "maulten", da entschied ich mich den
etwas längeren Vorbereitungslauf (28Km) auch mit ihnen zu laufen - ein guter Entschluss.
So steige ich in den Shuttlebus der uns in die Nähe des Starts am Waldrand fährt. Von dort ist noch 1Km Weg in den Wald
zum Start, ich deponiere meinen Dropbag und mache mich warm, ein paar kleine Unterhaltungen...schon ist es soweit.
hoch - ca 2,5Km geht es praktisch ununterbrochen nur nach oben ... im vergangenen Jahr war die Vorgabe den 1Km mit
Maske zu laufen (bay. Coronaauflagen sei Dank) - und das mitten im Wald. Jedenfalls fluchte ich auf diesem Stück im
letzten Jahr sicherlich noch viel mehr. Schon der Gedanke auf der 2.Runde mit einem HM in den Beinen das Ganze nochmals
zu laufen erschaudert mich - doch ich wusste ja worauf ich mich eingelassen habe, da ich hier zum 3.Male starte. So freue
ich mich darauf nach diesem Steilstück geht's aus dem Wald raus und es erwartet uns eine einzelne anfeuernde Betreuerin
und etwas Sonne strahlt uns an. Jetzt erstmal ein ganzes Stück flach, sogar mal etwas bergab geht's - doch bald sind wir
wieder im Wald, würde auch hier die Sonne kräftig hereinleuchten, wieviel toller das Herbstlaub schimmerte.
Nach knapp 5Km ist der 1.VP erreicht, ein sogenannter Doppel-VP, er wird später auch als letzter VP der Halb-MA-Runde
genutzt, allerdings ist der Weg zum Start/Ziel dann ein anderer. Kurz danach überqueren wir eine Landstraße, alles ist gut
abgesichert von der Feuerwehr, Sie finden auch Zeit uns ein wenig anzufeuern - ein kurzer wohltuender Moment, ansonsten
ist bei diesem Landschaftslauf mit wenigen Ausnahmen sehr ruhig, ganz anders als bei den letzten großen Stadtmarathons
die ich gelaufen bin. Für mich hat Beides seinen Reiz, wie ich sicherlich schon erwähnt habe.
Es geht weiter über Schotter- bzw Splitwege was man jedoch selten zu sehen bekommt, meist liegt jede Menge Herbstlaub
auf dem Untergrund und da es immer wieder mal bergauf und ab geht bin ich froh über die Trailschuh-Auswahl, auch wenn
meine Beine nicht besonders gut mit diesen Schuhen klarkommen - mit wenig profilierten Marathonschlappen würde ich hier
definitiv nicht laufen wollen. Schon kommt der nächste Anstieg, nicht so lang und heftig wie zum Start... kostet aber Kraft,
aber es geht ja auch wieder abwärts. Ich krame in meinen Erinnerungen: kommt da nicht eine längere Bergabpassage, wo
man's Laufen lassen kann? Ich hatte Recht kurz darauf rollt es und ich kann einige Sekunden, oder gar Minuten gutmachen,
die mich diese Steigungen gekostet haben ... jedoch ausgleichen kann es das nimmer. Nach einigen Abbiegungen habe ich Km9
passiert und schon ist der nächste VP in Sicht, hier ist eine kleine Weiherlandschaft mitten im Wald und am Weg der daran
vorbei führt ist ein VP mit begeisterten Helfern - Sie jubeln schon von weitem, als Sie mich entdecken... und daran kann ich
mich nun auch erinnern, das an genau diesen VP Stimmung herrschte. So begrüße ich Sie mit den Worten: Auf genau Euch
habe ich gewartet - ein Grund das ich heute wieder dabei bin ... ich freue mich schon auf die 2.Runde. Ich klatsche Sie noch
ab und mache mich auf den Weg, als ich den letzten Becher Iso leere und entsorge, sehe ich noch einen einsamen Schwan
im Weiher seine Kreise ziehen - Idylle pur. Bei Km10 kurzer Blick zur Uhr - wie erwartet bin ich heute langsam unterwegs,
doch das soll mich heute nicht weiter stören, es wird sicherlich noch langsamer werden.
Weiter durch den Herbstwald, ab und zu spitzt auch die Sonne durch die Bäume und macht die Umgebung noch ein Spur
freundlicher - ist es nicht ein Glück hier laufen zu können, ich freue mich darüber auch wenn meine Beine diese Begeisterung
nicht ganz teilen. Ich versuche mir den weiteren Streckenverlauf in Erinnerung zu bringe, was mir nur bruchstückhaft gelingt.
Das war mir tatsächlich noch präsent: Es kommt eine Art Gabelung, hier kommen mir Läufer entgegen, die schon ca 3Km
weiter sind, es sind nur wenige hundert Meter Begegnungsstrecke, dann biege ich rechts ab und auch Sie biegen rechts ab (aus
Ihrer Sicht gesehen) - das ganze wird von zwei Streckenposten überwacht, die darauf achten das Niemand die Wegweiser
missversteht.
Nach rechtsrum geht es abermals erst leicht bergauf, auf einer langgezogenen Linkskurve wird es fast wieder eben, doch dann
wird es ähnlich steil wie zu Beginn, das kann aber nicht sooo lange dauern kommt mir in den Sinn - sonst hätte ich das auf'm
Schirm...denke ich so bei mir. Es genügt jedenfalls um mich in meinem langsamsten Trab verfallen zu lassen - muss doch wieder
aufhören... da vorne scheint ein Ende... noch ein wenig länger, dann endlich bin ich da oben - nach etwas eben erkenne ich den
Waldrand und mir wird klar, hier geht es raus und nach einer Abbiegung (Km14) kommt der nächste VP. Meine Erinnerung trügt
mich nicht, der VP steht vor einem Weiher und genau wie im letzten Jahr spielt dort irgendwelche Stimmungsmusik (Richtung
Fasching) würde ich tippen. Auch hier werden wir herzlich begrüßt und ich erwidere das gerne... was wären wir ohne Euch freiwillige Helfer!
Es geht wieder etwas bergab, der Wald hat uns wieder und ich komme zu besagter Gabelung aus anderer Richtung, ja hier muss
ich nach rechts ,das deutet mir auch der Streckenposten an und meint noch: auf gehts - das ist wörtlich zu nehmen - also wieder
etwas bergauf... anschließend halbwegs eben. Von weiten sehe ich schon Feuerwehrabsperrung und ich weiß hier kommt wieder die Landstraße, doch diesmal laufen wir die Straße einige hundert Meter entlang auf der linken Seite. Abgesperrt durch Hütchen sind wir sicher, zuletzt weißt mich der Helfer an zu queren und wieder rein in den Waldweg - ich erkenne hier bin ich wieder auf dem Weg von vorhin - nach ca einen Km muss der "Doppel-VP" kommen. So ist es, auf den Weg dorthin laufen mir wieder Läufer(innen) entgegen die bereits auf der 2.Runde sind, auch die Halbmarathonis sind nun wohl schon auf Ihrer (einen) Runde. Am VP ein Cola, ein Iso dann weiter, der Helfer deutet mir an es geht nach links, da steht auch schon das 18Km-Schild.
Es kann jetzt nicht mehr viel aufwärts gehen, denn ich weiß die letzten beiden Km geht es abwärts zum Start/Ziel. Na klar kommt bis dahin noch eine Steigung, als ich die absolviert habe steht da ein Schild - ab nun rollt es: so ist es - ich lasse es laufen, so gut es geht. Die 20Km Marke fliegt vorbei und das HM-Ziel in Sicht, nach 2:23Std bin ich auf Runde2 - kurzer Halt am VP, jetzt wieder der ewig lange Anstieg ... mir fällt ein, ich habe noch kein Gel genommen, den Berg hoch nestle ich eins aus dem Trinkgurt und quetsch es rein, trink meine Mischung hinterher. Nun also die zweite Runde den gleichen Weg - zur Strecke brauche ich da nichts mehr zu schreiben, zu meiner Verfassung schon. Meine Beine sind nicht leichter geworden, folglich ich auch nicht schneller - wie sehr mich weitere 425HM schlauchen können ahnte ich schon vorher, jedoch sind 850Hm für einen Marathon auch nicht wirklich viel - zumindest vor einigen Jahren dachte ich das. In meiner derzeitigen Verfassung ist das aber ganz anders und selbst wenn die wieder besser wird, die paar Jahre dazwischen bleiben...in denen bin ich älter und langsamer geworden - das muss ich halt hinnehmen. Genau deshalb habe ich mir fast am Ende des Laufjahres mir keine Vorgaben bezüglich Zielzeit gesetzt - gut so.
Meine Zeit ist mit 05:04Std soweit okay - sie ist zweitrangig, ich bin trotz allem einen herrlichen Herbstmarathon in toller Umgebung gelaufen. Ich habe mich auf der 2.Runde nochmals bei allen Helfern bedankt, für's Dabeisein, verpflegen und motivieren - ich habe später gerüchtweise gehört, es sei nicht sicher ob diese Veranstaltung weiter existiert. Nach meiner Einschätzung kann es kaum an den motivierten freiwilligen Helfern liegen, aber in der Tat waren die Teilnehmerzahlen nicht unbedingt großartig. Der Marathon zählte ziemlich genau 100 Finisher - beim Halb-MA waren es ca 350. Kann sein das dies dem Sponsor zuwenig Teilnehmer sind?
Nach dem Duschen im angrenzenden stillgelegten Schwimmbad (die Duschen sind noch intakt) - ein paar Schwätzchen, sogar den Anton Lauter von Marathon4you treffe ich noch - Er ist heute nur den Halben gelaufen, geht's auf den Heimweg. Auf der Autobahn ist in kurzer Zeit wieder "dichte Suppe" und entsprechende Vorsicht bei der Heimfahrt angesagt.
Wäre schön wenn das nicht der letzte Waldmarathon in Zeil am Main gewesen ist.
Sportliche Grüße,
Roland
