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Wie zuvor, aber dramatisch anders - Harzquerung 2023

Re: Wie zuvor, aber dramatisch anders - Harzquerung 2023

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Hallo Udo,

erstmal Glückwunsch zum Finish und auch Respekt dafür wieviele Läufe/Veranstaltungen du in so kurzer Zeit bewältigst.

Es freut mich immer einen Bericht über eine Veranstaltung zu lesen an der ich auch teilgenommen habe obwohl ich bisher nie etwas dazu geschrieben habe (und auch nicht immer deiner Meinung bin aber dafür hat ja jeder auch seine eigene).

Den Begriff "Mondlandschaft" den du gebraucht hast ist genau der selbe den ich auch dafür in einem Gespräch mit einem Mitläufer gebraucht habe. Der Harz sieht wirklich jedes Jahr schlimmer aus, auch im Großen Umkreis um den Brocken und weiter westlich (wo ich am Tag nach der Harzquerung noch wandern war (irgendwann muss die Harzer Wandernadel auch mal fertig werden).

Ich bin trotzdem froh den Lauf gemacht zu haben obwohl ich im Nachhinein den Großen Andrang auf die Harzquerung in vielen Aspekten nicht nachvollziehen kann und diese für mich definitiv ein einmaliges Erlebnis bleiben wird.


Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinen weiteren Vorhaben.

Re: Wie zuvor, aber dramatisch anders - Harzquerung 2023

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Hallo Udo, Danke für den Bericht! Ich war 2012 dort - mein erster "Ultra" - und habe den Lauf eigentlich als landschaftlich sehr schön in Erinnerung, schade, dass das Gebiet mittlerweile so verwüstet ist :frown:

Bezüglich der "Höhenmeter" dürften die 1.300 zwar einen gewissen Bezug zur Realität haben, wenn man jede Kuppe mitrechnet - relevante Höhenmeter sind es aber "nur" ca. 800-900. Auch genug, denn ich erinnere mich, dass ich die letzten Meter auf den Poppenberg marschiert statt gelaufen bin :D - Gratulation auf jeden Fall zu deinem Finish, du bist ja offenbar unkaputtbar!

Als Hoffnung für die Zukunft bleibt, das auch derart "verwüstete" Gebiete, sich selbst überlassen, rasch wieder verwalden - natürlich dauert es Jahrzehnte aber aus der Perspektive der Natur sind das auch nur Wimpernschläge, nur uns mit unserer beschränkten zeitlichen Perspektive erscheint das als Katastrophe.

Re: Wie zuvor, aber dramatisch anders - Harzquerung 2023

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Hallo UDO,
hmm, ich hatte den vor ca. 10 Jahren auch auf meiner ToDo-Liste. aber wenn ich lese und vor allem die Bilder sehe, kommen mir Zweifel ob ich da noch jemals hin muss. Ich denke - eher nicht. Was die Gegend betrifft. 2020 war ich bei der Brocken Challenge und auch da ist mir damals beim nächtlichen Fußmarsch auf der Brockenstraße runter nach Schierke aufgefallen, dass viele Stellen kahl waren. Ich konnte das damals gar nicht richtig zuordnen und sprach einen "Lokal" an der mich auf dem langen 10 km Marsch nach unten begleitete. Der meinte seufzend als ich ihn fragte ob es hier vor kurzem einen Sturm gegeben hätte. "Nein, das ist die Trockenheit und der Borkenkäfer der hier den Wald vernichtet und ein Ende dieses traurigen Zustandes sei nicht abzusehen." Der Wald wird soweit ich es richtig weiß nicht bewirtschaftet (Nationalpark)und Totwald akzeptiert. Wie es in so einem Gebiet mit Aufforstungsmaßnahmen aussieht entzieht sich meiner Kenntnis.

Re: Wie zuvor, aber dramatisch anders - Harzquerung 2023

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Hallo Udo
Der Weg ist das Ziel und das verlierst du auf deinem Weg nach Berlin nicht aus den Augen.
Gratulation zum Finish!
Hochachtungsvoll dein fast Schwiegersohn der HQ von 2017 (noch mit Roxi und Mike am Start), als ich mich dir vorstellte ..... über deine Textpassage muß ich heute noch lachen, gez. Kerkermeister ;)

Der Harz (Mondlandschaft / Kriegsgebiet)ich so richtig im Eimer.
Während der HQ 2017 war das noch zu ertragen.
Wie Schauläufer schon angemerkt hat, 2020 bei der BC war das schon sehr erschreckend und bis dato eine totale Katastrophe.

Als "Local" mit 1,5h Anfahrtsweg sind wir am Woe gerne mal in aller Frühe Richtung Harz gefahren, aber das kann man sich einfach nicht mehr zumuten. Da wird man während der Wanderungen nur noch depressiv, wenn m/w/d sich da durchkämpft und den Harz noch von damals in Erinnerung hat.

Ich wünsche dir weiterhin alles Gute für dich, deine Liebsten und natürlich für deine weiteren Läufe @Udo

Re: Wie zuvor, aber dramatisch anders - Harzquerung 2023

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amplitude hat geschrieben: 10.05.2023, 14:49 Als "Local" mit 1,5h Anfahrtsweg sind wir am Woe gerne mal in aller Frühe Richtung Harz gefahren, aber das kann man sich einfach nicht mehr zumuten. Da wird man während der Wanderungen nur noch depressiv, wenn m/w/d sich da durchkämpft und den Harz noch von damals in Erinnerung hat.
Die Depressionen kriege ich inzwischen schon, wenn ich aus der Haustür trete. Die Fichten im Benther Berg sind ja schon länger weg. Jetzt holzen sie alle Buchen um, die dicker als 30 Zentimeter sind. Wo Du früher schön im Schatten laufen konntest, kriegste Du heutzutage einen Sonnenbrand. Da dachte man immer, ein Wald sei gut für die Umwelt.

Re: Wie zuvor, aber dramatisch anders - Harzquerung 2023

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GeorgSchoenegger hat geschrieben: 08.05.2023, 23:07 Als Hoffnung für die Zukunft bleibt, das auch derart "verwüstete" Gebiete, sich selbst überlassen, rasch wieder verwalden - natürlich dauert es Jahrzehnte aber aus der Perspektive der Natur sind das auch nur Wimpernschläge, nur uns mit unserer beschränkten zeitlichen Perspektive erscheint das als Katastrophe.
Das ist natürlich die Hoffnung aber so wie es dort aussah kann ich das nicht glauben das auf den gerodeten Flächen wieder irgendetwas wachsen könnte. Hätte man wenigstens die toten Bäume stehen lassen gäbe es dort noch Schatten aber so wird der Boden doch in jedem Sommer verbrannt und bei jedem Regen etwas abgetragen.

Re: Wie zuvor, aber dramatisch anders - Harzquerung 2023

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schauläufer hat geschrieben: 09.05.2023, 22:26 Hallo UDO,
hmm, ich hatte den vor ca. 10 Jahren auch auf meiner ToDo-Liste. aber wenn ich lese und vor allem die Bilder sehe, kommen mir Zweifel ob ich da noch jemals hin muss. Ich denke - eher nicht. Was die Gegend betrifft. 2020 war ich bei der Brocken Challenge und auch da ist mir damals beim nächtlichen Fußmarsch auf der Brockenstraße runter nach Schierke aufgefallen, dass viele Stellen kahl waren. Ich konnte das damals gar nicht richtig zuordnen und sprach einen "Lokal" an der mich auf dem langen 10 km Marsch nach unten begleitete. Der meinte seufzend als ich ihn fragte ob es hier vor kurzem einen Sturm gegeben hätte. "Nein, das ist die Trockenheit und der Borkenkäfer der hier den Wald vernichtet und ein Ende dieses traurigen Zustandes sei nicht abzusehen." Der Wald wird soweit ich es richtig weiß nicht bewirtschaftet (Nationalpark)und Totwald akzeptiert. Wie es in so einem Gebiet mit Aufforstungsmaßnahmen aussieht entzieht sich meiner Kenntnis.
Hallo Klaus,

ob man "da" hinfährt oder nicht, kann natürlich nur jeder für sich selbst entscheiden. Wir alle haben durchaus unterschiedliche Motive, die uns da oder dort zum Laufen schicken. Es sind dies als Strichaufzählung natürlich für alle dieselben (Spaß haben, Gesundheit, Erleben, Sehen, Kennenlernen, etc.) nur setzen sie sich bei jedem zu einem individuellen Mix zusammen. Mir ist die "Optik" wichtig, das Sehen. Das stelle ich zurück, wenn es die Natur eines Wettkampfs von vorneherein weitgehend minimiert. Ich war bei 6-, 12- oder 24h-Läufen, wo schon die erste Runde optisch eine zu viel war. Das kann - besser: konnte - ich früher ganz gut ab. Vor allem weiß ich es vorher und streiche den Motivationspunkt "Optik" aus meiner Erwartungsliste. "Das da" im Harz ist eine ganz andere Hausnummer: Es ist nicht nur so, dass die "Optik" fehlt. Das, was ich da jetzt vorfinde, erodiert meine Stimmung, bedrückt mich, weckt Zukunftsängste, die ich bisher so gut wie nie hatte. Nun nicht mehr für meine Zukunft. So lange ich leben werde, wird's schöne Winkel NOCH geben. Rückzugsgebiete und ich werde sie mir leisten können. Aber ich habe Enkel. Mehr ist dazu nicht auszuführen. Mir ist bang.

Der "Beisitzer" im Bus, von dem ich schrieb, der aus der Nähe kommt, hat mir erzählt, dass die Wiederaufforstungsfrage im niedersächsischen Teil des Harzes entschieden sei (was man anpflanzen will, habe ich nicht hinterfragt). Er wies zugleich darauf hin, dass sich die Forstverantwortlichen im sachsen-anhaltinischen Teil des Harzes nicht einigen können, was man pflanzen soll. Ich gehe mal davon aus, dass die Traditionalisten am liebsten die ehemalige Monokultur wiedererschaffen wollen, die anderen eher einen Wald, der resistenter ist gegen klimatische Herausforderungen. Der Borkenkäfer ist letztlich auch ein Profiteur der Klimaveränderung, weil er bei geschwächten Bäumen leichtes Spiel hat. Man darf gespannt sein, wie das ausgeht. Fix ist, dass ich das hoffentlich positive Ergebnis der Wiederaufforstung nicht mehr erleben werde. Das wird bestenfalls so lange dauern, wie Bäume brauchen, bis sie "erwachsen" sind. 40 Jahre? 50, 80? Wenn's weniger gut ausgeht, dann wird das Klima die Schößlinge am Wachstum hindern, viele ruinieren. Ich bin kein Umwelt- oder Waldexperte. Ich bin einer, der Wald genießt und lange als etwas Selbstverständliches betrachtete, wie vieles um mich her. Von diesem Irrglauben habe ich mich vor längerer Zeit verabschiedet. Seitdem versuche ich mein Verhalten zu ändern. Mit wechselndem Erfolg. Und ich versuche mich nicht auf die bequeme Position zurückzuziehen, dass ich allein, dass wir in unserer Region allein, nichts zum Besseren wenden können. Ich versuche mich zu ändern.

Als Läufer hat mir die Pandemie in dieser Hinsicht geholfen, wenngleich sie mich leistungsmäßig ziemlich abgeschossen hat (wie viele von euch). Als es nirgendwo mehr die liebgewonnenen Wettkämpfe gab, fing ich an zu suchen. Und siehe da, es gab und gibt Veranstaltungen, die meinen "Trieb" zu laufen auch befriedigen, für die ich aber nicht so weit fahren muss. Leider gilt das für Ultraläufe, insbesondere für welche, die ein M70er noch packen kann, eher weniger bis gar nicht. Mach ich halt Kompromisse und schlage - so weit das geht, jetzt am WE beim Rennsteiglauf gelingt's mir nicht - mehrere Fliegen mit einer Klappe: Besuche bei Freunden oder Urlaub + Laufen. Damit werden Vorbereitungen auf die wirklich großen Saisonziele noch schwieriger, aber was soll's: Ich hab ja sonst nix mehr zu tun ;-)

Lieber Klaus, ich wünsche dir gute Läufe und starke Finishes. Und das Wichtigste: Gesundheit.

Gruß Udo

Re: Wie zuvor, aber dramatisch anders - Harzquerung 2023

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schauläufer hat geschrieben: 09.05.2023, 22:26"Nein, das ist die Trockenheit und der Borkenkäfer der hier den Wald vernichtet und ein Ende dieses traurigen Zustandes sei nicht abzusehen."
Bei mir im Sauerland sind die "Locals" nicht anders gepolt, und haben diesbezüglich ein Brett vor dem Kopf. Nicht die Trockenheit und der Borkenkäfer haben den Wald vernichtet. Es war der Mensch selbst...

Monokulturen sind und waren nie natürlich. Die Probleme die sie im Ökosystem mit sich bringen schon lange Zeit bekannt. Und jetzt wo das Kind in den Brunnen gefallen ist fangen die Verantwortlichen nach dem Motto "plötzlich und unerwartet" an zu jammern. Bei den Buchen ist es das gleiche. Das für derartig massive Eingriffe in die Natur mit ihren Folgen niemand zur Rechenschaft gezogen wird ist für mich nicht nachvollziehbar.

my2cents

Karl
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