10 Jahre war mein letzter Start in Frankfurt her, welcher damals jedoch bereits bei KM 20 sein unrühmliches Ende fand.

Seither lastet diese Schmach auf meinen Schultern und ich sah es als meine Pflicht nach 10 Jahren die Rechnung endlich zu begleichen.
Doch war es nicht eventuell etwas zu heftig, 4 Wochen nach dem Berlin Marathon, meinem Saisonhöhepunkt, einen weiteren Marathon zu laufen?

Ach was, das wird schon gehen, sagte ich mir.
Samstags morgens zuckelte ich also mit der S-Bahn nach Frankfurt und hatte innerhalb von nicht mal 5 Minuten meine Startnummer und den Rest der Startunterlagen. Noch kurz über die Messe geschlendert und dann wieder zurück zu meinen Eltern, die Beine hochlegen.
Abends stellte ich dann noch vor dem Schlafengehen die Uhr eine Stunde zurück und entsprechend rechtzeitig meinen Wecker im Handy…..zumindest glaubte ich das.
Glücklicherweise weckte mich meine innere Uhr mal wieder zu gewohnter Stunde, denn ich Intelligenzbestie hatte zwar die richtig Wecker Uhrzeit eingestellt, jedoch vergessen diese auch für Sonntag einzustellen.

Trotzdem kam ich entspannt in Frankfurt an der Messe an und wartet am verabredeten Treffpunkt auf meinen Vereinskollegen.
Dabei lief mit der gute Moengel über den Weg und wir hielten noch einen kurzen Plausch.

Nach dem Umziehen, ob der milden Temperaturen war kurz/ kurz angesagt, und einem kurzen aufwärmen ging es in den Startblock.
Für einen „Gold Label“-Race empfand ich es jedoch beschämend was sich dort abspielte.
Kein Hinweis auf die tatsächlichen Zugänge in den Block, keine Zugangskontrolle und die Pacer (2:59 und 3:14) hab ich zumindest auch nicht gesehen.

Nach dem Startschuss ging es dann endlich los. Doch was war das? Immer wieder musste ich Ausweichmanöver laufen, da vor mir Läufer mit gefühlter 5:00er Pace auftauchten. Und dann, ich traute meinen Augen kaum, tauchte kurz nach KM 1, den ich mit 4:18 abdrückte, auch noch der 3:14 Pacer auf. Na ganz großes Kino!!!

Irgendwie hatte ich jetzt Wut im Bauch und das war ganz und gar nicht gut, denn bis KM 10 (40:08) drückte ich so sehr aufs Gas, dass ich sehenden Auges ins Verderben rannte.
Der kleine Anstieg zwischen KM 10 und 11 brachte dann endlich die Bremse und die KM-Zeiten pendelten sich, trotz einsetzendem Regen ab Villa Kennedy bei KM 15, bei 4:03 Min ein.
Bei Halbmarathondurchlauf in Schwanheim zeigte meine Uhr eine 1:25:15 an und mir wurde klar, heute würde ich leiden müssen.
Bei KM 26 begann sich dann auch noch mein Verdauung zu melden und ich hielt verzweifelt Ausschau nach einem Dixie, welches endlich kurz hinter KM 28 in Sicht kam. Die KM 26-28 war ich alle schon mit 4:17er KM-Zeiten unterwegs und es sollte auch nach dem Boxenstopp nicht mehr besser werden.
Denn ab jetzt begann das große Leiden. Kurz Hinter KM 34 nahm ich, bei einer ersten Geh Pause in aller Ruhe, das 2. Gel zu mir (Nr. hatte ich bei KM 22).
Doch es war zu spät. Die KM-Zeiten lagen nun bei 5:00-5:25 Min. Ich war platt und jetzt kamen die angekündigten Sturmböen zwischen den Hochhäusern der Innenstadt. Nur vereinzelt überholte ich noch andere Läufer, denen es noch schlechter erging als mir. Doch dieser, normalerweise positive, Effekt verpuffte im Millisekundenbereich , durch die zahlreichen Läufer die wiederum mich überholten. Doch es sollte noch schlimmer kommen.

Bei KM 39 merkte ich, dass langsam aber sicher sich ein Krampf im linken hinteren Oberschenkel anbahnte. Die Stimmungshochburg an der Alten Oper ließ er mich noch passieren doch keine 50 Meter wieder auf der Geraden in Richtung KM 41, schlug der Krampf gnadenlos zu und zwang mich zu einer Dehnpause.
Einziger Trost in dem Moment war die Gewissheit, dass ich die Schmach von vor 10 Jahren auf jeden Fall ausbügeln würde und selbst wenn ich die letzten 1,5 KM auf allen Vieren kriechen würde.
Doch soweit sollte es dann doch nicht kommen.
Mit 3:04:50 überquerte ich am Ende die Ziellinie und war froh, dass es endlich vorbei war.
Auch wenn Berlin erst 4 Wochen zurückliegt, habe ich die sub 3 dieses Mal auf den ersten 15 KM verspielt. Doch ich wollte ja nicht auf den Vernunftsengel auf meiner Schulter hören.
Regen und Wind waren auf jeden Fall nicht die entscheidenden Faktoren.