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War eigentlich nicht meine Absicht...

War eigentlich nicht meine Absicht...

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41. Frankfurter Marathon am 27.10.2024

Es ist schon eine Art Ritual, der letzte Sonntag im Oktober, es werden
nicht nur die Uhren 1Std. zurückgestellt, ich fahre zeitig am Morgen nach
Frankfurt um beim Marathon dabei zu sein - diesmal zum 16x, bin halt doch
eine treue Seele wenn der Termin und das Drumherum einer Laufveranstaltung
passt - bisher nur getoppt von Fränkisch Schweiz Marathon+ Berlin-MA (je 17x).
So starte ich schon kurz vor 6Uhr (durch Zeitumstellung war die Nacht ja länger),
habe trotzdem gar nicht gut geschlafen...ausnahmsweise die Umstellung von der
Nachtschicht nicht gut verkraftet. Um 8:30Uhr bin ich am Rebstock-Parkhaus, 
hier fahren die Pendelbusse zur Messe. Schon mächtig viel Trubel als ich dort
ankomme, doch ich kenne ja das Prozedere schon gut. Vom Pendelbus läuft
man einige Meter in die Messehalle 2.Stock, hier gibt es die Startunterlagen,
wenn man Sie nicht schon am Vortag abgeholt hat (habe ich noch nie gemacht).
Für mich bedeutet es seit einigen Jahren das ich meine Unterlagen am Stand des
Frankfurter-Marathon-Club abhole, da ich seit meinen 10.Teilnahme Mitglied des
Jubilee-Club bin. Ich habe zudem eine feste Start-Nr. die mir zugeordnet ist, das
ist die "Nr. 516"  Das ist wesentlich unkomplizierter, da gibt es noch ein paar
Verzehr-Gutscheine dazu und nette Unterhaltung gibt es da auch immer. Dann
gehe ich noch um die Ecke und hole mein bestelltes Langarmshirt ab (einer der
wenigen MA wo ich das so handhabe). Nun die letzten Vorbereitungen, Überzieh-
jacke und Hose kommen in den Kleiderbeutel, Armlinge ziehe ich über. Bevor ich
den Dropbag ein Stockwerk tiefer abgebe kommt noch meine Brille und Handy
rein... ein paar Fotos habe ich schon gemacht, der Rest hinterher.
So gehe ich auf die Straße zur Startaufstellung, überquere sie und mache mich
dort in der kleinen Anlage etwas warm, trabe 4-5 Runden so wie es viele Andere
auch tun und stelle mich dann in meinen Startblock, der 10min nach der Elite
startet. Es dauert noch etwas, ich kann mir mein heutiges Ziel überlegen: Sicher
werde ich heute nicht "aufs Ganze gehen"- eine Zeit wie in München will und kann
ich heute nicht angreifen. Für meine "Restpläne" in 2024 brauche ich noch einiges
ann Kraft und Ausdauer. Ich lege mich mal (so für mich) auf eine 4:30 fest.
Wir dürfen los und ich muss mich erst mal finden, es zwickt ein wenig, aber ich
erkenne schnell: nix von Dauer, das läuft sich raus! In Frankfurt ist es immer ein
wenig beengt beim Start, nicht schlimm, aber es heißt achtgeben und heute kommt
es zweimal vor das man nach ca. 10 und 20min an einer kleinen Engstelle sogar kurz
stoppen/gehen muss. Trotzdem komme ich ganz gut raus und bin sogar relativ flott
auf den ersten 3Km, aber ich will heute meine Uhr nicht zu sehr im Blick haben -
heute reicht mir ganz grob. 
Seit einigen Jahren schon läuft man ca 500m geradeaus, dann nach links in die
Mainzer Landstraße, um dann rechts abzubiegen, die Taunusanlage zu umlaufen,
wieder auf selbiger Straße entgegen zu kommen, so laufen die später gestarteten
Läufer(innen) bei Km3 einem entgegen. Überhaupt wird bis Km9 viel in der City und
um die Messe herum gelaufen, man hat das Gefühl, so richtig weit ist man noch nicht
gekommen. Nur gut das die Laufuhr und die Km-Schilder mir das nicht bestätigen, so
kann man von Bekannten/Verwandten mit wenig Aufwand mehrfach gesehen werden...
nur blöd das ich fast immer alleine hier bin. Doch auch bei diesem etwas trüben, jedoch
nicht wirklich kalten Wetter gibt es immer wieder anfeuerungswillige Zuschauer an der
Strecke und deshalb fällt mir mein Vorsatz, es heute langsamer anzugehen, gar nicht so
leicht. Der letzte große Stadtmarathon wird sicherlich kein "lässiger" für mich werden,
bei dieser Kulisse da will und kann ich nicht im "Kräftesparmodus" laufen, da flammt dann
doch das "Lauffeuer" wieder auf... aber Roland nicht übertreiben - versuche ich mich ein
wenig zu bremsen.
So ziehe ich meine Kreise durch die Innenstadt, achte konsequenterweise auf keinerlei
Pace-Maker und gucke nur gelegentlich auf meine Uhr, denke mir ich bin etwas flott, aber
bei 10Km gucke ich genauer hin, just als ich über die Matte gehe im Westend/Nord, quasi
der nördlichste Punkt unserer Strecke. Fast genau 58min sehe ich und wenn ich das weiter
so laufen würde... ne, ne ich werde zum Schluss sicherlich langsamer... und das wäre absolut
okay so. Nachdem wir über die Eschersheimer Landstr. wieder südlich laufen, ein kleines
Stück östlich die Bleichstr. entlang, dann weiter südlich die Konrad-Adenauer, anschließend
Kurt-Schumacher-Str. bis wir bei Km14 auf der "Alten Brücke" den Main samt Insel überqueren.
Ein Hotspot samt Trommelgruppe heizt hier mächtig ein... ich denke ich habe schon gelegentlich
erwähnt, diese Musik stimuliert mich gewaltig und so geht es rechts am Sachsenhäuser Ufer mit
besonderen Elan weiter. Der Stadtteil Sachsenhausen begleitet uns ein wenig, vorbei am Städel-
museum erreichen wir bei Km15 die Kennedyallee - Zwischenzeit: 1:26, d.h. ich bin geringfügig
schneller geworden... was machst Du denn schon wieder Roland - lässt Dich wieder mitreißen
von Stimmung und Anfeuerung - ja klar, warum denn nicht!
Über den Stadtteil Niederrad - wir queren erst die Bahnstrecke, kurz danach die A5 (hier Km20
mit praktisch gleichbleibenden Tempo)- gelangen wir nach Schwanheim mit dem namensgebenden
Ufer, wieder nahe am Main entlang. Jetzt wieder die bekannte "autobahnähnliche" Schleife mit
gefühlter Auf- und Abfahrt (der Main wird überquert) - beim Hochlaufen spüre ich dann plötzlich
die kleinen Höhenmeter, bin auch langsamer, macht sich etwa schon Ermüdung breit? Doch die
Stimmung am Rande mit lautstarken, kräftigen Bass entschädigt auch ein wenig und puscht!
Am Auslauf liegt die 25Km-Matte: 2:24, mit dieser "minimalen Verlangsamung" kann ich sehr
gut leben.
Die nächsten 2,5Km geht's rechts am Main durch den Stadtteil Nied nach Höchst, der westlichste
Punkt der Strecke bevor es dann wieder Richtung Innenstadt geht. Mir fällt eine "quirlige" Läuferin
auf - ich denke, so flott wie Sie unterwegs ist müsste Sie viel weiter vorne sein. Doch ab und an
macht Sie langsamer, läuft etwas unregelmäßig und etwas unsicher - an einen VP lässt Sie sich
sehr lange Zeit und ich denke ich habe Sie verloren... dann ist Sie wieder da und wuselt die leichte
Steigung kurz vor dem "Turnaround" in Höchst hoch. Als es rechts ab geht gerät Sie in einen Pulk
und kurz ins stocken... und dann legt Sie wieder los... flitzt an mir vorbei und bleibt an einen
Kanaldeckel hängen... Sie fällt wie ein Stock nach vorne, fast ohne jede Abwehrreaktion, kann
nicht mit den Händen abstützen, die fliegen ganz nach vorne, vor Ihren Kopf - mir stockt der
Atem als ich das sehe, ich erkenne sofort sind 3-4 ganz nahe Läufer bei Ihr - ein Sanitäter
parkt genau dort am Straßenrand, ich bleibe kurz stehen... und kann gar nicht wirklich hinsehen.
Sie muss sich böse verletzt haben, da Sie auf Bauch und Gesicht gefallen ist und sogar noch
etwas dahingeschlittert ist. Mir dreht es fast den Magen um... ich sehe wie der Sani sich über
Sie beugt - stockend laufe ich weiter... so hätte es mir in Berlin (und sonst wo) ähnlich passieren
können, nur habe ich immer noch meine Hände zum Schutz nach vorne bekommen und immer
meine Beine so hinbekommen, das meine Knie einiges abfedern konnten und mir nie viel 
passiert ist. Ich hoffe so sehr das es nicht so schlimm war, wie es für mich ausgesehen hat.
Mit mulmigen Gefühl laufe ich weiter...
Wieder in Nied angekommen, links weg der große Wechselpunkt (der letzte) für die Staffeln
und ein Hotspot mit viel Motivation und Lärm - das lenkt ein wenig ab. Zwei Abzweigungen
später sind wir wieder auf der altbekannten Mainzer Landstraße und da bleiben wir fast 5Km
lang. Zu Beginn Km30-Matte: etwas unter 2:54, ich bin langsamer geworden, nicht schlimm,
aber kein Wunder wegen der Vorkommnisse, aber auch die Fitness hat etwas nachgelassen.
Ich rechne mal hoch, selbst wenn ich noch um Einiges nachlasse, die 4:30Std sollte ich auf 
jeden Falle packen.
'Am VP greife ich jetzt gerne zum Cola und ein 2.Gel werde ich demnächst auch noch einwerfen,
mal sehen was dabei rauskommt. Vorm Bahnhofsviertel biegen wir nach links ab, rechts von uns
noch das sogenannte Gutleutviertel (ob man da ein polizeiliches Führungszeugnis braucht um
dorthin zu ziehen?). Schon taucht die 35er-Matte auf: 3:25 - etwas langsamer geworden, jedoch
viel weniger als erwartet... ich denke da ist mehr drin als 4:30. es könnte gut sub 4:20 oder
nahe 4:15 werden - die Zuversicht wächst und ich freue mich einfach aufs Ziel. 
Ein Stück weiter nördlich laufen wir über die Europa-Allee auf die Messe zu, um uns herum jede
Menge Messe-Hotels, dafür habe ich aber keine Augen - in einem langezogenen Bogen erreichen
wir schon wieder die Mainzer Landstraße. Immer mehr Zuschauer säumen den Straßenrand, 
intensive Musik (mit viel Trommeln) motivieren mich nochmals... da kann ich nicht "verhalten
laufen" - ne das geht einfach nicht!
Im Zick-Zack-Kurs geht es wieder durch die Innenstadt: nochmals Taunusanlage, Alte Oper,
Freßgass - dort am Brunnen liegt die 40Km-Matte: 3:56, ich habe meinen Schnitt mindestens
gehalten... den Elan und die Energie der vielen Trommler und begeisterten Zuschauer treiben
mich jetzt weiter an, ich bin auf der Jagd ins Ziel... und werde schneller, da sind sogar sub 4:10
drin - und das will ich jetzt wissen. Gefühlt stürme ich los und rolle das Feld auf, wenn da mal
Jemand von hinten kommt, ist es ein Staffelläufer(in). Heißa, das macht Spaß - ich haue alles
raus was in den müden Knochen und Muskeln steckt. Die Zuschauer merken das und das gibt
extra Rufe und Anfeuerung... also auf zur Messe, in die Halle rein auf den roten Teppich, ich
jage den letzten Km dahin, die letzte Abzweigung nach rechts auf die Messe zu (wie lange
dauert das noch), die schreienden Zuschauer verkürzen die Zeit, ich juble Ihnen zu, dann
sehe ich dort geht es nach links zur Halle... wenige Schritte... roter Teppich... ZIEL!!!
Ich bin deutlich unter 4:10 genau: 04:08:45.
Als ich die Treppen hinuntergehe zur Enndverpflegung und Medaillenausgabe muss ich an
die gestürzte Läuferin denken - ich hoffe es ist Ihr nicht soviel passiert. Ich verpflege mich
mit heißer Brühe und freue mich über die Warmhaltefolie, so nass geschwitzt wie ich jetzt
bin friere ich schnell. Ich hole meinen Dropbag, trockne mich ab und wasche mich ein wenig
auf der Toilette - duschen tue ich dort nicht, das ist mir echt zu blöd, kaltes Wasser und
ewige Schlangen. Dann hole ich mir noch Kaffee und Kuchen an der Cafeteria.
Doch bald sitze ich schon im Shuttlebus zum Parkhaus und bin wenig später auf der Autobahn
Richtung Nürnberg, denn heute wird es sehr bald dunkel (und ich müde auf der Heimfahrt).
Doch beim allem - auch heute hat mich das (wieder) loderende Feuer in mir gewärmt.
Die nächsten (sicherlich langsameren) Läufe können kommen.

Gruß Roland 

Zu den Fotos:
1. Frankfurt Marathon Club (hier kriege ich meine Startunterlagen)
2. Kurz vorm Start
3. Startblock1
runners.high - Nomen est omen :logik:
Dateianhänge

Re: War eigentlich nicht meine Absicht...

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Hallo Maartin,

das habe ich doch schon vor kurzen in München - siehe Bericht:
Wann denn sonst, wenn nicht Heute?
Angestachelt vom Köln-MA in ca. 4:01:30 wollte ich es in München dann wissen und bin von Anfang an "auf's Ganze".
In diesem Jahr hätte ich es sicherlich jetzt nimmer geschafft - sind zwar noch Einige zu laufen, aber die Fitness lässt nach und die entsprechenden Strecken versprechen nix Schnelles....
Also habe ich es gerade noch so hingekriegt - dachte kaum das es möglich ist so VIEL zu laufen... und dann noch einigermaßen schnell - zumindest für meine Verhältnisse. Eigentlich widerspricht sich das ein wenig - aber das hat mich ja noch nie sonderlich interessiert, dieses: Das geht nicht!
Freut mich das Dir mein Bericht gefallen hat,

Gruß Roland
runners.high - Nomen est omen :logik:
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