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Wer Wind säht, wird Sturm ernten – BMW Frankfurt Marathon 2013

Wer Wind säht, wird Sturm ernten – BMW Frankfurt Marathon 2013

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Als Ende Juli hier im Forum ein Startplatz für den BMW Frankfurt Marathon zu einem günstigen Preis angeboten wurde, musste ich nicht lange überlegen.
10 Jahre war mein letzter Start in Frankfurt her, welcher damals jedoch bereits bei KM 20 sein unrühmliches Ende fand. :peinlich:
Seither lastet diese Schmach auf meinen Schultern und ich sah es als meine Pflicht nach 10 Jahren die Rechnung endlich zu begleichen.
Doch war es nicht eventuell etwas zu heftig, 4 Wochen nach dem Berlin Marathon, meinem Saisonhöhepunkt, einen weiteren Marathon zu laufen? :confused:
Ach was, das wird schon gehen, sagte ich mir.

Samstags morgens zuckelte ich also mit der S-Bahn nach Frankfurt und hatte innerhalb von nicht mal 5 Minuten meine Startnummer und den Rest der Startunterlagen. Noch kurz über die Messe geschlendert und dann wieder zurück zu meinen Eltern, die Beine hochlegen.
Abends stellte ich dann noch vor dem Schlafengehen die Uhr eine Stunde zurück und entsprechend rechtzeitig meinen Wecker im Handy…..zumindest glaubte ich das.
Glücklicherweise weckte mich meine innere Uhr mal wieder zu gewohnter Stunde, denn ich Intelligenzbestie hatte zwar die richtig Wecker Uhrzeit eingestellt, jedoch vergessen diese auch für Sonntag einzustellen. :klatsch:
Trotzdem kam ich entspannt in Frankfurt an der Messe an und wartet am verabredeten Treffpunkt auf meinen Vereinskollegen.
Dabei lief mit der gute Moengel über den Weg und wir hielten noch einen kurzen Plausch. :handshak:
Nach dem Umziehen, ob der milden Temperaturen war kurz/ kurz angesagt, und einem kurzen aufwärmen ging es in den Startblock.
Für einen „Gold Label“-Race empfand ich es jedoch beschämend was sich dort abspielte.
Kein Hinweis auf die tatsächlichen Zugänge in den Block, keine Zugangskontrolle und die Pacer (2:59 und 3:14) hab ich zumindest auch nicht gesehen. :nono:
Nach dem Startschuss ging es dann endlich los. Doch was war das? Immer wieder musste ich Ausweichmanöver laufen, da vor mir Läufer mit gefühlter 5:00er Pace auftauchten. Und dann, ich traute meinen Augen kaum, tauchte kurz nach KM 1, den ich mit 4:18 abdrückte, auch noch der 3:14 Pacer auf. Na ganz großes Kino!!! :mundauf:
Irgendwie hatte ich jetzt Wut im Bauch und das war ganz und gar nicht gut, denn bis KM 10 (40:08) drückte ich so sehr aufs Gas, dass ich sehenden Auges ins Verderben rannte.
Der kleine Anstieg zwischen KM 10 und 11 brachte dann endlich die Bremse und die KM-Zeiten pendelten sich, trotz einsetzendem Regen ab Villa Kennedy bei KM 15, bei 4:03 Min ein.
Bei Halbmarathondurchlauf in Schwanheim zeigte meine Uhr eine 1:25:15 an und mir wurde klar, heute würde ich leiden müssen.
Bei KM 26 begann sich dann auch noch mein Verdauung zu melden und ich hielt verzweifelt Ausschau nach einem Dixie, welches endlich kurz hinter KM 28 in Sicht kam. Die KM 26-28 war ich alle schon mit 4:17er KM-Zeiten unterwegs und es sollte auch nach dem Boxenstopp nicht mehr besser werden.
Denn ab jetzt begann das große Leiden. Kurz Hinter KM 34 nahm ich, bei einer ersten Geh Pause in aller Ruhe, das 2. Gel zu mir (Nr. hatte ich bei KM 22).
Doch es war zu spät. Die KM-Zeiten lagen nun bei 5:00-5:25 Min. Ich war platt und jetzt kamen die angekündigten Sturmböen zwischen den Hochhäusern der Innenstadt. Nur vereinzelt überholte ich noch andere Läufer, denen es noch schlechter erging als mir. Doch dieser, normalerweise positive, Effekt verpuffte im Millisekundenbereich , durch die zahlreichen Läufer die wiederum mich überholten. Doch es sollte noch schlimmer kommen. :weinen:
Bei KM 39 merkte ich, dass langsam aber sicher sich ein Krampf im linken hinteren Oberschenkel anbahnte. Die Stimmungshochburg an der Alten Oper ließ er mich noch passieren doch keine 50 Meter wieder auf der Geraden in Richtung KM 41, schlug der Krampf gnadenlos zu und zwang mich zu einer Dehnpause.
Einziger Trost in dem Moment war die Gewissheit, dass ich die Schmach von vor 10 Jahren auf jeden Fall ausbügeln würde und selbst wenn ich die letzten 1,5 KM auf allen Vieren kriechen würde.
Doch soweit sollte es dann doch nicht kommen.
Mit 3:04:50 überquerte ich am Ende die Ziellinie und war froh, dass es endlich vorbei war.

Auch wenn Berlin erst 4 Wochen zurückliegt, habe ich die sub 3 dieses Mal auf den ersten 15 KM verspielt. Doch ich wollte ja nicht auf den Vernunftsengel auf meiner Schulter hören.
Regen und Wind waren auf jeden Fall nicht die entscheidenden Faktoren.
Arme und Beine bilden eine rotierende Scheibe, die nur zum Schwungholen und zur Richtungsänderung den Boden berühren!!!! :hallo:
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Den erfahrenen Läufer musst Du mir in dem Bericht oben aber noch zeigen Blub :D , denn der wäre den Lauf nicht so angegangen wie ich es getan habe.
Arme und Beine bilden eine rotierende Scheibe, die nur zum Schwungholen und zur Richtungsänderung den Boden berühren!!!! :hallo:
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laufenderPumuckl hat geschrieben:Kein Hinweis auf die tatsächlichen Zugänge in den Block, keine Zugangskontrolle und die Pacer (2:59 und 3:14) hab ich zumindest auch nicht gesehen. :nono:


Das hatte ich bisher wirklich noch nie so erlebt. Der erste Startblock war für Zielzeiten bis 3:15 und ich habe mich entsprechend in der letzten Reihe in den Startblock eingeordnet. Da war bis zum Horizont kein 3:15-Ballon zu sehen. Dazu kommt, dass sich die Leute wirklich völlig falsch eingeordnet haben. Ich habe bei einer 3:21-er Zeit vom Start bis zum Ziel ausschließlich überholt.
laufenderPumuckl hat geschrieben:Bei KM 39 merkte ich, dass langsam aber sicher sich ein Krampf im linken hinteren Oberschenkel anbahnte. Die Stimmungshochburg an der Alten Oper ließ er mich noch passieren doch keine 50 Meter wieder auf der Geraden in Richtung KM 41, schlug der Krampf gnadenlos zu und zwang mich zu einer Dehnpause.
Genau da hat es mich auch erwischt - der erste Krampf beim Laufen überhaupt.
laufenderPumuckl hat geschrieben: Einziger Trost in dem Moment war die Gewissheit, dass ich die Schmach von vor 10 Jahren auf jeden Fall ausbügeln würde und selbst wenn ich die letzten 1,5 KM auf allen Vieren kriechen würde.
Glückwunsch zu dem Erreichen des Minimalziels!
Von lang zu kurz.

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Oh weh, da musstest du wirklich leiden ... :frown:

Hab (u.a.) deinen WK über die Mika-Seiten verfolgt und schwankte zwischen Begeisterung, Sorge und schließlich Mitleid. Du hast dich durchgebissen, das zählt! Daher sollte der Rennverlauf mit dem positiven Split ein insgesamt überaus positives Saisonfazit nicht trüben! Gute Erholung und danke für den fein geschriebenen Bericht. Und deinem Vernunftengel gibst du beim nächsten Marathon einen Lautsprecher mit, damit du ihn nicht ignorieren kannst! :D

VG,
kobold

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@ Brotspinne, was die Zielzeiten für den ersten Startblock betreffen sollte Frankfurt eventuell darüber nachdenken diesen nochmal zu Teilen bzw. bis 2:59 zu begrenzen und die darauf folgenden Blocks zu ändern.
Klar gibt es immer welche die sich in Blocks reindrängen für die sie nicht gemeldet sind, aber beim besten Willen, bei einem Gold-Label Race, sollte das doch wesentlich besser organisiert werden.
Arme und Beine bilden eine rotierende Scheibe, die nur zum Schwungholen und zur Richtungsänderung den Boden berühren!!!! :hallo:
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Alles richtig Georg und von daher ist mein Leiden ab KM 28 auch nur mehr eine gerechte Strafe dafür, mich vorher nicht gebremst zu haben.
Wobei ich sagen muss, dass ich ab etwa KM 3-4 fast frei laufen konnte.

Ob mir in der Form nochmal so passieren wird weiss ich nicht, aber es wird mir hoffentlich beim nächsten Marathon eine Lehre sein :zwinker2:
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:daumen:
Es gibt ja Leute die sehen das anders, aber allgemeiner Konsens ist doch eher, dass ein Marathon auf den letzten und nicht den ersten 10km entschieden wird. Es hat überhaupt keinen Sinn, sich über Startblöcke, Verkehrshindernisse und unsichtbare Pacer so aufzuregen (hab ich auch alles schon erlebt), weil das treibt nur deinen Puls in die Höhe und raubt Konzentration - einfach gemütlich starten, das niedrigere Tempo zum Einlaufen nützen, "mitschwimmen" und spätestens ab km 5 hat man freie Bahn und einen schönen Rhythmus.
Ich laufe übrigens von vornherein ohne Uhr, bringt ohnehin nichts wie man immer wieder sieht :)
"Only that day dawns to which we are awake." - H.D.Thoreau
Meine Wettkämpfe in der km-Spiel Tabelle
Meine Lauf-Fotoalben (mit vielen Tiroler Laufstrecken)

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Hi Jens,

Ja was für ein Drama :frown: Ich hätte es dir so gegönnt. War mir auch fast sicher, als ich deine Zeiten im Ticker verfolgt habe.

Das mit den Startblöcken kann ich nur bestätigen. Ich war ja nur als Zuschauer dort, aber da konnte jeder, der wollte in den vorderen Block rein. Überhaupt kein Problem. Ich bin mir fast sicher, dass viele der "Frankfurt unerfahrenen" völlig unbewußt einfach irgendwo in den Block rein sind. Also ohne Absicht. DIe haben das schlicht und ergreifend nicht kapiert in der Hektik. Ich hab dann bei KM6 gestanden und nur noch gestaunt als der 3:15 Pacer völligst außer Plan im großen 3 Stunden Pulk an mir vorbei lief.

Jens, danke für den Bericht. Sehr interessant. Sehr ehrlich geschrieben und nicht nach Ausreden gesucht :daumen: Das gefällt mir :nick: :daumen: Kopf hoch. Die Zeiten für ne Zeit knapp über 2:50 hast du drauf! Das hast du bei der Saarschleife eindrucksvoll bewiesen :daumen:

In Düsseldorf werden wir zusammen das Ding heimfahren :nick: Aber wahrscheinlich bist du bis dahin bereits 10min auf den Marathon schneller als ich :frown:

Hat mich auf jeden Fall gefreut dich zu treffen :)

Grüße,
Frank
:winken:
meine Laufseite ; aktuelle Trainingsdaten Runalyze
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Danke Frank! War klasse dich vor dem Start wieder zu treffen.
Nach Ausreden zu suchen würde mir auch nicht in den Sinn kommen. Denn wie schon gesagt, das Ding hab ich auf den ersten 10 KM einfach verschenkt, wider besseren wissens.
Aber ich werde mir auf die "Mitschwimm-Tip" von Georg fürs nächste Mal bei einer solchen Grroßveranstaltung zu Herzen nehmen.
In Düsseldorf kann man ja Gott sein dank von anfang an ohne Probleme laufen.
Bleibt zu hoffen, dass die Vorbereitung auf Düsseldorf wieder so gut anschlägt wie die vergangene auf Berlin.
Arme und Beine bilden eine rotierende Scheibe, die nur zum Schwungholen und zur Richtungsänderung den Boden berühren!!!! :hallo:
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Mir ist es auf niedrigerem Niveau ähnlich gegangen.

Zwar bin ich nicht zu schnell, eher defensiv gestartet und hatte kaum Probleme mit den Beinen, dafür massiv mit dem Kreislauf ab ca. km 34.

Die Pace hat sich vom Anfang bis km25 von 4:39 auf 4:28 entwickelt, dann zwischen km25-30 4:35, immer noch im Rahmen, ging dann noch bis ca. km 34 gut.
Die ersten 10km waren schon fast wie lockeres Jogging. Ich bekam super Luft und die km flogen nur so an mir vorbei. Bis km 20 war auch noch alles recht leicht.
Nach dem größeren Regenschauer war dann Schluss, und ich ging sehr viel spazieren.
35-40 warens 5:38, der Rest 6:31. Hände kribbelten, konnte kaum ein "Entschuldigung" rausbringen, als ich jemanden ein bisschen in die Quere kam, Luftprobleme, Herzrasen (hatte aber keinen Pulsgurt dabei), ...

Wirklich weiß ich nicht, woran es letztlich wirklich gelegen ist, aber ein paar Faktoren spielen sicher ne Rolle:

Stress im Weihnachsgeschäft (beruflich auch den ganzen Tag auf den Beinen und in Bewegung). Anfang der Woche schon kleine Kreislaufprobleme beim Bücken (bzw. beim wieder Aufrichten leichten Schwindel). Zwar seit Do. Urlaub, konnte mich wohl noch nicht richtig erholen und hatte die letzten 3 Tage ein leichtes Kratzen im Hals. Nach der stärkeren Regenphase hatte es sicher ne hohe Luftfeuchigkeit die anscheinend massiv in mir eingeschlagen ist. Der stärkere Wind kam dann erst, als ich eh schon fertig war.

PS: den 3:14er Pacemaker hab ich erst irgendwann jenseits der 25km km eingeholt.

Naja, ich hatte in der letzten Zeit ein paar gute, bzw. sehr gute Läufe, nächstes Mal wirds auch wieder klappen :nick:
Viele Grüße

Jürgen

"... its aint over till
it's over ..."
"... es ist nicht vorbei,
bevor es vorbei ist ..."

-Zitat: Rocky Balboa- :wink:

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Danke für deinen Bericht. Das hat ja schon beim lesen weh getan. Aber die super Saison macht dir der Lauf ja nicht kaputt. Du hast ja dieses Jahr ordentlich hingelangt. Und durch diese Erfahrung wirst du bei einem Marathon bestimmt nicht wieder so unkontrolliert anlaufen.

Viele Grüße

Sven

5000 m - 18min59s VDOT 52,9 (20.04.2018)
10 km - 37min19s VDOT 56,3 (19.03.2017)
Stundenlauf - 15480 m - VDOT 55,6 (03.06.2016)
Halbmarathon - 1h22min58s VDOT 56,0 (22.10.2017)
Marathon - 2h56min31s - VDOT 54,8 (18.10.2015)

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